Die Erwartungen an das neue Tesla Model Y sind hoch. Im exklusiven Test haben wir das Elektro-SUV, das bald in Deutschland produziert wird, genau geprüft.
Positiv | Effizienz beeindruckt, 423 km Test-Reichweite, Fahrleistungen, Querdynamik, Raumangebot, Software |
Negativ | Ladeleistung, Federung, kein Head-up-Display |
Mit dem Tesla Model Y rollt der nächste Coup von Elon Musk zum Test. Wegweisende Elektroautos mit modernster Software, schwindelerregend hohe Aktienkurse und mit Elon Musk ein exaltierter CEO, der sein eigenes Raumfahrtprogramm leitet – kein anderer Automobilhersteller steht so sehr im medialen Fokus wie Tesla. Mit dem Model 3 haben die US-Amerikaner:innen das meistverkaufte Elektroauto der Welt im Portfolio. Glänzende Erfolgsaussichten dürfte auch das Model Y haben, weil es als elektrisches SUV die beiden großen Markttrends bedient. Fahrzeuge für Europa sind ab 2022 "made in Germany" und rollen in der Gigafactory Grünheide südlich von Berlin vom Band. Zum exklusiven ersten Test fuhr der 4,75 Meter lange Tesla in der Version "Maximale Reichweite" mit zwei E-Maschinen sowie 77-kWh-Batterie vor. Die gesamte Designsprache des Tesla Model Y inklusive Scheinwerfern und Rückleuchten erinnert stark an das Model 3. Die aerodynamische Tropfenform beschert dem 1,62 Meter hohen SUV übrigens einen cW-Wert von nur 0,23 – ein VW ID.4 kommt auf 0,28. Das reduzierte, fast schon sterile Interieur-Ambiente mit dem Tablet-artigen Touchscreen und dem nahezu vollständigen Verzicht auf klassische Knöpfe oder Schalter entspricht sogar fast eins zu eins jenem des Model 3 und ist insgesamt ordentlich verarbeitet. Nahezu sämtliche Funktionen werden über den hochauflösenden Bildschirm oder per Spracheingabe gesteuert. Tesla-Neulinge benötigen zwar eine gewisse Eingewöhnungszeit, im Alltag kommt man dann jedoch mit der Handhabung gut zurecht. Anders als Systeme vieler Konkurrenten arbeitet die Tesla-Bedien-Software absolut zuverlässig. Ein Extralob gebührt dabei der blitzschnellen Spracherkennung, die Kommandos für Naviziele oder Musikwünsche ohne Verständnisschwierigkeiten umsetzt. Mehr zum Thema: Das ist das Tesla Model 3
Das Tesla Model Y (2024) im Fahrbericht (Video):
Das Tesla Model Y im Test
Für das im Test befindliche Tesla Model Y bietet der Hersteller (noch) kein Head-up-Display an. Weil zudem auch ein herkömmliches Tachoinstrument fehlt, muss die Geschwindigkeit immer oben links auf dem Zentralmonitor abgelesen werden. Nachholbedarf hat Tesla außerdem bei den Scheinwerfern: Anders als für Rivalen vom Schlage eines Audi Q4 e-tron sind für das Model Y keine Matrix-LED-Scheinwerfer mit intelligentem Fernlichtassistenten erhältlich. Das passt ebenso wenig zum Innovationsanspruch wie die auf Autobahnen unzuverlässige Tempolimit-Erkennung. Und wo wir gerade bei der Kritik sind, soll auch die Autopilot genannte Kombination aus Abstandsregeltempomat, Spurführungs- und aktivem Spurwechselassistent nicht unerwähnt bleiben. Die Funktion deaktivierte sich auf der Autobahn häufig ohne ersichtlichen Grund und ließ sich dann nicht immer sofort wieder aktivieren. Das Model Y zählt zu den geräumigsten SUV-Modellen im Segment und präsentiert sich beim Transport von Mensch und Gepäck gleichermaßen talentiert. Im Fond finden Passagier:innen eine beeindruckende Beinfreiheit vor und die Sitzbank mit zweistufig arretierbarer Lehnenneigung ist auch auf langen Fahrten sehr bequem. Aufgrund des fehlenden Mitteltunnels kann man hinten auch durchaus zu dritt sitzen, wobei sogar der mittlere Sitzplatz beheizt ist. Optional wird es das Tesla Model Y mit sieben Sitzplätzen geben. Aber bereits der getestete Fünfsitzer ist voll familientauglich und bietet beeindruckende 854 bis 2041 Liter Laderaumvolumen hinten sowie einen 117 Liter großen vorderen Kofferraum (Frunk), in welchem etwa die Ladekabel verstaut werden können. 1600 Kilogramm Anhängelast unterstreichen das praktische Talent des SUV zusätzlich. Auf der Straße fühlt sich das Model Y beinahe so leichtfüßig wie das flachere Model 3 an: Die Lenkung reagiert spontan auf Befehle und die sportive Michelin-Bereifung im üppigen 20-Zoll-Format sorgt für enormes Grip-Niveau. Ambitioniertes Kurvenräubern auf verwinkelten Landstraßen bereitet im Tesla so viel Freude wie mit kaum einem anderen Elektro-SUV. Beachtlich: Mit 1999 Kilogramm ist das Model Y 257 Kilo leichter als der getestete VW ID.4 GTX.
Tesla Model Y mit rekordverdächtigem Verbrauch
Maßgeblichen Anteil an der ausgeprägten Dynamik haben die beiden E-Maschinen, die gemeinsam 345 PS leisten und das Tesla Model Y im Test in 4,9 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Noch ein Wert auf Sportwagenniveau: 150 km/h erreicht der Stromer in 9,4 Sekunden. Und anderes als bei vielen anderen E-Autos endet der Vortrieb nicht bei Tempo 160 oder 180 – der Tesla rennt bis zu 217 km/h schnell. Bei allen Dynamikambitionen haben die Entwickler:innen aus Kalifornien aber den Federungskomfort vernachlässigt: Für ein Familien-SUV ist das Model Y sehr straff gefedert. Wegen der unharmonischen Abstimmung der Hinterachse fällt auch der Langsamfahrkomfort bockig aus. Auf der Autobahn präsentiert sich der Tesla dann ruhiger als auf schlaglochreichen Straßen in der Stadt, allerdings lässt sich die Karosserie auch von kleineren Unebenheiten vergleichsweise stark anregen. Der Konkurrenz noch immer voraus ist Tesla in puncto Effizienz: Auf unserer standardisierten Verbrauchsrunde inklusive Volllastanteil auf der Autobahn begnügte sich das Model Y bei 14 Grad Außentemperatur mit 18,2 kWh auf 100 km – kein vergleichbares Konkurrenzmodell war im Test der AUTO ZEITUNG bislang sparsamer. Die daraus resultierende Reichweite von 423 Kilometern ist ein überzeugendes Plädoyer für die Alltagstauglichkeit des Tesla-SUV. Bei besonders zurückhaltender Fahrweise in der Stadt und auf Landstraßen betrug der Verbrauch sensationsverdächtige 14,0 kWh auf 100 km – das entspricht einer Reichweite von 550 Kilometern. Fast noch beeindruckender: Für die im Test zurückgelegte Gesamtstrecke von rund 1800 Kilometern meldete der Bordcomputer 18,9 kWh Durchschnittsverbrauch. Wählt man im Navi einen Tesla-Supercharger als nächstes Ziel aus, wird die Batterie für optimales Schnellladen automatisch konditioniert. Das funktioniert für Ladestationen von Ionity oder EnBW nicht. In der Spitze lud das Tesla Model Y bei einem Akkustand von neun Prozent an einem HPC-Lader kurzzeitig mit 190 kW – deutlich weniger als die von Tesla versprochenen 250 kW. Ab einem State of Charge (SoC) von gut 50 Prozent nahm der Stromfluss dann deutlich ab. Keine Frage: Der Tesla lädt zwar schnell, aber vor allem die Konkurrenten Hyundai Ioniq 5 und Kia EV6 haben dank 800-Volt-Technik beim DC-Laden inzwischen Vorteile.
Technische Daten des Tesla Model Y
AUTO ZEITUNG 24/2021 | Tesla Model Y |
Technik | |
E-Motor | vorne Asynchronmaschine, hinten permanenterregte Synchronmaschine |
Systemleistung | 254 kW / 345 PS |
Systemdrehmoment | ca. 500 Nm |
Batterie | flüssigkeitsgekühlte Lithium-Ionen-Batterie |
Spannung/Kapazität netto (brutto) | 360 Volt / 77 kWh |
Max. Ladeleistung DC/AC | 250 / 11 kW |
Getriebe/Antrieb | Konstant-Übersetzung/Allradantrieb |
Messwerte | |
Leergewicht (Werk) | 1999 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 4,9 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 217 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,0/34,8 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 18,2 / 17,1 kWh |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 0 g/km |
Reichweite (Test/WLTP) | 423 / 550 km |
Preise | |
Grundpreis | 51.515 Euro |
Das Tesla Model Y ist ein verlockendes Angebot für alle, die einen Tesla fahren wollen, aber mit dem beschränkten Raumangebot des Topsellers Model 3 nicht auskommen. Das SUV bietet üppige Platzverhältnisse für die Passagiere und einen riesigen Laderaum. Maßstäbe, an denen sich die gesamte Konkurrenz messen lassen muss, setzt das Model Y im Test bei Effizienz und Reichweite. Und auch Längs und Querdynamik beeindrucken. Bei Assistenzsystemen und DC-Ladeleistung sind einige der inzwischen zahlreichen Rivalen aber besser.