Seat Leon/Skoda Octavia: Kombi-Vergleichstest
VAG-internes Kombi-Duell
- Seat Leon Sportstourer & Skoda Octavia Combi im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Skoda Octavia Combi sanfter & leiser
- Motor/Getriebe: Seat & Skoda sind ebenbürtig
- Fahrdynamik: Seat Leon Sportstourer dynamischer
- Umwelt/Kosten: Skoda Octavia Combi in Summe leicht teurer
- Technische Daten von Seat Leon Sportstourer 1.5 eTSI & Skoda Octavia Combi 1.5 TSI eTEC
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Der Skoda Octavia Combi und der Seat Leon Sportstourer überzeugen im Vergleichstest mit hohem Nutzwert und ganz eigenem Charakter – trotz nahezu gleicher Technik mit 150 PS starkem 1,5-Liter-Mild-Hybrid und Doppelkupplungsgetriebe.
Dass der sogenannte "Modulare Quer-Baukasten" des VW-Konzerns – kurz MQB – ausgesprochen wandelbar und vielseitig ist, beweist die Vielzahl an Modellen aller Marken des Konzerns, die auf seinen Komponenten aufbauen, darunter auch die beliebten Kompaktklasse-Kombis Skoda Octavia Combi und der Seat Leon Sportstourer – hier im Vergleichstest. Doch wie viel Eigenständigkeit erlaubt die weitestgehend identische Technik? Sind die beiden Kontrahenten am Ende nahezu gleich, oder bietet eines der beiden Konzepte unterm Strich sogar mehr Auto fürs Geld? Antworten darauf liefert das direkte Duell des Seat Leon Sportstourer gegen den Skoda Octavia Combi. Um die Chancengleichheit zu wahren, treten beide jeweils mit dem 150 PS starken 1,5-Liter-Mild-Hybrid-Benziner samt Doppelkupplungsgetriebe an. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie & Cars fährt den Opel Astra Sports Tourer im Video:
Seat Leon Sportstourer & Skoda Octavia Combi im Vergleichstest
Natürlich ähneln sich die Proportionen der zwei Rivalen, schließlich unterscheiden sie sich in den Außenmaßen nur geringfügig. Dennoch besteht aus keinem Blickwinkel Verwechslungsgefahr. Zudem wirkt der Skoda Octavia Combi rundum eine Spur wuchtiger, der Seat Leon Sportstourer entsprechend filigraner. Dieser Eindruck bestätig sich im Innenraum, wo der Tscheche jeweils ein paar fingerbreit mehr Freiraum offeriert. Auch der Kofferraum nimmt zwischen 20 bis 100 Liter mehr auf als der seines Gegners. Der Spanier indes kontert mit höherer Zuladung und besserer Variabilität. Zwar liegt die Ladekante am Heck des Leon um fünf Zentimeter höher, was sich beim Be- und Entladen durchaus bemerkbar macht, doch seine umgeklappten Rücksitzlehnen liegen nahezu flach, während der erweiterte Ladeboden im Skoda selbst unter Belastung spürbar ansteigt. Überdies muss der bündig mit der Ladekante abschließende, variable Ladeboden extra bezahlt werden (530 Euro, im Paket).
Im Seat Leon Sportstourer ist er serienmäßig. Auch die Fernentriegelung der Lehnen vom Gepäckraum aus ist dort Standard, beim Skoda Octavia Combi dagegen Teil der Style-Ausstattung. Bei der Sicherheitsausstattung jedoch dreht sich das Bild wieder: Hier punktet der Octavia mit serienmäßigen Features wie dem Knie-Airbag für den Fahrersitz, einer optionalen Heckaufprall-Erkennung, einem Ausweich- und Abbiegeassistenten sowie Isofix-Punkten auf dem Beifahrersitz. Regen- und Lichtsensor sind Basisausrüstung, ein Head-up-Display zumindest optional verfügbar. Das meiste davon bietet der Leon auch, aber zum Teil nur gegen Aufpreis. So gewinnt der Skoda das erste Kapitel dieses Vergleichstests.
Fahrkomfort: Skoda Octavia Combi sanfter & leiser
Ob der Seat Leon Sportstourer das Blatt in diesem Kapitel wenden kann? Die Voraussetzungen sind günstig, denn der Testwagen aus Spanien rollt mit dem optionalen Adaptiv-Fahrwerk zum Vergleichstest, der Skoda Octavia Combi indes kommt mit konventionellen Dämpfern zum Test. Dennoch verdaut er Fugen, Wellen und Stöße sanfter als der generell sportlich-straff abgestimmte Seat. Der Sportstourer gibt sich besonders bei Stadttempo stößig an der Vorderachse. Voll beladen ist es allerdings eher die Hinterachse, die Querfugen recht ungehobelt weitermeldet.
Derlei Unbill schluckt der spürbar softer gedämpfte Skoda Octavia Combi souveräner. Auf zerrütteten Landsträßchen neigt er seinerseits aber früher dazu, aus der Ruhe zu kommen, weil sich rasch aufeinanderfolgende Anregungen überlagern. Das führt zu mehr Unruhe und vertikalen Bewegungen – ruppige Impulse bleiben aber aus. Überdies fährt der Skoda leiser, was er nicht nur der optionalen Akustik-Verglasung verdankt. Achspoltern? Fehlanzeige. Weitere Vorzüge sind die vielen praktischen und großen Ablagen sowie die serienmäßige Zweizonen-Klimaautomatik. Windschutzscheibenheizung und beheizte Rücksitze sowie Rollos in den hinteren Seitenscheiben offeriert ebenfalls nur der Octavia, der seinen Vorsprung auf den Seat Leon Sportstourer dadurch weiter ausbaut.
Motor/Getriebe: Seat & Skoda sind ebenbürtig
Kann der Seat Leon Sportstourer 1.5 eTSI im Antriebskapitel mit feurigem Temperament kontern? Nicht wirklich. Da beide Kandidaten im Vergleichstest-Trimm fast gleich schwer sind und über eine identische Antriebskonfiguration verfügen, ergeben sich bei den Fahrleistungen kaum Unterschiede. Der minimal geringere Abrollumfang seiner Reifen verhilft dem Seat zu einer etwas kürzeren Übersetzung. Das lässt ihn auf der Autobahn zwar geringfügig lebhafter beschleunigen, sorgt aber unter anderem auch für eine um zehn Stundenkilometer geringere Spitze. Das Ampelduell und den klassischen Null-auf-100-Sprint hingegen gewinnt der Skoda Octavia Combi 1.5 TSI eTEC.
Hier wie dort gefällt der 1,5-Liter-Vierzylinder mit guten Manieren und linearer Gasannahme. Beide Autos verfügen über eine Zylinderabschaltung im Teillast-Betrieb, segeln oft und schalten sogar auf der Autobahn bei Roll-Phasen konsequent den Motor aus. Tippt man aufs Gas, lässt der Riemen-Starter-Generator den Vierzylinder-Turbo augenblicklich wieder anspringen und unterstützt den Verbrenner unterhalb von 2000 Touren kurzfristig mit bis zu neun kW und sorgt für zusätzlichen Schub, sodass die maximalen 250 Newtonmeter des Aggregats kräftiger wirken, als man es vielleicht vermutet. Nicht zuletzt ist der Mild-Hybrid dank des sanft und frühzeitig hochschaltenden Doppelkupplungsgetriebes im Stadtverkehr und auf ruhigen Überlandfahrten entsprechend genügsam und gibt sich meist mit rund sechs Litern zufrieden. Doch wer viel Leistung fordert und auf der Autobahn häufig die linke Spur benutzt, muss mit bis zu zehn Litern rechnen. Im Testbetrieb ermitteln wir mit durchschnittlich 7,1 (Seat Leon Sportstourer 1.5 eTSI) und 7,2 Litern (Skoda Octavia Combi 1.5 TSI eTEC) nahezu gleiche Werte.
Fahrdynamik: Seat Leon Sportstourer dynamischer
Beim Dynamik-Kapitel des Vergleichstests schlägt die große Stunde des Seat Leon Sportstourer: Nicht nur im Fahrmodus Sport setzt er alle Wünsche spontan und willig um, ohne Nervosität aufkommen zu lassen. Vielmehr flößt sein berechenbares Verhalten jederzeit Vertrauen ein und entschärft damit selbst brenzlige Situationen. Gleiches gilt für die standfesten und wirksamen Bremsen. Deren Dosierbarkeit im Alltag ist jedoch wegen des etwas diffusen Übergangs von Rekuperation zu mechanischer Verzögerung mitunter nicht optimal. Die optionale Progressivlenkung hingegen glänzt mit direkten Reaktionen und einer klaren Rückmeldung. Zudem wirkt das Auto in Wechselkurven angenehm leichtfüßig und offenbart eine neutrale Balance.
Der Skoda Octavia Combi legt ohne adaptive Dämpfer (gegen Aufpreis verfügbar) bei dynamischer Fahrt mehr Karosseriebewegungen um die Längs- und Querachse an den Tag. Das erschwert es, eine exakte Kurvenlinie zu finden und führt bei Vollbremsungen zu einem deutlichen Entlasten der Hinterräder. Dadurch vergibt der Tscheche etwas von seinem dynamisches Potenzial. Mit kalten Stoppern fällt der Bremsweg aus 100 km/h bis zum Stand rund einen Meter länger aus, nach zehn Vollbremsungen am Stück reduziert sich der Unterschied jedoch auf 20 Zentimeter. Ernsthafte Unsicherheiten zeigt der Skoda Octavia Combi aber nicht einmal in Extremsituationen. Weil er insgesamt etwas stärker zu Lastwechselreaktionen neigt, ist er im Slalom sogar flotter. Dennoch holt sich den Kapitelsieg diesmal der Seat Leon Sportstourer.
Umwelt/Kosten: Skoda Octavia Combi in Summe leicht teurer
Der Seat Leon Sportstourer hat überdies gute Chancen, auch das Kostenkapitel dieses Vergleichstests für sich zu entscheiden: Sein Basispreis liegt mit 31.510 Euro immerhin 2450 Euro unter jenem seines Widersachers. Außerdem sind etliche der für beide Modelle verfügbaren Optionen beim Skoda Octavia Combi teurer eingepreist. Andererseits muss man die Xcellence Plus- oder die FR Plus-Ausstattung ordern, um 18-Zoll-Räder für den Leon zu bekommen. Das treibt den Kaufpreis auf 35.260 Euro. Beim Octavia sind ebenfalls einige Features wie der elektrisch einstellbare Fahrersitz an die 35.830 Euro teure Style-Variante geknüpft.
Und so kosten beide Testwagen am Ende deutlich mehr, als man es sich erhofft – und die Differenz schmilzt auf weniger als 500 Euro zusammen. Da der Seat Leon Sportstourer aber auch beim Wertverlust günstiger abschneidet sowie etwas geringere Aufwendungen für Treibstoff und Wartung verursacht, kann er sich mit hauchdünnem Vorsprung als das günstigere Angebot behaupten. Für den Skoda Octavia Combi spricht indes, dass sein Infotainment nicht nur etwas einfacher zu bedienen ist und mit mehr Lautsprechern aufwartet, sondern auch über eine serienmäßige Smartphone-Integration sowie Sprachsteuerung verfügt. Seat berechnet an dieser Stelle Aufpreis, bietet aber das Navigationssystem preiswerter an (ab 1055 statt 1620 Euro).
Auch interessant:
Technische Daten von Seat Leon Sportstourer 1.5 eTSI & Skoda Octavia Combi 1.5 TSI eTEC
AUTO ZEITUNG 01/2023 | Seat Leon Sportstourer 1.5 eTSI | Skoda OctaviaCombi 1.5 TSI eTEC |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4;Turbo; Mild-Hybrid (48 V) | 4/4;Turbo; Mild-Hybrid (48 V) |
Hubraum | 1498 cm3 | 1498 cm3 |
Leistung | 110 kW/150 PS,5000 – 6000 /min | 110 kW/150 PS,5000 – 6000 /min |
Max. Drehmoment | 250 Nm, 1500 – 3500 /min | 250 Nm, 1500 – 3500 /min |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang, Doppelkupplung / Vorderrad | 7-Gang, Doppelkupplung / Vorderrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1341/1433 kg | 1309/1409 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 8,7 s | 8,5 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 218 km/h | 228 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,6/34,3 m | 35,7/34,5 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 7,1/5,7 l S | 7,2/5,4 l |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 168/130 g/km | 171/123 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 31.510 € | 33.960 € |
Testwagenpreis | 36.150 € | 36.560 € |
Ergebnis in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Seat Leon Sportstourer 1.5 eTSI | Skoda OctaviaCombi 1.5 TSI eTEC |
Karosserie (1000) | 635 | 651 |
Fahrkomfort (1000) | 693 | 727 |
Motor/Getriebe (1000) | 645 | 652 |
Fahrdynamik (1000) | 648 | 630 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2621 | 2660 |
Kosten/Umwelt (1000) | 383 | 381 |
Gesamtwertung (5000) | 3004 | 3041 |
Platzierung | 2 | 1 |
Der Vergleich beweist: MQB-Autos haben durchaus unterschiedliche Charakterzüge. Während der Skoda Octavia Combi 1.5 TSI eTEC mit etwas mehr Platz und spürbar besserem Komfort punktet, gefällt der agile Seat Leon Sportstourer 1.5 eTSI mit mehr Dynamik. Das entspricht dem jeweiligen Markenimage. Unterm Strich liegt der Skoda zwar in beinahe allen Wertungen knapp vorn, doch auch der Seat offenbart keine nennenswerten Schwächen. So bleibt die Wahl Geschmacksache – ein faires Angebot sind beide.