VW Passat 2.0 TDI (B8): Test 100.000 km Passat Variant im stressigen Dauertest
- Dauertest über 100.000 km: VW Passat Variant 2.0 TDI
- Langstrecke: Reichlich Komfort dank bequemer Sitze
- Praktisch: Passat Kombi bietet viel Platz
- Kosten im Dauertest: Erfreulich günstige Unterhaltskosten, aber hoher Wertverlust
- Technische Daten VW Passat Variant 2.0 TDI
- Test-Verbrauch: Der Diesel-Passat ist sparsam
- Test-Chronik Passat Variant 2.0 TDI
- Fazit
AUTO ZEITUNG hat den VW Passat Variant 2.0 TDI (Generation B8) im Dauertest über 100.000 km auf Herz und Nieren geprüft. Das ist die Endabrechnung!
100.000 Kilometer Dauertest für den VW Passat Variant 2.0 TDI. Ein Hoch auf den "gelben Wagen" – der erste Eintrag ins Fahrtenbuch unseres Dauertest-Passat vom Mai 2016 ist nicht der Vorliebe seines Verfassers für deutsche Volksmusik geschuldet. Vielmehr: Stefan Miete, stellvertretender Chefredakteur, ist nach einer rund 1000 Kilometer langen Dienstreise in den hohen Norden der Republik von Außenlackierung und inneren Werten des VW Passat Variant 2.0 TDI sehr angetan. Der Wolfsburger Mittelklasse-Kombi steht aufgrund seiner ausgeprägten Allround-Eigenschaften traditionell hoch in der Gunst von Fuhrparkmanagern und Vertretern. Doch anders als die zahlreichen grau, silber oder schwarz lackierten Passat der Dienstreisenden ist unser Exemplar ein echter Blickfang. Die Sonderlackierung "Schwefelgelb" (1770 Euro) macht den Variant unverwechselbar: "Selbst im vollbesetzten Flughafenparkhaus muss man nicht lange suchen – und das bei einem Passat", bemerkt Verlagsleiter Roman Trunz. Neben der Farbe stand auch der Zweiliter-Dieselmotor während der gesamten Testdistanz unter besonderer Beobachtung. Rund 80 Prozent der Passat-Baureihe wird gewerblich genutzt, die effizienten Selbstzünder sind trotz des Dieselskandals bei Vielfahrern nach wie vor erste Wahl. Deshalb entschieden auch wir uns für den populären 2.0 TDI, der in der 150-PS-Version zwar nicht über SCR-Katalysator und AdBlue-Technik verfügt, dennoch die Euro-6-Abgasnorm erfüllt. Wie schlägt sich also der Topseller der Mittelklasse im Dauertest über 100.000 Kilometer? Mehr zum Thema: Der neue VW Passat B8 Variant Facelift (2019)
VW Passat im Video:
Dauertest über 100.000 km: VW Passat Variant 2.0 TDI
Im Mai 2016, zum Start des Dauertests, beträgt der Grundpreis des VW Passat Variant in der Comfortline-Ausstattung als 2.0 TDI samt Doppelkupplungsgetriebe 36.600 Euro. In unserem Testwagen stecken jedoch Sonderausstattungen im Wert von 23.612 Euro. Natürlich sind über 60.000 Euro viel Geld für einen Mittelklasse-Kombi mit 150 PS, allerdings liegt die Ausstaffierung des Passat mit Sicherheits- und Komfortfeatures auf Oberklasse-Niveau: Das Fahrassistenz-Paket "Plus" (2900 Euro) beinhaltet etwa Spurhalteassistent, Totwinkelwarner, Abstandsregeltempomat oder LED-Scheinwerfer samt Fernlichtassistent. Eine Investition, die sich gerade für Vielfahrer lohnt. So notiert Testredakteur Elmar Siepen bei Kilometerstand 25.342 ins Fahrtenbuch: "Die Assistenzsysteme – allen voran die adaptive Geschwindkeitsregelung – arbeiten souverän und stellen auf langen Strecken einen echten Sicherheitsgewinn dar." Der erfahrene Tester und geschäftsführende Redakteur Martin Urbanke lobt vor allem die "sehr zuverlässige Verkehrszeichenerkennung" sowie den ebenfalls im Assistenz-Paket enthaltenen Ausparkassistenten. Weitere Kreuze in der Preisliste haben wir unter anderem hinter diese Extras gesetzt: adaptive Dämpfer (1200 Euro), Navigation "Discover Pro" (1985 Euro) samt "Dynaudio"-Soundsystem (1325 Euro), elektrische Anhängervorrichtung (925 Euro) mit Anhängerrangierassistenten (630 Euro), 18-Zoll-Leichtmetallräder (1325 Euro) sowie Winterpaket mit beheizten Fondsitzen (605 Euro) und Business-Paket (1125 Euro).
Langstrecke: Reichlich Komfort dank bequemer Sitze
Neben der grellen Außenlackierung sorgt das R-Line-Optikpaket (1380 Euro) mit seinem Spoilerwerk für ein dynamisches Auftreten des Passat und eine gehörige Portion Überholprestige. Nach vielen, vielen Autobahnkilometern stellen wir fest: Selbst Fahrer von Businesslimousinen vom Schlag eines BMW 5er oder Audi A6 räumen zum Teil voreilig die linke Spur, wenn sie den Passat im Rückspiegel erspähen. Einen Nachteil der schicken Optik nennt Tester Marcel Kühler: "Der ausgeprägte Frontspoiler schränkt die Bodenfreiheit empfindlich ein und verlangt besondere Vorsicht bei Bordsteinen und Co." Rundum positive Bewertungen erhält der VW für seine ausgeprägte Komfortkompetenz. Zwei-Meter-Mann und Testchef Michael Godde lobt den großzügig geschnittenen Ergo- Komfort-Fahrersitz für seine "angenehme Polsterung und gute seitliche Abstützung". Zudem überzeugt die optionale Massagefunktion: "Obwohl es nur ein Programm gibt, sorgt die Massage für echte Entspannung." Dass zügiges Kilometerfressen eine Paradedisziplin des VW ist, beschreibt Autor Johannes Riegsinger bei Kilometerstand 76.293. "Die adaptiven Dämpfer sorgen bei hoher Geschwindigkeit für eine souveräne Straßenlage und filtern selbst schlimme Unebenheiten sauber weg." Tester Paul Englert ist der Komfort- Modus jedoch zu soft: "Teilweise schwankt der Wagen bei Anregungen, und die Karosserie taucht auf Buckeln zuweilen sehr tief ein. Im Normal-Modus ist dieses Verhalten dagegen nicht zu beobachten." Alle Einträge im Fahrtenbuch bescheinigen dem Passat eine gelungene Geräuschabsorption. So schreibt etwa Marcel Kühler: "Selbst bei hohen Geschwindigkeiten dringen Windgeräusche nur gedämpft zu den Passagieren durch, und auf rauem Fahrbahnbelag halten sich die Abrollgeräusche in angenehmen Grenzen". Zudem findet der Rock-Fan Gefallen am "Dynaudio"-Soundsystem: "Der Klang kann überzeugen, und gerade basslastige Musikstücke setzt die Anlage schön in Szene." Als starker Partner erweist sich auch das Top- Navi "Discover Pro". Während das inzwischen überarbeitete System auf Tasten und Drehregler verzichtet, ist in unserem Dauerläufer noch die Vorgängergeneration eingebaut – samt Direktwahltasten und Reglern für Lautstärke oder Navikarten-Zoom. "Die Multimediafunktionen können markentypisch intuitiv bedient werden, das Navi arbeitet präzise und schlägt sinnvolle Stauumfahrungen vor", berichtet Chef vom Dienst Phillip Kesternich. Und Art Director Andreas Schulz freut sich über die gut funktionierende Spracheingabe: "So wird die Eingabe von Navizielen zum Kinderspiel und lenkt nicht vom Verkehrsgeschehen ab." Weniger positiv wird das Head-up-Display (560 Euro) bewertet. Anstatt Fahrinformationen direkt in der Frontscheibe zu spiegeln, setzt VW wohl aus Kostengründen auf eine ausfahrbare Plexiglasscheibe. "Bei einem 60.000-Euro- Auto wirkt das ziemlich unpassend", ärgert sich Paul Englert. "Auch werden vergleichsweise wenige Informationen angezeigt." Die Urteile über das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe fallen dagegen gemischt aus. Die schnellen Gangwechsel überzeugen etwa Wirtschaftsredakteur Markus Bach, gleichzeitig vermerkt er jedoch auch: "Beim Anfahren oder Rangieren neigt der Antrieb zu unschönem Ruckeln."
Praktisch: Passat Kombi bietet viel Platz
Variant und Transportaufgaben – das passte schon bei der ersten Passat-Generation. Die aktuelle Kombiversion bietet ein mit 650 bis 1780 Litern sehr stattliches Ladevolumen. Familienvater Phillip Kesternich bringt es auf den Punkt: "Der Passat-Kofferraum schluckt jede Menge Zeugs, und auch die Passagiere haben reichlich Bewegungsfreiheit." Für den Transport von langen Gegenständen erweist sich die umklappbare Beifahrersitzlehne (96 Euro) als überaus praktisches Feature. Hinzu kommt die mit 523 Kilogramm stattliche Zuladung. Und dank einer Anhängelast von zwei Tonnen empfiehlt sich der Dauertester regelmäßig als Zugfahrzeug. Redakteur Elmar Siepen transportierte für ein Projekt des Schwestermagazins Classic Cars per Anhänger einen alten VW Käfer über mehrere hundert Kilometer und notiert anschließend: "Der Anhänger- Rangierassistent erlaubt ein präzises und einfaches Rangiermanöver. Aufgrund der elektrisch ausfahrbaren Hängerkupplung erübrigen sich mühseliges Gekrieche unter dem Fahrzeugheck und schmutzige Finger." Egal ob voll beladen oder mit einem Anhänger am Ha ken – der 150 PS starke Dieselmotor sorgt auch dank des maximalen Drehmoments von 340 Newtonmetern stets für ein standesgemäßes Vorankommen. "Sportliche Ansprüche befriedigt der 2.0 TDI zwar nicht, im Alltagsbetrieb reicht die Leistung aber immer aus – auch mit vier Personen und Gepäck an Bord," gibt Johannes Riegsinger bei Kilometerstand 87.112 zu Protokoll. Mit reichlich Rückenwind und bergab zeigte der Tacho sogar eine Geschwindigkeit von 240 km/h an, wie wir auf eiligen Dienstfahrten festellten. Topspeed laut Werk: 216 km/h. Größter Trumpf des Dieseltriebwerks ist jedoch der effiziente Umgang mit dem Kraftstoff: So verbrauchte unser Passat über die gesamte Testdistanz von über 100.000 Kilometern durchschnittlich 6,9 Liter – und das bei hohem Autobahnanteil. Sparfüchse wie Phillip Kesternich erreichten zudem regelmäßig Verbräuche von rund fünf Litern. "Die Reichweitenanzeige kletterte zum Teil auf 1380 Kilometer", berichtet der Chef vom Dienst nach einer Fahrt durch das tempolimitierte Frankreich. Ebenfalls völlig im Rahmen: der Ölverbrauch von fünf Litern außerhalb der Inspektionen. Apropos: In die Werkstatt musste unser knalliger Dauerläufer nur zu genau diesen Inspektionsterminen alle 30.000 Kilometer. Bei rund 60.000 Kilometern wurde termingerecht das Getriebeöl des DSG ausgetauscht, und bei der 90.000er-Wartung erfolgte die standardmäßige Erneuerung des Keilrippenriemens. Zudem wurden im Lauf des Dauertests Bremsscheiben- und beläge gewechselt. Funktionsausfälle oder außerplanmäßige Werkstattaufenthalte? Fehlanzeige. Der Passat verrichtete stets verlässlich seine Dienste.
Kosten im Dauertest: Erfreulich günstige Unterhaltskosten, aber hoher Wertverlust
Mit Kosten von günstigen 13 Cent pro Kilometern zählt der Passat Variant zu den genügsamsten Dauertest-Absolventen. Rechnet man jedoch den Wertverlust des Kombis hinzu, ergeben sich Kosten von 53 Cent pro Kilometer – das ist nur Durchschnitt. Nach Abschluss der Testdistanz von 100.000 Kilometern prognostiziert die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) einen Restwert von 20.593 Euro. Das entspricht einem Wertverlust von knapp 40.000 Euro – eine echte Hausnummer für einen Mittelklasse-Kombi, zumal Gebrauchte mit vergleichbarem Kilometerstand und bescheidenerer Ausstattung nicht erheblich weniger kosten. Allerdings machen vor allem die zahlreichen und kostspieligen Komfortfeatures und Assistenzsysteme den Passat zum allseits beliebten Weggefährten. Aktuell sind für einen Passat 2.0 TDI mit DSG und den in unserem Testwagen verbauten Sonderausstattungen übrigens 60.671 Euro fällig – also vertretbare 0,8 Prozent oder 459 Euro mehr als noch im Mai 2016.
Technische Daten VW Passat Variant 2.0 TDI
Test-Verbrauch: Der Diesel-Passat ist sparsam
Test-Chronik Passat Variant 2.0 TDI
Unser Dauertest belegt, warum der VW Passat Bestseller in der Mittelklasse und besonders bei Vielfahrern beliebt ist: Als ebenso geräumiger wie variabler Variant glänzt er mit guten Komforteigenschaften. Die meist aufpreispflichtigen Assistenzsysteme arbeiten zuverlässig und sind auf langen Strecken ein Sicherheitsgewinn. Ebenfalls top: die hohe Zuverlässigkeit sowie der geringe Kraftstoffverbrauch. In der Endabrechnung sichert sich der teure VW so den ersten Rang. Von 100 möglichen Punkten holt der Passat somit 88 Punkte. Der Verlust der 12 Punkte ist den Kosten pro Kilometer zuzuschreiben.
88 von 100 Punkten