Mit dem MG ZS EV versuchen die Asiaten nun, endgültig Fuß auf dem schwierigen deutschen Markt zu fassen. Auf zum Test.
Positiv | Fairer Preis, flotte Fahrleistungen, viel Platz, gute Serienausstattung |
Negativ | Geringe Reichweite, derzeit noch kein Händlernetz, unbequeme Rückbank |
Zum Test des MG ZS EV fährt kein knackiger Roadster oder ein kerniges Sportcoupé vor. Die Marke mit den britischen Wurzeln bringt ein trendiges Kompakt-SUV mit rein batterieelektrischem Antrieb an den Start, welches den Autobau aus dem Reich der Mitte auch in Deutschland endgültig salonfähig machen soll. Vor rund 16 Jahren gingen beim traditionsreichen britischen Hersteller MG, der seit 1923 für seine herrlich hemdsärmeligen Sportwagen bekannt war, konkursbedingt endgültig die Lichter aus. Die chinesische Nanjing Automobile Group übernahm die kümmerlichen Überreste, wurde aber wenige Jahre später selbst von SAIC, der größten chinesischen Automotive-Hersteller-Gruppe, geschluckt. Schauen wir uns zunächst den Innenraum genauer an. Auch wenn die Materialauswahl nicht mit den hierzulande gängigen Premium-Idealen mithalten kann, wirkt das Interieur solide gemacht. Großartige Verarbeitungsmängel können wir jedenfalls nicht entdecken. Das Platzangebot ist für ein 4,31 Meter kurzes SUV bemerkenswert üppig. Vorn und hinten genießen selbst großgewachsene Europäer reichlich Bewegungsfreiheit. Allerdings ist die viel zu weich gepolsterte Rückbank schon nach kurzer Verweildauer eine Zumutung. Besser sind da die Vordersitze mit ihrer festeren und weniger nachgiebigen Polsterung. Das gewählte Kunstleder in unserem Testwagen ist allerdings eine eher schweißtreibende Angelegenheit. Ebenfalls nicht gut: Das Lenkrad des MG ZS EV lässt sich nur in der Höhe und nicht axial einstellen.
Der VW ID.3 im Fahrbericht (Video):!--startfragment-->
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Der MG ZS EV im Test
Wenig auszusetzen gibt es indes an der Alltagstauglichkeit des MG ZS EV in diesem Test. Der gut zugängliche Gepäckraum schluckt bei aufgestellter Rückenlehne ordentliche 448 Liter. Die Fondsitzlehne lässt sich zweigeteilt umklappen. Der dadurch entstehende Ladeboden steigt nur maßvoll an, sodass das Einladen längerer Gegenstände problemlos gelingt. Gutes lässt sich auch über die Bedienung sagen. Fahr- beziehungsweise Batterieprogramme lassen sich über eindeutig beschriftete Tasten einstellen. Und auch das eher schlichte Multimediasystem dürfte die wenigsten vor große Herausforderungen stellen. Kleiner Makel: Das verwendete Klima-Modul hat keine eigene Anzeige für Temperatur, Gebläse oder Luftverteilung. Verändert man etwa die Temperatur über den dafür vorgesehenen Regler, dauert es im Test eine gefühlte Ewigkeit, bis der Touchscreen des Multimediasystems auch eine entsprechende Grafik anzeigt – das nervt gerade während der Fahrt.
Connectivity-Check im MG ZS EV
Auch wenn das serienmäßige Multimediasystem des MG ZS EV im Test mit seiner eher trägen Rechenleistung, der schlichten Grafik und dem wenig berührungsempfindlichen Bildschirm etwas Old School daherkommt, bietet es doch einige moderne Funktionen. So empfängt es digital ausgestrahlte Radioprogramme, verfügt über ein Satellitennavigationssystem und spiegelt zudem via Apple CarPlay beziehungsweise Android Auto ausgewählte Smartphone-Apps.
Fahrkomfort: Solide Geräuschdämmung im MG ZS EV
Auf der Straße macht der China-MG im Test eine ordentliche Figur. Auf schlechten Straßenabschnitten filtert die Federung Unebenheiten meist zuverlässig heraus. Bei langsamer Fahrt spricht das Set-up allerdings nicht sonderlich sensibel an und gibt Querfugen unvermittelt weiter. Dafür bleibt der Aufbau auf der Autobahn recht ruhig. Auch die akustische Isolierung der Karosserie zeugt von einer soliden Konstruktion. Wind- und Abrollgeräusche dringen selbst bei höheren Geschwindigkeiten nicht über Gebühr in die Ohren der Insassen. Positives können wir auch über den Antrieb berichten: Der 143 PS starke E-Motor beschleunigt den 1558 Kilogramm schweren Chinesen mit Nachdruck. Bis zum Erreichen von Tempo 100 vergehen 7,9 Sekunden. Die Endgeschwindigkeit liegt bei limitierten 140 km/h. Die Reichweite ist jedoch nicht allzu üppig. Im Test benötigt der MG 22,8 kWh für die Distanz von 100 Kilometer, was einer Reichweite von 186 Kilometern entspricht. Immerhin kann der ZS an einer Schnellladesäule innerhalb von etwa 40 Minuten 80 Prozent seiner Akkukapazität wieder herstellen. Verfügbar ist der MG ZS EV bei uns voraussichtlich Anfang 2021. Der endgültige Preis steht noch nicht fest, aber der Hersteller spricht von etwa 32.000 Euro. Mit Förderung wäre der ZS EV somit für unter 23.000 Euro zu haben.
Messwerte & technische Daten MG ZS EV
AUTO ZEITUNG 26/2020 | MG ZS EV |
Technik | |
E-Motor | permanent erregte Synchronmaschine |
Systemleistung | 105 kW/143 PS |
Systemdrehmoment | 353 Nm |
Batterie | Lithium-Ionen-Batterie |
Kapazität netto (brutto) | 44,5/42,5 kWh |
Ladeanschluss/Ort | Front |
Getriebe/Antrieb | Konstantübersetzung, Vorderradantrieb |
Messwerte | |
Leergewicht (Werk/Test) | 1558 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 7,9 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 140 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 36,4/36,3 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 22,8/16,2 kWh /100km |
Reichweite (Test/WLTP) | 186/263 km |
Preise | |
Grundpreis | 32.000 € |
Der MG ZS EV zeigt sich im Test als ein vernünftig gemachtes Elektroauto mit guter Raumausnutzung, ordentlichen Fahreigenschaften und umfangreicher Serienausstattung zu einem fairen Preis. Die Reichweite ist für ein reisetaugliches SUV jedoch recht gering. Über Erfolg oder Misserfolg wird schlussendlich aber auch das Vertriebsnetz entscheiden. Schließlich muss der Kunde erst einmal Vertrauen in eine neue Marke fassen. Die gebotenen fünf Jahre Herstellergarantie sind da schon mal ein guter Anfang.