Ford Kuga/VW Tiguan/VW ID.4: Vergleichstest
Kuga, Tiguan und ID.4 im Elektro-Vergleich
- Ford Kuga FHEV, VW ID.4 und VW Tiguan eHybrid im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Gestühl im Ford Kuga fehlt es an Straffheit
- Motor/Getriebe: VW ID.4 überzeugt mit Sprintwerten
- Fahrdynamik: Trotz Leistung wenig Fahrspaß im VW Tiguan eHybrid
- Umwelt/Kosten: Fehlende Umweltprämie macht Ford Kuga FHEV teurer
- Messwerte & technische Daten Ford Kuga, VW ID.4 Pro und VW Tiguan
- Fazit
Die zwei Wolfsburger VW ID.4 Pro und VW Tiguan eHybrid (Plug-in-Hybrid) treffen in diesem Vergleichstest auf den Voll-Hybrid Ford Kuga. Welches der drei Antriebskonzepte überzeugt im Test?
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Ford Kuga 2.5 Duratec (FHEV) | VW ID.4 Pro | VW Tiguan 1.4 eHybrid OPF |
Karosserie (1000) | 632 | 622 | 677 |
Fahrkomfort (1000) | 683 | 690 | 712 |
Motor/Getriebe (1000) | 655 | 701 | 649 |
Fahrdynamik (1000) | 618 | 636 | 568 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2588 | 2649 | 2606 |
Kosten/Umwelt (1000) | 366 | 363 | 368 |
Gesamtwertung (5000) | 2954 | 3012 | 2974 |
Platzierung | 3 | 1 | 2 |
In diesem Vergleichstest treffen mit dem Ford Kuga 2.5 Duratec FHEV, dem VW ID.4 Pro und dem VW Tiguan 1.4 eHybrid OPF zwei Marken und drei Antriebskonzepte aufeinander. Die Mobilitätswende treibt nicht nur technisch immer mehr interessante Antriebsideen voran, sie lässt auch ungewohnte Kooperationen unter den großen Marken entstehen. Erst kürzlich haben beispielsweise VW und Ford eine Zusammenarbeit auf dem Weg in die Elektro-Mobilität beschlossen. Und die soll demnächst sogar noch vertieft werden. Schon 2023 will Ford das erste Auto auf den Markt bringen, das wie der VW ID.4 auf dem modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) des Volkswagen-Konzerns aufbaut. Trotzdem wird Ford in Zukunft daneben ganz eigene Modelle wie den Mustang Mach-E entwickeln. Bei Hybrid-Antrieben haben Kund:innen schon heute die volle Auswahl: Den neuen Kuga gibt es etwa als Mild-Hybrid-Diesel, als Voll-Hybrid und auch mit Plug-in-Hybrid-Technik. Dabei passt vor allem das Voll-Hybrid-Modell (FHEV) gut in unseren Vergleichstest, denn das verzichtet im Gegensatz zum VW Tiguan 1.4 eHybrid auf einen allzu großen Akku und die Lademöglichkeit per Stecker, setzt dafür aber auf Allradantrieb ein stufenloses CVT-Getriebe und einen günstigeren Preis. Drittes SUV im Test der Antriebssysteme ist der voll elektrische VW ID.4 mit großer Batterie. Und dessen E-Maschine treibt ausschließlich die Hinterräder an.
Der VW ID.4 (2020) im Video:
Ford Kuga FHEV, VW ID.4 und VW Tiguan eHybrid im Vergleichstest
Auch wenn der neue Ford Kuga mit 4,63 Metern im Vergleichstest mit VW ID.4 und VW Tiguan deutlich länger ist als ein Tiguan (4,49 Meter), kann er den Größenvorteil im Innenraum kaum umsetzen. Im Vergleich zum Vorgänger ist das Kompakt-SUV jetzt nämlich deutlich runder geformt. Ecken und Kanten findet man im Jahrgang 2021 nicht mehr. Reichlich Platz für vier Erwachsene gibt es dennoch. Vor allem die verschiebbare Rückbank bietet in hinterer Position eine enorme Beinfreiheit. Nur über den Köpfen bleibt im Tiguan etwas mehr Luft. Überhaupt schafft es VW bei seinem Megaseller, den zur Verfügung stehenden Raum bis in den letzten Winkel auszunutzen. Allein das Kofferraumvolumen von 615 bis 1655 Liter stellt die meisten Konkurrenten ins Abseits. Da kann selbst der längere VW ID.4 nicht mithalten. Sein flacher Aufbau beschränkt die Kopffreiheit gerade auf der Rückbank und den Platz unter der Kofferraumklappe auf 543 bis 1575 Liter. Luftig wirkt der Innenraum des ID.4 aber allemal – vor allem mit dem eindrucksvollen optionalen Glasdach, das sich fast über die gesamte Dachlänge erstreckt. Modern ist auch die Bedienstruktur des ID.4. Gegen die reduzierte Cockpitlandschaft mit den zwei Bildschirmen wirken Tiguan und Ford Kuga 2.5 Duratec FHEV regelrecht konservativ. Dass Ford für die Klimabedienung aber weiterhin auf echte Schalter und Regler setzt, ist dabei eine erfreuliche Erleichterung. Die neuen Touchslider im VW Tiguan und erst recht die umständliche Touchscreen-Bedienfolge im ID.4 schaffen statt Verbesserung eher Ablenkung während der Fahrt. Gut, dass alle drei Modelle großzügig mit Sicherheitsassistenten bestückt sind. Was nicht serienmäßig an Bord ist, wird bei Ford mit dem Assistenzpaket für 1300 Euro geliefert. Beim VW ID.4 muss für mehr Sicherheit stattdessen eine höhere und viel teurere Ausstattungslinie wie Tech oder Max gewählt werden.
Fahrkomfort: Gestühl im Ford Kuga fehlt es an Straffheit
Man mag von der Elektro-Mobilität vielleicht nicht vollends überzeugt sein, doch der Antriebskomfort eines Elektro-Autos ist im Vergleich zu dem konventioneller Modelle unschlagbar, wie der Vergleichstest zwischen Ford Kuga, VW ID.4 und VW Tiguan zeigt. Extrem leise, ohne Schaltrucken oder -verzögerungen und mit einer sanften Direktheit gesegnet, macht dies der VW ID.4 einmal mehr deutlich. Weil auch der VW Tiguan eHybrid bis Tempo 130 rein elektrisch fahren kann, profitiert er deutlicher als der Ford von diesem Vorteil. Beim Ford Kuga reicht der kleine Stromvorrat im Akku (1,1 kWh) im Schnitt für einige hundert Meter. Dafür bemüht sich der Teilstromer, stets elektrisch und damit sehr sanft anzufahren, bevor sich sein Benzinmotor zuschaltet. Ganz auf Komfort ist auch das Fahrwerk des Ford Kuga ausgelegt. Es kommt anders als die Pendants der Mitstreitern sogar ohne adaptive Dämpfer aus. Neigt sich der Kuga-Aufbau in Kurven zwar deutlicher zur Seite, bleibt der Gesamteindruck der Feder-Dämpfer-Abstimmung dennoch satt und souverän. Nur harte Kanten und grobe Querfugen auf der Fahrbahn dringen hin und wieder überraschend schroff in den Innenraum durch. Solche Einflüsse können allerdings auch die beiden Konkurrenten in diesem Vergleichstest nicht aus der Wahrnehmung verbannen, auch wenn der Abrollkomfort auf deren Energiesparreifen doch deutlich besser ist. Das trifft sogar auf den ID.4 mit seinen mächtigen 21-Zoll-Rädern zu. Obendrein ist der Sitzkomfort auf den VW-Vordersitzen besser als auf den fast zu weich gepolsterten im Ford. Von dessen Gestühl, das auch wenig Abstützung zur Seite liefert, fühlt man sich etwas allein gelassen.
Motor/Getriebe: VW ID.4 überzeugt mit Sprintwerten
Kommen wir zum spannenden Antriebskapitel im Vergleichstest zwischen Ford Kuga, VW ID.4 und VW Tiguan. Das Antriebskonzept des VW ID.4 ist schnell erklärt: potente E-Maschine auf der Hinterachse, ultradirektes Ansprechverhalten, Drehmoment und Sprintvermögen quasi auf Knopfdruck. In gut acht Sekunden ist Tempo 100 erreicht, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 km/h. Ganz so einfach lässt sich das Zusammenspiel des 1,4-Liter-Turbobenziners und der 85-kW-E-Maschine im VW Tiguan eHybrid nicht erklären. Beachtlich: Die gesamte Antriebstechnik samt Doppelkupplungsgetriebe (DSG) mit E-Motor, Leistungselektronik, und Onboard-Charger hat VW unter die Motorhaube gequetscht. Damit lastet im Stand fast eine Tonne auf der angetriebenen Vorderachse. Nur die schwere Batterie (13 kWh) unter der Rückbank kann die frontlastige Gewichtsverteilung etwas ausgleichen. Immerhin liegt der VW bei Beschleunigung und Höchsttempo vorn. Und er schafft es theoretisch auch mal 50 Kilometer weit, ohne den Verbrennungsmotor zu nutzen. Dessen Ankopplung, die Getriebeabstufung und das Ansprechverhalten hätten dafür aber noch etwas mehr Feinabstimmung vertragen. Im Ford Kuga 2.5 Duratec FHEV arbeitet dagegen hauptsächlich der Verbrenner, ein 2,5 Liter großer Saugbenziner, dem es etwas an Drehmoment fehlt. Das Einkoppeln des Benziners nach dem elektrischen Anfahren geschieht im Kuga sehr sanft. Jedoch fordert das stufenlose CVT-Getriebe bei zügigerer Fahrt vom Motor oft hohe Drehzahlen ab. Dennoch wirkt dieser Antrieb nicht sehr spritzig und dient ausdrücklich dem gemütlichen Fahren. Sportlichkeit darf man vom Ford nicht verlangen. Immerhin begnügt er sich mit durchschnittlich 7,1 Liter Benzin. Das ist zwar etwas mehr, als der VW Tiguan eHybrid verlangt. Der wiederum nutzt aber zusätzlich noch die Energie aus dem aufgeladenen Akku. Der VW ID.4 genehmigt sich auf der Testrunde der AUTO ZEITUNG 20,2 Kilowattstunden und fährt damit am günstigsten. Allerdings dürfte die angepriesene Reichweite ("bis 520 Kilometer") im Alltag nicht erreicht werden. Im Schnitt sind es im Vergleichstest 381 Kilometer gewesen.
Fahrdynamik: Trotz Leistung wenig Fahrspaß im VW Tiguan eHybrid
Auch wenn man sich von einem hinterradangetriebenen Auto mit mehr als 200 PS sicher einen ganz besonderen Fahrspaß verspricht, so bleibt der voll elektrische VW ID.4 im Vergleichstest mit Ford Kuga und VW Tiguan doch eher zurückhaltend. Nicht, dass er nicht schnell wäre. Auf dem abgesperrten Rundkurs liegt er mit Abstand vor den beiden Mitstreitern. Doch trotz Leichtigkeit und feiner Austarierung seiner Fahrdynamik bleibt das 2,2 Tonnen schwere Elektro-SUV stets extrem sicher in der Spur. Im VW Tiguan eHybrid geht es auf dem kurvigen Kurs dagegen wild zu. Wenn das Gesamtdrehmoment von 400 Newtonmetern über die Vorderräder herfällt, hat das ESP alle Hände voll zu tun, die Fuhre auf Kurs zu halten. Dynamischer Fahrspaß? Fehlanzeige! Und auch die Bremsleistungen enttäuschen. Wer sich von dem potenten Antrieb zugespitzte Sportlichkeit erhofft, wird enttäuscht. Der Ford Kuga 2.5 Duratec FHEV macht seine Sache dagegen souverän, wenn auch gemütlich. Das verzögerte Ansprechen und das etwas träge CVT täuschen eine übertriebene Dynamik gar nicht erst vor. Seine guten Kaltbremswerte halten das Punkteniveau in diesem Kapitel des Vergleichstests hoch.
Umwelt/Kosten: Fehlende Umweltprämie macht Ford Kuga FHEV teurer
Auf den ersten Blick ist der Ford Kuga (FHEV) das mit Abstand günstigste Auto im Vergleichstest mit VW ID.4 und VW Tiguan. Allerdings gibt es für ihn keinen Umweltbonus von Hersteller und BAFA. Der VW Tiguan verdient sich durch die Plug-in-Hybrid-Technik und den größeren Akku dagegen einen Bonus von 7178 Euro und ist damit am Ende mit testrelevanter Ausstattung sogar günstiger als der Ford. Beim voll elektrischen VW ID.4 Pro darf man bekanntermaßen 9570 Euro vom Listenpreis abziehen. Dass das Elektro-Auto dennoch im Kostenkapitel verliert, liegt an der neuen Aufpreispolitik von VW: Wer nämlich das im Vergleichstest installierte DCC-Fahrwerk haben will, muss die 14.370 Euro teurere Max-Variante wählen.
Messwerte & technische Daten Ford Kuga, VW ID.4 Pro und VW Tiguan
AUTO ZEITUNG 15/2021 | Ford Kuga 2.5 Duratec (FHEV) | VW ID.4 Pro | VW Tiguan 1.4 eHybrid OPF |
Technik | |||
Zylinder/Ventile pro Zylinder/ E-Antrieb | 4/4; E-Synchron-maschine, permanent erregt | Synchron- maschine, permanenterregt, flüssigkeitsgekühlt | 4/4; Turbo, E-Synchron- maschine, permanenterregt |
Hubraum | 2488 cm³ | - | 1395 cm³ |
Gesamtleistung | 140 kW/190 PS | 150 kW/204 PS | 180 kW/245 PS |
Leistung Verbrenner/ E-Motor | 112 kW/152 PS/ 92 kW/125 PS | - 150 kW/204 PS | 110 kW/150 PS/ 85 kW/115 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 200 Nm 4500 /min | - | 250 Nm 1500 /min |
Batterie | Lithium-Ionen, flüssigkeitsgekühlt, | Lithium-Ionen, klimatisiert, | Lithium-Ionen, klimatisiert, |
Spannung/Kapazität (brutto) | k.A/1,1 kWh | 355 V / 77 kWh (82 kWh) | k.A / 10,4 kWh (13,0 kWh) |
Getriebe/Antrieb | Stufenloses CVT-Getriebe/ Allrad | Konstant- übersetzung/ Hinterrad | 6-Gang, Doppelk./ Vorderrad |
Messwerte | |||
Leergewicht (Werk/Test) | 1769/1730 kg | 2124/2182 kg | 1736/1794 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 8,8 s | 8,4 s | 6,8 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 200 km/h | 160 km/h | 205 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,7/36,4 m | 36,4/34,9 m | 35,8/35,1 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 7,1/5,7 l S | 20,2/18,9 kWh | 6,6 l S + 5,2 kWh/ 1,6 l S + 16,7 kWh |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 169/135 g/km | 81/0 g/km | 178/37 g/km |
Tankinhalt / Reichweite | 54 l / 760 km | - / 381 km | 45 l/ 681 + 35 km |
Reichweite elektrisch (Test/max) | -/- | 381 km / 520 km | 35 km / 50 km |
Preise | |||
Grundpreis | 37.750 € | 44.450 € | 43.510 € |
Testwagenpreis | 39.050 € | 50.940 € | 38.642 € |
Haben es Elektroautos gegen konventionell angetriebene Modelle in der Alltagsbewertung noch relativ schwer, so ist der Vergleichstest zwischen E-Auto und verschiedenen Hybrid-Systemen deutlich spannender. Dass der VW ID.4 als batterieelektrisches Modell hier am Ende sogar gegen seine Mitstreiter gewinnt, darf als kleiner Meilenstein der Mobilitätswende gedeutet werden. Wer bereits jetzt mit dem Kaufgedanken eines elektrifizierten Autos spielt, kann sich schon auf die voll elektrischen Modelle konzentrieren. Bei Platzangebot, Fahrdynamik und vor allem Komfort liegt so ein VW ID.4 jedenfalls längst auf Augenhöhe mit konventionellen SUV. Dagegen wirkt der VW Tiguan 1.4 eHybrid mit Plug-in-Hybrid-Technik trotz tadelloser Raumausnutzung und guten Komforts viel zu komplex. Weder beim Verbrauch noch bei Fahrdynamik oder Kosten hat er zudem die Argumente auf seiner Seite. Das gilt auch für den Vollhybriden Ford Kuga FHEV. Für gemütliche und ökonomische Fahrer:innen ist er sicher eine gute Wahl – nach harten Testkriterien landet er am Ende aber nur auf Rang drei.