Rover SD1 kaufen: Ratgeber
Ist der kultig verkannte Brite eine Empfehlung wert?
1977 wurde der Rover 3500 (SD1) mit seinem V8-Zylinder "Auto des Jahres". Hat sich der letzte echte Rover auch im Oldtimer-Stadium seine Stärken bewahrt? Unsere Kaufberatung!
Das erste Modell, dass 1964 den prestigeträchtigen Titel "Auto des Jahres" einheimste, war ein Rover. Der P6 galt und gilt als zuverlässiger Exot. Sein Nachfolger, der Rover SD1, der ohne technische Finessen wie eine De-Dion-Achse auskommen musste, erhielt den Preis 13 Jahre später. Doch dabei handelte es sich vor allem um Vorschusslorbeeren. Bis vor ein paar Jahren hatte es der Rover SD1 deshalb schwer, als Klassiker anerkannt zu werden. Die Nachwirkungen sind deutlich an den zwar steigenden, aber noch sehr niedrigen Preisen zu erkennen. Schuld am schlechten Ruf ist das größte Problem des SD1, die mangelhafte Rostvorsorge. Die war zwar bei der Konstruktion durch Charles King und Gordon Bashford vorgesehen, aber die Fertigungs- und Qualitätsstandards konnte mit den Vorgaben nicht mithalten. So krankt die von David Bache in Anlehnung an den Ferrari Daytona designte Coupé-Limousine außer an Elektronikproblemen vor allem an der braunen Pest.
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Ratgeber: So einen Rover SD1 kaufen
Die hat die Anzahl früher Modelle bis zum 1982 durchgeführten Facelift stark dezimiert. Auch die von Triumph stammenden Sechszylinder-Motoren nebst unterdimensionierter Fünfgang-Schaltbox verhalfen zum ungewollten Status des "Underdog". Einzig der 3,5 l große V8-Motor ist – mit Ausnahme des hohen Verschleißes der Nockenwelle – in Kombination mit der Dreigang-Automatik ein solider Antreiber. Das auf einem Buick-Smallblock basierende, in Lizenz gebaute Triebwerk verbindet satten V8-Sound mit hohem Drehmoment und noch moderatem Verbrauch. Die meisten verfügbaren SD1 – das Kürzel steht für die Rover/Triumph-Arbeitsgruppe "Special Division" – sind deshalb mit dem V8 ausgerüstet. Ohne den als Vergaserversion und ab 1982 als Einspritzer (EFI/Vitesse) verfügbaren V8 wäre das 77er "Auto des Jahres" sang- und klanglos in der Automobilgeschichte verschwunden.
Mittlerweile ist der SD1 als Achtzylinder ein gesuchtes Exemplar der Rover-Familie, weiß Günter Schweppenstedde. Der Typreferent der Rover-Freunde Deutschland weist jedoch auf die Schwierigkeit hin, ein brauchbares Exemplar zu finden. Wenn die Erstbesitzer:innen vorausschauenderweise eine Hohlraumkonservierung durchgeführt hat, kann man mit viel Glück auf ein gut erhaltenes Fahrzeug der ersten Serie treffen.
Italienische Formen locken mit Leichtmetall-V8
Der Rover 3500 ist ein völlig untypischer Brite. Wer einen absoluten Underdog mit Leichtmetall-V8, italienisch geformtem Blech und einem erst nach dem Facelift einigermaßen ansehnlichen Interieur sucht und eventuell ein Schweißgerät bedienen kann, wird mit dem Rover SD1 glücklich. Ob einem dabei eher das manuelle oder das Automatikgetriebe liegt, ist Geschmackssache. Die erste Generation mit der kleineren Heckscheibe ist besonders rostgefährdet, aber auch nach 1982 sieht es nicht viel besser aus: Gerade die Bodengruppe hatte schon immer von vorn bis hinten, von oben bis unten unter Rostbefall zu leiden. Hinzu kommen die üblichen Stellen bei Autos dieses Alters. Auch die Lackqualität war eher bescheiden.
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Eine lückenlose Wartung ist unabdingbar für den Sechszyllinder-Rover-Motor. Die Nockenwellen des in Lizenz gebauten V8 verschleißen, wenn ihm nicht ab und zu die Sporen gegeben werden. Die Dreigang-Automatik "stirbt" meistens erst mit dem Auto. Das manuelle Getriebe ist schnell unrettbar defekt, wenn der Ölstand nicht regelmäßig geprüft wird. Häufig verweigert die Benzinpumpe bei Vergaser-Modellen den Dienst. Ein Umbau auf die innenbelüftete Bremsanlage der letzten Baujahre empfiehlt sich, wenn das Auto im Alltag bewegt werden soll. Ein regelmäßiger Austausch der Fahrwerksgummis ist angeraten.
Verschleißfreudige Bremsen, unzuverlässige Zentralverriegelungen oder eine ausgeschlagene Lenkung gehören zu den nervigen Nebenerscheinungen, sind aber dank simpler Technik für Selbstschraubende recht gut zu beherrschen. Die Ersatzteilversorgung ist hingegen besser, als man angesichts der geringen Auswahl an Autos vermutet. Wichtiger, als ein technisch erstklassiges Exemplar zu finden, ist es, ein vollständiges Auto zu ergattern. Fast alles lässt sich mit etwas Geduld und guten Kontakten nach England wieder in Gang bringen.
Technische Daten
Classic Cars 09/2014 | Rover 2600 (SD1) | Rover 3500 (SD1) |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 6/2 | 8/2 |
Hubraum | 2597 cm³ | 3529 cm³ |
Leistung | 100 kW/136 PS | 114 kW/157 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 206 Nm 3750/min | 280 Nm 2600/min |
Getriebe/Antrieb | 3-Stufen-Automatik/Hinterrad | 3-Stufen-Automatik/Hinterrad |
L/B/H | 4698/1768/1354 mm | 4698/1768/1354 mm |
Leergewicht | 1360 kg | 1352 kg |
Bauzeit | 1977-1986 | 1976-1986 |
Stückzahl | 108.572 | ca. 300.000 |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 11 s | 10,2 s |
Höchstgeschwindigkeit | 183 km/h | 196 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 10,6 l S | 15,3 l S |
Grundpreis (Jahr) | 22.500 Mark (1977) | 24.950 Mark (1977) |