Vergleich Kompaktklasse: Toyota Auris vs. Hyundai i30 2013 Neues aus Fernost
Mit der Neuauflage des Toyota Auris wollen die Japaner wieder stärker in der Kompaktklasse mitmischen. Dort wartet schon der erfolgreiche Hyundai i30 auf seinen Rivalen. Kann der Auris den Koreaner im Vergleichstest in die Schranken weisen?
Wir erinnern uns: 2007 überzogen die Toyota-Werber die Republik mit der bis dahin größten Plakataktion in Deutschland, um den Corolla-Nachfolger Auris beim Volk bekannt zu machen. Bekannt wurde er, beliebt eher nicht, denn die Verkaufszahlen dümpelten, gemessen an denen der Konkurrenten, nur so dahin. Nun steht die zweite Generation des Modells am Start und soll alles richten.
Seit 2011 liefert Hyundai die zweite Generation des i30 aus. Der koreanische Kompakte verkaufte sich in den vergangenen Jahren mitunter mehr als doppelt so oft wie der Auris. So entschieden sich beispielsweise 2011 immerhin 32.697 Kunden für den Hyundai i30, während für den Auris lediglich 13.376 Käufer votierten. Reichen die Qualitäten des neuen Toyota jetzt aus, um dieses Kräfteverhältnis künftig umzukehren? Unser Vergleichstest gibt die Antwort.
Karosserie
Auch wenn die Messwerte nur um wenige Zentimeter differieren, wirkt der i30-Innenraum spürbar großzügiger als der des Auris. Grund für dessen beengteres Raumgefühl sind in erster Linie das wuchtige Armaturenbrett und die kleineren Fensterflächen. Letztere führen dazu, dass es dem Toyota auch etwas an Übersichtlichkeit mangelt. Insbesondere sein Heckwischerfeld ist deutlich zu klein geraten.
Bei der Verarbeitungsqualität setzt nicht der Auris, sondern der Hyundai i30 den Maßstab. Hier und da zeigen die Materialpassungen des Der neue Auris vor seiner Premiere in Paris Optimierungspotenzial. Einfach bedienen lassen sich beide, jedoch arbeitet das Navigationssystem des Auris etwas träger als das des i30. Dafür bietet er über das Navisystem (550 Euro) einen Onlinezugang via gekoppeltem Mobiltelefon.
In puncto Sicherheitsausstattung sind beide Asiaten von der europäischen Konkurrenz noch deutlich entfernt. Spurhalte- oder Spurwechselassistenten sucht man in den Preislisten ebenso vergebens wie andere Assistenzsysteme. Und dass Hyundai einen Einklemmschutz für die elektrischen Fensterheber nur in einem 1600 Euro teuren Premium-Paket anbietet, ist heute absolut nicht mehr zeitgemäß.
Karosserie | Max. Punkte | Toyota Auris 2.0 D-4D | Hyundai i30 blue 1.6 CRDi |
---|---|---|---|
Raumangebot vorn | 100 | 68 | 70 |
Raumangebot hinten | 100 | 58 | 60 |
Übersichtlichkeit | 70 | 34 | 36 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 85 | 86 |
Kofferraumvolumen | 100 | 30 | 34 |
Variabilität | 100 | 32 | 32 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 35 | 31 |
Sicherheit | 150 | 61 | 55 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 140 | 144 |
Kapitelbewertung | 1000 | 543 | 548 |
Fahrkomfort
Mit ihrer straffen Polsterung und der guten Schulterabstützung erweisen sich die Toyota-Sitze als ausgesprochen langstreckentauglich. Im Vergleich dazu sind die Möbel des Hyundai i30 etwas zu weich. Im Fond allerdings reisen wiederum die Auris-Passagiere mit vergleichsweise stark angewinkelten Beinen etwas unkomfortabler.
Ein besseres Ablagenangebot bringt dem Hyundai in der Ergonomie einige Zähler, dafür kann der Auris mit einer serienmäßigen Klimaautomatik punkten. Wer jedoch die Temperatur von Fahrer und Beifahrer separat regeln lassen möchte, muss zur teuren Executive-Version greifen. Eine Zweizonen-Regelung gibt es nur für die höchste Ausstattungsstufe.
Beim Fahrkomfort erweist sich der Hyundai in der Summe als der Kandidat mit den sensibler ansprechenden und etwas schluckfreudigeren Federelementen. Hier gibt sich der Paris 2012: Der neue Auris und andere Neuheiten deutlich straffer. Besonders seine Hinterachse teilt mitunter spürbare Schläge aus. In voll beladenem Zustand geraten aber auch die Federelemente des i30 zum Beispiel auf kurzen Bodenwellen erkennbar an ihre Grenzen.
Fahrkomfort | Max. Punkte | Toyota Auris 2.0 D-4D | Hyundai i30 blue 1.6 CRDi |
---|---|---|---|
Sitzkomfort vorn | 150 | 132 | 127 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 68 | 70 |
Ergonomie | 150 | 126 | 128 |
Innengeräusche | 50 | 32 | 32 |
Geräuscheindruck | 100 | 60 | 62 |
Klimatisierung | 50 | 35 | 33 |
Federung leer | 200 | 128 | 133 |
Federung beladen | 200 | 125 | 127 |
Kapitelbewertung | 1000 | 706 | 712 |
Motor und Getriebe
Hyundai setzt auf Downsizing und vertraut auf einen nur 1,6 Liter großen Selbstzünder mit 128 PS. Dagegen schenkt Toyota dem Auris reichlich bemessene 2,0 Liter Hubraum ein, aus dem die Japaner zwar „nur“ 124 PS, dafür aber mehr Drehmoment holen: Der Auris stellt 310 Nm von 1600 bis 2400 /min bereit, der i30 260 Nm von 1900 bis 2750 /min. Beide verfügen über ein Start-Stopp-System, das beim Hyundai i30 der blue-Version vorbehalten bleibt. Leichtlaufreifen und ein länger übersetztes Getriebe drücken den Normverbrauch auf 3,7 Liter, der Testverbrauch des Hyundai liegt allerdings bei 5,4 Liter Diesel pro 100 km.
Der Toyota Auris verfügt in jedem Fall über ein Start-Stopp-System, benötigt in der Praxis aber 0,3 Liter mehr. Während er bei der Beschleunigung kaum einen Vorsprung gegenüber seinem Rivalen herausfahren kann, gelingt ihm dies bei der Höchstgeschwindkeit (200 km/h, Hyundai: 188 km/h) und bei der Elastizitätsprüfung, wo der i30 unter seiner langen Übersetzung leidet. So verliert er zwischen 60 und 100 km/h über vier Sekunden auf seinen Konkurrenten.
Immerhin wirkt das Aggregat des i30 beim morgendlichen Kaltstart spürbar laufruhiger als der Auris-Motor.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | Toyota Auris 2.0 D-4D | Hyundai i30 blue 1.6 CRDi |
---|---|---|---|
Beschleunigung | 150 | 103 | 102 |
Elastizität | 100 | 68 | 59 |
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 53 | 44 |
Getriebeabstufung | 100 | 76 | 80 |
Kraftentfaltung | 50 | 32 | 31 |
Laufkultur | 100 | 53 | 55 |
Verbrauch | 325 | 274 | 279 |
Reichweite | 25 | 17 | 20 |
Kapitelbewertung | 1000 | 676 | 670 |
Fahrdynamik
Auf dem Handlingparcours zeigt sich, dass die Entwickler den Hyundai eher komfortorientiert ausgelegt haben. Wechselkurven beantwortet er mit deutlich stärkeren Wankbewegungen als der Toyota Auris. Zudem beginnt er recht früh zu untersteuern, und seine Lenkung wird mit zunehmendem Lenkeinschlag immer gefühlloser. Zwar verfügt der Hyundai i30 serienmäßig über das Flex Steer-System, das auf Knopfdruck die Veränderung der Lenkkraftunterstützung zulässt und die Modi „Normal“, „Comfort“ und „Sport“ bereithält. Doch selbst im „Sport“-Modus lässt der Fahrbahnkontakt der i30-Lenkung etwas zu wünschen übrig. Da haben es Toyota-Piloten besser. Obendrein folgt der Auris den Lenkbefehlen des Fahrers spontaner, und er verbucht leichte Traktionsvorteile für sich. Im Grenzbereich verkneifen sich aber beide Kandidaten tückische Reaktionen. Simulierte Ausweichmanöver beispielsweise lassen sich hier wie dort leicht beherrschen.
Im Bremstest treten dagegen deutliche Unterschiede auf: Während die Stopper des i30 mit der besseren Dosierbarkeit aufwarten, stempeln die des Auris die kürzeren Bremswege in den Asphalt des Testgeländes. Konkret benötigt der Hyundai zwischen 2,3 und 1,9 Meter mehr, um mit kalter (36,9 m) respektive warmer (36,4 m) Bremsanlage aus 100 km/h zum Stillstand zu kommen. Der Auris überzeugt dagegen mit einem Warmbremswert von 34,5 Metern – Respekt.
Fahrdynamik | Max. Punkte | Toyota Auris 2.0 D-4D | Hyundai i30 blue 1.6 CRDi |
---|---|---|---|
Handling | 150 | 58 | 57 |
Slalom | 100 | 56 | 54 |
Lenkung | 100 | 78 | 76 |
Geradeauslauf | 50 | 42 | 42 |
Bremsdosierung | 30 | 19 | 20 |
Bremsweg kalt | 150 | 104 | 81 |
Bremsweg warm | 150 | 105 | 86 |
Traktion | 100 | 45 | 44 |
Fahrsicherheit | 150 | 129 | 129 |
Wendekreis | 20 | 10 | 11 |
Kapitelbewertung | 1000 | 646 | 600 |
Umwelt und Kosten
Berücksichtigt man beim Hyundai i30 die 1290 Euro Aufpreis für die Leichtmetallfelgen samt 205er-Reifen, mit denen er zum Test antrat, trennen beide in der Anschaffung nicht mal 200 Euro. Bei den Werkstattkosten gibt es dagegen einen klaren Unterschied: Der i30 soll laut ADAC pro Jahr 730 Euro Werkstattkosten verursachen, während der Toyota Auris mit nur 470 Euro zu Buche schlägt. Bedingt durch den großen Hubraum fallen beim Auris dagegen pro Jahr 42 Euro mehr Steuern an. Die größten Differenzen offenbaren sich jedoch beim Blick auf die Garantien: Mit fünf Jahren Vollgarantie auf die Technik und 15 Jahren Mobilitätsgarantie überflügelt der Koreaner den Japaner und holt sich damit verdient den Kapitelsieg.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | Toyota Auris 2.0 D-4D | Hyundai i30 blue 1.6 CRDi |
---|---|---|---|
Bewerteter Preis | 675 | 246 | 247 |
Wertverlust | 50 | 23 | 25 |
Ausstattung | 25 | 17 | 23 |
Multimedia | 50 | 23 | 17 |
Garantie/Gewährleistung | 50 | 25 | 40 |
Werkstattkosten | 20 | 15 | 13 |
Steuer | 10 | 8 | 8 |
Versicherung | 40 | 35 | 35 |
Kraftstoff | 55 | 45 | 45 |
Emissionswerte | 25 | 22 | 22 |
Kapitelbewertung | 1000 | 459 | 475 |
Fazit
Mit dem Toyota Auris der zweiten Generation haben die Japaner ein Auto auf die Räder gestellt, das in der Summe seiner Eigenschaften überzeugen kann. Der elastische Motor und die Stärken in der Fahrdynamik führen dazu, dass er in der Endabrechnung – wenn auch knapp – als Sieger aus diesem Vergleichstest hervorgeht. Das heißt im Umkehrschluss nicht, dass der Hyundai i30 nur zweite Wahl wäre. Der koreanische Rivale bietet das bessere Raumangebot, mehr Komfort, einen kultivierteren und sparsameren Motor sowie ein üppigeres Garantiepaket. Auf dem zweiten Platz landet er in erster Linie deshalb, weil seine Bremsleistung deutlich hinter der seines Rivalen zurückbleibt.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | Toyota Auris 2.0 D-4D | Hyundai i30 blue 1.6 CRDi | |
---|---|---|---|
Summe | 5000 | 3030 | 3005 |
Platzierung | 1 | 2 |