Kia Sportage im Dauertest: Unser Fazit nach 42.000 km
Sportage beweist im Dauertest Reisetauglichkeit
- Kia Sportage 1.6 T-GDI 48V AWD im Dauertest: Das Fazit nach 42.000 km
- Praxistauglicher Innenraum, gute Verarbeitung, zu viel Klavierlack
- Umfangreiche Sicherheitsausstattung – akustisch mitunter aufdringlich
- Inspektionskosten und Licht wie Schatten beim Antrieb
- Zu hoher Kraftstoffkonsum
- Technische Daten des Kia Sportage 1.6 T-GDI 48V AWD
- Kosten
- Fazit
Mit charakterstarker Optik und kräftigem Farbton stach der Kia Sportage 1.6 T-GDI 48V AWD auf dem Redaktionsparkplatz hervor. Nur schöner Schein oder auch solides Sein? Erfahrungen aus einem einjährigen Dauertest in Redaktionsdiensten!
Kia Sportage 1.6 T-GDI 48V AWD im Dauertest: Das Fazit nach 42.000 km
Bevor sich der Vorhang für die Abschluss-Vorstellung des Dauertest-Kia Sportage 1.6 T-GDI 48V AWD hebt, hilft ein Blick in die Vergangenheit, um die Gegenwart zu verstehen. Schließlich hat der Kia Sportage ein wechselvolle Geschichte hinter sich: Das SUV, in Deutschland übrigens seit 1994 auf dem Markt, ließen die Koreaner:innen überraschenderweise zeitweise bei Karmann in Osnabrück fertigen. Anfangs war der Sportage alles andere als ein Aushängeschild in Sachen Qualität, Verarbeitung oder Fahreigenschaften, geschweige denn ein Anwärter für vordere Plätze in Vergleichstests.
Doch die zielstrebigen Asiat:innen ließen sich von den darüber milde lächelnden Europäer:innen nicht beirren, verbesserten und entwickelten zielstrebig weiter, sodass sich der aktuelle Sportage der fünften Generation, bildlich gesprochen, technisch und qualitativ inzwischen so weit von seinem Urvater entfernt hat, wie es der Tacho nach einem Jahr in Redaktionsdiensten anzeigt: 41.380 km. Das ist fast so viel wie eine Erdumrundung und definitiv genug für jede Menge Berichtenswertes. Äußerlich tritt der Sportage selbstbewusst auf mit zackigem Scheinwerfer-Design und der knalligen Zweifarben-Lackierung "Infrared-metallic + black". Zweifellos ein Hingucker. Genau geschaut haben wir aber auch auf seine Qualitäten, die im Fahrtenbuch ausführlich dargestellt und kommentiert wurden.
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Praxistauglicher Innenraum, gute Verarbeitung, zu viel Klavierlack
Mit Kilometerstand 4502 kam der Kia Sportage 1.6 T-GDI 48V AWD von seiner ersten längeren Dienstreise zurück. Dazu schrieb Onlinerin Leslie Schraut: "In der Mittelkonsole gibt es überraschend viel Stauraum für allerlei Kleinkram." Im Anschluss daran war Redakteur Markus Bach mit dem Koreaner unterwegs und attestierte dem großzügig dimensionierten Gepäckraum (587 bis 1776 l) eine hohe Praxistauglichkeit: "Der Laderaum bietet bei umgelegter Rückenlehne eine durchgängig ebene Fläche. Dank der fehlenden Kante wie bei anderen Fahrzeugen lassen sich etwa große Kartons einfach nach vorn durchschieben."
Während der üblichen Benzingespräche über die Dauertester im Redaktionsfuhrpark wurde es zwar oft thematisiert, aber selten niedergeschrieben: das gute Platzangebot für die Passagier:innen. Klaus Uckrow tat es und meinte: "Auf langen Strecken kommen auch von der Rückbank kleine Klagen über zu wenig Platz. Der Kia wirkt auf allen Plätzen sehr luftig." Keine zwei Meinungen gab es in der Testmannschaft auch über die Verarbeitungsqualität. Die Klapperfreiheit auf schlechten Fahrbahnen lobten die Kollegen im Gleichklang mit der Güte der verbauten Innenraummaterialien und deren Passgenauigkeit.
Allerdings war es manchen Kolleg:innen auch etwas zu viel des Glanzes, denn mehrfach wurde moniert, dass die hochglänzenden Klavierlack-Applikationen und der Touchscreen sehr schmutzempfindlich seien. "Das Armaturenbrett spiegelt sich je nach Sonnenstand in der Windschutzscheibe", kritisierte etwa Redakteur Jürgen Voigt. Prima: Das Navigationssystem zählt zum Serienumfang. Sieben Jahre lang gibt es kostenlose Karten-Updates "over the air". Die Zieleingabe über die Spracherkennung funktioniert sehr gut. Über ein Smartphone und die Kia Connect App lassen sich diverse Online-Dienste nutzen, zum Beispiel Echtzeit-Verkehrsinformationen. Die Audioanlage von Harman Kardon (Sound-Paket: 590 Euro) klingt klasse. An den Seiten der Vordersitze gibt es USB-Ladebuchsen.
Umfangreiche Sicherheitsausstattung – akustisch mitunter aufdringlich
In Gegenzug wartete der Kia Sportage 1.6 T-GDI 48V AWD mit praktischen Details auf. So erscheint bei jeder Blinkerbetätigung ein Kamerabild im Cockpit, das den toten Winkel abbildet und somit nicht nur einen akustischen, sondern auch einen wirkungsvollen optischen Warnhinweis gibt. Dieses Ausstattungselement ist Bestandteil des "DriveWise-Park-Plus"-Paket, für das Kia bei Testbeginn 1390 Euro aufrief. Es enthält neben dem aktiven Totwinkelassistenten zum Beispiel einen Ausparkassistenten und eine navigationsbasierte Geschwindigkeitsregelanlage. Das sind alles Dinge, die das Fahren nicht nur sicherer, sondern auch entspannter machten. Insofern war das Geld an dieser Stelle gut investiert.
Allerdings schienen die Systeme verschiedenen Kolleg:innen doch etwas aufdringlich zu sein. "Ständig piepst irgendwo etwas, wenn man die Systeme nicht deaktiviert", bemerkte etwa Jürgen Voigt bei Kilometerstand 5811 und schrieb ins Dauertest-Fahrtenbuch: "Eine optische Warnung und Lenkradvibrationen würden mir reichen." Mit dem optionalen Autobahnassistenten inklusive Stop-&-Go-Funktion, Frontkollisionswarner mit Abbiegefunktion und Querverkehrswarner ist der Sportage nicht nur auf der Höhe der Zeit, sondern so manchem Konkurrenten sogar einen Schritt voraus.
Inspektionskosten und Licht wie Schatten beim Antrieb
Unabhängig davon sammelte der Kia Sportage eifrig Kilometer. Bei Kilometerstand 14.621 rollte er zum Ölwechselservice, der mit 341 Euro zu Buche schlug. Darin enthalten: 39 Euro für die Karosserie-Inspektion. Diese ist bei Kia nötig, um die zwölfjährige Garantie gegen Durchrostung zu erhalten. Andere Hersteller berechnen dafür nichts extra. Ein Nagel im linken Hinterreifen sorgte bei Kilometerstand 17.144 zwar für einen ungeplanten, dafür aber auch nur kurzen Boxenstopp.
Unterdessen machte sich der Antrieb des Kia Sportage 1.6 T-GDI 48V AWD nicht nur Freund:innen. Der 1,6-l-Benziner erfährt Unterstützung von einem 48-V-Riemen-Startergenerator und soll 180 PS (132 kW) und 245 Nm Drehmoment leisten. Die Kraftübertragung übernimmt ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, den Vortrieb ein Allradantrieb. Klingt eigentlich gut, doch die Eindrücke des Testteams waren keineswegs nur positiv. "180 PS, wo?" , fragte etwa Redakteur Martin Urbanke in Anspielung auf die im oberen Drehzahldrittel oft als etwas zäh empfundene Leistungsentfaltung, während Kollege Voigt wissen wollte, wo denn der 48-V-Boost des Starter-Generators spürbar sei.
Dabei blieb der Kia mit gemessenen 8,8 s sogar noch 0,2 s unter der Werksangabe für den Sprint zur 100 km/h-Marke und so auch in guter Gesellschaft zu Konkurrenzmodellen. Bis 150 km/h vergingen dagegen 19,7 s. Das kann so mancher Wettbewerber besser. Ein akademischer Wert zwar, der in der Praxis aber dazu führt, dass sich etwa Überholvorgänge auf Autobahnen in die Länge ziehen können. Gibt man dann etwas mehr Gas, schaltet das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe recht früh ein bis zwei Gänge herunter und flugs ist man auf einem unerwartet hohen Drehzahlniveau unterwegs. Für Stress-empfindliche Naturen hilft hier eine gelassene Fahrweise und die Absicht, im Wesentlichen im Verkehr mitschwimmen zu wollen.
Ein ständiges Gesprächsthema im Dauertest war auch das Schalt- und Einkuppelverhalten des Getriebes: "Der Antrieb ist beim Anfahren und Rangieren schlecht zu dosieren", merkte Autor Johannes Riegsinger an. Der Grund hierfür dürfte in der Kupplung zu suchen sein, denn sie stellte den Kraftschluss, frei von jeglichem Schleifmoment, stets etwas abrupt her.
Der aktuelle Dauertest-Fuhrpark:
Zu hoher Kraftstoffkonsum
Der Kraftstoffkonsum warf angesichts der Hybridtechnik samt Segelfunktion im Eco-Modus ebenfalls Fragen auf. Ein Testverbrauch von 8,7 l Super pro 100 km auf der AUTO ZEITUNG-Normrunde wurde in diesem Segment von diversen Konkurrenten unterboten. Zügiges Vorankommen produzierte gar Verbräuche in Richtung zehn Liter. Es brauchte auf 100 km/h limitierte, verkehrsarme Autobahnen in den Niederlanden, um mit weniger als sieben Litern auszukommen. Wie gut, dass Kia für den Sportage noch andere Antriebe im Portfolio hat, denn in der Summe will der Eindruck, den der Kia Sportage 1.6 T-GDI 48V AWD hinterlässt, so gar nicht zu den übrigen positiven Eigenschaften des Koreaners passen.
Diese machten sich unabhängig vom Antrieb etwa auf Langstrecken bemerkbar. Die adaptiven Dämpfer, die ihre Dämpfungskraft unterwegs an die Fahrbahnbeschaffenheit anpassen (Serie in der GT-Ausstattung des Testwagens), sorgten für einen passablen Schnellfahrkomfort und auch die Sitzbelüftung vorn (ebenfalls Serie in der GT-Variante) trug zum Wohlbefinden bei. Sensiblere Naturen empfanden allerdings die Abrollgeräusche der Bereifung im Format 235/50 R 19 als etwas störend. Trotzdem lautet das Resümee am Ende des Dauertests: Reifeprüfung bestanden.
Technische Daten des Kia Sportage 1.6 T-GDI 48V AWD
AUTO ZEITUNG 16/2024 | Kia Sportage 1.6 T-GDI 48V AWD |
Technische Daten | |
Motor | 1,6-l-Vierzylinder-Turbobenziner |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang, Doppelkupplung; Allradarantrieb |
Leistung | 132 kW/180 PS |
Max. Drehmoment | 265 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4515/1865/1650 mm |
Leergewicht/Zuladung | 1648/542 kg |
Kofferraumvolumen | 562-1751 l |
Fahrleistungen (Messwerte) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 8,8 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werksangabe) | 201 km/h |
Verbrauch auf 100 km (WLTP/Test) | 6,8/8,7 l S |
Kaufinformationen | |
Basispreis bei Testbeginn | 39.150 € |
Testwagenpreis bei Testbeginn | 49.680 € |
Kosten
Kosten pro Jahr bei 10.000 km | Preis |
Neupreis Testwagen | 49.680 € |
Wertverlust | 4909 € |
Fixkosten pro Jahr | |
Steuer | 183 € |
Haftpflichtversicherung (HP 19) | 1016 € |
Vollkasko (VK 21) | 1317 € |
Testbetriebskosten | |
Kraftstoffkosten | 1583 € |
Werkstattkosten (ohne Reifen) | 440 € |
Kosten pro km | |
mit Wertverlust | 0,32 € |
ohne Wertverlust | 0,81 € |
Der Kia Sportage 1.6 T-GDI EcoDynamics+ AWD ist ein sehr solides Auto mit gutem Platzangebot, umfangreicher Serienausstattung und pfiffigen Detaillösungen. Die Fahreigenschaften sind ordentlich, vor allem im Winter lernt man den Allradantrieb zu schätzen. Der Antrieb birgt aber Verbesserungspotenzial in puncto Leistungsentfaltung, Getriebe-Abstimmung und Verbrauch. Letzterer trübt auch die Kostenbilanz des koreanischen Kompakt-SUV. Das inzwischen erfolgte Facelift brachte Änderungen am Antrieb. Im Zuge dessen erfuhr die Mildhybrid-Variante des Sportage Optimierungen für den Verbrennungsprozess und Maßnahmen zur Reibungsreduzierung. Inwieweit sich das auf den Verbrauch auswirkt, klärt ein späterer Test.