Alpine A110/Toyota GR Supra: Vergleichstest
Supra und A110 im Duell der Legenden
- Alpine A110 und Toyota GR Supra im Vergleichstest
- Motor/Getriebe: Alpine A110 leichter und sparsamer
- Fahrkomfort: Toyota GR Supra mit Langstreckenkomfort
- Karosserie: Einstiege der Alpine A110 sind größer
- Umwelt/Kosten: Toyota GR Supra immer komplett ausgestattet
- Messwerte & technische Daten: Alpine A110 & Toyota GR Supra 3.0
- Fazit
Alpine und Toyota feiern nach Jahrzehnten der Abwesenheit furiose Comebacks – bei uns treffen sich die Alpine A110 und der Toyota GR Supra zum Vergleichstest im Grenzbereich.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Alpine A110 | Toyota GR Supra 3.0 |
---|---|---|
Karosserie (500) | 305 | 356 |
Fahrkomfort (500) | 313 | 332 |
Motor/Getriebe (1000) | 656 | 671 |
Fahrdynamik (1250) | 816 | 837 |
Kosten/Umwelt (500) | 382 | 386 |
Gesamtwertung (3750) | 2472 | 2582 |
Platzierung | 2 | 1 |
Für die erste Alpine A110 kam 1977 nach 16 Produktionsjahren das Ende. Sie war ein Star ihrer Zeit, ein erfolgreicher Rallye-Wagen, begehrt bei den Schönen und Reichen. Nach knapp 7500 verkauften Fahrzeugen ging der französische Sportwagen vom Platz. Die noch bis 1982 gebaute modernere A310 konnte den Ruhm nicht weitertragen. Auch in Japan wurde es ab 2002 um eine Ikone des Landes still: Im Sommer 2002 lief der finale Supra vom Band. Vor allem das letzte Modell war ein echter Sportwagen – und schon damals sorgte ein Dreiliter-Reihensechszylinder-Biturbo mit 330 PS im Bug für beeindruckende Fahrleistungen. Jetzt treten die Nachfolger der Legenden ihr Erbe an und zeigen, dass es neben allen Effizienz-Diskussionen auch immer noch Platz für Emotionen gibt. Alpine und Supra sind die besten Botschafter für feinsten Fahrspaß. Sie schaffen es, das Fahrgefühl ihrer Vorgänger aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu transportieren. Auch so sieht ein Teil der automobilen Zukunft aus: Alpine A110 und Toyota GR Supra im Vergleichstest! Mehr zum Thema: Japanische Sportwagen der 90er-Jahre
Toyota GR Supra 3.0 im Video:
Alpine A110 und Toyota GR Supra im Vergleichstest
Die Grundformel für Sportwagen lag früher immer in einem möglichst niedrigen Gewicht. Die Alpine der 60er-Jahre war mit gerade einmal 750 kg ein Meister dieser Formel – und die neue A110 folgt dem gleichen Ansatz. Stabiler, größer und sicherer, ist sie zwar nicht ganz so leicht, wiegt aber dennoch nur 1143 Kilogramm – das ist im Jahr 2019 ein beeindruckender Wert und zahlt sich aus. Die Alpine folgt leichtfüßig jedem Richtungsbefehl, bleibt spielerisch beherrschbar und wird auch vom übelsten Kurb auf der Rennstrecke nicht aus der Ruhe gebracht. Selbst die ausgeprägte Übersteuertendenz findet ihren Platz im schnell gelernten Rhythmus. Nur eins sollte man beachten: Am Einlenkpunkt muss der Bremsvorgang beendet sein. Wer das nicht beherzigt, schiebt ohne große Vorankündigung über die Vorderachse von der Ideallinie. Der Toyota GR Supra zeigt ein völlig anders Wesen. Schon die Sitzposition – dicht an der Hinterachse statt wie in der Alpine im Zentrum des Fahrzeugs – lässt sich nicht vergleichen. Die Lenkung arbeitet mit deutlich größerem Kraftaufwand, ist aber extrem direkt und zielsicher. Der Supra folgt dem gewünschten Kurs ohne Verzögerung, rauscht millimetergenau an den Scheitelpunkt heran, stützt sich beim Herausbeschleunigen mit viel Druck auf der Hinterachse ab und generiert so die nötige Traktion, um seine 500 Newtonmeter fein dosiert einzusetzen. Der Supra fühlt sich nicht nur schwerer an, mit 1498 Kilogramm ist er das auch. Aber er wirkt deshalb alles andere als schwerfällig und bietet ein glasklares Feedback von Vorder- und Hinterachse. Selbst den Übergang ins Übersteuern gestaltet er derart sanft und kontrollierbar, dass man schon beim ersten Herausbeschleunigen mit dem Wesen des Coupés eine Einheit bildet. Alpine A110 und Toyota GR Supra haben jeweils den richtigen Mix aus Gewicht und Leistung gefunden. Am Ende einer schnellen Runde im Vergleichstest erarbeitet sich der Supra aber vor allem wegen seiner etwas feiner zu dosierenden Bremse – speziell aus hohen Geschwindigkeiten – einen Vorsprung von 1,3 Sekunden.
Motor/Getriebe: Alpine A110 leichter und sparsamer
Wie beim letzten Supra gönnt Toyota auch seiner Neuauflage einen Reihensechszylinder. Statt wie damals zwei Turbolader zu bemühen, reicht den Japanern beim von BMW übernommenen Triebwerk ein Lader. Es war eine gute Wahl, beim Supra mit den Bayern zu kooperieren, denn der Motor beherrscht das ganze Programm. Er drückt seine fein dosierbaren 500 Newtonmeter ab 1600 Touren mit voller Wucht durch den Antriebsstrang und übergibt oberhalb von 4500 Umdrehungen an die locker zwischen 5000 und 6500 Touren aufdrehenden 340 PS. Dabei ist man immer mit dem vollen, kultivierten und leicht aggressiven Timbre unterwegs, wie es nur ein Reihensechszylinder komponieren kann. Mit ihrem unvergleichlichen Mix aus kehligem Gurgeln und wildem Turbofauchen braucht sich die Alpine aber nicht zu verstecken. Ihr Vierzylinder geht rauer, jedoch keinesfalls weniger energisch zur Sache. Bei den Fahrleistungen liegen Alpine A110 und Toyota GR Supra Kopf an Kopf. Selbst die zwei km/h mehr Topspeed der A110 fallen nicht ins Gewicht. Es ist das Wesen ihres Vierzylinders, der den Unterschied macht: Er will immer ans Drehzahllimit. Das Doppelkupplungsgetriebe folgt diesem Wunsch konsequent und verzichtet darauf, das Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen in Szene zu setzen. Das gelingt der Automatik des Supra deutlich besser. Gleiche Fahrleistungen, weniger Gewicht: Die Alpine nutzt diese Kombination effektiv und kommt im Vergleichstest mit nur 8,1 Litern deutlich sparsamer 100 Kilometer weit als der Supra mit 8,8 Litern.
Fahrkomfort: Toyota GR Supra mit Langstreckenkomfort
Schon auf der Rennstrecke beim Überfahren der Kurbs zeigt das Fahrwerk der Alpine, was es wegstecken kann. Das gilt vor allem bei hohem Tempo. Beim Dahinrollen in niedrigen Geschwindigkeiten spüren die Insassen eher die eine oder andere Kante im Asphalt. Doch wegen der fein ansprechenden Federelemente bleiben harte Stöße aus. Im Supra sitzen die zwei Insassen deutlich näher an der Hinterachse. Dennoch kann dessen Fahrwerk Unebenheiten bei geringem Tempo in der Stadt besser herausfiltern als das der Alpine. Ist man schneller unterwegs, zeigt sich der Toyota als echter GT und bietet einen gelungenen Langstreckenkomfort, den er mit gut anliegenden und zugleich bequemen Sportsitzen abrundet. Den Sportsitzen der Alpine fehlen lediglich die umfangreicheren Einstellmöglichkeiten des Supra-Gestühls, und beim Geräuschkomfort – speziell bei höherem Tempo – eine etwas konsequentere Dämmung. Aber bei der Alpine zählt eben jedes Gramm, deshalb darf sie im Vergleichstest zwischen Alpine A110 und Toyota GR Supra auch etwas lauter sein.
Karosserie: Einstiege der Alpine A110 sind größer
Platz ist in der kleinsten Hütte. Alpine A110 und Toyota GR Supra sitzen im Vergleichstest wie ein guter Sportdress. Etwas lockerer fällt der Schnitt des Toyota im direkten Vergleich dennoch aus. Er integriert seinen Piloten dank exzellenter Einstellmöglichkeiten eine Spur besser ins Fahrzeug als die Französin. Lediglich der tief heruntergezogene seitliche Dacheinzug stört beim Einsteigen in das Sportcoupé. Die weit öffnenden und erstaunlich großen Türen der Alpine lassen vor allem großgewachsene Fahrer eleganter in die tief liegenden Sportsitze gleiten.
Umwelt/Kosten: Toyota GR Supra immer komplett ausgestattet
Für die A110 verlangt Alpine inklusive der eng anliegenden Sitze, der großen Räder und der Bremsanlage mit größeren scheiben in Compound-Bauweise 58.490 Euro. Damit ist die Alpine A110 jedoch immer noch günstiger als der 62.900 Euro teure Toyota GR Supra. Testrelevante Extras im japanischen Testwagen? Der Sportler hat keine nötig, Toyota stattet ihn stets komplett aus. Zudem profitiert er im Vergleichstest von seinen günstigeren Kasko-Einstufungen.
Messwerte & technische Daten: Alpine A110 & Toyota GR Supra 3.0
AUTO ZEITUNG 23/2019 | Alpine A110 | Toyota GR Supra 3.0 |
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Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbo | R6/4; Turbo |
Hubraum | 1798 cm³ | 2998 cm³ |
Leistung | 185 kW/252 PS | 250 kW/340 PS |
Max. Drehmoment | 320 Nm | 500 Nm |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang, Doppelkupplung/ Hinterrad | 8-Stufen-Automatik/ Hinterrad; Sperrdiff. (h.) |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1103/1143 kg | 1495/1498 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 4,6 s | 4,5 s |
0 - 150 km/h | 8,9 s | 8,7 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 252 km/h | 250 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 33,7/33,0 m | 33,7/32,7 m |
Verbrauch (Test/EU) | 8,1/6,4 l S/100 km | 8,8/7,5 l S/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 192/156 g/km | 208/188 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 55.300 Euro | 62.900 Euro |
Testwagenpreis | 58.490 Euro | 62.900 Euro |
In diesem Vergleichstest zwischen Alpine A110 und Toyota GR Supra, den wir nach unserem Sportwagen-Schema bewertet haben, siegt der Toyota GR Supra. Und das zu Recht. Er zeigt der leichten Alpine im Grenzbereich die Rücklichter, weil er verlässlich in der Hand seines Piloten liegt. Er überzeugt mit einer feinen Balance und seinem grandiosem Reihensechszylinder-Turbo, der bissig seine Leistung anbietet und beim Dahingleiten kultiviert bleibt. Mehr Ladevolumen, eine bessere Bedienlogik und die umfassenderen Sicherheitsfeatures runden den Sieg ab. Die Alpine A110 ist kein Typ für Vergleichstest-Triumphe. Man verliebt sich in sie oder nicht. Der Verzicht auf schwere Komfortfeatures und der konsequente Leichtbau machen sie zu einem Fliegengewicht mit spielerischem Handling. Damit ist sie einzigartig. Wir haben uns direkt verliebt ...