Range Rover Velar/Volvo XC90/VW Touareg: Test Neuer Touareg behauptet sich gegen Velar und XC90
- Range Rover Velar, Volvo XC90 & VW Touareg im Test
- Karosserie: Touareg punktet mit sauberer Verarbeitung
- Fahrkomfort: Sitze mit Massagefunktion im Velar
- Motor/Getriebe: VW mit bestem Verbrauch
- Sicherheit: XC90 mit Bestnoten bei Verzögerungswerten
- Umwelt/Kosten: VW bei Garantiebedingungen vor Volvo & Range Rover
- Technische Daten VW Touareg, Volvo XC90 & Range Rover Velar
- Fazit
Im ersten Test will sich der neue VW Touareg gegen den Range Rover Velar und den Volvo XC90 behaupten. Jetzt will das Volkswagen-Flaggschiff zurück ins Rampenlicht – Bühne frei für seine große Show.
Der VW Touareg, der Range Rover Velar und der Volvo XC90 stellen sich dem Test. Dabei rast die Zeit bei den Autofirmen, das merkt man an den immer kürzer werdenden Modellzyklen. Ein Facelift jagt das andere. Bei Volkswagen hat man sich allerdings die Zeit genommen, um nichts zu überstürzen. Zumindest gilt das für die Entwicklung das neue Flaggschiff. Während Audi und Porsche schon längst mit den dritten Generationen von Q7 und Cayenne – die sich die technische Architektur mit dem Touareg teilen – den Markt bearbeiten, hat VW gewartet. Blickt man auf die von allen Seiten Druck machende Konkurrenz, war das wohl eine gute Entscheidung. Aber jetzt ist er, nachdem sein Vorgänger acht Jahre die Stellung halten musste, endlich da. Allerdings alles andere als mit der kühlen Zurückhaltung bisheriger VW-Modelle. Kein anderes Auto der Marke trug das Firmenlogo in einer so selbstbewusst breiten und chromglänzenden Front zur Schau wie er. Im Test muss er nun beweisen, ob sein großer Auftritt gerechtfertigt ist und sich das lange Warten gelohnt hat. Volvo XC90 D5 AWD und Range Rover Velar D300 übernehmen bei seiner ersten Vorstellung auf dem Testgelände die Rolle der Herausforderer. Mehr zum Thema: Alles über die Euro Norm 6c/6d
Der VW Touareg im Video:
Range Rover Velar, Volvo XC90 & VW Touareg im Test
Gleich im ersten Akt spielt der neue VW ganz groß auf. Wer den VW Phaeton vermisst, findet im Touareg seinen neuen Luxusliner mit VW-Emblem. Im Wolfsburger Top-Modell sitzt jedes Bauteil exakt in seinen Passungen. Nichts klappert, alles ist sauber verarbeitet, und in der Qualitätsanmutung steht der VW sämtlichen Premium-Kollegen in nichts nach. Da müssen die Testkonkurrenten dem Touareg bereits jetzt Respekt zollen. Zwar haben sich die Briten und die Schweden bei der Materialauswahl ebenfalls viel Mühe gegeben, aber beim Velar könnte sowohl die schief sitzende Heckklappe als auch der Deckel des Cupholders in der Mittelkonsole etwas Feinjustierung vertragen. Und im Volvo zittern auf buckeligen Pisten die Lehnen der Sitze, während der VW den Eindruck hinterlässt, als sei er aus dem Vollen gefräst. Dass er bei dieser Karosseriesolidität auch noch mit im Vergleich schmalen A- und D-Säulen die beste Rundumsicht bietet, überzeugt obendrein. Der XC90 kontert aber direkt mit seinen luftigen Platzverhältnissen sowohl auf den beiden vorderen Sitzplätze als auch im Fond. Zumindest vorn reduziert die breite Mittelkonsole des VW den Beinraum gegenüber dem Volvo. Ausreichend Platz hat man aber auch hier. Der Range Rover sitzt figurbetonter. Schon vorn finden die Ellenbogen früher Kontakt zu Tür und Armauflage. Und das Angebot im Fond passt eher in die Mittel- als in die Oberklasse. Zu den Stärken des Schweden zählen der dank einzeln vorklappbarer und verschiebbarer Fond-Sitze variable Gepäckraum, der die Möglichkeit bietet, zwei optionale Sitze zu integrieren.
Karosserie: Touareg punktet mit sauberer Verarbeitung
Dennoch fällt das Ladevolumen des XC90 bei fünfsitziger Konfiguration mit 721 Litern kleiner aus als das des VW Touareg mit 800 Litern. Dass der VW als Einziger in diesem Test Anhänger von bis zu 3,5 Tonnen ziehen darf, macht ihn zudem zur ersten Wahl für Pferdeliebhaber und Freizeitkapitäne. Auch in Sachen Bedienung und Funktion hat er mehr zu bieten. Insbesondere dann, wenn er, wie unser Testwagen, mit dem neuen Innovision Cockpit (3500 Euro) ausgestattet ist. Der 15,0-Zoll-Monitor (Serie 9,2 Zoll) in der Mittelkonsole und die auf einem 12,0-Zoll-Display angezeigten Instrumente (Serie analog) des optionalen Cockpits gefallen mit einer exzellenten Grafik und großen Schaltflächen, die zielsicher auch während der Fahrt angewählt werden können. Die deutlich kleineren Bedienflächen auf den Monitoren von XC90 und Velar lassen sich weder so präzise ansteuern, noch erschließen sich die Menüpfade ohne vorheriges konzentriertes Studium der umfangreichen Betriebsanleitung. Damit erntet der Touareg gleich im ersten Akt unseren Applaus, obwohl er im Vergleich mit dem Volvo bei der Sicherheitsausstattung nicht mithalten kann. Zum einen werden Ausstattungsdetails wie eine 360-Grad-Kamera erst zum Ende diesen Jahres angeboten, zum anderen müssen Features wie ein Abstandsregeltempomat extra bezahlt werden, während sie im XC90 bereits zur Serienausstattung gehören.
Fahrkomfort: Sitze mit Massagefunktion im Velar
Auch im zweiten Akt bestimmt der große VW die Show. Lediglich bei den Sitzen kann ihm der Velar die Stirn bieten. Der Brite offeriert seinem Fahrer eine erstklassige Lehnenkontur, stützt ihn mit gutem Seitenhalt in schnellen Kurven perfekt ab und sorgt mit der fantastischen Massagefunktion der 4380 Euro teuren Optionssitze für entspanntes Reisen über große Distanzen. Auch die sehr guten Sitze des Volvo müssen hier zurückstecken. Zumindest der VW ist aber umso mehr in allen anderen Disziplinen in Höchstform. Schon beim Geräuschkomfort trennen ihn Welten von seinen beiden Rivalen. Während beim Velar Außenspiegel und A-Säule Misstöne erzeugen, sorgen im Volvo hier und da Störfrequenzen des Fahrwerks die Ruhe. Da wirkt der neue Touareg, als hätte man ihn in eine Extralage Watte gepackt. Apropos wie in Watte gepackt: Das gilt auch für den Federungskomfort des neuen Stars im VW-Ensemble. Wie die beiden Mitstreiter absorbiert er Stöße und gleicht Wellen mittels einer Kombination aus Luftfederung und adaptivem Dämpfungssystem aus. Aber nur er verfügt darüber hinaus über einen Wank- und Nickausgleich. Das System arbeitet so sensibel und souverän, dass selbst übelste Flickenteppiche und grobe Wellen, die Velar und XC90 hier und da aus dem Tritt bringen, von den Passagieren wie glattgebügelt wahrgenommen werden.
Motor/Getriebe: VW mit bestem Verbrauch
Auch wenn der Wolfsburger in den ersten beiden Kapiteln bereits groß aufgespielt hat, steht er hier erneut im Rampenlicht. VW und der Diesel bleibt ein spannendes Thema. Im Fall des 3.0 TDI mit 286 PS können wir aber nur Bestnoten vergeben. Die souveräne Kraftentfaltung, die elegante Laufkultur und dazu die butterweich schaltende ZF-Automatik sorgen bereits für einen Respektabstand der Konkurrenz. Der Blick auf die Messwerte belegt dann das ganze Potenzial des Selbstzünders: Dass der Touareg den XC90 mit seinem energisch arbeitenden, knurrigen Vierzylinder abhängt, war abzusehen. Dass er aber auch dem stärkeren Velar mit dessen wuchtig anschiebendem V6-Diesel ebenfalls mühelos die Rücklichter zeigt, überrascht. Und das gelingt ihm bei einem ausgesprochen zurückhaltenden Verbrauch von nur 8,1 Litern auf 100 Kilometern. Der Volvo und der Range Rover benötigen deutlich über neun Liter für die gleiche Distanz. Wichtig: Natürlich erfüllen alle drei Selbstzünder bereits die neue Euro 6d Temp-Abgasnorm.
Sicherheit: XC90 mit Bestnoten bei Verzögerungswerten
Solide Qualität, souveräner Komfort, kräftiger V6: Damit machte auch schon der bisherige Touareg eine gute Figur. Auf dem Handlingparcours überließ er die Hauptrolle in der Vergangenheit jedoch seinen Rivalen. Das ist jetzt anders: Der VW umrundet unsere Teststrecke wie auf Schienen. Vor allem die extrem zielsichere und präzise Allradlenkung (Luftfederung samt Allradlenkung und Wankausgleich: 2850 Euro) sowie das feinfühlige Federungssystem erzeugen dabei nicht nur ein sehr mitteilsames Feedback, sondern auch ein grenzenloses Vertrauen in die Fahrsicherheit. Lediglich bei der Bremsperformance findet der Deutsche im Schweden seinen Meister. Seit seinem Debüt begeistert der Volvo mit Bestnoten bei den Verzögerungswerten und demonstriert damit ein hohes Maß an aktiver Sicherheit. Der Range Rover Velar gibt hier den Gentleman-Sportler. Zwar erreicht er nicht die Rundenzeit des VW, vermittelt dabei aber nicht zuletzt durch seine sehr direkte Lenkung und sein im Grenzbereich dynamisch nach außen drückendes Heck den intensivsten Kontakt zum Fahrzeug und bereitet auch am meisten Fahrspaß.
Umwelt/Kosten: VW bei Garantiebedingungen vor Volvo & Range Rover
Der VW ist in diesem Vergleichstest inklusive aller testrelevanten Extras der Günstigste, aber mit 66.735 Euro alles andere als ein Schnäppchen. Dafür geizt Volkswagen nicht bei der Serienausstattung. Standardmäßig verfügt der Touareg bereits über ein Navigationssystem mit zahlreichen Online-Funktionen. Range Rover und Volvo locken ihren Kunden als Premiumanbieter dafür eine paar Euro extra aus der Kasse. Die besseren Garantiebedingungen und die geringeren Kraftstoffkosten beeinflussen ebenfalls das Ergebnis der Kosten-/Umwelt-Bilanz zugunsten des Niedersachsen.
Technische Daten VW Touareg, Volvo XC90 & Range Rover Velar
Der neue VW Touareg V6 TDI SCR 4Motion überzeugt gleich bei seiner ersten Vorstellung auf ganzer Linie. Der ausgeprägte Komfort, sein souveräner und dabei enorm sparsamer Antrieb sowie die auf ein neues Level gehobene Fahrdynamik machen ihn zur ersten Wahl. Rang zwei geht an den Volvo XC90 D5 AWD. Der Schwede kombiniert viel Platz, ein hohes Maß an aktiver und passiver Sicherheit mit stilsicherem Ambiente und guter Qualität. Was ihm fehlt, ist ein kultivierter V6-Diesel. Dem etwas enger geschnittenen Range Rover Velar D300 fehlen zwar Platz und eine wirkungsvollere Bremsanlage, in puncto Fahrspaß sichert er sich allerdings die Pole Position.