Mazda2/Renault Clio: Vergleichstest
Mazda2 und Renault Clio im Kleinwagen-Duell
- Mazda2 und Renault Clio im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Bequemere Sitze im Renault Clio
- Motor/Getriebe: Mazda2 sprintet schneller
- Fahrdynamik: Mazda2 agiler in den Kurven
- Umwelt/Kosten: Renault Clio ist etwas günstiger
- Messwerte & technische Daten: Mazda2 Skyactiv-G 90 M Hybrid & Renault Clio TCe 100
- Fazit
Der neue Renault Clio zählt dank schicker Optik und ausgeprägter Allroundqualitäten zu den interessantesten Kleinwagen. Jetzt fordert ihn der frisch überarbeitete Mazda2 mit neuem Mild-Hybrid-Antrieb heraus. Zum Vergleichstest treten sie als Mazda2 Skyactiv-G 90 M Hybrid und Renault Clio TCe 100 an.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Mazda2 Skyactiv-G 90 M Hybrid | Renault Clio TCe 100 |
Karosserie (1000) | 476 | 505 |
Fahrkomfort (1000) | 549 | 555 |
Motor/Getriebe (1000) | 595 | 635 |
Fahrdynamik (1000) | 570 | 571 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2190 | 2266 |
Kosten/Umwelt (1000) | 522 | 526 |
Gesamtwertung (5000) | 2712 | 2792 |
Platzierung | 2 | 1 |
Spätestens wenn es gilt, in der Mittagspause Richtung Kölner Innenstadt zu fahren, um ein paar Leckereien in unserem Lieblings-Imbiss abzuholen, schlägt im Redaktionsalltag die Stunde der Kleinwagen. Die Parkplatzsuche im Herzen Kölns gestaltet sich gewohnt schwierig. Ein bulliges SUV oder ein unübersichtlicher Sportwagen sorgen da nur für Verdruss. Im Kollegenkreis sind deshalb wendige City-Flitzer wie Mazda2 und Renault Clio für die mittägliche Essensbeschaffung erste Wahl. Was die beiden Kleinwagen neben ihrer uneingeschränkten Innenstadt-Tauglichkeit noch so zu bieten haben, klärt der Vergleichstest. Während den Renault Clio ein kleinwagentypischer Dreizylinder-Turbo mit 100 PS vorantreibt, gehen die Japaner eigene Wege und setzen im Mazda2 auf einen Vierzylinder-Benziner ohne Aufladung, dafür aber mit einem 23-Volt-Mild-Hybrid-System samt Riemen-Starter-Generator.
Das Mazda2 Facelife (2019) im Video:
Mazda2 und Renault Clio im Vergleichstest
Mit jeweils gut vier Metern sind Mazda2 und Renault Clio ungefähr gleich lang und haben klassisches Kleinwagenformat. Das bessere Raumangebot stellt in diesem Vergleichstest jedoch der Renault zur Verfügung: Er bietet vorn zwar etwas weniger Kopfraum, dafür schränkt die schlankere Mittelkonsole den Fußraum für Fahrer und Beifahrer weniger stark ein, und auch die seitliche Bewegungsfreiheit fällt etwas luftiger aus. Im Mazda2 sitzt man dagegen deutlich dichter an den Türen, sodass die Ellenbogen schon mal Kontakt zu den Türverkleidungen aufnehmen. Noch deutlicher fallen die Unterschiede auf der Rückbank aus: Bei der Beinfreiheit herrscht zwischen den Rivalen noch Gleichstand, vor allem in puncto Kopfraum kann der Clio jedoch deutliche Vorteile für sich verbuchen. Ab einer Körpergröße von 1,75 Metern haben die Fondpassagiere im Mazda kaum noch Luft über dem Scheitel, größere Staturen können gar nicht aufrecht sitzen. Auch beim Transport von Gepäck gerät der Japaner ins Hintertreffen, bietet er doch hinter seiner recht schmalen Ko-fferraumöffnung nur überschaubare 280 bis 950 Liter Volumen. Wie beim Renault stören beim Beladen der tief liegende Boden und die beim Umklappen der Rücksitzlehne entstehende Stufe. Mit 340 bis 1096 Litern bietet der Franzose jedoch erheblich mehr Stauraum. Kurze Anmerkung an dieser Stelle: Bei bisherigen Vergleichstests betrug das Standard-Kofferraumvolumen des Clio laut Renault-Datenblatt 390 Liter – diese Angabe haben die Franzosen inzwischen auf 340 Liter korrigiert. Nichts geändert hat sich dagegen an der umfangreichen Sicherheitsausstattung des Clio: Als TCe 100 sind LED-Scheinwerfer, aktiver Spurhalte- und Notbremsassistenten serienmäßig, bei den Modellen mit Automatik-Getriebe verfügt der immer optional erhältliche Abstandsregeltempomat sogar über eine Stop-and-go-Funktion. Zwar leuchten die Scheinwerfer des Mazda2 serienmäßig auch mit LED- und optional sogar mit adaptiver Matrix-LED-Technik, moderne Assistenzsysteme bleiben allerdings den höheren Ausstattungsniveaus Exclusive-Line und Sports-Line vorbehalten. Punkten kann der Japaner im Vergleichstest dafür mit seinem dank einiger Soft-Touch-Oberflächen wertigeren Interieur, während der Materialmix des Renault eher einfach gehalten ist.
Fahrkomfort: Bequemere Sitze im Renault Clio
Höheren Ansprüchen werden dagegen die großzügig geschnittenen und ordentlich konturierten Sitze des Renault Clio gerecht, auf denen sich auch längere Fahretappen problemlos abspulen lassen. Zwar ist die straffe Polsterung der Mazda-Sitze angenehm, sie bieten aber deutlich weniger Auflage für die Oberschenkel und im oberen Bereich der Sitzlehne kaum Abstützung. Aufgrund der sehr kurzen Sitzfläche sind die Fondpassagiere auf der Rückbank des Mazda ebenfalls weniger kommod untergebracht. Auch die Bank des Renault ist nur mäßig konturiert, vor allem die besser nutzbare Beinauflage sorgt jedoch für mehr Reisekomfort auf längeren Strecken. Bei Fahrten über schlaglochgespickte Stadtstraßen kann sich dafür der Mazda2 besser in Szene setzen: Seine Federung spricht in diesem Vergleichstest sensibler auf Unebenheiten an und hält hervorstehende Kanten oder Kanaldeckel besser von den Insassen fern als der teilweise recht trocken anfedernde Clio. Auf der Autobahn wirkt der Renault dagegen ruhiger, während sich der Aufbau des Mazda von kleinen Unebenheiten stärker anregen lässt und so ein etwas nervöser Fahreindruck entsteht.
Motor/Getriebe: Mazda2 sprintet schneller
Für Nervosität beim Fahrer sorgen die Fahrleistungen von Mazda2 und Renault Clio in diesem Vergleichstest dagegen nicht. Der Mazda sprintet jedoch in 10,5 Sekunden etwas fixer auf Tempo 100 (Renault: 11,5 Sekunden), und beide Kontrahenten erreichen über 180 km/h Höchstgeschwindigkeit, sodass man im Alltagsbetrieb gut bedient ist. Bei den Elastizitätsmessungen hat der Clio mit seinem 100 PS starken Dreizylinder-Turbo deutlich die Nase vorn und wirkt etwa bei Überholmanövern wesentlich souveräner als der Mazda mit seinem 90-PS-Benziner ohne Turboaufladung: Im sechsten Gang benötigt der Japaner 35,7 Sekunden, um von 80 auf 120 km/h zu beschleunigen, während der Clio mit Fünfgang-Getriebe diese Übung in 19,1 Sekunden absolviert. Zwar hat der Japaner einen Riemen-Starter-Generator, das System boostet jedoch nicht, sondern liefert nur den Strom für die elektrischen Verbraucher sowie das Start-Stopp-System. Auf der Autobahn muss man häufig zurückschalten, um in den zu lang übersetzten oberen Gängen an Steigungen nicht an Geschwindigkeit zu verlieren. Bei konstanter Fahrt mit 140 km/h fordert sogar die Schaltanzeige im Tachodisplay häufig dazu auf, vom sechsten in den fünften Gang zu wechseln. Insgesamt präsentiert sich das Vierzylinder-Aggregat des Mazda2 jedoch eindeutig laufruhiger als der teils dröhnige Renault-Dreizylinder. Beim Testverbrauch dagegen ist der Clio mit 6,1 l auf 100 Kilometer (Mazda: 6,4) genügsamer.
Fahrdynamik: Mazda2 agiler in den Kurven
Einen zurückhaltenden Eindruck hinterlässt der Renault Clio in diesem Vergleichstest auch bei den Dynamikprüfungen: Sowohl beim Wedeln in der Slalomgasse als auch bei Fahrten auf der Handlingstrecke wird der Franzose vorauseilend von den elektronischen Regelsystemen eingebremst. Der lebendiger wirkende Mazda baut höhere Kurvengeschwindigkeiten auf und gefällt mit seiner mitteilungsfreudigeren Lenkung. Mit kalter Bremsanlage kommen Mazda2 und Renault Clio aus Tempo 100 nach 36,8 Metern zum Stehen, während der Warmbremsweg des Clio 1,5 Meter kürzer ausfällt.
Umwelt/Kosten: Renault Clio ist etwas günstiger
In diesem Vergleichstest ist der Mazda mit 16.890 Euro im Grundpreis 450 Euro teurer als der Renault, der zudem über die bessere serienmäßige Multimediaausstattung verfügt. Kleinwagentypisch bewegen sich die Aufwendungen für Steuer, Versicherung und Wartung bei Mazda2 und Renault Clio auf angenehm niedrigem Niveau.
Messwerte & technische Daten: Mazda2 Skyactiv-G 90 M Hybrid & Renault Clio TCe 100
AUTO ZEITUNG 12/2020 | Mazda2 Skyactv-G 90 M Hybrid | Renault Clio TCe 100 |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Riemen-Starter-Gen. (23 V) | 3/4; Turbo |
Hubraum | 1496 cm³ | 999 cm³ |
Leistung | 66 kW/90 PS | 74 kW/100 PS |
Max. Drehmoment | 148 Nm | 160 Nm |
Getriebe/Antrieb | 6-Gang, manuell/ Vorderrad | 5-Gang, manuell/ Vorderrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1076/1076 kg | 1103/1143 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 10,5 s | 11,5 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 183 km/h | 187 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 36,8/36,9 m | 36,8/35,4 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 6,4/5,3 l S | 6,1/4,9 l S |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 152/126 g/km | 145/116 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 16.890 Euro | 16.440 Euro |
Testwagenpreis | 17.990 Euro | 17.840 Euro |
Nach seinen Siegen gegen Nissan Micra und Peugeot 208 geht der Renault Clio TCe 100 auch aus diesem Vergleichstest als Gewinner hervor: Der Franzose bietet ordentlich Raum für Mensch und Gepäck und eine moderne Sicherheits- sowie Multimediaausstattung. In puncto Federungskomfort und Fahrdynamik kann er zwar keine Glanzpunkte setzen, ist dafür aber sehr attraktiv eingepreist und verfügt über einen ebenso quirligen wie effizienten Dreizylinder-Turbobenziner. Der Mazda2 Skyactiv-G 90 fährt eine ganze Ecke dynamischer und gefällt zudem mit gutem Federungskomfort. Bei Raumangebot und Sicherheitsausstattung gerät er jedoch ins Hintertreffen, und der durchzugsschwache 1,5-Liter-Saugmotor überzeugt nicht – trotz Mild-Hybrid-Unterstützung.