Burgen, Schlösser, kleine Berge und große Wälder: Das Weserbergland hat viel zu bieten – nicht nur für Wanderer und Radfahrer. Mit dem Polestar 2 trifft die Gegenwart auf eine große Historie. Begleiten Sie uns auf unserer Deutschland-Tour!
Urlaub in Deutschland? Kennen wir: wandern in Bayern, auf dem Fahrrad den Rhein entlang, planschen in der Ostsee. Doch das macht ja jeder. Wie wäre es also mit etwas Neuem, zum Beispiel dem Weserbergland? Weser was? So oder so ähnlich reagieren viele, mit denen man über die hügelige Landschaft im Länderdreieck Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen spricht. Von der gut 450 Kilometer langen Weser haben viele schon mal gehört, auch Städte wie Porta Westfalica, Hameln, Bad Pyrmont und Höxter sind aus Nachrichten oder Staumeldungen bekannt. Das Weserbergland aber ist den meisten kein Begriff, genauso wie der Protagonist unserer kleinen Deutschland-Tour, der neue Polestar 2. Dass das kompakte, kantige Vehikel irgendetwas mit Volvo zu tun hat, sieht man. Was das aber genau ist, nicht. Das heißt: große Augen und offene Münder, aus denen viele Fragen strömen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Zum Beispiel in der Waschstraße. "Warum waschen, ist doch sauber?" – "Wir machen ein paar Fotos, da muss alles blitzblank sein." – "Wieso Fotos, willst du verkaufen? Was ist das überhaupt? Sieht krass aus." Oder an der Ladesäule, wo uns der schwedische Camper in ein Fachgespräch über das verbaute Öhlins-Fahrwerk verwickelt. Währenddessen haben wir 38 kWh nachgeladen, der Akku zeigt 90 Prozent an – das reicht für unsere erste Tages-Etappe.
Deutschland-Tour: Im Polestar 2 durchs Weserbergland
Schon von Weitem sieht man unser Ziel, das wie ein Wachturm aus dem Osthang des Wittekindbergs ragt: das Kaiser-Wilhelm-Denkmal über Porta Westfalica. 1896 wurde das imposante Bauwerk zu Ehren des verstorbenen Kaiser Wilhelm I. erbaut und 2018 nach einer Renovierung wiedereröffnet – jetzt mit Restaurant und Ausstellung. Leise passiert der schwedische Elektriker die Weser und zischt dann ebenso unauffällig die verschlungene Straße durch den Wald bis zum Parkplatz vor dem Denkmal. Eine 22-kW-Stromtanke und mehrere Anschlüsse für E-Bikes stehen verlassen in der ersten Reihe, zeigen aber: Hier ist man auf die Zukunft vorbereitet. Batterie-Stand: 82 Prozent. Bei unserer Deutschland-Tour fahren wir weiter gen Osten weg vom Weserstrom. In Bückeburg tauchen wir tiefer in die Geschichte ein und gehen über 300 Jahre zurück, als Otto IV. von Schaumburg eine große Schlossanlage bauen ließ, die bis heute dort steht – nebst fürstlicher Hofreitschule. Hier kann man bis heute nicht nur die Reitkunst erlernen, sondern es werden auch Pferde ausgebildet, früher wurden sie sogar gezüchtet. Zuschauer sind willkommen. Jahrhundertelang waren die großen, wendigen Tiere unverzichtbar und trugen sogar Ritter in ihren schweren Rüstungen. Die passende Location dazu gibt’s in der Nähe von Stadthagen auf dem Rittergut Remeringhausen (siehe großes Foto erste Seite). Auf dem Weg dorthin holt uns kurz wieder das automobile Zeitalter in Form eines Fachwerkhauses ein mit der Aufschrift "Wilhelm Spannuth Kraftfahrzeuge Gegr. 1899." Ob der alte Spannuth und der neue Polestar 2 wohl Freunde geworden wären? Wer weiß.
"Hey Google" – heute normal, Hexerei im 16. Jahrhundert
Ankunft Rittergut, die Akku-Anzeige des Polestar 2 meldet: 75 Prozent. Hier laufen die Vorbereitungen für das nächste Event auf Hochtouren. Denn neben dem landwirtschaftlichen Betrieb organisieren die Gutsherren Tania und Nicolaus von Schöning mit ihrem Team pro Jahr mehrere Veranstaltungen, sodass die Besucher komplett in das Leben von "damals" eintauchen können. Auch private Feiern und Tagungen finden in dem mit Liebe zum Detail erhaltenen, historischen Ambiente regelmäßig statt, für das 1565 ein Mann quasi den Grundstein legte, dessen Nachname uns auf unserer Tour noch öfter begegnen wird: Börries von Münchhausen. Langsam rollen wir über die geschotterte Zufahrt zurück zur Bundesstraße. "Hey Google, bitte zum Schloss Rodenberg." – "Schloss Rodenberg ist bei aktueller Verkehrslage 14 Minuten von deinem Standort entfernt." Ach Google, auch wenn du uns wahrscheinlich längst besser kennst als wir uns selbst, mögen wir dich trotzdem irgendwie. Nach einem kurzen Stopp an der Museumslandschaft und dem backsteingemauerten Rodenberger Ratskeller starten wir erneut durch gen Hülsede, wo gefühlt das halbe Dorf aus einem wunderschönen Wasserschloss mit Reitställen besteht. Über Bad Münder nähern wir uns bei der Deutschland-Tour wieder der Weser und einer Stadt, die durch eine über 700 Jahre alte Sage zu Weltruhm gelangte: Hameln. Weil die Bürger unter einer Rattenplage litten, engagierten sie einen Rattenfänger, der die Tiere mit seinem Flötenspiel in die Weser lockte, sodass sie ertranken. Als man ihm daraufhin den versprochenen Lohn verweigerte, kam er in Gestalt eines Jägers wieder und lockte mit seinem Instrument viele Kinder aus der Stadt, die daraufhin nie mehr wiedergesehen wurden. An diese Geschichte erinnern neben der Statue des berühmten Rattenfängers in der Hamelner Fußgängerzone auch kleine, bronzene Boden-Plättchen mit Rattenmotiv, die den Besuchern den Weg entlang der wichtigsten Sehenswürdigkeiten weisen.
Der Polestar 2 im Video:
Polestar 2 wie gemacht für kurvige Landstraßen
Was sagt der Akku? 65 Prozent. Bei Ankunft im knapp zwölf Kilometer entfernten Schwöbber sollen es zwei Prozent weniger sein, prognostiziert Google-Maps. Unser Ziel ist das Schlosshotel Münchhausen, ein in den 1570er-Jahren von Hilmar von Münchhausen umgebautes Rittergut, das heute zu den bedeutendsten Gebäuden der sogenannten Weserrenaissance gehört. Das alte, Anfang der 2000er von Grund auf sanierte Anwesen ist heute ein Fünf-Sterne-Hotel der Superior-Kategorie mit prunkvoller Parkanlage, drei ausgezeichneten Restaurants (siehe Gastro-Tipp) sowie vielen Möglichkeiten zum Erholen. Modernste Haustechnik und historisches Ambiente passen hier prima zusammen. Unzählige Räume und Säle bietet das Schlosshotel, das uns Direktor Thomas Bonnani bei einer Führung näherbringt – eine 22-kW-Ladestation für E-Autos gibt es übrigens auch. Und wer gern golft, kann gleich nebenan sein Handicap verbessern. Schneller laden kann man im 17 Kilometer entfernten Kurort Bad Pyrmont, wo es neben dem schönen Wasserschloss, gepflegten Grünanlagen, einem großen Palmengarten und vielen Kurhäusern auch eine Gleichstrom-Zapfsäule mit drei Ausgängen für CCS-Typ2- und Chademo-Anschlüsse gibt. Akku-Stand: 55 Prozent nach knapp 170 Kilometer Fahrt. In gut einer Stunde sind 46 Kilowattstunden geladen, das macht 91 Prozent. Ping, ping, ping: Mit Fußgänger-Warntönen à la U-Boot-Sonar parkt der Stromer rückwärts aus, wobei Polestar-Piloten dank der Rundumkameras immer alles im Blick haben. Vorbei am imposanten Bau des Schlosses Hämelschenburg geht es bei unserer Deutschland-Tour über Bodenwerder – hier wurde der berühmte Lügenbaron Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen geboren – in die Rühler Schweiz. Auf den gut ausgebauten, kurvigen Landstraßen kommen Motorradfahrer und Freunde der Querdynamik auf ihre Kosten, auch ohne gegen Verkehrsregeln verstoßen zu müssen. Hier fühlt sich der Schwede dank einstellbarem Öhlins-Fahrwerk und griff ger Reifen im 20-Zoll-Format pudelwohl. Bei Polle queren wir die Weser via Gierseilfähre, genießen die Aussicht auf dem knapp 500 Meter hohen Köterberg, stöpseln den Polestar 2 hinter dem Schloss Bevern kurz an die 22-kW-Ladesäule und steuern das Unesco Weltkulturerbe Schloss Corvey in Höxter an. 25 Prozent Batterie zeigt das Display in Fürstenberg, wo seit 1750 das berühmte Porzellan gefertigt wird. Die flotte Fahrt über die Hügel des Weserberglands hat etwas mehr Strom gekostet als gedacht. Noch 70 Kilometer bis zur nächsten Schnelllade-Station hinter Hann. Münden, sechs Prozent Akku-Leistung bei Ankunft. Doch die Rekuperation funktioniert so gut, dass es schlussendlich sogar acht Prozent sind. "Volle Akku-Ladung in zwei Sekunden durch Blitzeinschlag", hätte der Lügenbaron von Münchhausen am Ende dieser Reisegeschichte vielleicht geschrieben – bei uns sind es 83 Prozent nach 38 Minuten.
Polestar 2 – das Auto für die Deutschland-Tour
Ja, die Verwandtschaft zu Volvo wäre ihm auch aufgefallen, sagt ein Herr, der uns mit fuchtelnden Armen zum Anhalten bewegt. Aber mit dem komischen Stern hätte er nichts anfangen können. Polestar 2 heißt die schwedische Antwort auf Tesla – mit vollelektrischem Antrieb und veganen Materialien im Innenraum. An jeder Achse des recht kompakten Crossover sitzt eine E-Maschine mit je 150 kW Leistung, also Allradantrieb. Unterschied zu anderen E-Fahrzeugen: Man meint, in einem "normalen" Auto zu sitzen. Trotz weniger Knöpfe ist die Bedienung – auch dank des Google-Betriebssystems – recht simpel, alles wirkt vertraut, nur die enorme Beschleunigung nicht. Zwar muss man nicht immer unter Vollstrom fahren, aber allein zu wissen, dass man könnte, wenn man wollte, ist ein gutes Gefühl. Wenn es doch mal vorangehen soll, tippt man mit der Fußspitze das Fahrpedal an und quält die Antriebswellen kurz mit einer dicken Druckwelle aus Drehmoment. Im Alltag und bei der Deutschland-Tour funktioniert der Polestar prima, allerdings ist das optionale Fahrwerk recht straff, die Ladeleistung zu niedrig und die Reichweitenprognose oft pessimistisch. Das erste Problem kann man durch eine andere Dämpfer-Einstellung (manuell) lösen, das zweite mit einem Software-Update, das unser Vorserienauto noch nicht hatte, das man aber ganz bequem herunterladen kann.