Urgewalt auf vier Rädern: Erste Testfahrt im Defender Octa (2024)
In seinem ersten Leben war er Abenteurer, Arbeiter und vor allem Charakterdarsteller. Jetzt krönt er sich als neuer Land Rover Defender Octa (2024) zum schnellsten und fähigsten Defender der Geschichte. Unsere erste Testfahrt verdeutlicht das.
In über 60 Jahren ohne nennenswerte Änderung ist der Land Rover Defender zur Ikone aufgestiegen. Nur kaufen wollte den Methusalem im Matsch am Ende kaum mehr jemand. Doch dann hat er sich neu erfunden und ist, ohne das Original zu verraten, zum Designerauto geworden, das plötzlich einem breiten Publikum zugänglich ist – mit Erfolg: Obwohl sich die Preise zum Teil mehr als verdoppelt haben, gehen die Zulassungszahlen steil nach oben – und das seit dem Generationswechsel 2019.
Damit das so bleibt, legt Land Rover jetzt noch einmal nach und krönt die Palette mit dem neuen Land Rover Defender Octa (2024). Benannt nach dem Oktaeder, das den Diamanten als härtesten Stoff in der Natur ausmacht, wird er nicht nur zum bislang stärksten Defender seit der Premiere 1948, sondern auch zum fähigsten Modell in der Historie. Und das will gerade beim Defender schon was heißen.
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Der Land Rover Defender (2022) im Fahrbericht (Video):
Erste Testfahrt im Land Rover Defender Octa (2024): 635 PS unter der Haube
Dafür haben die Brit:innen vor allem an drei Stellschrauben gedreht: Zuallererst mal natürlich am Motor. Wo selbst für den V8 bislang bei 525 PS (386 kW) Schluss war, erschallt beim neuen Land Rover Defender Octa (2024) der Lockruf der Leistung jetzt mit 635 PS (467 kW). Weil der hauseigene V8 allerdings nicht mehr über die Hürden der Euro VII-Norm zu heben ist, haben sie den Fünfliter ausgemustert und wie im Range Rover den 4,4-l-Motor von BMW eingebaut. Dazu gibt es – ebenfalls als Organspende aus dem Range Rover-Sport – ein rasend schnelles Hydraulikfahrwerk gegen Rollen, Wanken und Nicken sowie für einen größeren Aktionsradius neben der breiteren Spur auch knapp vier Zentimeter mehr Bodenfreiheit und bessere Böschungswinkel.
Ach ja, und optisch macht der neue Land Rover Defender Octa (2024) natürlich auch mächtig was her: Mit den zusammen sieben Zentimetern an Kotflügelverbreiterung steht er noch bulliger auf dem Asphalt. Mit dem Sichtcarbon für die Schriftzüge oder die Ziereinlagen stiehlt er so manchem Sportwagen die Schau. Und als Octa-Logo hat Land Rover die eine schlichte, allerdings auch mystisch angehauchte Raute im Ring gewählt. Schade nur, dass er bei der ersten Testfahrt so ein Leisetreter ist und man selbst im Octa-Modus kaum etwas hört von der Urgewalt unter der Haube. Das können selbst die neuen Sitze nicht kompensieren, die mit dem Sound vibrieren.
Die Konkurrenten:
Beeindruckend eng an der Ideallinie
Aber dafür fühlt man vom Motor um so mehr: Denn wer mit schweren Trekkingstiefeln das Pedal ans Bodenblech heftet, mobilisiert bis zu 800 Nm und stürmt über den Asphalt wie ein Nashorn beim Angriff: 4,0 s reichen dem V8, um den neuen Land Rover Defender Octa (2024) auf Tempo 100 zu katapultieren und erst bei 250 Sachen siegt die Vernunft des Entwicklungsteams über den Vortrieb. Und wo man im alten Defender schon bei nicht einmal halb so viel Speed bisweilen die Luft anhalten musste, hält sich der neue beeindruckend eng an die Ideallinie: Er lenkt schärfer, federt straffer und bleibt selbst in engen Serpentinen trotzdem immer aufrecht und gut zu kontrollieren.
Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:
Verbesserte Offroad-Eigenschaften
Natürlich ist es imposant, was der neue Land Rover Defender Octa (2024) da auf den Asphalt zaubert, aber das können sie bei AMG oder der M GmbH mindestens genauso gut. Doch anders, als für all die anderen hochgezüchteten Geländewagen schlägt des Defenders große Stunde tatsächlich erst, wenn der Asphalt zu Ende ist. Denn statt im Dreck schmutzige Kompromisse zu machen, hat Entwicklungschef Matt Becker sogar noch einmal einen draufgelegt und die Offroad-Eigenschaften mit dem Octa noch einmal verbessert.
Er watet tiefer als der normale Defender. Er klettert steilere Stufen im Fels hinauf. Aber vor allem stürmt er mit so viel Tempo und einem für einen Allradler ungewöhnlich agilen Heck über den Schotter oder durch den Sand, dass einem Hören und Sehen vergeht. Und selbst wenn er dabei einmal die Bodenhaftung verliert, was bisweilen durchaus erwünscht ist, erkennt der neu programmierte Flugmodus den Abflug und stellt das Hydraulikfahrwerk schon mal für eine weiche Landung ein und man fühlt sich wie ein:e Rallye-Pilot:in auf einer Wertungsprüfung der Dakar. Kein Wunder, dass die Brit:innen den Octa im nächsten Jahr ganz offiziell zur Wettfahrt in die Wüste schicken.
Technische Daten des neuen Land Rover Defender Octa (2024)
AUTO ZEITUNG 2025 | Land Rover Defender Octa |
Technische Daten | |
Motor | V8-Biturbo mit Mildhybrid-System; 4395 cm³ |
Antrieb | Achtstufen-Automatik; Allrad |
Leistung | 467 kW (635 PS) |
Max. Drehmoment | 750 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 5003/2064(2105)*/1995 mm |
Leergewicht/Zuladung | 2585/645kg |
Kofferraumvolumen | 786-1875 l |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 4,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 13,5 l S |
Kaufinformationen | |
Grundpreis | 185.300 € |
Marktstart | Mitte 2024 |
Alle Daten Werksangaben; *Breite mit Außenspiegel |
Schneller und strammer auf der Straße, wilder im Gelände und auf dem Boulevard noch präsenter. So wird aus dem neuen Land Rover Defender Octa (2024) nicht nur der stärkste, sondern auch der der vielseitigste Defender aller Zeiten. Das lassen sich die Brit:innen allerdings auch gut bezahlen: Mit einem Grundpreis von 185.300 Euro kostet er mal eben 60.000 Euro mehr als der nächst schwächere Achtzylinder (Stand: Januar 2025).