Audi Q7/BMW X5/Mercedes GLE: Test
Dreikampf zwischen Q7, X5 und GLE
- Audi Q7 50 TDI quattro, BMW X5 xDrive30d und Mercedes GLE 350 de 4Matic im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Mercedes GLE gleitet entspannt
- Motor/Getriebe: Kräftigster Antritt im BMW X5
- Fahrdynamik: Sicher unterwegs im Audi Q7
- Umwelt/Kosten: Sparsamer Mercedes GLE vorn
- Messwerte & technische Daten Audi Q7 50 TDI quattro, BMW X5 xDrive30d & Mercedes GLE 350 de 4Matic
- Fazit
Hybrid ist nicht gleich Hybrid – der Audi Q7, der BMW X5 und der Mercedes GLE fahren im Vergleichstest mit verschiedene Diesel-Antrieben auf unterschiedlichem Elektrifizierungs-Niveau vor. Die AUTO ZEITUNG klärt, wer am Ende das Gipfeltreffen für sich entscheidet.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Audi Q7 50 TDI quattro | BMW X5 xDrive 30d | Mercedes GLE 350 de 4Matic |
Karosserie (1000) | 818 | 800 | 762 |
Fahrkomfort (1000) | 808 | 829 | 846 |
Motor/Getriebe (1000) | 680 | 683 | 694 |
Fahrdynamik (1000) | 705 | 760 | 698 |
Eigenschaftswertung (4000) | 3012 | 3072 | 3000 |
Kosten/Umwelt (1000) | 266 | 264 | 275 |
Gesamtwertung (5000) | 3278 | 3336 | 3275 |
Platzierung | 2 | 1 | 3 |
Im Vergleichstest treten Audi Q7 50 TDI quattro, BMW X5 xDrive30d und Mercedes GLE 350 de 4Matic gegeneinander an. Die dezenten Modellpflegen mag man diesen drei süddeutschen Flaggschiffen vielleicht nicht ansehen. Doch unter den hohen Hauben wurde vor allem an den Antriebseinheiten gefeilt. Audi und BMW elektrifizierten ihre Sechszylinder-Diesel zu Mild-Hybriden. Und Mercedes optimierte den ohnehin schon mächtigen Plug-in-Hybriden hin zu mehr Systemleistung bei unverändert guter Effizienz. Dass hier bei Leergewichten von weit mehr als zwei Tonnen keine Verbrauchsrekorde gefahren werden, dürfte klar sein. Doch im Unterhalt bleiben der Audi Q7, der BMW X5 und der Mercedes GLE bodenständig. Dafür bekommt man nirgendwo sonst so viel Luxus, Platz und Komfort geboten wie in der Allrad-Oberklasse.
Das Audi Q7 Facelift (2019) im Crashtest-Video:
Audi Q7 50 TDI quattro, BMW X5 xDrive30d und Mercedes GLE 350 de 4Matic im Vergleichstest
Auch wenn der Mercedes GLE 350 de 4Matic selbst in diesem Vergleichstest noch als imposante Erscheinung herausragt, ist er keinen Deut länger als seine Mitstreiter. Seine kantigen Flanken, der mächtige Kühlergrill mit den dicken Streben samt Stern und die paar Zentimeter mehr Höhe wirken Wunder. Dabei ist der BMW X5 xDrive30d sogar einige Zentimeter breiter, der Audi Q7 50 TDI quattro mit 5,07 Meter deutlich länger. Platz und Bewegungsfreiheit für vier bis fünf Erwachsene gibt es allerdings in allen drei Riesen mehr als genug. In der zweiten Reihe protzt der Mercedes GLE 350 de 4Matic regelrecht mit Beinfreiheit. Und der Q7 überzeugt mit familientauglicher Variabilität und drei Einzelsitzen. Der X5 kann dafür mit einer eindrucksvollen Innenraumbreite punkten. Obendrein lassen sich alle Modelle mit zwei extra ausklappbaren Notsitzen in der dritten Reihe bestücken (1083 bis 1700 Euro). Nur wer beim GLE eine der beiden Plug-in-Hybrid-Varianten wählt, kann nicht auf die Option der zwei zusätzlichen Sitze zurückgreifen. Auch das Gepäckraumvolumen schrumpft dann etwas durch die gewaltige Batterie darunter. Mit 490 bis 1915 Litern bleibt dennoch genug Platz für Ladung und Gepäck. Zum Vergleich: Im BMW X5 sind es 650 bis 1870 Liter. Der Audi Q7 spielt an dieser Stelle seinen Längenvorteil aus und übertrumpft den Rest der Oberklasse-SUV Klasse mit 865 bis 2050 Litern. Dass er obendrein fast 600 Kilogramm zuladen und 3,5 Tonnen an den Haken nehmen kann, macht ihn zum echten Edel-Laster. Der X5 verträgt bei gleicher Anhängelast sogar eine 636 Kilogramm schwere Zuladung. Damit erreicht der Münchener nahezu Pick-up-Niveau. Obwohl der Mercedes GLE mit seiner schweren Batterie im Heck bereits ordentlich zu schleppen hat, bleiben ihm immerhin noch 561 Kilogramm Zuladung und 2,7 Tonnen Anhängelast.
Fahrkomfort: Mercedes GLE gleitet entspannt
Leichtgewichte sind die drei Kontrahenten in diesem Vergleichstest erwartungsgemäß nicht. Doch selbst voll beladen merkt man dem Mercedes GLE 350 de 4Matic sein irrsinniges Gesamtgewicht von 3,26 Tonnen nicht an. Das liegt vor allem an der vorzüglichen Luftfederung (2142 Euro), die sogar tiefe Schlaglöcher ohne Murren verdaut. Fahrwerksgeräusche oder hochfrequentes Zittern in der Karosserie auf schlechtem Untergrund sind dem GLE fremd. Und auch wenn der Vierzylinder-Diesel unter Last etwas rauer klingt als die weichen Sechszylinder der Konkurrenten, wird der gute Geräuschkomfort davon kaum gestört. Bei gefülltem Akku gleitet der weiße Riese ohnehin lautlos elektrisch durch die Welt. Dieser gediegene Fahrkomfort des schweren Mercedes verleitet vom ersten Meter an zum entspannten Cruisen. Das trifft zwar auch auf den BMW X5 xDrive30d zu. Mit seiner Luftfederung (2100 Euro) wirkt er jedoch etwas aufgeweckter und weniger behäbig. Über schlechte Straßen bügelt er ebenso gelassen hinweg wie über Bahnschienen oder kleine Hügel. Dagegen wirkt der Audi Q7 50 TDI quattro regelrecht stuckrig. Kannten wir den Ingolstädter bisher als Referenzgleiter, fühlt sich der neue Testwagen mit seiner Sport-Luft-Federung (2300 Euro) und der aufwendig konstruierten Wankstabilisierung (4350 Euro) spürbar straffer an. Gerade kurz aufeinanderfolgende Fahrbahnwellen dringen hier deutlich in den Innenraum durch. Erst bei größerer Beladung bessert sich das. Für Schlafwagenatmosphäre auf der Autobahn ist die Abstimmung aber dennoch bestens geeignet. Allerdings sind die Sitze in BMW X5 und Mercedes GLE bequemer. Fairerweise sei erwähnt, dass es sich beim Audi Q7 um Sportsitze aus dem S-Line-Paket handelt und nicht um Komfort- (BMW) oder Multikontursitze (Mercedes). Gerade die letzten beiden gefallen aber mit unzähligen Einstellmöglichkeiten und echtem Sesselcharakter.
Motor/Getriebe: Kräftigster Antritt im BMW X5
Die Aggregate treten in diesem Vergleichstest auf unterschiedlichem Elektrifizierungs-Niveau an. Die Ingolstädter:innen spendierte dem Audi Q7 50 TDI quattro zum Modelljahr 2020 ein 48-Volt-Bordnetz samt Riemen-Starter-Generator. Dieser rekuperiert beispielsweise beim Heranrollen an eine Ampel mit bis zu acht Kilowatt und kann so den kleinen Lithium-Ionen-Akku für den Start-Stopp- und Segelbetrieb immer wieder auffüllen. Beim BMW X5 xDrive30d geht der Mild-Hybrid-Ansatz sogar noch weiter. Hier unterstützt der ebenfalls acht Kilowatt starke E-Motor sogar den Verbrenner beim Beschleunigen. Das scheint bei einem 650-Newtonmeter-Diesel nicht unbedingt notwendig zu sein – hier geht es vielmehr um das Ansprechverhalten nach dem Gasbefehl. Ein etwaiges Turboloch soll so ausgeglichen werden. Tatsächlich zeigt sich der tief grummelnde Dreiliter-Sechszylinder im X5 bei spontanen Überholmanövern extrem antrittstark. Das gilt übrigens auch für den Mercedes GLE 350 de 4Matic. Zwar kann der Schwabe seine Masse nicht verbergen. Die Präsenz einer 100-kW-E-Maschine mit 440 Newtonmetern ist aber ebenso allgegenwärtig. Sie rekuperiert wirkungsvoll und schiebt bei Bedarf mächtig mit an. Die Unterstützung hat der Zweiliter-Diesel auch nötig. Insgesamt fehlt es dem Mercedes GLE im Vergleich nämlich etwas an Sprintstärke. Bis Tempo 100 nimmt ihm der BMW X5 gut eine Sekunde ab. Bei der Höchstgeschwindigkeit liegt der Audi Q7 mit 241 km/h weit vorn. Dafür ist der Antriebskomfort im Benz vor allem im Elektrobetrieb konkurrenzlos. Mit gut gefülltem Akku (31,5 kWh) – und das ist an der Schnellladesäule in 30 Minuten erledigt – sind bei defensiver Fahrweise knapp 100 Kilometer rein elektrische Fahrt tatsächlich drin. Im Alltag sind es auf jeden Fall 60 Kilometer. Selbst die Abstimmung zwischen beiden Betriebsarten und der Neunstufen-Automatik ist Mercedes seidenweich gelungen. Das zahlt sich bei der Laufkultur ebenso aus wie beim Verbrauch. Im Schnitt braucht der Plug-in-Hybrid 6,6 Liter Diesel und 10,9 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Doch auch die bayerische Konkurrenz geizt mit dem Kraftstoff und bleibt auf der Testrunde unterhalb der Neun-Liter-Marke.
Fahrdynamik: Sicher unterwegs im Audi Q7
Angesichts der Gewichts- und Fahrleistungsunterschiede wird schnell klar, dass das Fahrdynamik-Kapitel dieses Vergleichstests unter dem Audi Q7 50 TDI quattro und dem BMW X5 xDrive30d ausgemacht wird. Den ohnehin behäbigeren Mercedes GLE 350 de 4Matic scheint das Gewicht im Handling zwar nicht viel zu stören. Dennoch ist sein Fahrwerk selbst im Sport-Modus nicht so kompromisslos auf Dynamik getrimmt wie das des Q7 und X5. Der Audi Q7 mit Sportfahrwerk, Allradlenkung und Wankstabilisierung bleibt auf dem abgesperrten Handlingkurs sicher in der Spur, auch wenn die Lenkung nicht sonderlich viel Rückmeldung gibt. Schnelles Fahren ist mit ihm aber ein – wenn auch etwas emotionsloses – Kinderspiel. Noch einmal anders geht der BMW X5 zur Sache. Trotz seiner stattlichen Abmessungen und eines Leergewichts von 2,3 Tonnen scheint sich der Bayer regelrecht auf Kurven zu freuen. Ob Slalomgasse oder schnelle Landstraße: Der X5 fühlt sich mit gestrafften Federn und Dämpfern eher nach Sportwagen als nach Oberklasse-SUV an. Kleine Powerslides und Bremswege aus 100 km/h um 33 Meter belegen diese physikalische Meisterleistung. Wer in dieser Klasse ein waschechtes Fahrerauto sucht, kommt am BMW nicht vorbei.
Umwelt/Kosten: Sparsamer Mercedes GLE vorn
So unterschiedlich sich der Audi Q7 50 TDI quattro, der BMW X5 xDrive30d und der Mercedes GLE 350 de 4Matic im Vergleichstest präsentieren, so einig sind sie sich bei der Preisgestaltung. Los geht es bei gut 70.000 Euro. Und dafür sind alle drei Dickschiffe sowohl bei der Sicherheitsausstattung als auch bei den Multimedia-Komponenten schon sehr gut bestückt. Einzig Audi geizt hier etwas. Die Ingolstädter:innen verlangen beispielsweise für die Smartphone-Integration via Apple CarPlay oder Android Auto im Audi Q7 einen Aufpreis von 275 Euro. Im BMW X5 funktioniert Apple CarPlay dagegen sogar schon kabellos – und das serienmäßig. Insgesamt bleibt das Trio bei Anschaffung und Unterhalt aber sehr dicht zusammen. Erst der Verbrauchsvorteil und damit die niedrigeren Kraftstoffkosten des Plug-In-Hybriden bringen den Mercedes GLE in diesem Kapitel nach vorn. Ein weiterer Kostenvorteil: Für ihn de sind jedes Jahr nur 190 Euro Steuern fällig. Bei den Konkurrenten sind es rund 500 Euro.
Messwerte & technische Daten Audi Q7 50 TDI quattro, BMW X5 xDrive30d & Mercedes GLE 350 de 4Matic
AUTO ZEITUNG 08/2021 | Audi Q7 50 TDI quattro | BMW X5 xDrive 30d | Mercedes GLE 350 de 4Matic |
Technik | |||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | V6/4; Turbodiesel, Mild-Hybrid | R6/4; Bi-Turbodiesel; Mild-Hybrid | 4/4; Turbodiesel, Plug-in-Hybrid |
Hubraum | 2967 cm³ | 2993 cm³ | 1950 cm³ |
Gesamtleistung | 210 kW / 286 PS, 3500 - 4000 /min | 210 kW / 286 PS, 4000 /min | 235 kW / 320 PS |
Leistung Verbrenner/E-Motor | 210 kW / 286 PS; - | 210 kW / 286 PS; 8 kW / 11 PS | 143 kW / 194 PS, 3800 /min; 100 kW / 136 PS |
Max. Drehmoment Verbrenner/E-Motor | 600 Nm, 1750 - 3250 /min; - | 650 Nm, 1500 - 2500 /min; - | 400 Nm, 1600 - 2800 /min; 440 Nm |
Batterie/Kapazität | - | - | Li-Ion / 27 kWh (Brutto: 31,5 kWh) |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen, Automatik / Allrad, permanent | 8-Stufen, Automatik / Allrad, permanent | 9-Stufen, Automatik / Allrad, permanent |
Messwerte | |||
Leergewicht (Werk/Test) | 2175 / 2259 kg | 2190 / 2304 kg | 2655 / 2699 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 6,1 s | 5,8 s | 6,9 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 241 km/h | 235 km/h | 210 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 36,7 / 35,7 m | 35,2 / 33,8 m | 35,4 / 35,7 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 8,8 / 7,8 l D | 8,8 / 7,6 l D | 6,6 l D + 10,9 kWh / 1,1 l D + 27,3 kWh |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 233 / 208 g/km | 233 / 201 g/km | 175 / 28 g/km |
Tankinhalt/Reichweite | 75 (85) l / 852 (965) km | 80 l / 909 km | 65 l / 985 + 58 km |
Preise | |||
Grundpreis | 71.500 Euro | 72.800 Euro | 77.326 Euro |
Testwagenpreis | 82.410 Euro | 84.300 Euro | 84.158 Euro |
Mit dem Mercedes GLE 350 de 4Matic hat Daimler einen Ausnahme-Hybrid im Angebot. Nicht wegen des Leergewichts von 2,7 Tonnen, sondern weil das extrem komfortable Luxus-SUV mit einer Akku-Füllung bis zu 100 Kilometer rein elektrisch fahren kann. Bei Fahrleistungen und Fahrdynamik hält der Schwabe aber nicht mit den konventioneller angetriebenen Konkurrenten mit. Der GLE liegt aber nur ganz knapp hinter dem zweitplatzierten Audi Q7 50 TDI quattro, der wegen seines Platzangebots und der tadellosen Verarbeitungsqualität auch nach sechs Jahren auf dem Markt noch als Musterschüler gilt. Einzig bei der Fahrdynamik hat er dem BMW X5 xDrive30d nichts entgegenzusetzen. Der Münchener gewinnt aber auch deshalb den Vergleichstest, weil er sowohl Reisekomfort als auch waschechten Fahrspaß auf höchstem Niveau liefert.