VW ID. Buzz LWB im großen Reichweitentest: So weit kommt er!
Der lange ID. Buzz überzeugt im Alltag – und bei der Reichweite
- Der VW ID.Buzz LWB im großen Reichweitentest: Der Große liefert ab
- Der Verbrauch im Alltag und auf der AUTO ZEITUNG-Normrunde
- Auch mit Anhänger fällt der Verbrauch nicht aus dem Rahmen
- Erneuter Reichweitentest bei niedrigen Temperaturen
- Beeindruckende Ladeperformance am Schnelllader
- Auch preislich ein überzeugendes Gesamtpaket
- Technische Daten des VW ID. Buzz LWB
- Fazit
VW bemüht sich, verlorenen Boden bei der E-Mobilität zurückzuerobern. Der VW ID. Buzz mit langem Radstand, großem Akku und effizienter E-Maschine zeigt, dass man auf einem guten Weg ist. So schlägt er sich im Reichweitentest!
Der VW ID.Buzz LWB im großen Reichweitentest: Der Große liefert ab
Volkswagen steht mit dem Rücken an der Wand – auch, weil die E-Mobilität noch unter Spannungsschwankungen leidet. Zudem zwingen die Folgen des Dieselgates und die hohen Kosten der Transformation den Konzern zu unpopulären Maßnahmen. Eine Ursache für die Turbulenzen hat die Kritikerschaft schnell gefunden: den zögerlichen Einstieg in die E-Mobilität. Politiker:innen versuchen sich aktuell als Vorstandschefs und erklären dem Unternehmen, welche Produkte man produzieren muss. Dass der Markt aber die Nachfrage nicht hergibt, verlieren manche da schon mal aus den Augen.
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Auch wenn die Produktoffensive und der von allen geforderte "Volksstromer" noch auf sich warten lassen, gibt es dennoch Lichtblicke im aktuellen Produktsortiment der Niedersachsen. Vor allem die großen Modelle ID.7 und ID. Buzz werfen ein positives Licht auf die Fähigkeiten des Konzerns. Um zu wissen, wie gut der Strom bei VW fließt, gingen wir mit dem ID. Buzz mit langem Radstand und großer 86-kWh-Batterie im Fahrzeugboden auf große Tour, führten ihn im Alltag durch den Großstadtdschungel, jagten ihn von Termin zu Termin und trieben ihn obendrein mit Anhänger die Berge hinauf. Direkt vorweg: Das Ergebnis des VW ID. Buzz LWB im Reichweitentest fällt nach 4675 Testkilometern mehr als überzeugend aus.
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Leslie & Cars fährt den VW ID. Buzz (2022) im Fahrbericht (Video):
Der Verbrauch im Alltag und auf der AUTO ZEITUNG-Normrunde
Aber der Reihe nach: War der VW ID. Buzz zum Marktstart mit 77-kWh-Akku und 150 kW (204 PS) starker E-Maschine mehr Hingucker als Vorzeige-Elektriker, hat der neue E-Bus, den es nun mit 3239 mm langem Radstand, 86-kWh-Energiespeicher und 210 kW (286 PS) gibt, deutlich mehr Argumente für die E-Mobilität im Gepäck. Effizienz ist das, was den Nachfolger so attraktiv macht. Die nun beim VW ID. Buzz LWB verwendete neue, optimierte Synchronmaschine "APP550" überzeugt nicht nur mit lockerer Leistungsentfaltung, die das hohe Gewicht des Fahrzeugs exzellent kaschiert, sondern auch mit einem hocheffizienten Einsatz der Energie und deren Rückgewinnung in Schubphasen.
Die Fakten: Der praxisnahe Testverbrauch wird auf einer Strecke ermittelt mit 25 km Stadtverkehr, 37 km Landstraße und auch 46 km Autobahn, von denen 16 km mit bis zu 200 km/h – mit dem VW ID. Buzz LWB also Topspeed 160 km/h – gefahren werden. Der E-Van erreicht im Reichweitentest einen Verbrauch von 22,5 kWh auf 100 km. Der Minimalverbrauch, der auf der gleichen Runde ermittelt wird, aber nur mit maximal Tempo 100 den Antrieb fordert, liegt bei beeindruckenden 18,2 kWh. Damit kommt der große Volkswagen auf reproduzierbare Reichweiten zwischen schnellen 382 und gemütlichen 472 km.
Die Konkurrenten:
Im Alltagstrott, in dem der VW ID. Buzz LWB zwischen Ruhrgebiet, Kölner-Umland und bis zu unserem Testgelände in der Eifel im Bummeltempo dem dichten Treiben im Berufsverkehr folgte, dokumentierte der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 17 kWh pro 100 km – ein rekordverdächtiger Wert in dieser Klasse. Die damit verbundene Reichweite, die uns nach 445 km mit noch 41 km Restreichweite (mögliche Gesamtreichweite: 486 km) an die Ladesäule lotste, macht ihn zum ausgewiesenen Alltagspendler und Langstreckenstromer.
Auf Reisen im Rhythmus von Tempolimits, Baustellen, Staus und anderen Taktänderungen auf langen Etappen über deutsche Autobahnen, die allerdings auch lange Passagen mit 160 km/h Topspeed ermöglichten, pendelte sich der Verbrauch des Hannoveraner Siebensitzers über die gesamte Testdistanz von 4675 km bei 23,3 kWh auf 100 km ein. Die Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit wirkt sich dabei positiv auf den Verbrauch aus – ebenso die äußeren Rahmenbedingungen, die der VW im Lauf seines Aufenthalts in der Redaktion mit Temperaturen von um die 27 Grad genoss, bei denen sich die E-Technik besonders wohlfühlt.
Auch mit Anhänger fällt der Verbrauch nicht aus dem Rahmen
Selbst beim Ausflug in die Hochebenen und Täler der belgischen Ardennen mit Anhänger am Haken (E-Autos mit Anhängerkupplung: Alle Modelle in der Übersicht) stieg der Verbrauch des getesteten VW ID. Buzz RWB hinauf zum Ziel nicht über 30 kWh pro 100 km. Die lange Abfahrt aus den Höhenlagen hinab in die tief liegende Rhein-Ruhr-Region zog auf der anderen Seite – dank langer Schubphasen und damit intensiver Rekuperation – nur 21,5 kWh auf 100 km aus dem Akku. Resultat: Den Ausflug bestritten wir im Schnitt mit knapp 26 kWh pro 100 km.
Beachtlich, weil der VW ID. Buzz LWB mit Anhänger (S0 100-km/h-Zulassung für Anhänger erreichen), Insass:innen und Gepäck über 3,5 t auf die Waage brachten – was die Gewichtskontrolle an einer der maroden Autobahnbrücken nach einiger Zeit per Foto und dokumentierter Messung behördlich schwarz auf weiß gegen eine Kostenbeteiligung bestätigte. Allerdings sind die äußeren Rahmenbedingungen, die einen großen Anteil an den beeindruckenden effizienten Verbräuchen und Reichweiten haben, nicht immer so optimal.
Erneuter Reichweitentest bei niedrigen Temperaturen
Aus diesem Grund baten wir den langen ID. Buzz bei den aktuellen niedrigen Temperaturen erneut zum Reichweitentest. Elektroautos benötigen bei Gradzahlen um den Gefrierpunkt deutlich mehr Energie – etwa für die Beheizung von Innenraum oder Akku. Durch die frischen Temperaturen verringern sich zudem Leistung und Kapazität des Akkus, die Leitfähigkeit der Batterie nimmt ab. Der Verbrauch des VW ID. Buzz RWB, der nun auf Winterreifen rollt, beträgt aktuell – bei drei Grad Außentemperatur – dennoch nur vier Kilowattstunden mehr als im Sommer. Allerdings: Auch ein noch so knausriger Umgang mit dem Fahrpedal senkt den Energiekonsum nicht weiter unter 21 kWh. Die Reichweite liegt, unter Berücksichtigung des durchschnittlichen Testverbrauchs, dann aber immer noch zwischen 337 und 409 km – wenn man das Tempo gut im Auge behält.
Beeindruckende Ladeperformance am Schnelllader
Vollkommen unbeeindruckt zeigt sich dagegen die Ladeleistung des VW ID. Buzz LWB von den tiefen Temperaturen. Ohnehin ist sie neben der guten Reichweite der zweite Pfeiler, der den langen Bus zur Langstreckempfehlung macht. Das System baut an der Schnellladesäule sofort bis zu 203 kW Ladeleistung auf, hält diese Power recht lange und schafft es dann in nur 26 min, den Akku mit durchschnittlich 149,5 kWh wieder von zehn auf 80 Prozent Kapazität aufzuladen. Dass das Ladesystem danach nicht in sich zusammenbricht, sondern kräftig weiter Energie bunkert und insgesamt während des gesamten Reichweitentests nie länger als 40 bis 43 min benötigt, um die Batterie zu 100 Prozent zu füllen, überzeugt obendrein. Die beim Laden auf 100 Prozent statt nur bis 80 Prozent zusätzlich gewonnene Reichweite kann auf langen Reisen beim Aufsuchen passender Schnellladesäulen im hierzulande immer noch unbefriedigenden Schnellladenetz ein großer Vorteil sein.
Zum Vergleich: Ein BMW i5 M60 xDrive benötigte 29 min für diesen Hub und zog mit 65,6 kWh nur geringfügig mehr Energie aus dem Kabel. 100 Prozent Akkustand erreichte der BMW erst nach gut 57 min. Seine Reichweite fiel dann zudem mit Werten zwischen 353 und 458 km nicht ganz so gut aus wie die des VW ID. Buzz RWB. Selbst 800-V-Stromer spielen ihre Vorteile nur bis 80 Prozent aus. Darüber hinaus holt der VW Hyundai Ioniq 5 & Co. wieder ein.
Auch preislich ein überzeugendes Gesamtpaket
Der lange Wolfsburger ist aber nicht nur ein überzeugender Botschafter der Mobilitätswende, sondern auch als Gesamtpaket nahezu unschlagbar. Mit einem Basispreis von 62.719 Euro geht er für seine Größe als regelrechtes Schnäppchen durch. Zum Vergleich: Ein knapp geschnittener Nio ET5, der als Touring im BMW 3er-Format keine Ansprüche erfüllt, die man als Familie an einen Kombi stellt, kostet mit kleinem 75-kWh-Akku (brutto) bereits 59.500 Euro – mit 100-kWh-Akku (brutto) stehen satte 68.500 Euro auf dem Preisschild.
Der VW ID. Buzz LWB bietet dabei je nach optionaler Sitzkonfiguration fünf, sechs oder sieben Personen Platz und ermöglicht bei ausgebauten Sitzen den Einsatz als Kleintransporter – mehr bietet kaum einer. Auch der Fahrkomfort profitiert vom über drei Meter langen Radstand. Ohnehin fährt man sehr komfortabel in dem sowohl über die Lenkung als auch das Fahrpedal leicht steuerbaren ID. Buzz.
Lobenswert ist bei den getesteten ID. Buzz-Modellen – und das war in den vergangenen Jahren während der Transformation bei Volkswagen nicht immer der Fall – die immer zuverlässige arbeitende digitale Bedienstruktur, die gänzlich ohne Störungen oder Ausfälle ihren Dienst leistete. VW hat das Autobauen anscheinend doch nicht verlernt. Noch etwas Feinschliff und Rückbesinnung auf ein im Detail hochwertigeres Finish, und der Konzern kann sich auch im E-Zeitalter wieder an die Spitze setzen.
Technische Daten des VW ID. Buzz LWB
AUTO ZEITUNG 02/2025 | VW ID. Buzz LWB |
Technik | |
Motor | Synchronmaschine |
Antrieb | Konstant-Übersetzung; Hinterradantrieb |
Systemleistung | 210 kW (286 PS) |
Systemdrehmoment | 560 Nm |
Spannung; Kapazität brutto/netto | 240 – 408 V; 91/86 kWh |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4962/1985/1924 mm |
Leergewicht/Zuladung | 2561/564 kg |
Kofferraumvolumen | 306 bis 2469 l |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 7,9 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 160 km/h |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 18,2 bis 22,5 / 19,5 kWh |
Reichweite (Test/WLTP) | 382 bis 472 / 486 km |
*Breite mit Außenspiegel |
Die Entwicklung auf dem Markt der Elektroautos schreitet mit großen Schritten voran. Bei Volkswagen wird das am neuen ID. Buzz mit langem Radstand deutlich. Dabei ist es nicht nur die große 86-kWh-Batterie, die ihm dank seines effizienten Verbrauchs unter optimalen Bedingungen große Aktionsradien mit Reichweiten nah an der 500-km-Grenze ermöglicht. Beeindruckend sind auch die schnellen Ladezeiten, die den ID. Buzz in der 400-V-Klasse ins Spitzenfeld der Stromer powern. Einer der ausschlaggebenden Faktoren neben dem hohen Alltagsnutzen für die neue Lust am Busfahren ist die neue E-Maschine im Heck des Volkswagens. Der intern "App550" genannte, 210 kW (286 PS) starke Motor reduziert den Verbrauch und sorgt gleichzeitig für ein entspanntes sowie hier und da gar sportliches Temperament, das den ersten ID. Buzz-Modellen fehlte.