Der BMW 318i bildet das Basismodell der bayerischen Mittelklasse. Wie viel Premium-Gefühl der günstigste BMW 3er noch bietet, klärt der Test.
Positiv | Kultivierter Antrieb, gutes Platzangebot, ausgeprägte Fahrdynamik |
Negativ | Hohes Preisniveau, wenig Komfort beim M Sport |
Der in diesem Test gezeigte BMW 318i ist nicht für die von BMW versprochenen 35.580 Euro zu haben, so viel gleich vorweg. Denn einen wirklich "nackten" BMW 3er wird man auf der Straße kaum finden, und schon gar nicht in der für die Presse gestellten Testwagen-Flotte von BMW. Stattdessen handelt es sich bei der in Portimao Blau lackierten Limousine um die teuerste der fünf Modellvarianten mit der Bezeichnung Modell M Sport. Und die kostet als 318i mindestens 41.526 Euro. Immerhin sind bei dieser Ausstattungslinie schon Dreizonen-Klimatisierung, Einparkhilfe vorn und hinten, Ambiente-Licht und LED-Nebelscheinwerfer inklusive. Nicht zu vergessen die dynamischen M-Zutaten, die sie von den anderen Linien Advantage, Sport Line und Luxury Line abheben: 18-Zöller, Sportsitze, Sportfahrwerk (zehn Millimeter tiefer), Sportbremse und Sportlenkrad.
Der BMW 3er (2018) im Video:
Der BMW 318i im Test
Die erste Frage beantwortet sich damit schon auf dem Papier: Ja – ein BMW 318i lässt sich genauso üppig und vielfältig bestücken wie die stärkeren und teureren BMW 3er. Mit vielen kostspieligen Kreuzchen in der Ausstattungsliste wandert der Gesamtpreis dabei sogar schnell über die 50.000-Euro-Marke. Im Premium-Segment ist das aber nicht unüblich, wie der Blick auf die beiden engsten Konkurrenten Audi A4 und Mercedes C-Klasse zeigt. Doch der Gegenwert ist unbestreitbar: Gerade BMW zeigt im Test bei Materialien und Verarbeitungsqualität endlich auch wieder in der Mittelklasse viel Liebe zum Detail. An Cockpit, Sitzen oder Karosserie findet man jedenfalls keinen einzigen Makel. Schon das satte Ploppen beim Zuziehen der Türen schafft eindrucksvolle Premium-Atmosphäre – ganz zu schweigen von der perfekten Position auf den sich anschmiegenden Sportsitzen, dem dicken Lenkradkranz und der intuitiven Bedienung der gesamten Bordelektronik. Selbst wenn – wie bei unserem Testwagen – nahezu alle Sicherheits- und Infotainment-Systeme an Bord sind, lassen sich einzelne Einstellungen über Gesten, Touchscreen, iDrive-Controller oder via exzellenter Sprachsteuerung schnell erreichen. Gerade diesbezüglich können sich Audi und Mercedes noch einiges abgucken. BMW setzt beim Einstiegsbenziner auf den gleichen Zweiliter-Turbovierzylinder, der auch im 320i (184 PS) oder im 330i (258 PS) arbeitet. Im Fall des BMW 318i leistet der intern B48 genannte Baukastenmotor 156 PS und liefert bis zu 250 Newtonmetern Drehmoment. Serienmäßig an die Achtstufen-Automatik gekoppelt, hält sich der Langhuber im Alltag akustisch vornehm zurück. Nur bei Vollgas oder im Sportmodus des Drive Select-Systems darf er auch mal mit höheren Drehzahlen und heiser kehligem Vierzylindersound aus seinen zwei Endrohren begeistern.
Fahrkomfort des BMW 318
Der Sprint von null auf 100 km/h ist in unspektakulär anmutenden 8,8 Sekunden erledigt. Das ist keinesfalls langsam. Nur erinnern einen die extrem sportliche Fahrwerksabstimmung des BMW 318i M Sport Modells, das im Test sehr hohe Gripniveau bei Trockenheit sowie die perfekt ausbalancierte und fein justierbare Agilität daran, dass dieses aufwendig konstruierte Gesamtpaket für deutlich mehr Leistung gemacht ist. Das zackige Einlenken des Vorderwagens, die sicher folgende Hinterachse, der respektable Biss der Bremsen – ohne Zweifel: Der Wunsch nach mehr Leistung wird die Fahrer eines so sportlich und direkt abgestimmten 318i stets begleiten. Apropos Sport-Fahrwerk: Hier muss man in der Aufpreisliste tatsächlich Abstriche machen, denn BMW bietet das adaptive M-Fahrwerk erst ab dem 320i und nicht für den BMW 318i an. Der Verzicht auf die adaptiven Dämpfer bedeutet im Modell M Sport gleichzeitig den Wegfall von adäquatem Restkomfort. Auch wenn das einfache Tieferlegungsfahrwerk auf ebener Handlingpiste begeistert, ist es für den Alltag schlichtweg zu hart abgestimmt. Hier ist man mit den Basismodellen der Konkurrenten klar im Vorteil: Sowohl beim Audi A4 35 TFSI als auch beim Mercedes C 180 stehen einem alle Fahrwerksoptionen zur Verfügung. Beim BMW 3er muss man dafür mindestens auf den 320i wechseln. Diesen Schritt lässt man sich in München mit mehr als 4200 Euro bezahlen. Doch für feinfühlige Fahrer könnte sich das Upgrade trotzdem lohnen, werden sie doch im 318i feststellen, dass die Begrenzung des Drehmoments auf 250 Newtonmeter hier und da mehr Schaltvorgänge zur Folge hat. So serviert die Achtstufen-Automatik vor allem bei Teillastsprints in höheren Geschwindigkeiten lieber schnell einen niedrigeren Gang, als das Beschleunigen aus tiefen Drehzahlen zuzulassen. Einzig der Eco-Pro-Modus unterbindet diese unnötige Hastigkeit, die uns beim 320i mit 300 Newtonmetern so bisher nicht aufgefallen war.
Umwelt/Kosten beim BMW 318i
Doch damit sind die wenigen Kritikpunkte am BMW 318i auch schon abgehakt. Schließlich überzeugt der Bayer auf ganzer Linie – nicht zuletzt an der Tankstelle: Durchschnittsverbräuche unterhalb von sieben Litern Super-Benzin auf 100 Kilometern sind trotz breiter 19-Zoll Mischbereifung (Michelin Pilot Sport 4S) durchaus realistisch. Auf der Testrunde der AUTO ZEITUNG samt Volllastanteil auf der Autobahn stehen 7,6 Liter im Display des Bordcomputers. Ein sehr guter Wert für eine ausgewachsene, 4,71 Meter lange und knapp 1,7 Tonnen schwere Limousine wie den BMW 3er, die zudem mit sämtlichen Luxus-Extras bestückt ist. Haben wir eigentlich schon den Listenpreis unseres 318i erwähnt? Es sind knapp 60.000 Euro. Dafür bekäme man fast das Topmodell M340i xDrive mit 374 PS starkem Sechszylinder (ab 61.412 Euro). Doch nicht vergessen: Das ist nur der Basispreis ohne die vielen schönen Extras. Willkommen im Premium-Segment!
Connectivity-Check beim BMW 318i
Wichtige Grundfunktionen wie Bluetooth-Konnektivität und Connected Drive-Services sind nicht nur im Test gezeigten, sondern auch im Basismodell des BMW 318i bereits enthalten. Extra kosten dagegen das Live Cockpit samt Navigations-und Entertainment-System (2729 Euro) sowie das Head-up-Display (1072 Euro), die Gestik- Steuerung (292Euro) oder die kabellose Ladeschale fürs Telefon (487 Euro). Das Harman Kardon Sound-System ist für den BMW 3er für 877 Euro zu haben.
Messwerte & technische Daten des BMW 318i
AUTO ZEITUNG 24/2020 | BMW 318i |
Technik | |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbo |
Hubraum | 1998 cm³ |
Leistung | 115 kW/156 PS bei 4500 - 6500 /min |
Max. Drehmoment | 250 Nm, 1300 - 4300 /min |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik Hinterrad |
Messwerte | |
Leergewicht (Werk) | 1673 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 8,8 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 223 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,7/34,0 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 7,6/6,7 l S /100km |
CO2-Ausstoß (Werk) | 130 g/km |
Preise | |
Grundpreis | 35.580 € |
Vor allem mit einigen Luxus-Extras fühlt sich so ein BMW 318i überhaupt nicht nach Einstiegsmodell an. Achtstufen-Automatik, tadellose Verarbeitungsqualität sowie das gute Platzangebot sind sogar schon Standard. Niedrige Verbräuche ebenso. Ganz nebenbei demonstriert das im Test-Modell M Sport die fahrdynamische Überlegenheit der Baureihe im Klassenvergleich – allerdings auf Kosten des Komforts. Preislich kann auch ein BMW 3er als 318i in irrwitzige Höhen getrieben werden. Doch das ist selbst in der Premium-Mittelklasse keine Besonderheit mehr.