Tamiya CW-01 Lunch Box im Test: Das kann der RC-Monstertruck
Tamiya CW-01 Lunch Box im Test: So schlägt sich der RC-Restomod-Truck
Der Tamiya CW-01 Lunch Box und sein Chassis-Bruder Midnight Pumpkin sind so etwas wie der Caterham Seven der RC-Welt. Seit Jahrzehnten auf dem Markt und irgendwie noch ganz der Alte. Der Lunch Box wurde bereits 1987 eingeführt und baut trotz aktualisierter Mechanik und Elektrik im Wesentlichen immer noch auf derselben Plattform auf wie damals – inklusive weitestgehend identischer Optik.
Das CW-01-Chassis teilt sich einige Komponenten mit den Hornet- und Grasshopper-Buggys (hier Infos zum RC-Modell von Tamiya) – beide ähnlich alt – aber mit einem hoch aufragenden Monstertruck-Twist. Bei einem Maßstab von 1:12 ist der Lunch Box aber ein ganzes Stückchen kleiner als der Tamiya Squash Van (hier im ausführlichen Einzeltest) im sonst üblichen Maßstab von 1:10. Dennoch ist der CW-01 Lunch Box alles andere als klein – und die Größe für den Preis nach wie vor angemessen.

Einfacher Chassis-Aufbau
Viel Fahrspaß
Gutes Preis-Leistungsverhältnis
Karosseriehalterungen sind etwas schwach
Genaues steuern ist schwer
Großer Wendekreis
Aufbau: Mit etwas Vorbereitung kinderleicht
Der Tamiya Lunch Box wird mit einem Vierkantschlüssel für Schrauben und Muttern und einem 1,5-mm-Inbusschlüssel geliefert. Wie üblich, muss die heimische Werkstatt aber einiges an Werkzeug bereithalten. Genauer gesagt, benötigt man beim CW-01-Monstertruck einen Kreuzschlitzschraubendreher (ein Standard-Schraubendreher von Ikea funktioniert im Test ziemlich gut), eine Zange, ein Bastelmesser und eine Schere. Wir empfehlen das RC-Werkzeugset von Tamiya, das bereits alle benötigten Tools in einer hochwertigen Box unterbringt – für spätere Wartungs- und Tuningarbeiten unverzichtbar.

Die Aufbauanleitungen von Tamiya sind mit die schlüssigsten in der RC-Welt – insbesondere dank der guten Bebilderung – und daher auch für Einsteiger:innen einfach zu befolgen. Der Tamiya Lunch Box vereinfacht die Arbeit durch seinen beinahe selbsterklärenden Aufbau. Die relativ wenigen Kleinteile des Monstertrucks sind in klar gekennzeichneten Kunststofftüten untergebracht, größere Teile kommen zum Ausschneiden in Gussformen. Hier nimmt man idealerweise ein Seitenschneider zuhilfe, um die Teile sauber aus der Form herauszutrennen.
Mit ein bisschen Vorbereitung macht man schnell Fortschritte beim Aufbau. Tipp: Bevor man mit dem eigentlichen Zusammenbau beginnt, die Anleitung lesen, die Teile vorsortieren und den Akku bereits laden. Denn um die Lenkservo zu zentrieren, benötigt man Strom – und außerdem möchte man doch am liebsten sofort mit dem fertigen Monstertruck auf die Piste.
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Wenige Teile machen den Aufbau des Unterbaus einfach
Schrauben, Muttern und Gewindestangen sind am linken Rand der Anleitung in Originalgröße abgebildet, zudem wird stets darauf hingewiesen, wann und wo man fetten und kleben muss. Eine Empfehlung unsererseits ist es, die mitgelieferten Kunststoffbuchsen gegen einen Satz Metallkugellager auszutauschen. Die Kugellager sorgen dafür, dass die Achsen, das Getriebe und der Lenkmechanismus etwas leichtgängiger laufen, was die Leistung, Haltbarkeit und Laufzeit verbessert.
Der Aufbau selbst ist einfach und lässt sich leicht in kleinere Etappen einteilen, damit man die Arbeit über einige Tage streuen kann:
Zuerst werden die verchromten Karosseriehalterungen und die Elektronik am Hauptchassis angebracht.
Dann folgt der Bau der kombinierten Hinterachse und des Getriebes. Ein einziges Getriebe überträgt die Kraft des 540er-Elektromotors auf das hintere Differential, sodass ein großer Teil des Aufbaus relativ schnell erledigt ist.
Als Nächstes wird die Achse an den auffälligen, aber nicht sonderlich effektiven Chromstoßdämpfern am Chassis befestigt, das Lenkgestänge gebaut und der Batteriehalter sowie die vordere Trennwand montiert.
Zu guter Letzt die Vorderradaufhängung, Räder und Reifen montieren und das Fahrwerk ist fertig.
Zubehör für Aufbau und Tuning:
Die Hartplastik-Karosserie benötigt ein besonderes Finish
Der Tamiya Lunch Box auf CW-01-Chassis kommt mit einer Hartplastik-Karosserie. Leider ist diese im Vergleich zu den immer beliebter werdenden Lexan-Schalen etwas schwieriger zu lackieren. Lexan selbst wirkt wie ein Lack und gibt ein großartiges Finish ohne weiteres Zutun. Eine Hartplastik-Schale erfordert einen guten, gleichmäßigen Anstrich, etwas Nassschleifen, Lack und dann Politur, um ein wirklich gutes Finish zu erhalten. Details müssen in der Regel ebenfalls von Hand aufgemalt werden. Das ist zwar kleinteilige Arbeit, bei der einiges schiefgehen kann, aber macht jeden Lunch Box zum Unikat – Imperfektionen eingeschlossen.
Kleine Unreinheiten im Lack machen unserer Meinung nach sowieso nichts. Zum einen gibt es einen umfangreichen Stickerbogen, mit dem sich einige der "Problemzonen" elegant kaschieren lassen. Bei Geländefahrten kommen ohnehin die ein oder anderen Schrammen in den Lack, also alles halb so schlimm.
So fährt sich der Tamiya Lunch Box auf CW-01-Chassis
Das Fahrgefühl am "Steuer" des Tamiya CW-01 Lunch Box ähnelt dem eines modernisierten Auto-Klassikers, wie dem Morgan Super 3 – technisch gesehen zwar nicht besonders gut, aber genau darin liegt der Reiz. Beginnen wir mit dem Positiven. Dank der leichten Front und der im Heck des Fahrgestells montierten Batterie wird der Wheelie-Bar häufig gebraucht, als zunächst vermutet. Bei vorsichtigerer Gassteuerung kann man mit den Hinterrädern eine beeindruckend lange Strecke zurücklegen, bevor die Vorderräder schließlich den Boden berühren. Eine Dämpfung gibt es so gut wie gar nicht. In den verchromten Stoßdämpfern ist nichts weiter als ein bisschen Fett auf einer Schraube, die durch das Chassis gleitet.

Die Aufhängung ist rundum sehr steif ausgelegt, wobei die Pendelachsen für reichlich Sturz sorgen. Selbst wenn die weichen Reifen ein paar Stöße abfangen, verbringt man auf unebenem Untergrund viel Zeit in der Luft. Das klingt chaotisch, und das ist es auch. Aber gerade dieses Chaos macht den Spaß am Tamiya Lunch Box aus. Ihm dabei zuzusehen, wie er mit weniger als 25 km/h über unebenes Gelände hüpft und springt, ist urkomisch. Ebenso die zahlreichen Stürze und Rollen, die man unweigerlich erleben wird. Der RC-Monstertruck erlaubt gerade genug Kontrolle, um nicht zu frustrieren. Der Wendekreis fällt jedoch recht groß aus – lässt sich mit einem leistungsstärkeren Servo aber minimal verbessern.
Die schwere und sehr hoch montierte Hartplastik-Karosserie sorgt dafür, dass es häufig zu Überschlägen kommt. Wer sich auf den Asphalt wagt, muss daher mit Schürfwunden am Lack rechnen. Der reine Hinterradantrieb bedeutet aber auch, dass es viel einfacher ist, über unwegsames Gelände zu rasen. Klettern ist dagegen nicht sein Metier. Ein paar Öldruckstoßdämpfer, Karosserielager aus Aluminium und möglicherweise ein paar Lenkungsmodifikationen würden das Fahrverhalten deutlich verbessern, aber man kann auch mit dem Serien-Monstertruck viel Spaß haben.
Haltbarkeit: Stabiles Chassis mit wenigen Schwachpunkten
Wie fast alle Tamiya-Chassis ist auch das CW-01 hauptsächlich aus robustem, aber flexiblem Kunststoff gefertigt. Das ist ideal für Anfänger:innen, da das Auto einige Stöße vertragen kann, bevor etwas bricht. Es besteht daher keine Gefahr, dass sich das Chassis bei einem Aufprall verbiegt. Leider sind die verchromten Karosseriehalterungen aus einem härteren, spröderen Kunststoff, der bei einem harten Aufprall brechen kann. Metall-Ersatzteile sind hier ein günstiges Upgrade, das dieses Problem löst. Die kleinen Federn, die die Hinterachse fixieren, sind ebenfalls schwach. Wenn sie brechen, kann man immer noch mit dem Tamiya Lunch Box fahren, also nehmen viele die verwindungsanfälligere Achse in Kauf.
Andere Dinge, auf die man achten sollte, sind die Aluminiumritzel, die sich mit der Zeit abnutzen. Ein Ersatz aus Metall ist billig und verhindert dies. Wer die serienmäßigen Kunststoff- und Messingbuchsen einsetzt, wird auch schnell Spiel im Fahrwerk feststellen. Metallkugellager beugen dem vor.
Der Tamiya Lunch Box lässt sich am besten mit dem Wort "albern" bezeichnen. Aber genau dafür lieben ihn seine Fans – und das seit fast 40 Jahren. Mit der rudimentären Aufhängung, dem hohen Schwerpunkt und dem einfachen Antriebsstrang macht der RC-Van einfach nur Spaß. Zudem ist der Monstertruck nicht zu groß und fährt dank der übergroßen Reifen problemlos in nahezu jedem Gelände – sogar auf Sand. Der Lunch Box ist ein echter RC-Klassiker, der sowohl Neulinge als auch erfahrene Fahrer:innen anspricht, die auf der Suche nach Retro-Spaß sind.