Peugeot E-3008 – so heißt das zweite Elektro-SUV der Marke, das nun als "Coupé" kommt. Folgt hier die Funktion der Form oder ist es gar umgekehrt? Unser Test gibt die Antwort!
Peugeot E-3008 im ersten Test der AUTO ZEITUNG
Kaum bekannt ist, dass die Elektroauto-Tradition der Marke bis lange vor den Peugeot E-3008 zurückreicht – sogar bis in den Zweiten Weltkrieg. Bereits 1941 beschritt die Löwenmarke mit dem VLV neue Wege der Mobilität. Das Voiture Légère de Ville, ein "leichtes Stadtfahrzeug", war ein 2,67 m kurzes, skurril anmutendes, zweisitziges Cabrio mit Elektroantrieb. Damals waren die Vorzeichen für den Bau von E-Autos indes andere als heute: Der Kraftstoff für Automobile mit Verbrennungsmotoren war in Folge der deutschen Besatzung rationiert und mithin Mangelware. Alternativen mussten her.
Heute gibt es Kraftstoff genug, jedoch zu viele klimaschädliche CO2-Emissionen. Denen allerdings rücken die Hersteller mit E-Autos zu Leibe, im Idealfall mit umweltfreundlich produziertem Strom betrieben. Die französische Stellantis-Marke schickt hier den Peugeot E-3008 ins Rennen und in unseren Test, ein 4,54 m langes, kompaktes SUV-Coupé, das mit krallenartigen Tagfahr- und ebensolchen Rückleuchten markentypische Designmerkmale trägt. Diverse Ecken und Kanten komplettieren die markante, futurische Optik. Im Innenraum sorgen textile Materialien auf Armaturentafel, Türverkleidungen und Mittelkonsole für eine sehr wohnliche Atmosphäre, auch wenn man sich durch die Gestaltung dieser Bauteile wie von einem Kokon umschlossen fühlt.
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Leslie & Cars zeigt den Peugeot E-3008 (2024) im Video:
Üppiges Display mit hoher Auflösung
Mit an Bord des Peugeot E-3008 ist das i-Cockpit mit kleinem Lenkrad und darüber angeordnetem Display – in diesem Fall konkav gewölbt und im 21-Zoll-Format, was üppigen 53,3 cm Bildschirmdiagonale entspricht. Die Sichtbarkeit der in die Fläche oberhalb des Lenkrads eingespielten Fahrinformationen hängt von der eigenen Statur sowie der Einstellung von Sitz und Lenkrad ab. Für 1,80 m große Personen passte es im Test jedenfalls.
Die Orientierung in der Menüstruktur des Touchscreens überfordert bei der ersten Benutzung nicht, denn sie ist rasch erfassbar. Die Bedienkacheln sind ausreichend groß dimensioniert, allerdings reagierte das System im Test nicht immer auf die erste Berührung. Nicht ausgeschlossen, dass dies auf das Konto der Vorserie geht, aus der der Testwagen stammt. Erleichterung bei der Bedienung verschaffen dagegen die sogenannten i-Toggles: berührungsempfindliche Tasten, die individuell mit bis zu zehn Funktionen belegt werden können. Der Fahrschalter mit den Positionen P, R, N, D befindet sich im Armaturenbrett, die Auswahl der Fahrprogramme erfolgt über einen weiteren Schalter in der Mittelkonsole, was anfangs zu Verwechselungen führen kann.
Gut ist die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Peugeot E-3008: Sie umfasst unter anderem einen Notbremsassistenten, der auch Radfahrer:innen erkennt, einen Regensensor, eine Rückfahrkamera und eine Verkehrsschilderkennung.
Verbrauch und Reichweite des Peugeot E-3008
Mit 157 kW (213 PS) ist der Peugeot E-3008 nicht üppig, aber dennoch ausreichend motorisiert. Dank der Zugkraft von 345 Nm beschleunigt der Stromer unaufgeregt in 8,7 s bis zur 100-km/h-Marke. Spätestens bei 170 km/h bremst die Elektronik den Peugeot mit Rücksicht auf die Reichweite ein. Wer es auf Tempobolzerei anlegt, erlebt die Reichweitenanzeige im freien Fall. Bei eher vernunftorientiertem Umgang mit dem Strompedal sind es im Test auf der Verbrauchsrunde 22,5 kWh pro 100 km, was angesichts der 2181 kg Leergewicht ein respektabler Wert ist. Minimal sind es 17,6 kWh. Entsprechend bewegte sich das Reichweitenfenster im Test zwischen 324 und 414 km und bleibt deutlich hinter den WLTP-Werksangaben zurück.
Damit befindet sich der Peugeot E-3008 in guter Gesellschaft vieler E-Autos – übrigens auch beim Laden, denn statt der maximalen Ladeleistung von 160 kW kommt der französische Stromer kurzzeitig nur auf maximal 138 kW. Die große Unbekannte hierbei ist allerdings die Belastung des Stromnetzes während des Ladevorgangs, was die Ladeleistung beeinflussen kann. Insofern kann man das Unterschreiten der Werksangabe nicht zwingend dem Testwagen anlasten. Wer unbedingt auf 100 Prozent Ladestand kommen möchte, braucht Geduld, da oberhalb von 89 Prozent die Ladeleistung in den niedrigen einstelligen Bereich fällt. Der eine oder andere Kilometer Strecke lässt sich durch die manuell per Lenkradpaddel dreistufig schaltbare Rekuperation – zum Beispiel auf längeren Bergabpassagen – gewinnen.
Gute Geräuschdämmung, schluckfreudige Federung
Die Wind- und Abrollgeräusche sind beim Peugeot E-3008 auf ein nervenschonendes Minimum reduziert, wie im Test der Schalldruckpegel von 67 dB bei 130 km/h belegt. Ein Wert, der auf dem Niveau stromernder Oberklasse-Limousinen liegt. Trotz des konventionellen Feder-Dämpfer-Systems reagiert der Peugeot recht feinfühlig auf Bodenunebenheiten. Das gelegentlich etwas hölzerne Abrollverhalten auf schludrig geflicktem Fahrbahnbelag dürfte indes der 19-Zoll-Bereifung des Testwagens geschuldet sein. Bodenwellen oder Brückenfugen ebnet der Franzose dagegen gekonnt ein.
Hinter dem kleinen Lenkrad stellt man rasch fest, dass das SUV-Coupé Fahrtrichtungsänderung recht unmittelbar umsetzt, wodurch es vergleichsweise wendig wirkt. Bei höheren Geschwindigkeiten geriet der Peugeot E-3008 aber im Test früh ins Untersteuern und wurde von seinem rigoros eingreifenden, aber dennoch feinfühlig agierenden ESP eingefangen. Nichts zu kritisieren gibt es an der Bremsleistung. Werte zwischen 35 und 36 m aus Tempo 100 bis zum Stillstand sind für ein über zwei Tonnen schweres Auto respektabel. Das etwas intransparente Pedalgefühl dagegen geht zu Lasten der Dosierbarkeit. In der Summe macht es sich der Löwe also eher in der Komfortecke bequem.
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Connectivity-Check
Als das modernste Auto der Marke ist der Peugeot E-3008 auch in Sachen Connectivity auf der Höhe der Zeit. Bereits zur Basisausstattung Allure gehört das Peugeot i-Connect-System. Mit dessen Hilfe ist die Smartphone-Integration möglich. Hierfür gibt es bei der GT-Version eine induktive Lademöglichkeit mit 15 W Ladeleistung. Des Weiteren besitzt diese Variante das erweiterte i-Connect Advanced, das zusätzlich über ein TomTom Connected-Navigationssystem verfügt. Mit dessen Trip Planner-Funktion lassen sich zum Beispiel Verkehrsverhältnisse, Topografie und vorhandene Ladepunkte auf der Strecke bei der Routenführung im Hinblick auf die optimale Reichweite berücksichtigen. Die Bedienung erfolgt über das 21-Zoll-Panorama-Display (Serie bei GT) oder über die Sprachsteuerung. Notwendige Systemupdates erfolgen drahtlos over the air. Die App "My Peugeot" beinhaltet zudem verschiedene Remote-Funktionen.
Technische Daten & Messwerte des Peugeot E-3008
AUTO ZEITUNG 13/2024 | Peugeot E-3008 |
Positiv | Niedriger Verbrauch, guter Komfort und ordentliche Sicherheitsausstattung |
Negativ | Sitzpolster etwas weich, Dosierbarkeit der Bremse verbesserungsfähig |
Technik | |
Motor | permanenterregte Synchronmaschine, vorne |
Antrieb | Konstantübersetzung; Vorderrad |
Systemleistung | 157 kW/213 PS |
Systemdrehmoment | 345 Nm |
Spannung; Kapazität brutto/netto | 400 V; k.A./73 kWh |
Max. Ladeleistung AC/DC | 22/160 kW |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4542/1895 (2108)*/1641 mm |
Leergewicht (Werk/Test) | 2108-2226/2181 kg |
Kofferraumvolumen | 520-1480 l |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 8,7 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 170 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,4/36,0 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 22,5/17,7 kWh |
Reichweite (Test/Test max./WLTP) | 324/414/504-524 km |
Preise | |
Grundpreis | 48.650 € |
Testwagenpreis | 58.950 € |
*Breite mit Außenspiegel |
Wer gern entspannt über Land stromert und sich dabei an einem progressiven Design erfreuen möchte, dürfte beim neuen Peugeot E-3008 richtig sein. Der im Test exzellente Geräuschkomfort und die ordentlich ansprechenden Feder-Dämpfer-Elemente sind der Gelassenheit am Steuer dienlich. Fahrdynamik? Eher nicht.