Audi RS Q3/Jaguar I-Pace: Vergleich
SUV-Sportler RS Q3 und I-Pace im Duell
Das Duell zwischen Audi RS Q3 und Jaguar I-Pace ist ein überraschender Vergleich? Auf den ersten Blick vielleicht. Doch die beiden SUV trumpfen trotz unterschiedlicher Antriebskonzepte mit viel Dynamik auf. Und auch preislich sind sich unsere Kontrahenten gar nicht so fern.
Wenn sich Audi RS Q3 und Jaguar I-Pace zum Vergleich treffen, könnte das Duell ungleicher kaum sein. Der britische Stromer rollt sanft surrend heran, während es sich das kompakte SUV-Coupé aus Ingolstadt nicht nehmen lässt, noch ein paar Fünf-Topf-Fanfaren aus seinen zwei dicken, schwarzen Auspuff-Ärmeln zu schütteln. Sofort wird klar: Hier prallen zwei Welten aufeinander. Elektrischen Autos gehört die Zukunft – doch bedeutet das, dass sie auch die bessere Wahl sind? Bleiben wir erst einmal bei den Fakten: Vor uns stehen zwei fünftürige, Coupé-förmige SUV mit sportlicher Optik, die sie mit ihren rund 400 PS Leistung untermauern. Während der Jaguar jede Achse mit jeweils einem E-Motor versorgt, schickt der 2,5 Liter-Fünfzylinder im RS Q3 seine Leistung vom Motorraum über den quattro-Allradantrieb auf alle vier Räder. In beiden Fällen geschieht das automatisch, mit feststehender Übersetzung im I-Pace und mit Siebengang-Doppelkupplung im Audi. Letzterer startet preislich bei 67.000 Euro (Stand: März 2021), während der Brite mindestens 77.300 Euro kostet (Stand: März 2021), die staatliche Förderung nicht mit einberechnet. Mit entsprechender Ausstattung lassen sich übrigens unsere Vergleichs-Konkurrenten Audi RS Q3 Sportback und Jaguar I-Pace problemlos in die Sechsstelligkeit konfigurieren. Mehr zum Thema: Der Audi RS Q3 Sportback im Test
Der Audi RS Q3 (2020) im Fahrbericht (Video):
Audi RS Q3 und Jaguar I-Pace im Vergleich
Gerade im direkten Vergleich fallen deutliche Design-Unterschiede bei Audi RS Q3 und Jaguar I-Pace ins Auge. Der Ingolstädter kann seine Herkunft aus dem MQB-Baukasten nicht verbergen und wirkt neben dem athletisch gestreckten Jaguar vergleichsweise hochbeinig. Dafür verleihen ihm die schwarzen RS-Akzente und die großen Lufteinlässe an der Front gleichzeitig einen aggressiveren Eindruck – als würde er alles einsaugen, was nicht bei drei von der Überholspur verschwindet. Der I-Pace gibt sich da zurückhaltender: Seine Schnauze ist viel flacher in den Wind gerichtet, was vor allem aerodynamischen Gesichtspunkten zu verdanken ist. Den markentypischen Jaguar-Grill trägt er dennoch mit Stolz, auch wenn der bis auf einen kleinen Schlitz geschlossen ist. Beide SUV besitzen hohe Seitenwände, die sie geschickt mit schwarzen Zierteilen kaschieren. Wo der Audi an der Fahrzeugflanke viele klare Rundungen und weniger klare Kanten besitzt, folgt das Jaguar-Design einer völlig anderen Philosophie. Vom vorderen Kotflügel bis zum Außenspiegel fällt die Schulterlinie, um danach in einer Keilform nach oben abzuknicken und fast in einem Stufenheck zu enden. Trotz fehlender Endrohre wirkt das Hinterteil des Jaguar dynamischer als die Audi-Rückseite. Das ist insbesondere auf die unorthodoxe Gestaltung mit großem Dachkantenspoiler, darunterliegender Spoilerlippe und silber abgesetztem Diffusor zurückzuführen. Der Audi RS Q3 Sportback läuft im Vergleich mit dem Jaguar I-Pace weniger polarisierend aus. Als besonderes Highlight sind hier natürlich die beiden RS-Rohre zu erwähnen, die auf Wunsch mächtig Radau machen.
Sportstudio im RS Q3 gegen Wohlfühl-Oase im I-Pace
Beim Innenraum finden sich im Vergleich zwischen Audi RS Q3 und Jaguar I-Pace einige Parallelen, aber auch klare Unterschiede. Beide SUV verfügen über Kohlefaser-Dekor und Alcantara-Bezüge, um den sportlichen Ansprüchen ihrer Fahrer:innen optisch und haptisch gerecht zu werden. Außerdem kommen beide mit volldigitalen Cockpits und ähnlich großen Infotainmentscreens. Allerdings gehen die Brit:innen da noch einen Schritt weiter und verbannen zugunsten eines dritten Bildschirms für die Klimafunktionen viele Knöpfe. Die hintere Sitzreihe bietet im Jaguar nicht nur optisch wegen der großen Glasflächen mehr Platz als im Audi, sondern auch beim Sitzgefühl. Das macht sich auch beim Vergleich der Kofferräume bemerkbar: Mit 530 Litern fasst der Audi nominell mehr als der 490 Litern große I-Pace-Kofferraum. Doch die Vorzeichen ändern sich, wenn man die Rückbänke umklappt: Dann verfügt der Brite über 1453 Liter Platz, während der:die Audi-Fahrer:in mit 1400 Litern auskommen muss. Auch bei der Materialanmutung ist der Jaguar dem Audi voraus. Dagegen kann die Verarbeitung im I-Pace nicht an jeder Ecke überzeugen. Etwas locker sitzende Zierteile und nicht ganz passgenaue Spaltmaße gehören zu den Elementen, die Audi-Kund:innen nicht kennen. Abgesehen davon geht es im Audi RS Q3 Sportback im Vergleich zum Jaguar I-Pace etwas kühler und beengter zu – ohne dass das den Wohlfühlfaktor schmälert. Mit der luftigen Atmosphäre im Oasen-artigen Interieur des Jaguar kann es der Audi aber nicht aufnehmen. Im I-Pace lässt man sich in die bequemen Stoffsitze sinken und fährt bedächtig durch das komplexe Bedienmenü. In den RS Q3 will man hingegen reinspringen, sich festzurren und Gas geben.
So schlagen sich Audi RS Q3 und Jaguar I-Pace im Dynamik-Vergleich
Apropos Gas geben: Auch fahrdynamisch fördert der Vergleich zwischen Audi RS Q3 und Jaguar I-Pace ein paar interessante Beobachtungen zutage. Entspannt und komfortabel meistert der Jaguar dank seines Luftfahrwerks die Langstrecke – außerdem ist erst nach spätestens 480 Kilometern (WLTP) ein Besuch an der Ladesäule angesagt. Auch der Audi (Reichweite: 630 Kilometer) kann problemlos hunderte Autobahnkilometer abreißen, ohne seine Insassen unnötig zu malträtieren. In Tempolimit-bereinigten Zonen hängt der Ingolstädter den auf 200 km/h begrenzten Briten dann auch locker ab und rennt auf Wunsch noch weiter bis 280 km/h. Ein Vergleich auf Augenhöhe zwischen Audi RS Q3 und Jaguar I-Pace findet sportlich gesehen nur bis 100 Sachen statt. Von null auf Landstraßentempo benötigt der I-Pace 4,8 Sekunden, der RS Q3 ist mit 4,5 Zählern nur unwesentlich schneller. Gerade auf den ersten Metern ist der Jaguar mit seinen sofort losschiebenden 696 Newtonmetern Drehmoment eine Wucht, da hat die Launch Control des 480 Newtonmeter starken Audi gerade erst gezündet. Querdynamisch fühlen sich unsere beiden Kontrahenten trotz eines Gewichtsunterschieds von gut 400 Kilogramm ähnlich talentiert an. Der Grund: Das tief eingebaute Batteriepaket des Jaguar zieht den Schwerpunkt nach unten und lässt ihn in Kurven wie das sprichwörtliche Brett liegen. In engeren Kehren hat er wegen seines gut 30 Zentimeter längeren Radstands aber das Nachsehen.
Technische Daten Audi RS Q3 Sportback und Jaguar I-Pace
AUTO ZEITUNG | Audi RS Q3 | Jaguar I-Pace |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | Reihen-Fünfzylinder/4 Ventile | 2 permanent erregte Synchronmaschinen |
Hubraum | 2480 | - |
Leistung | 294 kW/400 PS bei 5850-7000/min | 294 kW/400 PS |
Max. Drehmoment | 480 Nm bei 1950-5950/min | 696 Nm |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang-Doppelkupplung/Allrad | Feststehende Übersetzung |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk) | 1775 kg | 2208 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Werk) | 4,5 s | 4,8 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 250/280 km/h (optional) | 200 km/h |
Verbrauch auf 100 km (WLTP) | 9,5 l Super | 21,2 kWh |
CO2-Ausstoß (WLTP) | 216-228 g/km | - |
Preise | ||
Grundpreis (Stand: März 2021) | 67.000 Euro | 77.300 Euro |
Und wer liegt am Ende vorne beim Vergleich zwischen Audi RS Q3 und Jaguar I-Pace? Wie so oft ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks. Beide haben ausgeprägte Fahrspaß- und Alltagsqualitäten. Das Straßenbahn-Surren des I-Pace ist sicherlich nicht minder gewöhnungsbedürftig als der Star Trek-Ambiente-Klang im Sportmodus. Da versprüht der Fünfzylinder im Audi nach wie vor einen einzigartigen Charme, auch wenn sich die Akustik längst nicht mehr so authentisch wie bei älteren Fünfzylindern entfaltet.