Dauertest Suzuki Swift 1.2 2013: Fazit, Bilder und technische Daten Klein ganz groß
Den Dauertest über 100.000 Kilometer schaffte der Suzuki Swift 1.2 ohne Fehl und Tadel. Und überzeugte dabei die Skeptiker
Motor-Journalisten sind ein reiselustiges Völkchen. Bevorzugtes Verkehrsmittel: natürlich das Auto. Und so hielt sich die Begeisterung zunächst in Grenzen, als am 1. Dezember 2010 der kleine Suzuki Swift 1.2 in Ablaze Red Pearl Metallic auf den Testwagen-Parkplatz in Köln rollte. Sein 1,2-Liter-Motor mit 94 PS und die Höchstgeschwindigkeit von 165 km/h versprachen allenfalls Sparfüchsen automobile Befriedigung. Immerhin trat der nur 3,85 Meter kurze Fünftürer in der besten Ausstattung Comfort zum Dauertest an: Klimaautomatik, schlüsselloses Einsteigen mit Keyless Start, Sitzheizung vorn, Alu-Räder und Tempomat bürgen in dieser Klasse für relativ angenehmen Reisekomfort. Preis des knuffigen Kleinstwagens Ende 2010: 14.990 Euro. Der schicke rote Lack schlug noch einmal mit 380 Euro zu Buche.
DER MOTOR WILL FLEISSIG GESCHALTET WERDEN
Schon nach wenige Tagen startete Test-Mitarbeiter Markus Schönfeld zur ersten längeren Dienstreise nach Berlin und Eberswalde. Sein knappes Fazit: „Absolut sparsam und langstreckentauglich.“ Chefreporter Stefan Miete schloss sich dem Lob kurz darauf an: „Der kleine Suzuki bietet ein komfortables Fahrwerk, eine gute Sitzposition, eine angenehm direkte Lenkung und vorn auch ausreichenden Platz.“ Das Vierzylinder-Triebwerk erwies sich zwar als genügsam, aber nicht als sehr temperamentvoll: „Der Motor will mit Drehzahlen bei Laune gehalten werden,“ notierte Test-Redakteur Christoph Kragenings. „Wer flott vorankommen will, muss oft herunterschalten, um über 4000 Touren zu bleiben.“ Das liegt nicht nur am Saugmotor mit übersichtlichen 118 Nm Drehmoment, sondern auch am relativ langübersetzten Fünfgang-Getriebe. Ist der Suzuki Swift jedoch einmal in Schwung gekommen, treibt er im fünften Gang die Tachonadel bis über die 180-km/h-Marke. In Geschwindigkeitsregionen ab Tempo 140 ist das Drehzahl- und damit auch das Geräuschniveau allerdings recht hoch, sodass sich viele Fahrer einen sechsten Gang wünschten. Und zudem einen etwas größeren Tank: „Mit nur 42 Liter Fassungsvermögen ist der Tank zu klein“, vermerkte Markus Schönfeld. Wer es mit dem Suzuki auf der Autobahn besonders eilig hat, muss manchmal schon nach knapp 500 Kilometern die nächste Zapfsäule ansteuern, obwohl Fahrer und Insassen noch nicht der Sinn nach einer langen Pause steht.
Trotzdem hatte der in Ungarn gebaute kleine Japaner nach kurzer Zeit auch vollgasfeste Autotester überzeugt. Denn neben seiner schnell bewiesenen Langstreckentauglichkeit spielt der Kleinwagen besonders in der Stadt seine Stärken aus. Zum Termin in der Kölner City oder zur Foto-Tour nach Amsterdam rückten selbst PS-verwöhnte Tester lieber im Swift als in der Luxus-Limousine aus. „Kleiner Wendekreis, übersichtliche Karosserie, passt in fast jede Parklücke“, notierte Redakteur Klaus Uckrow. Im Stadtverkehr glänzt auch der kultivierte und leise Motor, der mit seiner zuverlässig arbeitenden Start-Stopp-Automatik nicht nur beim Verbrauch überzeugt: Bei Ampelstarts und schnellen Spurwechseln ist der Vierzylinder agil genug, und die präzise Schaltung sowie die direkte Lenkung unterstützen den Piloten bei zügigen Fahrmanövern.
VIEL PLATZ FÜR PASSAGIERE, KLEINER KOFFERRAUM
Die Bedienung des Suzuki stellt niemanden vor große Rätsel. Alle Schalter und Hebel – vom Start-Knopf bis zur Tankdeckelentriegelung – sind da, wo man sie vermutet. Im Cockpit des Swift dominieren die grauen Kunststoffe, was aber in dieser Preisklasse die Regel ist und hier keineswegs zu billig wirkt. Die Verarbeitung ist gut, im Suzuki wackelt und klappert nichts. Besonderes Lob verdienen die beiden Vordersitze: „Sie sind groß genug, sehr bequem, bieten aber trotzdem ausreichenden Seitenhalt“, schrieb Test-Redakteur Thorsten Elbrigmann ins Fahrtenbuch. Daran änderte sich übrigens auch nach 100.000 Kilometern nichts: Die Bezüge sind immer noch bestens in Schuss, die Polster straff. Leichte Kritik gab es aber an der bei der Comfort-Ausstattung serienmäßigen Sitzheizung: Sie lässt sich nur in einer Stufe anschalten, sorgt schnell für wohlige Wärme, legt dann aber weiter mächtig zu. „Das wird richtig heiß“, vermerkte Klaus Uckrow.
Dafür versöhnen das Platzangebot in der ersten Reihe und die geradezu üppige Kopffreiheit. Hier hat man keinesfalls das Gefühl, in einem Kleinstwagen zu sitzen. Praktische Ablagen und große Flaschenhalter in den Türen sorgen ebenfalls für einen in der kleinen Klasse unüblichen Komfort. Auch die Passagiere in der zweiten Reihe fühlen sich nicht wie auf der Strafbank. Knie- und Fußraum sind ausreichend, die Polster selbst auf langen Strecken bequem. Da auch die Suzuki-Ingenieure nicht zaubern können, fällt das Gepäckabteil allerdings entsprechend klein aus. Mit einem Minimal-Volumen von 211 Litern reicht es gerade für den Wochenendeinkauf. Dabei müssen die Tüten allerdings auch noch über eine hohe Ladekante gehoben werden. Mit Hilfe der geteilt umklappbaren Rückenlehne kann man den Kofferraum auf bis zu 902 Liter vergrößern. „Dabei entsteht aber eine hohe Stufe auf dem Boden der Ladefläche“, registrierte Thorsten Elbrigmann.
100.000 KILOMETER IN GUT ZWEIEINHALB JAHREN
Für die vorgegebene Teststrecke von 100.000 Kilometern benötigte der Das neue Suzuki Swift Facelift in der Redaktion der AUTO ZEITUNG gut zweieinhalb Jahre. Das ist zwar mehr, als etwa Dauertester wie der Porsche Panamera 4S oder der Audi A8 3.0 TDI für die gleiche Distanz gebraucht haben – für einen Kleinstwagen jedoch ein ordentliches Ergebnis. Dabei verlangte der Suzuki außerhalb der häufigen Inspektionen (alle 15.000 Kilometer oder einmal im Jahr) keine Extraration Motoröl. Auch mit Gummi ging er sparsam um: Zweifach bereift mit Sommerreifen und Winterkompletträdern (529 Euro) benötigte der Swift bislang keinen Reifennachschub. Im nächsten Herbst wäre aber ein neuer Satz Winterpneus fällig gewesen.
Beim Kraftstoffverbrauch erfüllte der Suzuki – wie schon angedeutet – die Erwartungen. Mit einem Testdurchschnitt von 7,0 Liter verfehlte er zwar den Normverbrauch deutlich. Angesichts häufiger Vollgasfahrten auf der Langstrecke hat er sich aber mehr als achtbar aus der Affäre gezogen. Mit Kilometerkosten von 16 Cent ohne Wertverlust ist man im Neuheit: Suzuki Swift Sport günstig unterwegs. Negativ machen sich hier nur die relativ hohen Versicherungseinstufungen bemerkbar. Der Wertverlust schlägt nach zweieinhalb Jahren und insgesamt 105.000 Kilometern auf dem Tacho mit 9920 Euro zu Buche. Damit hat der Suzuki in dieser Zeit knapp zwei Drittel seines Neuwerts eingebüßt und bringt beim Verkauf jetzt noch 5450 Euro (Händlereinkaufspreis nach DAT-Schätzung). Die Kilometerkosten inklusive des Wertverlusts belaufen sich trotzdem auf immer noch auf günstige 26 Cent.
Die Strapazen des Testalltags hat der kleine Suzuki bestens verkraftet. Innenraum, Fahrwerk und Motor machen immer noch einen frischen Eindruck. Beim Thema Pannen und außergewöhnliche Reparaturen herrscht Fehlanzeige. Die Kosten für Inspektionen mit Ölwechseln, zwei neuen Bremsscheiben und Belägen sowie für das Wechseln von Sommer- auf Winterreifen summierten sich über die gesamte Distanz auf 2228 Euro. Ein großer Steinschlag in der Mitte der Frontscheibe führte zum Austausch der Scheibe für 679 Euro durch einen Profivon Carglass. Die Kosten wurden aber von der Kaskoversicherung übernommen. Ein unverschuldeter Auffahrunfall mit geschätzt drei km/h Aufprallgeschwindigkeit führte zu keinen bleibenden Schäden am Heckstoßfänger, während eine verlorene – oder entwendete – Abdeckung der Dachträgeraufnahme hinten links von der Werkstatt kostenlos erneuert wurde.
DER SUZUKI SWIFT ÜBERZEUGT MIT SEINEN STÄRKEN
Wenn in diesen Tagen der Suzuki Swift 1.2 Comfort seine Reise zurück zu Suzuki Deutschland antritt, wird es wohl einige lange Gesichter in der Redaktion geben. Spätestens wenn der Satz „Ich fahr mal mit dem Suzuki in die Stadt“ mit „Der ist nicht mehr da“ beantwortet wird, fallen uns sofort wieder seine Vorzüge ein: klein, flink, zuverlässig.
TECHNIK |
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SUZUKI SWIFT 1.2 COMFORT |
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Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler |
Nockenwellenantrieb | Zahnriemen |
Hubraum | 1242 cm³ |
Leistung bei |
69 kW / 94 PS 6000 /min |
Max. Drehmoment bei |
118 Nm 4800 /min |
Getriebe | 5-Gang, manuell |
Antrieb | Vorderrad |
Fahrwerk | vorn: McPherson-Federbeine, Querlenker, Stabilisator; hinten: Verbundlenkerachse, Federn, Dämpfer; ESP |
Bremsen | vorn: innenbelüftete Scheiben; hinten: Scheiben; ABS, Bremsassistent |
Bereifung | rundum: 185/55 R 16 T |
Felgen | rundum: 6 x 16 |
L / B / H | 3850 / 1695 / 1510 mm |
Radstand | 2430 mm |
Leergewicht / Zuladung² | 1018/462 kg |
Kofferraumvol. | 211 – 902 Liter |
Abgasnorm | Euro 5 |
Typklassen | 16 HP/20 VK/20 TK |
FAHRLEISTUNG / VERBRAUCH |
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0-100 km/h² | 12,3 s |
Höchstgeschwindigkeit¹ | 165 km/h |
EU-Verbrauch¹ | 4,9 l S / 100 km |
AZ-Normrunde² | 6,3 l S / 100 km |
Dauertest-Verbrauch² | 7,0 l S / 100 km |
KOSTEN | |
Grundpreis | 14.990 Euro |
PREISE / UNTERHALT |
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NEUPREIS / RESTWERT |
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Neupreis Testwagen ¹ | 15.370 Euro |
Schätzpreis nach 100.000 km ² | 5.450 Euro |
Neuwagenpreis heute | 15.710 Euro |
FIXKOSTEN PRO JAHR | |
Steuer | 30 Euro |
Haftpflichtversicherung TK 16 | 364 Euro |
Vollkasko VK 20 | 647 Euro |
Teilkasko TK 20 | 145 Euro |
TESTBETRIEBSKOSTEN | |
Kraftstoff: 7025,3 Liter Super Preis: 1,60 Euro / Liter |
11.242,64 Euro |
Ölverbrauch | - |
Wartung, Ölservice, Verschleißteile |
2.228 Euro |
Reparaturen | - |
Wertverlust | 9.920 Euro |
Kosten pro km ohne Wertverlust | 0,16 Euro |
Kosten pro km mit Wertverlust | 0,26 Euro |
Zuverlässigkeit ist keine Frage des Preises: Der kleine Suzuki Swift hat in zweieinhalb Jahren und über 100.000 Kilometer seinen Fahrer nie im Stich gelassen. Auch unerwartete Reparaturen blieben aus. Dabei hat er sich nicht nur in der Stadt als wendiges und flinkes Auto erwiesen – auch auf der Langstrecke schlug er sich wacker. Trotz der im Redaktionsalltag ständig wechselnden Fahrer sieht der Swift auch jetzt noch fast aus wie neu. Und auch Verbrauch sowie Kilometerkosten gingen trotz hohen Vollgasanteils in Ordnung.
Klaus Uckrow