Thule Outset im Test: Unser Fazit zum Drei-Personen-Zelt
So gut klappt Camping mit dem Thule Outset
Als Alternative zum Dachzelt hat Thule das Outset-Zelt entwickelt: ein Drei-Personen-Zelt für die Anhängerkupplung. – Ob das eigenwillige Konzept Sinn macht, wie es funktioniert und für wen es sich empfiehlt, klären wir im Test.
Dachzelte sind im Trend: Statt dem mühsamen Aufbauen eines klassischen Zelts und Schlafen in Bodennähe, lassen sich Dachzelte relativ schnell auf- und zuklappen. Ein gemütliches Schlafplätzchen ist so in Windeseile aufgerichtet, hinzu kommt, dass man auf dem Autodach in gefühlt sicherer Entfernung zum Boden übernachtet. Nächtliche Regenwasserfluten oder andere Überraschungen scheinen so in sicherer Distanz. Die Nachteile von Dachzelten sind aber vielfältig: Der Einstieg über eine wackelige Leiter ist unkomfortabel und nur für sportliche Naturen empfehlenswert, hinzu kommt ein anderes Problem: Selbst Dachzelte müssen irgendwann aufgebaut werden – und zwar indem sie vor der Campingreise einigermaßen mühselig auf die Dachträger des Autos geschraubt werden.
Ein bleischweres Dachzelt alleine über Kopf zu montieren ist ohne Lift nahezu unmöglich. Und in der urlaubsfreien Zeit muss das Dachzelt irgendwo in der Garage oder dem Carport unterkommen – in den Keller trägt man so ein sperriges und schweres Paket bestimmt nicht. Für viele Sportler:innen könnte ein Dachzelt ebenfalls nicht in Frage kommen – wer Kanus, Ski oder Surfboards auf dem Dachträger transportieren möchte, hat dort keinen Platz für ein Dachzelt mehr. Wen also diese Einschränkungen vom Kauf eines Dachzelts abhalten, sollte sich das Thule Outset genauer ansehen. Mit seinen 70 kg ist es problemlos von den meisten Pkw mit Anhängerkupplung (so nachrüsten) zu tragen, es hält das Dach für Sportgeräte frei, ist ungenutzt relativ leicht zu lagern und von einer Person problemlos am Auto zu montieren bzw. zu demontieren. Wir haben das im Test.
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Das Thule Outset im Test: So funktioniert das Autozelt
Das Thule Outset besteht aus einer wasserfesten Basis aus Siebdruckplatten, die aufgeklappt den Zeltboden bilden und zusammengeklappt eine Kiste. Auf dieser viergeteilten Basisplatte ist das eigentliche Zelt befestigt, mit einer sieben Zentimeter dicken Matratze, solidem Klappgestänge, dem Innenzelt und einem aufsteckbaren Regen- oder Sonnenschutz. Zusammengeklappt wird das Zeltpaket in eine straff sitzende Persenning eingehüllt, auf zwei leicht auch über Unebenheiten rollenden Rädern ist das Thule Outset problemlos von einer Person zu verschieben.
Die Kupplung für den Kugelkopf der Auto-Anhängerkupplung sitzt an einem hoch belastbaren Rahmen aus viereckigen Stahlprofilen, das System gleicht dem eines Fahrradträgers: Aufsetzen, mit kräftigem Hebeldruck spannen, abschließen. Ebenso wird das Outset über den Kupplungs-Elektrik-Stecker mit der Fahrzeugelektronik verbunden, um die Heckleuchten und Blinker auf das Outset übertragen zu können. Eine Nummernschildaufnahme komplettiert das Paket.
Auf die Anhängerkupplung gesetzt, wird der Zeltteil des Thule Outset durch ein solides Stahlseil und einen Karabiner mit dem Basisrahmen aus viereckigen Stahlprofilen verbunden. Auf diese Weise kann das Outset bei Stopps entriegelt und einige Grad nach hinten geschwenkt werden, um sicher und bequem an den Kofferrauminhalt des Fahrzeugs zu gelangen, ohne das Outset von der Kupplung nehmen zu müssen. Ein Fußtritt entriegelt das Zelt problemlos, zurückgeschwenkt rastet es mit hörbarem Klacken wieder sicher ein.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Zelt auf der Anhängerkupplung montieren
Das Zelt auf den Rollen ans Heck des Trägerfahrzeugs rollen, den oben eingerasteten Ausleger entriegeln und in Richtung Fahrzeugkupplung schwenken. Der korrekte Abstand zum Fahrzeug kann dabei durch die gut laufenden Rollen und eine ruhige Schwerpunktverteilung sicher auch von einer Person hergestellt werden.
Um die Kupplung auf den Kugelkopf absenken zu können, muss das Outset leicht in Richtung Fahrzeug geneigt werden – unsichere Personen profitieren hier von etwas Unterstützung, prinzipiell ist das Outset aber nicht so schwer oder gar kopflastig, um es nicht auch als Einzelperson sicher neigen zu können.
Die Kupplung rutscht problemlos über den Kugelkopf, für das Verriegeln des Spannhebels ist etwas Kraft nötig.
Der Spannhebel wird dann abgeschlossen und das Outset mit der Fahrzeugelektronik verbunden.
Das Outset muss nun nach oben geschwenkt werden, hierzu sollte man in die Knie gehen und keinesfalls aus dem gebeugten Rücken ziehen: Durch den "Gewichtheber"-Zug aus den Knien ist das Zelt recht leicht auch für eher zierliche Personen nach oben zu klappen und der Rücken bleibt geschont.
Nachdem das Outset eingerastet ist, sollte noch der Zeltaufbau über das Stahlseil mit der Trägerbasis verbunden werden.
Heckbeleuchtung prüfen und Abfahrt.
Zur Demontage einfach alle Arbeitsschritte in umgekehrter Reihenfolge ausführen.
Das beim Fahren mit dem Thule Outset beachten
Von der Last am Heck ist während der Fahrt kaum etwas zu spüren, die gespannte Kupplung hält das Thule Outset während der Fahrt sicher, auch wenn es über schlechte Straßen geht. Im Test der AUTO ZEITUNG mussten wir auch nach rund 4000 km auf teilweise ausgesprochen schlechten Straßen niemals nachspannen oder justieren. Selbstverständlich sollte man vorausschauend fahren, harte Bremsungen sind herausfordernd und heftige Kurvenabenteuer selbstverständlich tabu. Beim Durchfahren von winkligen Gassen sollte man das leicht ausschwenkende Outset berücksichtigen, beim Rangieren ist auf die zusätzliche Fahrzeuglänge zu achten. Natürlich versperrt das montierte Zelt die Sicht von Heckkameras und wer bei modernen Autos vergisst, die Rückfahrsensoren abzuschalten, wird beim Rückwärtsfahren durch den Heckaufprall-Warner rabiat gestoppt – das Zelt wird vom Auto als Hindernis interpretiert.
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So wird das Zelt aufgebaut
Zunächst sollte man einen einigermaßen ebenen Untergrund suchen und das Fahrzeug sicher parken. Wichtig zu beachten: Das Zelt kann nur von der Anhängerkupplung aufgebaut werden. Getrennt werden kann das Auto erst, nachdem das Zelt aufgebaut ist.
Persenning über die Reißverschlüsse an den Seiten und die Klettbahnen lösen und zur Seite legen.
Das mit dem Stahlseil gesicherte Zelt neigen, dann die auf der Rückseite gesicherten Standbeine aus ihren Halterungen nehmen. Das Zelt wieder nach oben klappen.
Die Halterungsnasen in die Aufnahmen links und rechts des Kennzeichenhalters hängen. Die Füße ausklappen und nach unten schwenken, sowie ausziehen. Die Standbein-Profile auf ihre volle Länge ausziehen und über die Standbeine nivellieren. Querverbindungen einschwenken und sicher verriegeln. Damit ist eine sicher stehende und in sich versteifte Standkonstruktion geschaffen.
Den Karabiner des Sicherungs-Stahlseils lösen und das Zeltpaket nach unten schwenken, auf den Standbein-Profilen ablegen.
Die Klappverschlüsse öffnen und das Zeltpaket "ausrollen". Durch den Zug am innenliegenden Zeltgestänge richtet sich der hintere Teil des Zelts bereits etwas auf. Die Bodenplatten vollständig nach unten auf die Standbeinkonstruktion ziehen, bis sie mit einem Klacken verriegeln.
Zur Kupplungsseite wechseln und das Zelt am Gestänge aufrichten, die Steckverbinder mit der dort vertikal stehenden Basisplatte verbinden und die Bänder straff ziehen. So wird das Zelt in sich aufgerichtet und verspannt. Achtung: Die Steckverbinder sind leider aus Kunststoff gefertigt und können bei zu viel Zug einreißen. Thule würde hier mit Metallsteckern mehr Solidität ins Spiel bringen. Defekte Stecker lassen sich aber mit etwas Expertise durchaus ersetzen.
Jetzt können bereits rundum die Lüftungsöffnungen und Eingänge geöffnet und das Zelt eingerichtet werden.
Am Kupplungs-abgewandten Ende findet sich unter der Matratze eine schmale Reißverschluss-Tasche, in der eine Sonnenschutz/Regenschutzplane sowie Spannstäbe und Spannseile stecken. Die Stäbe können bei Bedarf in Öffnungen an den Gelenken des Zeltgestänges gesteckt werden und verspannen die über Druckknöpfe gesicherte Schutzplane sicher. Bei Erwartung von starkem Wind sollte die auskragende Schutzplane zusätzlich mit Spannseilen an der Unterkonstruktion gesichert werden – ein Verspannen zum Boden hin ist nicht notwendig.
Lösen der Zeltkupplung vom Trägerfahrzeug, hochklappen und verriegeln an der vertikal stehenden Basisplatte. Das Fahrzeug kann nun ohne Zelt gefahren werden, das Outset am Zeltplatz verbleiben.
Zum "Abbau" des Outset alle Schritte in umgekehrter Reihenfolge durchführen. Die Matratze kann übrigens im Zelt verbleiben, auch die aufgeknöpfte Schutzplane kann – in trockenem Zustand – montiert bleiben.
Technische Daten des Thule Outset Anhängerkupplungs-Zelt
Thule Outset | |
Schlafplätze | 3 |
Maße geöffnet | 264 x 144 x187 cm |
Maße geschlossen | 144 x 74 x 90 cm |
Schlaffläche | 225 x 134 cm |
Max. Innenhöhe | 113 cm |
Gewicht | 70 kg |
Statische Tragfähigkeit | 300 kg |
Verdeckmaterial | 600D-Ripstop-Polyester (atmungsaktiv, wasserabweisend) |
Preis | 3999 Euro |
Das 3999 Euro teure Thule Outset folgt einem interessanten Konzept mit vielen Vorteilen und wenigen Nachteilen – wie zum Beispiel, dass es für Nutzer:innen eines Fahrrad-Heckträgers nicht zu nutzen ist. Anderen Sportler:innen dürfte die frei bleibende Position auf dem Dach dagegen umso mehr taugen, mit einem Fahrraddachträger lassen sich das Outset und eine Fahrradleidenschaft durchaus verbinden. Besonders für nicht mehr ganz so flexible Senior:innen dürfte es leichter sein, Fahrräder auf dem Dach eines Pkw zu verzurren und auf der Anhängerkupplung relativ komfortabel das Thule Outset unterzubringen. Auch der Zustieg ins Zelt ist beim Outset um eine Vielfaches komfortabler: Das abendliche und morgendliche – sowie manchmal auch nächtliche – Besteigen eines Dachzelts über eine Leiter ist nicht für jede Person das Richtige. Hier kann das Thule Outset richtig punkten. Durch die Basis auf Sitzhöhe ist das Outset nicht nur ausgeprochen komfortabel beim Ein- und Ausstieg, es kann auch herrlich leicht mit Schlafsack, Decken und anderen Utensilien bestückt werden, ohne in luftiger Höhe von einer Leiter aus zu jonglieren oder auf dem Boden kriechend zu urlauben. Die Ausstattung mit stabilen Reißverschlüssen, vielen Stautaschen, großen Einstiegsöffnungen und Lüftungsöffnungen ist ausgesprochen praxisnah, die dichten Insektenschutz-Gitter und großen Öffnungen rundum machen das Thule Outset auch für Übernachtungen in heißen Sommernächten mit viel Durchzug tauglich. Die Schutzplane soll gegen allzu harten Regen von oben und entsprechendes Durchdrücken schützen, Schutz gegen Schlagregen ist durch die wasserdichte Zeltplane gegeben. Die sieben Zentimeter dicke Matratze ist komfortabler als jede Isomatte und für unempfindliche Personen vollkommen geeignet, zart besaitete Menschen dürften sich dickere Unterlagen wünschen – und sind vermutlich auch gar nicht die typische Kundschaft des Thule Outset. Einen Schwachpunkt hat das Outset: Ausgerechnet das Aufstellen und Verspannen in einem Zug wird über Steckverschlüsse aus (eigentlich zähem) Kunststoff vollzogen, die bei etwas zu viel Zug (aber eben doch) einreißen können. Hier wären stabilere Steckverschlüsse die bessere Wahl. Camper:innen mit zwei rechten Händen rüsten das einfach nach.