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Geht auch ganz einfach:

R8 Spyder/SL 63/911 Turbo: Vergleichstest

Oben-ohne-Sportler von Audi, AMG und Porsche im Triell

Sven Kötter Testredakteur
Inhalt
  1. Audi R8 Spyder V10 performance, Mercedes-AMG SL 63 & Porsche 911 Turbo Cabriolet im Vergleichstest
  2. Fahrdynamik: Grandioses Handling beim Porsche 911 Turbo Cabrio
  3. Motor/Getriebe: Audi-V10, Mercedes-V8 oder Porsche-6er-Boxer?
  4. Fahrkomfort: Porsche 911 Turbo Cabrio mit stabilem Fahrwerk
  5. Karosserie: Wenig Platz in Porsche, Mercedes-AMG & Audi
  6. Umwelt/Kosten: Audi mit besonders hohen Unterhaltskosten
  7. Technische Daten & Messwerte von Porsche 911 Turbo Cabriolet, Mercedes-AMG SL 63 4Matic+ & Audi R8 Spyder V10 performance quattro
  8. Ergebnis in Punkten
  9. Fazit

Sechs, acht oder zehn Zylinder? Porsche 911 Turbo Cabriolet, Mercedes-AMG SL 63 oder Audi R8 Spyder V10 performance? Wir bitten die deutsche Cabrio-Elite zum Vergleichstest – und entdeckten erstaunlich unterschiedliche Charaktere.

 

Audi R8 Spyder V10 performance, Mercedes-AMG SL 63 & Porsche 911 Turbo Cabriolet im Vergleichstest

Bei Porsche 911 Turbo Cabriolet, Mercedes-AMG SL 63 oder Audi R8 Spyder V10 performance streiten nicht Dortmund und München um den Titel, sondern Ingolstadt und Stuttgart. Die Voraussetzungen für den automobilen Titelkampf sind grundverschieden: Für den R8 steht es quasi kurz vor Abpfiff, während der Elfer die Halbzeit anpeilt und sich der Newcomer von Mercedes-AMG gerade erst warmgelaufen hat. So oder so: Wir haben es durchweg mit ausgewiesenen Toptalenten zu tun, die ganz unterschiedliche Stärken und Schwächen haben – was nicht zuletzt das jeweilige Motorenkonzept andeutet. Was die Kontrahenten eint: Allradantrieb und bewertete Preise jenseits von 200.000 Euro. Und wer den BMW M8 vermisst: Er sitzt in diesem Fall auf der Ersatzbank – hochtalentiert und bereit, den Spielern des Vergleichstests zu einem anderen Zeitpunkt das Leben schwer zu machen. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

Leslie & Cars fährt den Audi R8 V10 performance RWD (2021) im Video:

 
 

Fahrdynamik: Grandioses Handling beim Porsche 911 Turbo Cabrio

Dass das fahrdynamische Niveau in diesem Vergleichstest sehr hoch ist, versteht sich von selbst. Mit dem Audi R8 Spyder V10 performance tritt gar Lamborghini-Verwandtschaft zum Kräftemessen an. Der V10-Motor, den sich der Audi mit dem Huracán teilt, macht sich hinter den Mitfahrenden breit und zaubert neben einem wohligen Klangteppich sehr überzeugende Sprintwerte auf den Asphalt. Das Set-up des Testwagens verzichtet auf ein adaptives oder einstellbares Fahrwerk. Das macht ihn zum grundehrlichen Mittelmotorsportler, der dank gut funktionierender Semislicks bis in den Grenzbereich hinein frei von allzu großen Überraschungen bleibt – das war beim R8 nicht immer so. Dank der mitteilsamen Lenkung lässt sich der R8 präzise durch Kurven jagen, Vorder- und Hinterachse folgen den Lenkbefehlen wie gewünscht. Doch die Physik kann man nicht überlisten – immerhin lasten fast 60 Prozent des Gewichts auf der Hinterachse. Verliert man sie, verliert man den Audi R8 Spyder V10 performance.

Die Physik kann auch der Mercedes-AMG SL 63 nicht ignorieren, wenngleich man in Affalterbach alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um dem ehemals betulichen SL in der neuesten Generation ein gehöriges Pfund Dynamik einzuimpfen. Dass die gesamte Entwicklungsarbeit bei AMG lag, darf man als gutes Zeichen werten. Und das derzeitige Topmodell "63 4Matic+" liefert ab: Der Biturbo-V8 hängt gut am Gas, und technische Highlights wie der aktive Wankausgleich oder die sich auf Knopfdruck verstärkende Dämpfung sorgen dafür, dass der schwere Mercedes SL seine Kraft im Vergleichstest effektiv in Dynamik ummünzen kann. Dabei sind Fahr- und Lenkverhalten gänzlich anders als die des R8. Man schiebt das halbe Auto samt Motor vor sich her, quasi die klassische Roadster-Lehre. Der variable Allradantrieb garantiert stets ausgezeichnete Traktion – den Mercedes-AMG SL 63 zu "überfahren", ist fast unmöglich. Sein Konzept hält ihn allerdings lebendiger als den R8, der sich Karosseriebewegungen fast vollständig verkneift – das bringt mehr Fahrspaß im Mercedes, kostet aber Zeit auf der allerletzten Rille. Trotz anderer Philosophie überzeugt auch hier die sehr passende Abstimmung der etwas synthetischeren Allradlenkung im Vergleichstest – reicht das, um den Porsche in Schach zu halten?

Zu guter Letzt tritt schließlich der Porsche 911 Turbo Cabriolet das Duell mit der Physik und mit der Konkurrenz an. Der Sechszylinder-Boxer sitzt weit hinten im Heck – nicht die besten Voraussetzungen, um in diesem Vergleichstest zu brillieren. Und doch straft einen der Porsche einmal mehr Lügen. Die 580 PS (427 kW) werden derart fein auf die Straße portioniert, dass einem Hören und Sehen vergehen. Dazu filetiert die feinnervige Lenkung alles, was ihr serviert wird. Dass hier alle Räder lenken, ist kaum spürbar – im positiven Sinn. Die Messwerte unterstreichen den subjektiven Eindruck. Während man beim Audi R8 Spyder V10 performance von Beginn an Schweiß auf der Stirn hat, die Mittelmotor-Fuhre auf Kurs zu halten, im Mercedes-AMG SL 63 gern mit dem Gewicht und den wirkenden Kräften spielt, feilt man im Porsche 911 Turbo Cabriolet mit schön dosierbarer Bremse Runde um Runde an der nächsten Bestzeit. Apropos Bestzeit: Auf der Kurzanbindung des Nürburgrings nimmt der Porsche der Konkurrenz im Vergleichstest jeweils mehr als 3,5 Sekunden ab – Kapitelsieg.

 

Motor/Getriebe: Audi-V10, Mercedes-V8 oder Porsche-6er-Boxer?

Es ist zu allererst eine reine Frage des Geschmacks: freisaugender V10 im Audi R8 Spyder V10 performance, doppelt aufgeladener V8 im Mercedes-AMG SL 63 oder ebenfalls doppelt aufgeladener Sechszylinder-Boxer im Porsche 911 Turbo Cabriolet. Wohl jenen, die sich hier entscheiden "müssen". Für den Zehnzylinder ist es eine Art Abschiedsvorstellung, denn bei Audi stehen die Weichen längst auf Elektromobilität. Das 5,2 Liter große Monument des Motorenbaus ist und bleibt grandios. Doch keine Zeit für Sentimentalitäten. Der Verbrauch ist angesichts der Urgewalt erstaunlich: Mit glatten 13 Liter Super Plus pro 100 Kilometer unterbietet der Audi im Vergleichstest sogar die WLTP-Angabe. Der Mittelmotor ist an ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt, das einen passenden Sparringspartner gibt. Die Gangwechsel sind herzhaft, aber zackig und dabei hochemotional. 

Der Mercedes-AMG SL 63 dagegen verheddert sich häufiger in den neun Stufen seiner Wandlerautomatik. Man ist geneigt zu sagen: Weniger ist mehr. Das gilt aber auch für die zwei Zylinder weniger, die die Faszination des AMG so richtig entfesseln. Der in Handarbeit gefertigte V8 mit dynamischen Motorlagern ist von der rustikalen, fast hemdsärmeligen Sorte. Das bringt keine Punkte, aber ordentlich Emotionen ins Spiel. Wirklich Federn lassen muss der SL erst beim Verbrauch: 13,9 Liter bedeuten die rote Laterne in diesem Vergleichstest.

Womit wir beim Porsche 911 Turbo Cabriolet wären, der abermals sein Image als Musterknabe untermauert. Beste Beschleunigungswerte, niedrigster Verbrauch, ordentliche Laufkultur und passend abgestimmtes Doppelkupplungsgetriebe – so sammelt man Punkte in einem Vergleichstest. Aber diese Perfektion muss man wollen, denn hier ist nie das Auto, sondern stets die Person hinter dem Lenkrad das Limit.

Audi R8 Spyder V10 performance
Die beiden mächtigen Einlässe des R8 deuten an, wie viel Luft ein V10-Sauger mit 620 PS (456 kW) braucht. Foto: Daniela Loof
 

Fahrkomfort: Porsche 911 Turbo Cabrio mit stabilem Fahrwerk

Der Komfort dürfte bei keinem der drei im Lastenheft ganz oben gestanden haben. Dass Porsche und Mercedes hier mehr Zähler für den Vergleichstest als der Audi sammeln, liegt an der deutlich radikaleren Auslegung des R8. Der Mittelmotor-Sportler ist lauter und straffer. Zudem nervt die als zu hoch empfundene Sitzposition: Der obere Scheibenrahmen liegt gern im Blickfeld – kurios angesichts des Sitzniveaus knapp über dem Asphalt. Der Mercedes-AMG SL 63 ist komplett anders konstruiert. Er kann, wenn gewünscht, am weichsten dämpfen, ohne aber zu sehr an Verbindlichkeit einzubüßen. Was beim Audi R8 Spyder V10 performance und noch stärker beim SL auffällt, ist die Verwindungsanfälligkeit der Karosserie. Es knistert und knarzt öfter aus verschiedensten Ecken. Auch hier zeigt der Porsche 911 Turbo Cabriolet, wie es besser geht: Er ist am steifsten ausgelegt, verzichtet aber auch auf eine komfortable Dämpfer-Abstimmung wie im AMG. Er bleibt stets straff, dank guter Karosserie-Anbindung aber nie nervend hart. Auch Fahrwerksgeräusche bleiben außen vor, während der R8 gern poltert und der Mercedes SL mit Dröhnfrequenzen negativ auffällt.

 

Karosserie: Wenig Platz in Porsche, Mercedes-AMG & Audi

Der Mercedes-AMG SL 63 und der Porsche 911 Turbo Cabriolet können im Vergleichstest nicht nur zwei Sitzplätze mehr, sondern auch eine deutlich höhere Zuladung ins Feld führen. Die Übersichtlichkeit fällt bei den beiden Stuttgartern ebenfalls merklich besser aus. Wirkliche Unterschiede gibt es in puncto Kofferraum. Porsche und Audi setzen auf kleine Ladeabteile unter der Fronthaube, der Mercedes hat ein klassisches Gepäckabteil mit Roadster-typisch hoher Ladekante. Die Variabilität bleibt bei allen dreien auf ein Minimum beschränkt – die Fondsitzlehnen des Porsche lassen sich allerdings umklappen, was den Fond zu dem macht, was er primär ist: zusätzlichem Stauraum. Das ist angesichts der sehr begrenzten Ablagen im Elfer auch sehr begrüßenswert. Die Verarbeitungsqualität liegt bei allen Konkurrenten auf einem hohen Niveau. Dennoch fällt der verwindungsfreudige Mercedes hier ein wenig ab – er macht auf den ersten Blick am meisten her, überzeugt im Detail aber nicht so sehr wie die penibler zusammengefügten Modelle der Konkurrenz aus diesem Vergleichstest.

Vergleichstest So testet die AUTO ZEITUNG
So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

 

Umwelt/Kosten: Audi mit besonders hohen Unterhaltskosten

Fassen wir es kurz: In dieser Klasse ist es teuer – sehr teuer. Unter 200.000 Euro dürfte kein Schlüssel aus diesem Vergleichstest über die Ladentheke gehen – zumindest im Neuwagenzustand. Auch der hohe Wertverlust schlägt ins Kontor. Allerdings werden alle bei entsprechender Pflege zu gesuchten Klassikern der Zukunft reifen, was den massiven Wertverlust zu Beginn vielleicht ein wenig erträglicher macht. Was man bei der Anschaffung eines Boliden vom Schlag eines Audi R8 Spyder V10 performance, Mercedes-AMG SL 63 oder Porsche 911 Turbo Cabrio immer im Hinterkopf haben sollte, sind die Unterhaltskosten. Besonders der Ingolstädter verlangt bei der Versicherung ordentlich finanziellen Einsatz. Und auch die Kraftstoffkosten fallen immens aus – die getesteten Cabrios verlangen nach dem teuren Super Plus. Positiv sind die reichhaltigen Serien-Ausstattungen. Mercedes und Porsche hüllen ihre Modelle sogar aufpreisfrei in schicken Metallic-Lack. Die teils deftigen Aufpreise für die im Vergleichstest gefahrenen Optionen machen jedoch unmissverständlich klar: In der 200.000-Euro-Liga sind nach oben hin kaum Grenzen gesetzt.

 

Technische Daten & Messwerte von Porsche 911 Turbo Cabriolet, Mercedes-AMG SL 63 4Matic+ & Audi R8 Spyder V10 performance quattro

AUTO ZEITUNG 11/2023Porsche 911 Turbo CabrioletMercedes-AMG SL 63 4Matic+Audi R8 Spyder V10 performance quattro
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.B6/4; BiturboV8/4; BiturboV10/4
Hubraum3745 cm³3982 cm³5204 cm³
Leistung580 PS/427 kW bei 6500 /min585 PS/430 kW bei 5500-6500 /min620 PS/456 kW bei 8000 /min
Max. Drehmoment750 Nm bei 2250-4500 /min800 Nm bei 2500-5000 /min580 Nm bei 6600 /min
Getriebe/Antrieb8-Gang, Doppelkupplung / Allrad; Sperrdiff. hinten9-Stufen-Automatik / Allrad, perm.; elektr. Sperrdiff.7-Gang, Doppelkupplung / Allrad; passive Diff.-sp. hinten
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1710/1733 kg1895/1920 kg1695/1761 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)2,9 s3,4 s3,3 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)320 km/h315 km/h329 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
32,0/31,7 m33,2/33,7 m34,2/33,6 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)11,8/12,1 l SP13,9/12,8 l SP13,0/13,8 l SP
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)280/275 g/km329/290 g/km308/313 g/km
Preise
Grundpreis227.808 €194.535 €225.000 €
Testwagenpreis243.398 €214.623 €227.600 €
 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)Porsche 911 Turbo CabrioletMercedes-AMG SL 63Audi R8 Spyder V10 performance
Karosserie (1000)509536398
Fahrkomfort (1000)557556472
Motor/Getriebe (1000)699647694
Fahrdynamik (1000)921825795
Eigenschaftswertung (4000)268625642359
Kosten/Umwelt (1000)122121112
Gesamtwertung (5000)280826852471
Platzierung123

 
Sven Kötter Sven Kötter
Unser Fazit

Meister im Vergleichstest der potenten Cabrios wird das Porsche 911 Turbo Cabriolet. Es brilliert mit seinen unfassbar umfassenden Talenten – die allerdings auch den höchsten Geldeinsatz fordern. Doch Mercedes-AMG SL 63 4Matic+ auf Rang zwei und Audi R8 Spyder V10 performance quattro auf Platz drei sind keinesfalls Verlierertypen, sondern charakterstarke Autos, die großartige Motorenkonzepte nah an den Rand der Perfektion führen. Den R8 macht nicht zuletzt sein Abschied zum begehrenswerten Sammlerobjekt. Dem AMG gehört die Zukunft – hochemotional, fein konstruiert und mit ganz eigener DNA. Das dürfte nicht zuletzt Porsche weiter anspornen. Generell wäre wünschenswert: mehr Cabrios und Roadster. Egal ob mit B6, V8, V10 oder elektrisch.

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