VW Passat Variant BlueMotion (2011): Test Passat Variant 1.6 TDI getestet
Mit dem 105 PS starken 1,6-Liter-TDI wird der VW Passat Variant BlueMotion dank Start-Stopp-Automatik und Co. zum sparsamen Vollwert-Familienauto
Eckdaten | |
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PS-kW | 105 PS (77 kW) |
Antrieb | Vorderrad, 5 Gang manuell |
0-100 km/h | 11.2 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 190 km/h |
Preis | 29.025,00€ |
Die Drehzahlmessernadel dümpelt bei rund 1800, der Tacho zeigt etwa 100 km/h. Leise zieht die hügelige Voreifel vorbei, und der Bordcomputer signalisiert einen Durchschnittsverbrauch von 3,9 Litern pro 100 Kilometer. Kurz rübergezappt zur Reichweiten-Anzeige des serienmäßigen Bordcomputers, der sich mit Lenkradtasten spielerisch bedienen lässt: „1740 km“ steht da nach bereits zurückgelegten 80 Kilometern. Mensch, da ist ja Spanien ohne Tankstopp möglich. Donnerwetter!
Situationen wie diese blühen jedem, der sich für den VW Passat Variant BlueMotion entscheidet, dessen Normverbrauch von 4,4 Liter Diesel auf dem Niveau sehr übersichtlich motorisierter Kleinwagen liegt und – siehe Kasten auf Seite 88 – im Alltag durchaus erreichbar ist. Das Schöne daran: Knauser-Verbräuche realisiert dieser Passat Variant, ohne in Sachen Leistung, Komfort oder Sicherheit abgespeckt worden zu sein.
Denn in erster Linie ist der BlueMotion wie jeder Passat Variant ein fast 4,80 Meter langer Kombi mit weit überdurchschnittlichem Platzangebot und bekanntlich sehr gutem Federungs- und Geräuschkomfort.
Letzterer leidet auch nicht unter dem im Passat neuen 1.6 TDI, der überdies im Polo und im Golf eingesetzt wird. Mit 105 PS bei der erstaunlich hohen Nenndrehzahl von 4400 Umdrehungen und 250 Newtonmetern im Bereich zwischen 1500 und 2500 Umdrehungen ist dieser Common-Rail-Diesel ein kräftiges Kerlchen. Im zuletzt getesteten VW Golf 1.6 TDI sorgte er noch mit einer spürbaren Anfahrschwäche für Stirnrunzeln, doch offenbar wurde die Motorsoftware optimiert, denn im Test-Passat war von diesem Makel nichts mehr zu spüren.
Vielmehr macht der kleine Diesel seine Sache im großen Passat ausgesprochen gut. Mit 11,2 Sekunden für den Sprint von null auf 100 km/h blieb der Testwagen klar unter den Werksangaben von 12,7 Sekunden, und die versprochene Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h ist kein theoretischer Wert. Man erreicht sie, jenseits der 150 km/h zwar ohne nachdrückliches Beschleunigungsgefühl, ganz leise und unaufgeregt – so wie man als ICE-Passagier irgendwann mal auf die Tempo-Anzeige an der Wand des Großraumwaggons schaut und denkt: „Schon wieder auf 200 und nichts gemerkt.“
Abseits der Autobahn und ohne Zeitdruck folgt man gern den Hinweisen der Schaltanzeige im Multifunktionsdisplay. Diese ermuntert schon früh zum Hochschalten und vergisst auch nicht, den nächstniedrigeren Gang zu empfehlen, wenn die Drehzahl doch zu niedrig wird, weil eine Steigung mit viel Gas zu bezwingen ist. Richtig viel Arbeit hat der Fahrer deswegen nicht, denn der Passat BlueMotion muss mit nur fünf Vorwärtsgängen auskommen, von denen Nummer vier und fünf jenseits der 70 km/h eigentlich für alle Gelegenheiten passen.
R-LINE-SCHÜRZEN
BlueMotion steht natürlich nicht nur für den kleinen 1,6-Liter-Motor und die Schaltanzeige, sondern für ein Bündel von Maßnahmen zur Verbrauchsreduzierung. So ist der Spar-Passat serienmäßig mit Leichtlaufreifen der Dimension 205/55 R 16 ausgerüstet, verfügt über einen verkleideten Unterboden sowie einen Heckspoiler, in Wagenfarbe lackierte Schürzen vorn und hinten sowie verbreiterte Karosserieschweller aus dem R-Line Programm. Dazu lädt er die Batterie bevorzugt im Schubbetrieb und spart im Stand durch eine Start-Stopp-Automatik.
Die wird aktiv, wenn Kühlwasser und Motoröl nicht mehr kalt sind, und sie schaltet den Motor ab, wenn das Auto im Leerlauf bei nicht betätigter Kupplung zum Stehen kommt. Zum Anfahren reicht es, die Kupplung zu treten: Schon schnurrt der laufruhige Vierventiler stabil im Leerlauf, ehe der erste Gang eingelegt ist und der Fahrer die Kupplung löst.
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Was so simpel klingt, ist ein sehr ausgeklügeltes System, das im Hintergrund über eine Fülle von Regelstrategien verfügt. So läuft das Heizungsgebläse beim Motor-Stopp automatisch ein wenig langsamer, um die Batteriereserven zu schonen. Und sollte sich deren Ladezustand einer als bedenklich definierten Grenze nähern, startet der Motor ganz automatisch oder wird gar nicht erst abgeschaltet.
Das automatische Aus und An läuft sehr selbstverständlich ab und wirkt nicht störend – eher im Gegenteil. Denn bei jedem Stopp signalisiert es: Momentanverbrauch null. So angefixt, geht man auf dem täglichen Weg zur Arbeit auf Zehntelliter-Jagd. Wäre doch gelacht, wenn es heute nicht 0,1 Liter sparsamer ginge als gestern. In Extremsituationen wie Staus lässt sich das System auch per Tastendruck abschalten.
Die nur 205 Millimeter breiten Leichtlaufreifen vom Typ Michelin Engery Saver liefern mit 36,9 (kalt) und 35,5 Metern (warm) ordentliche Bremswerte und helfen mit ihrem hohen 55er-Querschnitt, einen rundum guten Federungskomfort zu realisieren. Harsche Stöße kommen wirklich kaum einmal in den Sitz durch – und tun sie es doch, weiß der Fahrer: Hier hätte auch jeder andere Kombi zu kämpfen.
So bleibt über den Passat Variant BlueMotion unter dem Strich nur Positives zu sagen. Für 29 025 Euro Grundpreis auf Basis der Trendline- Ausstattung bietet er viel gut verarbeitetes, bedienfreundliches Auto mit gigantischem Kofferraum (603 bis 1731 Liter) fürs Geld. Die VW-Verkaufsberater müssen Kunden jedoch erklären, wieso es auch einen Passat Variant BlueMotion Technology gibt, der mit 4,5 zu 4,4 Liter Normverbrauch kaum durstiger, dafür aber 725 Euro billiger ist.
Die Erklärung: Der Passat BlueMotion Technology steht auf Stahl- statt Alu-Rädern und muss ohne R-Line-Anbauteile und Leder an Lenkrad und Schalthebel auskommen. Sicher gewichtige Argumente für Flottenbetreiber oder spitz rechnende Privatkunden, die sich vielleicht auch mit der Limousine begnügen. Die gibt es als BlueMotion bereits für 27 850 Euro. Michael Harnischfeger
EINE VIER VOR DEM KOMMA IST MÖGLICH
MIT 5,7 LITER DIESEL AUF 100 KILOMETERN liegt der Passat Variant BlueMotion auf der AUTO ZEITUNG-Verbrauchsstrecke 1,3 Liter über der Herstellerangabe von 4,4 Litern. Solche Abweichungen nach oben sind normal, denn die Normrunde führt zu knapp 40 Prozent durch die Stadt mit maximal 70 km/h und dann über Landstraßen und Autobahnen, wobei hier – anders als im EUVerbrauchszyklus – auf definierten Abschnitten mit 130 km/h und mit Vollgas gefahren wird.
Was Zurückhaltung bringt, zeigt der Minimalverbrauch aus etwa 30 Prozent Stadtverkehr und 70 Prozent Konstantfahrt mit 90 km/h: nur 4,3 Liter. Selbst mit 100 bis 110 km/h stünde noch eine Vier vor dem Komma. Im reinen Stadtverkehr lag der Verbrauch bei 5,5 Litern – lediglich 0,1 Liter über der Werksangabe für den innerstädtischen Zyklus.
VERBRÄUCHE IM DETAIL
AUTO ZEITUNG-NORMRUNDE: 5,7 l/100 km
STADT-VERBRAUCH: 5,5 l/100 km
MINIMAL-VERBRAUCH: 4,3 l/100 km
Technische Daten | |
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Motor | |
Zylinder | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel, Partikelfilter |
Hubraum | 1598 |
Leistung kW/PS 1/Min | 77/105 4400 U/min |
Max. Drehmom. (Nm) bei 1/Min | 250 1500 - 2500 U/min |
Kraftübertragung | |
Getriebe | 5 Gang manuell |
Antrieb | Vorderrad |
Fahrwerk | |
Bremsen | v: innenbelüftete Scheiben h: Scheiben |
Bereifung | v: 205/55 R 16 H h: 205/55 R 16 H |
Messwerte | |
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Gewichte (kg) | |
Leergewicht (Werk) | 1465 |
Beschleunigung/Zwischenspurt | |
0-100 km/h (s) | 11.2 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 190 |
Verbrauch | |
Testverbrauch | 5.7l/100km |
EU-Verbrauch | 4.4l/100km |
Reichweite | k.A. |
Abgas-Emissionen | |
Kohlendioxid CO2 (g/km) | 114 |