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Geht auch ganz einfach:

120d/A 220 d/Golf GTD: Vergleichstest

BMW, Mercedes und VW zaubern den Grauschleier weg

Elmar Siepen Testredakteur
Inhalt
  1. BMW 120d, Mercedes A 220 d und VW Golf GTD im Vergleichstest
  2. Karosserie: VW Golf GTD mit großzügigstem Platzangebot
  3. Fahrkomfort: BMW 1er glänzt im Feder-Dämpfungsverhalten
  4. Motor/Getriebe: Überzeugendes Getriebe im Mercedes A 220 d 
  5. Fahrdynamik: BMW 120 d ausgesprochen lebhaft
  6. Umwelt/Kosten: Mercedes A 220d deutlich teurer
  7. Technische Daten & Messwerte von BMW 120d, Mercedes A 220 d und VW Golf GTD
  8. Ergebnis in Punkten
  9. Fazit

Kompakte Diesel müssen nicht langweilig sein, wie unser Vergleichstest eindrucksvoll beweist. Hier trifft die überarbeitete Mercedes A 220 d auf die bewährte Konkurrenz in Form vom VW Golf GTD und BMW 120d.

 

BMW 120d, Mercedes A 220 d und VW Golf GTD im Vergleichstest

Der Blick ins Straßenbild beweist: "Graue Mäuse" gibt es in der Automobilwelt genug. Nicht nur, dass gedeckte Farben die Szenerie bestimmen. Auch sind zuhauf anspruchslose, blecherne Alltagshelden unterwegs, die brav und unauffällig ihre Transportdienste verrichten. Gut, wenn deren Unterhalt dank moderater Motorisierung das Haushaltsbudget nicht in Schlagseite geraten lässt. Die Kehrseite der Medaille: Emotional wirken sie so prickelnd wie stilles Wasser. Zu dieser Sorte zählen auf den ersten Blick auch unsere drei kompakten Testkandidaten, BMW 120d, Mercedes A 220 d und VW Golf GTD. Beim Studium der Datenblätter und beim Blick unter die Haube stößt man aber auf Dieselmotoren mit 190 bis 200 PS (140 bis 147 kW). Das verheißt im Vergleichstest ein unterhaltsames Testprogramm und signalisiert trotz der gedeckten Farben: "Weg mit dem Grauschleier!" Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

Der Jeep Avenger (2023) im Fahrbericht (Video)

 
 

Karosserie: VW Golf GTD mit großzügigstem Platzangebot

Die jüngsten optischen Änderungen an der Mercedes A-Klasse fallen dezent aus: die Shark Nose (Haifisch-Nase), wie sich der im Verlauf von oben nach unten etwas nach innen neigende Kühlergrill nennt, die Power Domes (Kraft-Kuppeln) auf der Motorhaube als Design-Zitate aus der Muscle-Car-Ära, die Stärke demonstrieren sollen, LED-Scheinwerfer sowie kleine Sterne im Kühlergrill, im Pressetext Mercedes Benz Pattern genannt. Im Innenraum zieren nur dezente Änderungen das Facelift-Modell. Wichtiger ist die überarbeitete Sprachsteuerung, die nun auch das Fahrzeug erklären können soll. Ein Dialog zwischen Tester und der Digitaldame: "Hey Mercedes, wie schalte ich die Heckscheibenheizung ein?" Kurze Pause, dann die resolute Antwort: "Dieses Fahrzeug besitzt keine Heckscheibenheizung". Hat der Wagen doch und die Digitaldame zweifellos Nachhilfe nötig. Ansonsten funktioniert die Sprachbedienung aber tadellos.

Gleiches gilt für BMW 120d und VW Golf GTD mit Einschränkungen. Zwar hat der Wolfsburger auf diesem Feld im Vergleichstest aufgeholt. Befehle wie "Navigation Abbruch" versteht das System im Gegensatz zu denen der Konkurrenz aber nicht. Auch sonst ist hier nicht alles Golf, was glänzt: Die Lautstärkeregelung per Lenkradtaste funktioniert mäßig, die Slider für die Temperatur-Regelung sind immer noch nicht beleuchtet, und die Telefonkoppelung dauert länger als beim BMW 120d und Mercedes A 220 d. Als Entschädigung kann der Wolfsburger das großzügigste Platzangebot und das größte maximale Kofferraumvolumen (1230 Liter) ins Feld führen. Diesbezüglich befindet sich die A-Klasse am anderen Ende der Skala, glänzt aber in der Variabilitäts-Disziplin mit einer serienmäßig dreigeteilt klappbaren Rücksitzlehne. Prima: Bei umgeklappter Lehne und Beladung sind die BMW- und VW-Ladeböden durchgängig eben, was das Durchschieben von Sperrgut gehörig erleichtert.

 

Fahrkomfort: BMW 1er glänzt im Feder-Dämpfungsverhalten

Die optionale M-Sportsitze des BMW 120d weisen neben einstellbaren Sitzwangen auch eine ausziehbare Oberschenkelauflage und eine Lordosenstütze auf und bieten damit viele Einstellmöglichkeiten. Dank angenehm straffer Polster eignen sie sich bestens für die Langstrecke. Allenfalls etwas beleibtere Zeitgenossen dürften die etwas überschaubare Sitzbreite monieren. Diese fällt beim VW Golf GTD großzügiger aus, und auch der Seitenhalt ist besser. So präsentieren sich seine Sitzgelegenheiten im Vergleichstest als rundum gelungen. Die Sportsitze des Mercedes A 220 d gefallen ebenfalls. Im direkten Vergleich fällt jedoch die Schulterabstützung geringer aus als zum Beispiel im BMW. Die Polsterung dagegen geriet etwas weicher als die der Konkurrenten. Im Fond fühlen sich die Golf-Passagier:innen ebenfalls gut aufgehoben, was der wohltuend langen Oberschenkelauflage zu verdanken ist. In der Kompaktklasse sitzt man nirgendwo besser.

Die Sportfahrwerke aller drei Kandidaten lassen eine recht straffe Abstimmung vermuten. Dennoch geben sie sich Fahrbahnverwerfungen gegenüber mehr oder weniger konziliant. Besonders der BMW 1er glänzt im Feder-Dämpfungsverhalten mit einer guten Balance zwischen Vorder- und Hinterachse. Auf der Autobahn sorgen jedoch bereits leichte Anregungen für Aufbaubewegungen. Wie es besser geht, zeigt der Mercedes, der gleichsam über die Fahrbahn gleitet und auf welligem Asphalt nur leicht nachschwingt. Die straffe Grundnote des VW Golf ist deutlich spürbar, was zum Beispiel auf Landstraßen aber keine großen Komforteinbußen darstellt. Innerorts leiten die 19-Zoll-Räder Frostaufbrüche in der Fahrbahn jedoch relativ ungefiltert an die Insass:innen weiter. Voll beladen kommen alle drei Kandidaten auf den Marterstrecken des Testgeländes an ihre Grenzen, weil dort bereits kurze Bodenwellen zum Durchschlagen führen. Die kurze, waschbrettartige Fahrbahn malträtiert die Fond-Passagier:innen im Golf aber am stärksten.

 

Motor/Getriebe: Überzeugendes Getriebe im Mercedes A 220 d 

Zwei Liter Hubraum reichen den Wettstreitern für 190PS (140 kW) (BMW 120d und Mercedes A 220 d) beziehungsweise 200 PS (147,1 kW) (VW Golf GTD). Beeindruckender noch ist die Zugkraft dank einheitlicher, 400 Nmr Drehmoment. Bereits kleine Gaspedalbewegungen sorgen nämlich für druckvollen Vortrieb. In der Praxis vergehen so beispielsweise im Autobahn-relevanten Bereich zwischen 100 und 150 km/h beim Durchbeschleunigen hier wie dort lediglich gut acht Sekunden. Der VW Golf schafft es im Vergleichstest mit gut sieben Sekunden noch schneller. Nicht zuletzt, weil er im Sportmodus deutlich bissiger am Gas hängt als der BMW 1er und die Mercedes A-Klasse. Prima: Das Achtgang-Doppelkupplungs-Getriebe des Mercedes schaltet nun deutlich spontaner, als dies bei früheren Testwagen der Fall war. Beim Top-Speed ist es ebenfalls der VW, der mit 245 km/h die Konkurrenz das Fürchten lehrt (BMW: 231 km/h, Mercedes: 235 km/h). Nicht nur Rennen, sondern auch schnelles Sprinten ist mit den drei Rivalen möglich, denn die Beschleunigungsmessung fördert Werte zwischen 7,1 (BMW) und 7,3 s (Mercedes) bis zum Erreichen der 100 km/h-Marke zutage.

Summa summarum eignen sich die Kompakten also sowohl für müheloses als auch für schnelles Reisen, wobei der BMW 120d mit dem laufruhigsten Motor überzeugt. Ob nach dem morgendlichen Kaltstart oder beim Ausdrehen der Gänge: Nie fällt der Einser mit störenden Vibrationen auf. Die Langstreckeneignung der Kandidaten bestätigen auch die Verbräuche: Sparsamster ist der Mercedes A 220 d mit 5,6 l Diesel auf 100 Kilometern, während BMW und VW 0,5 beziehungsweise 0,6 l mehr konsumieren. Die Reichweite beträgt beim effizienten Schwaben wegen des nur 43 l fassenden Kraftstofftanks aber "nur" 767 km, der BMW kommt mit 50 l 819 km weit und der VW mit ebensolchem Tankvolumen 806 km. Damit und mit ihren Fahrleistungen dürften die flotten Diesel auf Langstrecken so manchen PS-starken Benziner überholen, während dieser Tankstopps einlegen muss.

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Fahrdynamik: BMW 120 d ausgesprochen lebhaft

Starke Diesel unter der Haube verlangen entsprechend abgestimmte Fahrwerke und wecken gehobene Erwartungen an die Fahrdynamik. Diese vermag der BMW 120d im Vergleichstest bestens zu erfüllen. Auf dem Handling-Parcours wirkt er ausgesprochen lebhaft und führt Lenkbefehle ohne Nervosität spontan aus. Die Lenkung dürfte etwas weniger synthetisch wirken, ist aber in Sachen Präzision über alle Zweifel erhaben. Im Grenzbereich bleibt der neutral abgestimmte Einser ohne Tücken. Zwar wird das Heck in Wechselkurven etwas leicht. Wer hier vom Gas geht, wird aber mit sanftmütigem, gut kontrollierbarem Eindrehen konfrontiert. Eine prima zu dosierende Bremsanlage rundet das positive Bild ab. Der Mercedes A 220 d wirkt etwas schwerfälliger, erfordert im Sportmodus höhere Lenkkräfte und größere Lenkwinkel als der Münchner Konkurrent und tendiert im Grenzbereich dazu, über die Vorderräder zum Kurvenaußenrand zu schieben. Verbesserungswürdig ist auch die mäßige Bremsdosierbarkeit. Die Bremswege sind dagegen tadellos kurz.

Das fahrdynamische Kontrast-Programm liefert indes der VW Golf GTD. Er schafft engere Radien als seine Konkurrenten, bringt seine Kraft beim Herausbeschleunigen aus engen Kehren noch besser auf die Straße als der BMW und gibt zweifellos den agilsten Testkandidaten. Seine Lastwechselreaktionen sind zwar stärker ausgeprägt als im BMW 1er, aber dennoch spielerisch zu beherrschen. Seine serienmäßige Progressiv-Lenkung entpuppt sich zudem als sehr rückmeldungsfreudig, auch wenn die Lenkeinschläge noch etwas kleiner ausfallen dürften. Ein Wermutstropfen ist der zu hart abgestimmte Sportmodus. Ist die Fahrbahn nicht topfeben, stempelt der GTD mit der Vorderachse förmlich durch Kurven. Das hält ihn aber nicht davon ab, die kürzesten Runden- und Slalomzeiten vorzulegen. Arrangieren muss man sich im Alltag mit dem unerwartet großen Wendekreis.

Vergleichstest So testet die AUTO ZEITUNG
So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

 

Umwelt/Kosten: Mercedes A 220d deutlich teurer

In den Abmessungen kompakt, preislich mehr als ausgewachsen: So präsentieren sich die drei Probanden im Vergleichstest kostenseitig – das gilt vor allem für den Mercedes A 220 d, der beim bewerteten Preis mit 54.192 Euro bis zu 7802 Euro über den Rivalen liegt. Der Grund: Mercedes packt testrelevante Ausstattungsdetails in extrem teure Pakete. Beispiel: Sportsitze und die 18-Zoll-Räder sind laut Preisliste nur in der AMG Line Advanced Plus erhältlich, die mit 6997 Euro ins Kontor schlägt. Hinzu kommen die größeren gelochten Bremsscheiben an der Vorderachse, die es nur im Technik-Paket gibt, was aber zusätzlich den Verkehrszeichenassistenten und das Fahrassistenzpaket erfordert – alles zusammen für weitere 4034 Euro. Da retten die Mercedes A-Klasse auch die günstigsten Kraftstoffkosten nicht mehr vor der roten Laterne in diesem Kapitel. Der BMW 120d sortiert sich hier nur knapp vor dem Schwaben ein, während der VW Golf GTD in der Summe die meisten Punkte holt, was aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die Preisgestaltung für solche Fahrzeuge die normal verdienende und bar zahlende Privatkundschaft eher ratlos zurücklässt. Dies dürfte auch einer der Hauptgründe für die gegenwärtige Kaufzurückhaltung sein.

 

Technische Daten & Messwerte von BMW 120d, Mercedes A 220 d und VW Golf GTD

AUTO ZEITUNG 14/2023BMW
120d
Mercedes
A 220 d
VW
Golf GTD
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.R4/4; TurbodieselR4/4; TurbodieselR4/4; Turbodiesel
Hubraum1995 cm³1950 cm³1968 cm³
Leistung140 kW/190 PS
bei 4000 /min
140 kW/190 PS
bei 3800 /min
147 kW/200 PS
bei 3500 /min
Max. Drehmoment400 Nm bei1750–2500 /min400 Nm bei 1600–2600 /min400 Nm bei 1750–3500 /min
Getriebe/Antrieb

8-Stufen-Automatik; Vorderrad

8-Gang-Doppelkupplung; Vorderrad7-Gang-Doppelkupplung; Vorderrad
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1450/1488 kg1410/1555 kg1391/1433 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)7,1 s7,3 s7,2 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)231 km/h235 km/h245 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
34,5/34,5 m34,6/35,1 m34,3/33,7 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)6,1/5,4 l D5,6/5,3 l D6,2/5,2 l D
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)162/144 g/km149/140 g/km165/139 g/km
Preise
Grundpreis43.000 €43.161 €43.815 €
Testwagenpreis48.980 €54.192 €46.390 €
 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)BMW
120d
Mercedes
A 220 d
VW
Golf GTD
Karosserie (1000)591584609
Fahrkomfort (1000)684685701
Motor/Getriebe (1000)709706710
Fahrdynamik (1000)707687719
Eigenschaftswertung (4000)269126622739
Kosten/Umwelt (1000)329322338
Gesamtwertung (5000)302029843077
Platzierung231

 
Elmar Siepen Elmar Siepen
Unser Fazit

Nach dem Facelift präsentiert sich der  Mercedes A 220 d als gut verarbeitetes und komfortables Kompaktklasse-Fahrzeug, auch der durchzugsstarke und sparsame Motor überzeugt. Dass er nicht über den dritten Platz hinauskommt, liegt am überschaubaren Platzangebot und vor allem an der grenzwertigen Aufpreispolitik. Geschenkt gibt es den zweitplatzierten BMW 120d zwar auch nicht, doch kann er gegenüber dem Stuttgarter mit deutlich ausgeprägteren fahrdynamischen Qualitäten aufwarten – Rang zwei. Der VW Golf GTD ist allerdings noch dynamischer, liefert die kürzesten Bremswege, hat mehr Platz und ist obendrein der Günstigste. So können die wenigen Schwächen seinen Testsieg nicht mehr gefährden.

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