Tesla Model 3 Performance: Test (Update!) Das Model 3 überzeugt im Test
Das Tesla Model 3 hat sich im ersten Halbjahr 2019 in Deutschland bereits über 5000 Mal verkauft. Der Test der Performance-Version zeigt, dass die elektrische Mittelklasse voll alltagstauglich ist!
Positiv | Reichweite voll alltagstauglich, ausgeprägte Längs- und Querdynamik |
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Negativ | Autopilot unzuverlässig, knapp geschnittene Sitze vorn, Klappergeräusche |
Noch vor dem Test des Tesla Model 3 Performance sitzen wir in Düsseldorf Benrath gemeinsam mit drei anderen Herren auf kleinen Ledercouches im Tesla Service Center und warten. Man unterhält sich. Die Gespräche drehen sich um Ladezeiten, Akku-Kapazitäten und Langzeiterfahrungen. Ein Herr hat mit seinem 2013 erworbenen Tesla Model S innerhalb von sechs Jahren über 180.000 störungsfreie Kilometer abgespult. "Die Batterie hat noch immer eine Kapazität von rund 90 Prozent", berichtet er. Allerdings: "Die Verarbeitungsqualität ist dagegen weniger gelungen – im Innenraum knarzt und knistert es schon vernehmlich. Bei meinem Werkstatttermin heute wird aber nur die Software upgedatet." Wir sind nicht zur Inspektion nach Benrath gekommen, sondern holen einen Testwagen ab – die Praxiserfahrungen von "echten" Tesla-Fahrern saugen wir dabei natürlich trotzdem gern auf. Dann erhalten wir noch Bedientipps von einem Service-Mitarbeiter und schließlich die Schlüsselkarte für ein rotes Tesla Model 3 Performance. Mit 483 PS, 261 km/h Spitze, Sportfahrwerk und Trackmodus ist die Performance-Variante das dynamischste Model 3. Der 75-kWh-Akku soll nach WLTP-Norm 530 Kilometer Reichweite ermöglichen.
Tesla Model 3 (2017) im Video:
Tesla Model 3 Performance im AUTO ZEITUNG-Test
In der Länge misst das getestete Tesla Model 3 Performance 4,70 Meter und damit genauso viel wie BMW 3er, Audi A4 oder Mercedes C-Klasse. Das Model 3 nimmt zwar diverse Designanleihen beim Oberklasse-Stromer Model S, vor allem die Scheinwerferform verleiht dem Mittelklassemodell aber ein ganz eigenes Erscheinungsbild. Auch im Interieur differenziert sich der Kleine von den großen Tesla-Modellen S und X: Hinter dem Lenkrad platzierte Tachoinstrumente sucht man im Model 3 vergeblich. Alle Infos – inklusive der Geschwindigkeit – werden auf einem 15-Zoll-Touchscreen angezeigt. Dieser sorgt mit seiner schieren Größe und der hohen Auflösung für ein futuristisches Ambiente, das derzeit kein Konkurrent zu bieten hat. Die Bewegungsfreiheit für Fahrer und Beifahrer fällt rundum sehr gut aus, die zu klein geratenen Sitze bieten jedoch zu wenig Abstützung und sind auf langen Strecken unbequem. Fondpassagiere nehmen auf einer niedrig montierten Rückbank Platz und freuen sich über die üppige Beinfreiheit. Das von der Front- bis zur Heckscheibe beinahe durchgehende Panoramaglasdach (Serie) sorgt für ein tolles Raumgefühl. Mit 542 Liter Ladevolumen übertrifft das Tesla Model 3 Peformance zudem vergleichbare Mittelklasse-Limousinen deutlich, und im gesamten Interieur finden sich zahlreiche große Ablagemöglichkeiten. Zudem ist eine Anhängerzugvorrichtung (910 kg Anhängelast) erhältlich.
Verarbeitungsqualität gestiegen
Das getestete Tesla Model 3 Performance ist zwar besser verarbeitet als ein im Frühjahr 2018 gefahrenes Model 3 (Ausgabe 10/2018), doch die Spaltmaße an der Karosserie und die Chromzierleisten weisen teils immer noch unsaubere Verläufe auf. Im Interieur gibt es geschäumte Kunststoffe, die meist gut eingepasst sind. Auf rauem Fahrbahnbelag stören allerdings Knister- und Klappergeräusche. Das deckt sich mit den eingangs beschriebenen Erfahrungen des Model S-Besitzers. Ansonsten demonstriert das Model 3 eindrucksvoll, wie alltagstauglich und ausgereift ein E-Auto bereits heute sein kann: Auf unseren Verbrauchsfahrten bei hochsommerlichen Temperaturen beträgt der Testverbrauch auf 100 Kilometern 16,2 kWh. Das entspricht einer Reichweite von 462 Kilometern. Wer besonders vorausschauend fährt, erreicht sogar Verbräuche von unter 14 kWh und schafft dann rund 550 Kilometer mit einer Akku-Ladung. Selbst zügige Autobahnetappen mit Geschwindigkeiten von deutlich über 150 km/h können angstfrei absolviert werden. Allen Reichweiten-Zweiflern sei gesagt: Das Tesla Model 3 Performance ist voll langstreckentauglich. Punkt. Und dank Fahrleistungen auf Sportwagen-Niveau kommen auch die Emotionen nicht zu kurz: 3,6 Sekunden benötigt der Tesla im Test für den Sprint auf Tempo 100. Das liest sich beeindruckend und fühlt sich wegen des ansatzlosen, verzögerungsfreien Sprintver-mögens noch spektakulärer an. Mit einem Topspeed von 261 km/h zählt der Ami zudem zu den schnellsten E-Autos überhaupt.
Model 3 Performance überzeugt mit dynamischem Talent
Ebenso ausgeprägt präsentieren sich die querdynamischen Talente, auch weil die für ein E-Auto dieser Größe geradezu niedrigen 1849 Kilogramm Leergewicht beinahe gleichwertig auf Vorder- und Hinterachse verteilt sind. In Verbindung mit Allradantrieb, 20-Zoll-Sportbereifung sowie Sportfahrwerk trumpft das Tesla Model 3 Performance auf verwinkelten Straßen mit großer Kurvengier bei gleichzeitig berechenbarem Fahrverhalten auf. Top im Test sind auch die Kalt- und Warmbremswege aus Tempo 100 bis zum Stand von jeweils rund 34 Metern. Der ausgeprägte Sportsgeist der Performance-Version beeinträchtigt jedoch den Federungskomfort, und so dringen manche Fahrbahnunebenheiten teils trocken durch. Die Abstimmung der Feder-Dämpfer-Elemente ist glücklicherweise aber nicht so straff geraten, dass sie im Alltagsbetrieb ernsthaft stören würde. Dass der 6300 Euro teure Autopilot dagegen nicht ansatzweise den Versprechungen des Herstellers gerecht werden kann, ist ein echtes Ärgernis. Das System arbeitet beim Spur- oder Abstandhalten häufig unzuverlässig – da bieten vergleichbare Systeme deutscher Mittelklasse-Fahrzeuge eine bessere Regelgüte. Mit 55.390 Euro ist der Performance das teuerste Model 3. Die Basisversion mit 409 km WLTP-Reichweite gibt es ab 43.390 Euro. Dazwischen rangiert eine Version mit 560 km Reichweite (51.390 Euro). Die Lieferzeiten betragen derzeit nur rund einen Monat, zudem sind zahlreiche Bestandsfahrzeuge sofort erhältlich.
Connectivity-Check
Wen die Handhabung eines Smartphones oder Tablets nicht vor Herausforderungen stellt, der kommt – eine kurze Eingewöhnungsphase vorausgesetzt – auch mit dem Bedienkonzept des Model 3 zurecht. Das Einstellen der Zielführung des Navisystems etwa gelingt so einfach wie bei kaum einem anderen Fahrzeug. Der Tesla ist immer online und empfängt Software-Updates over the air. Zur Überbrückung von Ladezeiten können über den Bildschirm eine Reihe von Videospielen, darunter „Beach Buggy Racing“, gespielt werden. Dass man Smartphones nicht per Apple CarPlay oder Android Auto koppeln kann, ist ein Manko.
Laden beim Tesla Model 3
Die "Supercharger" gehören zur Ladeinfrastruktur von Tesla. Über 60 solcher Stationen mit mehreren Schnellladesäulen gibt es bei uns derzeit. Die kWh kostet hier rund 0,33 Euro. Per CCS-Stecker lässt sich das Model 3 aber auch an Schnellladesäulen anderer An-bieter laden. Im Idealfall dauert das Vollladen rund 35 Minuten. Die Ladeleistung des Tesla beträgt maximal 200 kW – bis Ende 2019 soll sie auf 250 kW erhöht werden.
Messwerte & technische Daten Tesla Model 3 Performance
AUTO ZEITUNG 18/2019 | Tesla Model 3 Performance |
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Technik | |
E-Motor | zwei perm. erregte Asynchron-Maschinen |
Akku | Lithium-Ionen-Batterie, 75 kWh |
Leistung | 355 kW/483 PS |
Getriebe/Antrieb | Konstant-Übersetzung/Allradantrieb |
Messwerte | |
Leergewicht (Test) | 1849 kg |
Beschleunigung | |
0 - 100 km/h | 3,6 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 261 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,2/34,1 m |
Verbrauch (Test) | 16,2 kWh/100 km |
CO2-Ausstoß (EU) | 78 g/km |
Preise | |
Grundpreis | 55.390 Euro |
Das Tesla Model 3 ist eine geräumige, fahraktive Mittelklasse-Limousine mit modernem Bediensystem. Und ganz nebenbei eines der besten E-Autos überhaupt: Die Reichweite beträgt laut Testverbrauch 462 Kilometer, und die Fahrleistungen beeindrucken ebenfalls nachhaltig. Die Assistenzsysteme des Autopiloten arbeiten jedoch sehr unzuverlässig.