BMW 330i/Tesla Model 3: Dynamik-Vergleich
Welcher 3er ist der bessere Dynamiker?
- Tesla Model 3 Long Range und BMW 330i xDrive im Dynamik-Vergleich
- BMW 330i xDrive: ein Musterbeispiel für Fahrsicherheit
- Tesla Model 3 Long Range gefällt mit sicherer Dynamik
- BMW 330i xDrive hat beim Slalom die Nase vorn
- Tesla mit Problemen bei Dauerbelastung im Dynamik-Vergleich
- Messwerte & technische Daten BMW 330i xDrive und Tesla Model 3 Long Range
- Fazit
Im Dynamik-Vergleich stellt sich das Tesla Model 3 Long Range dem BMW 330i xDrive. Kann der US-Stromer mit dessen hohem Anspruch an Fahrsicherheit und -spaß überhaupt mithalten?
Wir werfen einen Blick auf die aktive Fahrsicherheit des Tesla Model 3 Long Range und lassen den US-Stromer im Dynamik-Vergleich gegen den Fahrdynamik-Professor BMW 330i xDrive antreten. Tesla ist die erste amerikanische Marke, die der deutschen Automobilbranche Kopfzerbrechen bereitet. Dabei verzichtet sie auf den in Europa unbeliebten amerikanischen Plüschkomfort und setzt auf Dynamik à la BMW. Trotz aller Assistenzsysteme und des oft für negative Schlagzeilen sorgenden Auto-Piloten präsentiert sich vor allem das Model 3 Long Range ausgesprochen agil. Mehr zum Thema: Das ist der BMW 3er
Das Tesla Model 3 im Fahrbericht-Video :
Tesla Model 3 Long Range und BMW 330i xDrive im Dynamik-Vergleich
Das Tesla Model 3 hat im Test als Performance-Variante bereits eine beeindruckende Duftnote gesetzt. Zitat aus der AUTO ZEITUNG 24/2019 im direkten Vergleich mit einem Audi S4: "Das Model 3 reagiert im Track-Modus noch zackiger auf Lenkbefehle, liegt noch neutraler als der Audi und verteilt seine Kraft noch schneller zwischen Vorder- und Hinterräder, ohne es dabei an Fahrsicherheit missen zu lassen. Im Ergebnis umrundet der Tesla den Handling-Parcours noch 2,3 Sekunden schneller als der Audi und liegt mit seiner Rundenzeit im Bereich dessen, was Supersportler können. Aber die Long Range Variante verzichtet auf die extrem sportliche Michelin Pilot Sport 4S-Bereifung und nutzt schmalere Hankook Ventus S 1 Evo-Pneus. Auch die Sportbremse mit besserer Wärmeabfuhr und das Sportfahrwerk bleiben dem Top-Modell vorbehalten. Das feine, ausgesprochen sportliche Handling zeichnet aber auch das auf Reichweite optimierte Model 3 aus. Der Tesla macht richtig Spaß und ist selbst in kritischen Fahrsituationen extrem verlässlich. Seine Lenkung ist hochpräzise. Untersteuern? Fehlanzeige. Leichtes Übersteuern ist gewollt und wird vom ESP elegant verwaltet. Im Alltag glänzt das Tesla Model 3 Long Range so mit vorbildlicher Fahrsicherheit und extrem hoch angesiedeltem Grenzbereich. Die Bremsleistung des Tesla (kalt: 36,3 Meter/warm: 34,8 Meter) liegt nicht ganz auf dem Niveau des BMW 330i xDrive (kalt: 35,4Meter/warm: 33,7 Meter), der jedoch mit M-Paket und damit auf eine Sportbremse und Michelin Pilot Sport 4S-Mischbereifung zurückgreifen kann. Das erklärt die etwas schlechteren Verzögerunsgswerte des Tesla aus Tempo 100 sowie die langsameren Zeiten auf dem Handlingkurs und im Slalom.
BMW 330i xDrive: ein Musterbeispiel für Fahrsicherheit
Zudem beschäftigt die brachiale Leistungsentfaltung des Tesla Model 3 Long Range das ESP permanent so stark, dass das Bremssystem im Dynamik-Vergleich nach ein paar schnellen Runden überhitzt. Wer also mit dem Tesla gern mal am Wochenende einen Trackday besuchen möchte, sollte das Performance-Model wählen. Dem BMW 330i xDrive ist das fremd. Er zieht ohne Probleme mit festem Bremspedaldruck und konstanter Verzögerung seine Bahn. Er ist das absolute Musterbeispiel für narrensicheres, extrem mitteilsames und fantastisch dynamisches Fahrverhalten. In dem bereits erwähnten Test mit dem Audi S4 trat das Tesla Model 3 Performance auch gegen einen 330e ohne M-Features an. Der BMW zeigte hier zwar keine Schwächen, hatte aber keine Chance und musste sich selbst beim Fahrspaß hinter dem US-Boy einordnen. Der Tesla macht also keine Kompromisse bei der Fahrsicherheit und bietet zudem Fahrspaß auf dem Niveau europäischer Premium-Modelle. Wie hoch der Grenzbereich angesiedelt ist, hängt dabei von der Ausstattung und nicht von der elektrischen Antriebsform ab. Das gilt in ähnlicher Weise auch für den 3er BMW.
Tesla Model 3 Long Range gefällt mit sicherer Dynamik
Der im Vergleich zum BMW deutlich stärkere Tesla Model 3 Long Range erreicht auf dem Handling-Parcours mit 1:44,7 Minuten zwar nicht die 1:41,6 Minuten des BMW 330i xDrive, gefällt aber wie der 3er mit einem extrem aktiven und leichtfüßigem sowie sicheren Fahrverhalten. Da sich das ESP nicht wie beim Model 3 Performance auf Rennstrecke trimmen lässt, verhindert es mit kräftigen, aber fein arrangierten Regeleingriffen eine Zeit auf BMW-Niveau.
BMW 330i xDrive hat beim Slalom die Nase vorn
Im Slalom zeigt der Tesla Model 3 Long Range sein spielerisches Handling. Hier muss das ESP nicht mit der brachialen Power des E-Antriebs kämpfen und arbeitet so feindirigierend im Hintergrund. Dass das ausgesprochen neutral um die Pylonen wetzende Model 3 mit 65,4 km/h nicht die 66,2 km/h des BMW 330i xDrive erreicht, liegt an der sportlicheren Mischbereifung und an der im Vergleich etwas gefühlvolleren Lenkung des BMW mit M-Paket.
Tesla mit Problemen bei Dauerbelastung im Dynamik-Vergleich
Im täglichen Umgang ist das Tesla Model 3 extrem sicher unterwegs. Sein ESP ist immer Herr der Lage und niemals zu aufdringlich in seinem Handeln. Eine Dauerbelastung wie auf dem Handling-Parcours bringt das System durch zu starke Aufheizung der Bremsanlage allerdings an seine Grenzen. Das wegen der geringeren Leistung deutlich weniger geforderte System des BMW 330i xDrive aus unserem Dynamik-Vergleich kennt solche Probleme nicht.
Messwerte & technische Daten BMW 330i xDrive und Tesla Model 3 Long Range
AUTO ZEITUNG 26/2020 | BMW 330i xDrive |
Technik | |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbo |
Hubraum | 1998 cm³ |
Leistung | 190 kW/250 PS 5000 - 6500 /min |
Max. Drehmoment | 400 Nm 1550 - 4400 /min |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik, Allradantrieb |
Messwerte | |
Leergewicht (Werk) | 1684 kg |
Kofferraum | 480 l |
L/B/H | 4709/1827/1442 mm |
Radstand | 2851 mm |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 5,7 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 250 km/h |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 8,2/5,9 l S /100km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 194/135 g/km |
Preise | |
Testwagenpreis | 46.936 € |
AUTO ZEITUNG 26/2020 | Tesla Model 3 Long Range |
Technik | |
E-Motor | Zwei permanenterregte Asynchronmaschinen |
Systemleistung | 324 kW/440 PS |
Systemdrehmoment | 493 Nm |
Batterie | Lithium-Ionen |
Kapazität | 75 kWh |
Getriebe/Antrieb | Konstantübersetzung, Allradantrieb |
Messwerte | |
Leergewicht (Werk) | 1849 kg |
Kofferraum | 542 l |
L/B/H | 4694/1850/1443 mm |
Radstand | 2875 mm |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 4,4 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 233 km/h |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 17,9/16,0 kWh/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 89/0 g/km |
Preise | |
Testwagenpreis | 52.490 € |
Die Kritik, dass durch den Fokus auf Effizienz bei der E-Mobilität die Fahrsicherheit auf der Strecke bleibt, widerlegt das Tesla Model 3. Es ist genau so souverän im Grenzbereich unterwegs wie der 3er BMW. Das Duell zwischen Tesla Model 3 Long Range und BMW 330i xDrive zeigt, dass es auch beim Fahrspaß eher auf die Ausstattung ankommt als auf die Antriebsform. Ein 3er ohne M-Paket verliert im Serientrimm ebenfalls einiges von seiner Fahrfreude, während sich ein Tesla Model 3 als Performance-Variante im Vergleich zum echten Supersportler mausert.