Testfahrt in Marokko: Im Toyota Land Cruiser (2024) offroad fahren
Im neuen Land Cruiser über Stock und Stein
Mit dem neuen Toyota Land Cruiser (2024) unterwegs in Marokko: Geröll, Sand, Staub und Schlamm – kein Untergrund war uns für den japanischen Offroader zu schade. Und das hat richtig gut geklappt, wie die erste Testfahrt zeigt.
Der Zöllner antwortet kopfnickend mit einem freundlichen Lächeln "Inshallah", als wir seine Frage nach dem Grund unseres Besuchs in Marokko beantworten: den neuen Toyota Land Cruiser (2024) testfahren, etwas von Land und Leuten sehen, Spaß haben. "Inshallah" ist eine arabische Redewendung, die sich mit "So Gott will" übersetzen lässt und den Wunsch ausdrückt, dass etwas geschehen möge, was sich aber nicht unbedingt final beeinflussen lässt. Doch Gott scheint im Fall unserer Land Cruiser-Tour hier im Maghreb zu wollen – so wie bereits viele Male zuvor, denn Toyotas Geländegänger hat sich auf den anspruchsvollsten Routen der Welt schon oft wacker geschlagen. Der rustikale Geländewagen ist nicht nur Arbeits- und Fortbewegungsmittel, sondern häufig auch Ausdruck einer Weltanschauung.
Ob der seit 1951 und inzwischen über 10,4 Mio. Mal gebaute Toyota Land Cruiser das Wohlwollen höherer Mächte genießt oder für Wellblech-, Geröll- und Schlammpisten einfach nur deshalb gewählt wird, weil er im Ruf steht, nahezu unzerstörbar zu sein? Hört man die zahlreichen teils unglaublichen Geschichten über ihn, könnte es vielleicht etwas von beidem sein … Wir jedenfalls dürfen den J25, wie das Modell der jüngsten Generation im kryptischen Toyota-Werkssprech genannt wird, pilotieren – und der ist kein rundgelutschtes Aerodynamikwunder. Im Gegenteil: Die Linienführung folgt unzweifelhaft der Prämisse des rechten Winkels und nimmt mit kantigen Formen und steil stehenden Scheiben Bezug auf frühere Modelle.
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Der Toyota CH-R (2024) im Fahrbericht (Video):
Testfahrt: Das kantige Design des Toyota Land Cruiser (2024) hat Vorteile
Das hat Vorteile. Man sieht zum Beispiel besser, wo der neue Toyota Land Cruiser (2024) anfängt und aufhört. Das ist im mit scharfkantigen Felsbrocken gespickten Nichts sehr nützlich. Zusätzlich besitzt der Toyota aber auch einen Multi-Terrain-Monitor, der Bilder von vier Kameras auf den 12,3 Zoll messenden Touchscreen (Unser Pro & Contra) projiziert – unter anderem sogar eines von der Fläche unter dem Fahrzeugboden. Auch die cloudbasierte Navigation zeigt der Monitor an – sehr praktisch. Vor uns liegt eine Teststrecke durch den mittleren Atlas, die den Kopfkino-Film zum Thema Marokko schnell reißen lässt: nein, keine Wüste und Staub, sondern eher viel Grün, Zedern- sowie Eichenwälder, Gemüseanbau, Viehzucht. Frische, kühle Luft weht durch die Laubbäume, die ihr Blätterkleid bereits in leuchtende Rot- und Orange-Töne umgefärbt haben.
Bereits kurz hinter Ifrane beginnt eine der vielen Offroad-Passagen. Dabei handelt es sich um offizielle Wege – Straßen wäre zu euphemistisch –, die zahllose bäuerliche Gehöfte oder Mini-Orte miteinander verbinden. Plötzlich taucht hinter einer Kurve ein 40-Tonner im Schritttempo auf, die komplette Wegesbreite einnehmend. Kaum zu glauben, wo schmerzbefreite marokkanische Lkw-Fahrende ihre eher straßengeeigneten Transporter überall hinbugsieren. Rechts und links gibt es nur unwegsames Geröll. Da heißt es zentimetergenau am schweren Gegner vorbeizirkeln und nicht mit dem Unterboden an Felsbrocken hängen bleiben – dank seiner 215 mm Bodenfreiheit für den neuen Toyota Land Cruiser (2024) kein Problem.
Die Konkurrenten:
2,8-l-Turbodiesel kräftig, aber geräuschvoll
Die engen Wege schrauben sich in Serpentinen auf ein Hochplateau, das eine gigantische Fernsicht bietet auf eine endlose, dünn besiedelte und mit grünem Kleinpflanzen-Flaum bedeckte Hügellandschaft, die am Horizont in die Dreitausender des mittleren Atlasgebirges übergeht. Entlang der Strecke reihen sich karge Hütten, die nicht gerade von Wohlstand künden. Strom? Vereinzelt ja. Fließendes Wasser? Vermutlich nicht. Teppiche oder Plastikplanen ersetzen vielfach die Haustür. Hier und da kreuzt ob unseres Auftauchens aufgeregtes Federvieh den Weg, während Esel in der Sonne dösen.
Trotz dieses sehr einfachen Lebens wirken die Menschen freundlich, lächeln und winken uns zu. Für die Kinder ist der neue Toyota Land Cruiser (2024) sowieso eine Attraktion. Dessen 2,8-l-Turbodiesel liefert seine 204 PS (151 kW) und 500 Nm über eine neue Achtgang-Automatik sehr entspannt an den permanenten Allradantrieb. Akustisch geschieht das bei der ersten Testfahrt deutlich vernehmbar, wie schon auf der Anreise ins Offroad-Areal zu hören war, doch schwingungstechnisch gibt sich der Vierzylinder bei moderaten Drehzahlen keine Blöße und verkneift sich lästige Dröhnfrequenzen.
Aufbauneigungen und Achsverschränkungen frei von Geräuschen
Allmählich wandeln sich die Wege zu Pfaden. Die Gesteinsbrocken werden dicker, was größere Anforderungen an die Offroad-Fähigkeiten des neuen Toyota Land Cruiser (2024) stellt. Per Tastendruck entkoppeln wir den Vorderachsstabilisator und erhöhen so das Achsverschränkungspotenzial. Mitten- und Hinterachsdifferential lassen sich ebenfalls sperren, letzteres übrigens neuerdings mit Hilfe eines Magnetsystems in nur 0,15 s. Mit aktivierter Geländeuntersetzung wiegt sich der Land Cruiser wie die Miniaturausgabe eines Ozeanriesen über die (Boden)wellen. Aufbauneigungen und Achsverschränkungen geschehen frei von jedweden Knister- oder Knarzgeräuschen, was die versprochene um 50 Prozent höhere Verwindungssteifigkeit des Rahmens belegt.
Für wechselnde Untergründe steht das Multi-Terrain Select-System mit vier Fahrmodi zur Verfügung, die Lenkung, Antriebskraft, Traktionskontrolle und hydraulische Bremssteuerung an die Bodenbeschaffenheit anpassen. Wer mag, kann die Crawl-Control aktivieren, mit deren Hilfe der Toyota bergauf- wie bergab selbstständig die per Drehregler fünffach variable Geschwindigkeit hält: Von der Geisterhand der Elektronik gesteuert, greifen Wellen und Zahnräder des Antriebs sanft ineinander und rotieren beharrlich, um so etwas wie einen meditativen Moment zu bescheren, während die Landschaft an den Fenstern in Zeitlupe vorbeizieht.
Keine moderne Luftfederung? Hat Gründe
Die Szenerie unserer Testfahrt wird jäh unterbrochen, als auf einer Bergabpassage einem Kollegenteam dann doch das nicht ganz Unvermeidliche passiert: Ein spitzer Felsbrocken hat sich in die Reifenflanke gebohrt, was einen Radwechsel (Das wichtigste Werkzeug zum Reifenwechsel) erforderlich macht. Eine schweißtreibende Angelegenheit. Staub und Schlamm haben unseren in "Sand metallic" lackierten Toyota Land Cruiser (2024) mit einer Schicht in nahezu gleichem Farbton überzogen. Da kommt die anstehende Flussdurchquerung einer Naturwaschanlage gleich – und gerade recht. Nur wenige hundert Meter später führt der Weg zurück auf Asphalt in Richtung Unterkunft.
Auf normalen Straßen arbeitet das konventionelle Feder-Dämpfer-System übrigens ziemlich komfortabel. Trotzdem fragen wir uns, warum Toyota keine moderne Luftfederung einbaut? Kohei Nohara, seines Zeichens stellvertretender Chefingenieur, erklärt mit typisch japanischer Zurückhaltung: "Wir möchten für den Land Cruiser eine lebenslange Qualität und Zuverlässigkeit und keine Abstriche bei der Haltbarkeit." Dennoch ist der neue Toyota Land Cruiser (2024) auf der Höhe der Zeit. Der Innenraum wirkt mit hinterschäumten Materialien freundlich, die Sitze bieten auch bei Offroad-Touren viel Halt, die Sicherheitsausstattung fällt – unter anderem mit adaptiver Geschwindigkeitsregelanlage samt aktiver Spurführung sowie Ausstiegs- und proaktivem Fahrassistenten – zeitgenössisch aus, ebenso die Anhängelast von bis zu 3,5 t (Übersicht der Autos mit der höchsten Anhängelast). Genügend Gründe, dem bislang am längsten gebauten Toyota-Modell eine erfolgreiche Zukunft vorherzusagen. "Inshallah"!
Technische Daten des neuen Toyota Land Cruiser (2024)
AUTO ZEITUNG 26/2024 | Toyota Land Cruiser |
Technische Daten | |
Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo; 2755 cm³ |
Antrieb | 8-Gang; Automatik; Allrad |
Leistung | 151 kW/204 PS |
Max. Drehmoment | 500 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4930/1980/1940 mm |
Leergewicht/Zuladung | 2335/665 kg |
Kofferraumvolumen | 742-2000 l |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | k.A. |
Höchstgeschwindigkeit | 165 – 170 km/h (je nach Bereifung) |
Verbrauch auf 100 km | 10,3 l D |
Kaufinformationen | |
Grundpreis | 67.990 € |
Bestellstart | April 2024 |
Alle Daten Werksangaben |