Fiat 500 Elektro/Honda e/Mini Cooper SE: Test
City-Trio im Stromer-Vergleich
- Fiat 500 Elektro, Honda e Advanced & Mini Cooper SE im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Satter Federungskomfort im Honda e
- Motor/Getriebe: Lange Ladezeiten im Mini Cooper SE
- Fahrdynamik: Slalom-Sieg für den Mini Cooper SE
- Umwelt/Kosten: Hohe Anschaffungskosten für den Honda e
- Messwerte & technische Daten Fiat 500 Elektro, Honda e Advanced & Mini Cooper SE
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Flott und emissionsfrei durch die Stadt und dabei auch noch gut aussehen? Der Fiat 500 Elektro, Honda e Advanced und Mini Cooper SE sind dafür genau die richtigen Autos. Welcher Elektroauto-Charmeur am meisten überzeugt, klärt der Vergleichstest.
Fiat 500 Elektro, Honda e und Mini Cooper SE versprechen einen Vergleichstest mit Spannung. Die drei flotten Elektroautos bringen charmantes Retro-Design mit zeitgemäßer verbrennerloser Technik unter einen Hut und treffen damit den Puls der Zeit. Unsere Städte werden immer voller und enger. Daher bieten sich Kleinwagen für das mobile Bestreiten des urbanen Alltags mehr denn je an. Noch besser ist es, wenn das Fahrzeug lokal emissionsfrei seiner Wege geht – so wie im vorliegenden Fall. Doch welcher dieser drei City-Flitzer bietet in der Summe das beste Gesamtpaket? Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Honda e (2020) im Video:
Fiat 500 Elektro, Honda e Advanced & Mini Cooper SE im Vergleichstest
Mittlerweile eine der größten Herausforderungen gerade in unseren Großstädten ist die Suche nach einem Parkplatz. Mit ihren überaus kompakten Abmessungen – der Honda ist mit 3,90 Metern sogar der längste Wettstreiter im Vergleichstest – passen alle drei in Lücken, vor denen die meisten anderen Verkehrsteilnehmer beschämt kapitulieren müssen. Dass im Gegenzug keine S-Klasseartigen Platzverhältnisse erwartet werden dürfen, liegt auf der Hand. Am großzügigsten geschnitten ist der Honda e. Vorn bietet er Platz auf Kompaktwagen-Niveau. Und auch der Fond ist geräumiger als bei den Wettbewerbern – zumal sich dieser durch die zusätzlichen Türen deutlich einfacher erreichen lässt. Der Fiat 500 Elektro und der Mini Cooper SE sind schließlich reine Dreitürer. Ein weiterer Vorzug des Japaners ist seine für einen Kleinwagen durchaus beeindruckende Sicherheitsausstattung. Zwar gehören autonome Bremssysteme mit Fußgängererkennung auch bei den anderen beiden zur Serienausstattung, einen intelligenten Geschwindigkeitsbegrenzer, der sich an geltende Tempolimits anpasst, bietet der Honda e jedoch exklusiv. Ein Alleinstellungsmerkmal des Fiat 500 Elektro ist eine Staufolgefunktion, während der Mini Cooper SE zumindest optional mit Matrix-LED-Scheinwerfern und einem Head-up-Display aufwartet. Ein weiterer Vorzug des Mini ist die edle Innenraumanmutung. Seine Materialien wirken durchweg am hochwertigsten in diesem Umfeld. Zudem sind die verschiedenen Flächen am sorgfältigsten zusammengefügt. Außerdem bringt der Brite die intuitivste Bedienung mit. Hier profitiert er von seinem Mutterkonzern BMW, der auch im Mini das gewohnt durchdachte iDrive-System samt gut zur Hand liegendem Dreh-Drück-Steller installiert.
Fahrkomfort: Satter Federungskomfort im Honda e
Viel Gutes lässt sich zudem über die Sitze des Deutsch-Briten sagen. Serienmäßig verlässt der Mini Copper SE das Werk mit Sportsitzen, die vielfach einstellbar und auch sehr bequem gepolstert sind. Darüber hinaus stellen sie im Gegensatz zu den weniger ausgeprägt konturierten und deutlich weicheren Stühlen der Wettbewerber reichlich Seitenhalt bereit. Hinten hingegen sitzen – wie auch im Fiat 500 Elektro – nur Kinder kommod. Im Honda e Advanced fühlen sich Erwachsene auf langer Strecke aber ebenfalls nicht gänzlich wohl – was weniger am Platzangebot, sondern vielmehr an der tief montierten Rückbank liegt. Sie sorgt für stark angewinkelte Beine, was auf Dauer recht unbequem ist. Dafür stellt er den besten Federungskomfort bereit. Der Asiate liegt angenehm satt auf der Straße und spricht erheblich sensibler auf Unebenheiten an als der Fiat 500 Elektro und der Mini Cooper SE. Darüber hinaus verarbeitet der Stadt-Floh sogar tiefere Fahrbahnschäden souveräner und beruhigt sich nach Anregungen umgehend wieder. Ganz im Gegensatz dazu der Fiat, der gerade bei kleineren Verwerfungen beinahe permanent Vertikalbewegungen aufweist. Dafür lässt sich der 500 selbst von schwerem Gepäck kaum beeindrucken und vermittelt zu keinem Zeitpunkt des Vergleichstests den Eindruck, mit seinen Federwegsreserven allzu schnell am Ende zu sein. Was alle drei indes eint, ist ein durch das Fehlen von Verbrennungsgeräuschen seitens des Motors durchaus angenehmer Akustikkomfort. Dennoch gibt es hörbare Unterschiede. So blendet die Isolierung des Fiat am wirkungsvollsten die Abrollgeräusche der Reifen aus, während der Honda den Wind bei höheren Geschwindigkeiten am leisesten durchschneidet. Im Mini Cooper SE hingegen dringen Abroll- und Fahrwerksgeräusche vergleichsweise deutlich in den Innenraum. Dies kann man aber wohl auch auf den fortgeschrittenen Produktionszeitraum des kultigen Kleinwagens zurückführen. Schließlich ist er mit Abstand das älteste Fahrzeug.
Motor/Getriebe: Lange Ladezeiten im Mini Cooper SE
Die florierende Elektromobilität setzt in vielerlei Hinsicht ein Umdenken voraus. Dies gilt gerade auch für das gelernte Vorurteil, dass mehr Leistung gleichbedeutend mit mehr Fahrspaß ist. Ein gutes Beispiel dafür, dass dieses Mantra sich längst überlebt hat, ist der Fiat 500 Elektro. Nominell mit 87 kW oder eben 118 PS nicht sonderlich beeindruckend motorisiert, bietet der schmucke Italiener seinen Widersachern zumindest in der Stadt hartnäckig Paroli, sodass der auf dem Papier durchaus erwähnenswerte Leistungsunterschied in der Praxis quasi nicht ins Gewicht fällt. Immerhin benötigt der Fiat nur 0,3 Sekunden länger, um aus dem Stand auf Tempo 50 zu beschleunigen. Auch Landstraßentempo erzielt der Cinquecento flott, nämlich nach 8,4 Sekunden. Dass der Honda e diese Marke eine halbe Sekunde eher reißt, ist allenfalls eine Randnotiz wert. Lediglich der 135 kW starke Mini Cooper SE schafft es über Stadttempo hinaus, sich merklich abzusetzen. Enttäuschend hingegen ist die Reichweite des britischen Elektrikers. Unseren praxisnahen Testverbrauch zugrunde gelegt, kommt der Mini Cooper SE lediglich 185 Kilometer weit, ehe die Ladesäule zu einer Pause ruft. Da der Brite überdies nur mit gemächlichen 50 Kilowatt wieder auflädt, kann der Stopp auch gern eine längere Kaffeepause beinhalten. Noch enttäuschender ist der Aktionsradius, den der Honda e Advanced im Vergleichstest offeriert – erst Recht vor dem Hintergrund, dass der Japaner von vornherein als reines Elektroauto konzipiert wurde und nicht moderne Technik in ein im Prinzip veraltetes Gerüst eingepfercht werden musste wie etwa beim Mini Cooper SE. Der Asiate kommt aufgrund des hohen Testverbrauchs von 19,1 Kilowattstunden je 100 Kilometer lediglich 180 Kilometer weit. Die Ladeleistung ist mit 56 Kilowatt ebenfalls mau. Am ehesten geeignet, einen längeren Überlandausflug zu unternehmen, ist der Fiat 500 Elektro. Dank des mit 42 Kilowattstunden fassenden größten Akku-Pakets marschiert der Italiener immerhin 237 Kilometer weit, ehe die Energiereserven wieder aufgefrischt werden wollen. Entsprechende Stopps sind bei ihm wegen der tüchtigen Ladeleistung von 85 Kilowatt am schnellsten abzuhaken.
Fahrdynamik: Slalom-Sieg für den Mini Cooper SE
Fahrspaß im Kleinwagensegment hat einen Namen: Mini Cooper SE. Kaum ein anderer Hersteller setzt bei seinen Modellen derart konsequent auf Fahrfreude wie die zur BMW Group gehörenden britische Marke. Das spürt man auch im batterieelektrischen Mini nach wenigen Metern. Der mit 1,4 Tonnen noch recht leichte Stromer wuselt quirlig durch Wechselkurven und verwöhnt mit präziser Rückmeldung sowie angenehm kleinen Lenkwinkeln. Somit überrascht es kaum, dass der Cooper SE mit Abstand am schnellsten durch den Slalom wedelt. Dass er sich auf dem Handlingkurs jedoch dem 146 Kilogramm schwereren Honda e geschlagen geben muss, liegt vor allem an der vergleichsweise schwachen Traktion. Der Japaner – obwohl mit Heckantrieb unterwegs – zwar ebenfalls kein Traktionswunder, fegt dafür aber mit großem Elan durch enge Radien. In verwinkelten Parkhäusern kommt ihm zudem sein besonders kleiner Wendekreis zugute. Kurioserweise ist der Asiate trotz der guten fahrdynamischen Anlagen, zu der auch die überaus standfeste Bremse gehört,iim Slalom mit Abstand der langsamste Testkandidat. Das liegt zum einen an den sehr großen Lenkwinkeln und zum anderen am recht eifrig regelnden ESP. Letzteres hat beim Fiat 500 Elektro nur in den seltensten Fällen etwas zu tun. Zu ausgeprägt ist seine Traktion, zu neutral sein Fahrverhalten. Der Fiat bringt seine Kraft einfach besser auf die Straße als der Honda e und der Mini Cooper SE und kennt Untersteuern allenfalls durch Erzählungen. Seine Achillesferse aber ist die Bremsanlage. Mit kalten Komponenten benötigt der Testwagen für eine Vollbremsung aus Tempo 100 glatte 36 Meter, mit warmer Anlage 36,7 Meter. Das konnte der 500er in früheren Vergleichstests schon besser.
Umwelt/Kosten: Hohe Anschaffungskosten für den Honda e
Wie üblich bei Elektro-Fahrzeugen könnte man sich von den hohen Einstandspreisen abschrecken lassen, schließlich sind 38.000 Euro Grundpreis, wie im Fall des Honda e, sehr viel Geld für ein City-Vehikel. Nach Abzug der Förderprämie in Höhe von 9480 Euro, die sich aus einem Herstelleranteil und einer staatlichen Finanzspritze zusammensetzt, sieht die Sache jedoch schon deutlich freundlicher aus. Gleichwohl bleibt der äußerst umfangreich ausgestattete Japaner auch dann das teuerste Auto im Wettbewerb. Mit einem bewerteten Preis von 28.520 Euro liegt er heftige 6010 Euro über dem Fiat 500 Elektro und immer noch satte 4900 Euro über dem Mini Cooper SE. Doch damit nicht genug: Dass der Honda e mit großem Punkterückstand Letzter im Kostenkapitel des Vergleichstests wird, hat noch drei weitere Gründe. Zum einen liegen die Energiekosten durch den vergleichsweise maßlosen Verbrauch auf einem höheren Level als bei den Rivalen von Fiat 500 Elektro und Mini Cooper SE. Und zum anderen rangiert die Typklasseneinstufung für die Vollkaskoversicherung auf einem deutlich höheren Niveau, als dies bei den Konkurrenten der Fall ist. Zu guter Letzt müssen Honda e-Käufer:innen mit dem höchsten Wertverlust rechnen. Nach vier Jahren büßt der schicke Japaner saftige 25.080 Euro ein – ausgehend vom Grundpreis ohne Abzug der Förderprämie, wohlgemerkt. Übrigens gewähren alle drei Hersteller acht Jahre Garantie auf die Batterien in ihren Elektro-Kleinwagen – unabhängig von der standardmäßigen Technikgarantie, die bei Honda und Mini drei Jahre umfasst und beim Fiat vier.
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Ergebnis in Punkten
Wendig, durchaus praktisch und bestens vernetzt: Der Honda e ist ein wirklich gelungenes Stadtauto, das im Vergleichstest durch seine angenehmen Fahreigenschaften auffällt. Allerdings ist seine Reichweite enttäuschend und der Preis sehr hoch. Daher sichert er sich lediglich die Krone in der Eigenschaftswertung und Rang zwei. Der Gesamtsieg geht an den Mini Cooper SE. Er ist mit seinem lebendigen Wesen und dem rasanten Vortrieb ein echter Mini. Umso erfreulicher, dass sich der Preis im Rahmen hält. Das gilt schließlich nicht für alle Mini-Modelle. Allerdings kommt der Cooper mit einer Batterieladung nicht sehr weit. Auf Rang drei landet der Fiat 500 Elektro. Zu seinen Vorzügen gehören die im direkten Vergleich praktikabelste Reichweite und der schnellste Ladevorgang.