Audi S3 Sportback/VW Golf R: Vergleichstest
Kompakt-Kracher S3 und Golf R im Duell
- Audi S3 Sportback und VW Golf R im Vergleichstest
- Fahrdynamik: Kompromisslose Kurvenjagd im VW Golf R
- Motor/Getriebe: Audi S3 Sportback mit höherem Verbrauch
- Fahrkomfort: Audi S3 Sportback bietet mehr Komfort im Alltag
- Umwelt/Kosten: VW Golf deutliche teurer in der Anschaffung
- Messwerte & technische Daten Audi S3 Sportback und VW Golf R
- Fazit
Der neue VW Golf R tritt im Vergleichstest an, um den Audi S3 Sportback zu ärgern. Macht er das Rennen im Duell der Kompaktsportler mit Allradantrieb?
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Audi S3 Sportback | VW Golf R |
Karosserie (1000) | 582 | 580 |
Fahrkomfort (1000) | 670 | 662 |
Motor/Getriebe (1000) | 682 | 695 |
Fahrdynamik (1000) | 799 | 838 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2733 | 2775 |
Kosten/Umwelt (1000) | 328 | 308 |
Gesamtwertung (5000) | 3061 | 3083 |
Platzierung | 2 | 1 |
Der neue VW Golf R trifft im Vergleichstest auf den technisch verwandten Audi S3 Sportback. Wenn zwei das Gleiche tun, kommt aber nicht automatisch das Gleiche dabei heraus. VW Golf R und Audi S3 sind dafür die besten Beispiele. Beide bedienen sich im gleichen Konzernbaukasten und bauen auf der gleichen Grundarchitektur auf. Audi und VW schaffen es aber, ihren Produkten jeweils einen unverwechselbaren Charakter mitzugeben. Es kommt eben auf die Details an. Schon auf dem Papier erkennt man, dass der Volksvertreter aus Wolfsburg mit 320 PS und 420 Newtonmeter nicht hinter dem nur 310 PS starken und 400 Newtonmeter leistenden Ingolstädter Premium-Sportler zurückstecken will. Allerdings kostet der VW schon im Standardtrimm 1400 Euro mehr als der Audi. Warum das so ist, hat uns der Golf R auf abgesperrter Strecke sehr überzeugend dargestellt.
Der VW Golf R (2021) im Video:
Audi S3 Sportback und VW Golf R im Vergleichstest
Ein paar Millimeter hier, ein paar Millimeter dort: Der VW Golf R ist innen sowohl vorn als auch hinten ein Stück größer als der Audi S3 Sportback. Etwas mehr Gepäck verträgt er zudem auch. Auch bei der Verarbeitung trennen die beiden in diesem Vergleichstest nur Nuancen. Audi versucht, den Sparzwang noch mit ein paar hochwertigeren Abdeckungen zu verstecken. Bei der Sicherheitsausstattung sind beide Sportler mit vollständigen Angeboten auf Augenhöhe. Allerdings gibt es nur für den Golf auch eine Isofix-Halterung für den Beifahrersitz.
Fahrdynamik: Kompromisslose Kurvenjagd im VW Golf R
Das R steht bei VW nicht nur im Vergleichstest zwischen Audi S3 Sportback und VW Golf R für Kompromisslosigkeit. Alles ist hier der perfekten Runde untergeordnet. Deshalb fährt der R-Testwagen auch mit allen Fahrdynamik-Extras auf, die die Preisliste hergibt. Angefangen beim wunderschönen, aber vor allem leichteren Sport-Auspuff (3975 Euro) mit Titan-Schalldämpfer über das Performance-Paket (2265 Euro) mit größerem Heckspoiler und einer um 20 km/h angehobenen Topspeed bis hin zu den großen 19-Zoll-Rädern mit zusätzlich aufgezogener Sportbereifung Michelin Pilot Cup 2 (1000 Euro) sind alle Dynamikoptionen ausgeschöpft. Das neue Hinterachsdifferenzial mit elektronisch gesteuerten Lamellenkupplungen und aktiver Kraftverteilung zwischen den Hinterrädern ist serienmäßig verbaut. Der Allradantrieb im VW Golf R und im Audi S3 Sportback kann bis zu 100 Prozent der Kraft an die Hinterachse leiten. Aber nur der VW Golf R portioniert sie auch noch sensibel auf die passende Seite. Bei Audi bleibt dieses Feature dem künftigen RS 3 (400 PS) vorbehalten. Der Audi S3 verteilt das Hinterachsmoment weniger effektiv durch regulierende Bremseingriffe. Grundsätzlich macht der Audi S3 das sehr gut. Er findet leicht untersteuernd den Weg zum Scheitelpunkt, lässt seine Hinterachse bei Lastwechsel deutlich nach außen drängen und bringt sie dank Allradantrieb immer wieder sicher zurück in die Spur. Der VW Golf R verpasst dem Audi S3 aber schon am ersten Einlenkpunkt einen Denkzettel. Dort, wo der S3 untersteuernd Platz verschenkt, sticht der Golf innen vorbei an ihm in die Kehre, saugt sich wie auf Schienen an den Scheitelpunkt heran und zieht sich, dank des irrsinnigen Grips der Sportbereifung und der exzellent dosierten Kraft an der Hinterachse, eng am perfekten Radius entlang zurück auf die Gerade. Den VW Golf R bringt nichts aus der Spur. Das ESC (ESP) braucht hier niemand für eine schnelle Runde, so sicher krallt sich der Golf in die Spur. Besser geht es nicht.
Motor/Getriebe: Audi S3 Sportback mit höherem Verbrauch
Die etwas höhere Leistungsausbeute des 2,0-Liter-Turbos beim VW Golf R spielt bei den Fahrleistungen kaum eine Rolle. Beide Motoren setzten Drehmoment und lustvolle Drehfreude immer passend in Vortrieb um. Dass der VW Golf R unterm Strich etwas sparsamer als der Audi S3 Sportback ist, verschafft ihm ein paar Extrazähler in diesem Vergleichstest.
Fahrkomfort: Audi S3 Sportback bietet mehr Komfort im Alltag
Auch wenn beide Kontrahenten im Vergleichstest Audi S3 Sportback gegen VW Golf R mit optionaler, adaptiver Dämpfung nach Komfort suchen, gelingt ihnen das nur bedingt. Zumindest der Audi S3 Sportback versucht, mit einer etwas softer ansprechenden Hinterachse die übelsten Stöße zu parieren. Die Federung des VW Golf R bleibt da unnachgiebig – die Dynamik fordert halt ihren Preis. Auch bei den Sitzen macht es der Audi mit seiner ausziehbaren und in der Neigung einstellbaren Sitzfläche seinem:seiner Fahrer:in auf langen Strecken gemütlicher als der VW Golf R. Dieses Kapitel des Vergleichstests geht an den Audi S3 Sportback.
Umwelt/Kosten: VW Golf deutliche teurer in der Anschaffung
Hoher Grundpreis, teure Extras: Der VW Golf R ist im Vergleichstest-Trimm mit 57.685 Euro fast 8000 Euro teurer als der Audi S3 Sportback. Da verliert VW die Volksnähe aus den Augen. Günstigere Versicherungs- und Kraftstoffkosten ändern daran nichts.
Messwerte & technische Daten Audi S3 Sportback und VW Golf R
AUTO ZEITUNG 19/2021 | Audi S3 Sportback | VW Golf R |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbo | 4/4; Turbo |
Hubraum | 1984 cm³ | 1984 cm³ |
Leistung | 228 kW/ 310 PS, 5450 - 6000 /min | 235 kW/ 320 PS 5350 - 6000 /min |
Max. Drehmoment | 400 Nm, 2000 - 5450 /min | 420 Nm, 2100 - 5350 /min |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang, Doppelkupplung; Allrad | 7-Gang, Doppelkupplung; Allrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1500/1538 kg | 1476/1528 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 4,8 s | 4,5 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 250 km/h | 250 (270) km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,6/33,9 m | 35,1/32,1 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 8,7/8,2 l SP | 8,5/7,9 l SP |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 206/194 g/km | 192/188 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 48.000 € | 49.400 € |
Testwagenpreis | 49.760 € | 57.685 € |
Dass VW beim neuen VW Golf R alle Register gezogen hat, zahlt sich im Vergleichstest gegen den Audi S3 Sportback aus: Platz eins! Er ist auf abgesperrter Strecke eine Klasse für sich. Dabei ist er zwar extrem dynamisch, aber auch narrensicher unterwegs. Zudem schöpft der VW Golf R ein Quäntchen mehr Leistung aus dem Konzern-Vierzylinder. Das Performance-Feuerwerk kann aber selbst VW nicht mehr zu einem vernünftigen Preis anbieten. Auch wenn der Audi S3 Sportback diesmal deutlich günstiger als sein Rivale in den Vergleichstest zieht, kann er diesen Vorteil nicht nutzen. Zu harmlos interpretiert Audi seinen Golf R-Rivalen. Er muss den Abstand zum über 60.000 Euro teuren RS 3 wahren, was ihm einen schärferen Charakter verwehrt.