Stelvio Quadrifoglio/X3 M/GLC 63 S: Vergleichstest
510 PS starke SUV im Vergleichstest
- Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio, BMW X3 M Competition & Mercedes-AMG GLC 63 S im Vergleichstest
- Motor/Getriebe: Mercedes-AMG GLC 63 S mit intensivem Drehmoment
- Fahrkomfort: Dämpfer des BMW X3 M Competition zu hart
- Karosserie: Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio mit bestem Raumangebot
- Umwelt/Kosten: BMW X3 M Competition gewinnt Kosten-Kapitel
- Messwerte & technische Daten Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio, BMW X3 M Competition & Mercedes-AMG GLC 63 S
- Fazit
Die Top-Modelle der im Trend liegenden SUV mutieren mehr und mehr zu Sportwagen im Tarnkleid. Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio und Mercedes-AMG GLC 63 S haben sich mit jeweils 510 PS bereits etabliert – jetzt schickt auch BMW den lang erwarteten BMW X3 M Competition ins Rennen. Ein guter Anlass für diesen Vergleichstest!
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio Q4 | BMW X3 M Competition | Mercedes-AMG GLC 63 S 4MATIC+ |
---|---|---|---|
Karosserie (1000) | 673 | 727 | 725 |
Fahrkomfort (1000) | 734 | 721 | 743 |
Motor/Getriebe (1000) | 648 | 626 | 642 |
Fahrdynamik (1000) | 752 | 772 | 789 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2807 | 2846 | 2899 |
Kosten/Umwelt (1000) | 201 | 213 | 197 |
Gesamtwertung (5000) | 3008 | 3059 | 3069 |
Platzierung | 3 | 2 | 1 |
Auch in der Zeit der großen Elektro-Revolution im Automobilbereich bleibt noch genug Raum für emotionale Fahrzeuge, die dank fantastischer Verbrennungstechnik jeden mit einem Schuss Benzin im Blut auf Drehzahl bringen. In diesem Vergleichstest sind es die Power-SUV: Sie haben über 500 PS, fighten um jede Sekunde auf der Nordschleife und sind dennoch keine Sportwagen. Oder besser eine neue Form. Sie sind Sportwagen mit Übersicht, in ihnen erkennt man schon früh den Scheitelpunkt der nächsten Kurve. Sport-SUV gibt es noch mehr als E-SUV. Über ihren Sinn muss man nicht diskutieren, aber über ihre Fähigkeiten schon. Der Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio Q4 setzte 2018 mit einem Rundenrekord für SUV (7:51,7 min) auf der Nordschleife ein deutliches Zeichen und wurde von uns im gleichen Jahr zum "SUV of the Year" gekrönt. Ein Jahr später musste er die Krone bereits wieder ablegen – Mercedes-AMG legte nach. Mit 7:49,4 Minuten ist der Mercedes-AMG GLC 63 S 4Matic+ der aktuelle SUV-König am Ring und zu Recht unser "SUV of the Year 2019". Jetzt fährt auch der BMW X3 M Competition aus der Box. Hat der X3 mit M-Signet das Zeug, die beiden Stars in den Schatten zu stellen?
Die erste Testfahrt mit dem BMW X3 M im Video:
Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio, BMW X3 M Competition & Mercedes-AMG GLC 63 S im Vergleichstest
Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio Q4, Mercedes-AMG GLC 63 S 4Matic+ und BMW X3 M Competition sind auf öffentlichen Landstraßen schlicht unterfordert. Auch wenn man mit ihnen zu 99 Prozent im Alltag unterwegs ist, können sie erst auf der Rennstrecke zeigen, welches Potenzial und welche Entwicklungstiefe in ihnen steckt. Der Stelvio legt in diesem Vergleichstest vor: Er zeigt auch auf abgesperrter Strecke die gleiche Leichtigkeit, mit der er uns schon auf der Landstraße um den Finger gewickelt hat. Hier und da ist er vielleicht ein wenig zu wild unterwegs: Gern drängt der Allradler über die Hinterräder nach außen, bleibt aber immer leicht beherrschbar. Der X3 M Competition ist mit seinem brettharten Fahrwerk konsequent auf Dynamik getrimmt. Er ist schwerer als der Alfa, bringt aber mit einer Last von nur 51 Prozent auf der Vorderachse statt der 54 Prozent beim Italiener und der 56 Prozent beim GLC 63 S eine nahezu ausgeglichene Gewichtsverteilung mit. Er bietet zudem das Quäntchen mehr Rückmeldung von der Vorderachse. So lässt er sich präziser an den Scheitelpunkt heranführen, obendrein verlässlicher an den Einlenkpunkt heranbremsen und informiert klarer über das Limit der Reifen. Um den Alfa allerdings abzuhängen, muss man auch ihn in seinen Grenzbereich locken. Und dann wird es im X3 M Competition sehr intensiv. Vor allem der harte Übergang ins Übersteuern verlangt schnelle Hände. Auch von Curbs sollte man sich mit dem Competition fernhalten, wenn man nicht kurzzeitig mit den kurveninneren Rädern den Bodenkontakt verlieren will. Baut man diese Eigenarten in die schnelle Runde ein und genießt die präzise Führung über die Vorderachse, toppt der BMW nicht nur in der Slalomgasse, sondern auch auf der Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings den Stelvio mit fast drei Sekunden Vorsprung. Ein Genuss für jeden versierten Fahrer – aber im Gegensatz zum Alfa eine Herausforderung für Ungeübte, denn beim X3 M Competition fällt der Übergang wesentlich härter und abrupter aus als beim weich in den Grenzbereich schlendernden Stelvio. Der Mercedes-AMG kommt deutlich besser mit dem massiven Grip seiner Michelin-Pneus zurecht als der Bayer. Er verzichtet auf die spontanen Ausfallschritte und kann die Traktion besser in Speed umsetzen als der X3 M Competition. Die Kommunikation zwischen seiner breiten Vorderachse und der Lenkung ist so innig und klar, dass Missverständnisse ausbleiben. Der AMG baut schon am ersten Einlenkpunkt grenzenloses Vertrauen auf. Er findet selbst dann noch millimetergenau den Scheitelpunkt, wenn Alfa und BMW über Vorder- oder Hinterachse von der Ideallinie drängen. Die Lenkung des GLC 63 S arbeitet genau mit dem richtigen Maß an Intensität, ohne den Kraftaufwand überzustrapazieren. Der Schwabe fühlt sich nach Sportwagen an. Das leichte Arbeiten um die Längsachse der beiden Rivalen ist ihm fremd. Curbs verdauen seine Federelemente problemlos und das dezente Übersteuern beim Herausbeschleunigen ist deutlich einfacher zu kontrollieren, als es bei Alfa und BMW der Fall ist. Auch beim Bremsen vermittelt der Mercedes das beste Gefühl, wenngleich der BMW mit warmer Bremsanlage eine Spur vehementer verzögert. Und was heißt das alles? Auf der Landstraße entscheidet der persönliche Geschmack, doch auf der Rennstrecke im Grenzbereich ist der Mercedes-AMG das Maß der Dinge.
Motor/Getriebe: Mercedes-AMG GLC 63 S mit intensivem Drehmoment
Auch wenn hier Reihensechszylinder, V6 und V8 mit Biturboaufladung aufeinandertreffen, fallen die Unterschiede minimal aus. Alle drei Rivalen in diesem Vergleichstest beschleunigen in 3,8 Sekunden auf Tempo 100 und sind nach gut 14 Sekunden bereits mit 200 km/h unterwegs. Selbst bei den Höchstgeschwindigkeiten pendeln sich die Power-SUV zwischen 280 und 285 km/h ein – für den BMW X3 M Competition kostet die Anhebung der Höchstgeschwindigkeit allerdings 2450 Euro extra. Es ist jedoch die Art und Weise, wie die drei Triebsätze ihre Leistung entfalten, die unsere Herzen höher schlagen lässt. Der Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio begeistert mit gieriger Drehfreude made bei Ferrari und versteht es ebenfalls, aus den Tiefen des Drehzahlkellers druckvoll anzuschieben. Im X3 M Competition gelingt die Entfaltung des bulligen Drehmoments bis hin in die Drehzahlspitzen noch etwas überzeugender. Nicht zuletzt, weil auch seine Achtstufen-Automatik immer hellwach ist und die Gaspedalbefehle deutlich besser interpretieren kann als die Schaltboxen von Alfa und Mercedes. Das gilt beim Schwaben besonders beim Anfahren im kurzen ersten Gang. Kaum losgefahren, schiebt die Automatik den zweiten Gang ein. Unnötig: Bei 700 Newtonmeter unter 2000 Touren würde der zweite im Alltag als Anfahrstufe reichen. Aber das war es auch an Kritikpunkten beim schnellen Mercedes-AMG GLC 63 S. Er lebt von seinem intensiven Drehmoment und hämmert mit unvergleichlichem AMG-V8-Beat ohne Mühe seinem Drehzahllimit entgegen. Mit zwölf Litern pro 100 Kilometer gönnt er sich wie der BMW 0,7 Liter mehr Super Plus als der Alfa.
Fahrkomfort: Dämpfer des BMW X3 M Competition zu hart
Können die Basis-X3-Modelle mit ihren feinfühligen Fahrwerken punkten, ist der BMW X3 M Competition trotz adaptiver Dämpfer schlicht zu hart. Schon auf kurzen Distanzen stört das permanente Hoppeln selbst über kleine Unebenheiten. Auch der Mercedes-AMG GLC 63 S ist in diesem Vergleichstest klar dynamisch ausgeprägt, kann aber dank der Dreikammer-Luftfederung vor allem bei höherem Tempo erstaunlich viel Komfort bieten. Wirklich bequem reist man aber nur im Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio – das gilt sowohl bei langsamen als auch hohen Reisegeschwindigkeiten. Apropos Ruhe: Die nimmt beim X3 M Competition mit steigender Geschwindigkeit stark ab, weil der Wind tosend um A-Säule und Außenspiegel pfeift. Dass Schalensitze nicht gleich Schalensitze sind, zeigt sich bei Quadrifoglio und GLC 63 S. Beide setzen auf teure Sonderausstattung, doch nur die AMG-Sitze bieten dank zahlreicher Einstellmöglichkeiten auch einen gelungenen Langstreckenkomfort. Da müssen selbst die guten Seriensitze des schnellen Bayern passen.
Karosserie: Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio mit bestem Raumangebot
Eigentlich hätte der Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio im Karosseriekapitel dieses Vergleichstests die besten Chancen auf einen Sieg. Er bietet Fahrer, Beifahrer und den Fondpassagieren deutlich mehr Raum als die beiden deutschen Power-SUV. Aber schon bei der Bedienung fehlt die Idee einer logischen Menüführung, wie sie bei BMW seit Jahren zum guten Ton gehört. Auch in puncto Sicherheitsausstattung klaffen riesige Lücken im Vergleich zu BMW und Mercedes. Dass der Italiener im Gegensatz zu X3 M Competition und Mercedes-AMG zudem keine Anhänger ziehen darf, kostet ihn ebenfalls Punkte. Der BMW X3 M Competition liegt hier am Ende vorn – unter anderem, weil er sich immer noch intuitiver bedienen lässt, obwohl der Mercedes-AMG GLC 63 S nun auch über das aktuelle MBUX-System verfügt.
Umwelt/Kosten: BMW X3 M Competition gewinnt Kosten-Kapitel
Der komplett ausgestattete BMW X3 M Competition ist das Top-Angebot des Vergleichstest-Trios – und bietet trotzdem das üppigste Angebot an Multimedia-Tools, womit er das Kostenkapitel für sich entscheidet.
Messwerte & technische Daten Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio, BMW X3 M Competition & Mercedes-AMG GLC 63 S
AUTO ZEITUNG 24/2019 | Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio Q4 | BMW X3 M Competition | Mercedes-AMG GLC 63 s 4MATIC+ |
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Technik | |||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | V6/4; Biturbo | R6/4; Biturbo | V8/4; Biturbo |
Hubraum | 2891 cm³ | 2993 cm³ | 3982 cm³ |
Leistung | 375 kW/510 PS | 375 kW/510 PS | 375 kW/510 PS |
Max. Drehmoment | 600 Nm | 600 Nm | 700 Nm |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik/ Allrad, Diff.-Sperre hinten | 8-Stufen-Automatik/ Allrad; Diff.-Sperre hinten | 9-Stufen-Automatik/ Allrad; Diff.-Sperre hinten |
Messwerte | |||
Leergewicht (Werk/Test) | 1830/1913 kg | 1970/2002 kg | 1935/2041 kg |
Beschleunigung (Test) | |||
0 - 100 km/h | 3,8 s | 3,8 s | 3,8 s |
0 - 150 km/h | 7,7 s | 7,6 s | 7,8 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 283 km/h | 250 (285) km/h | 280 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,4/34,1 m | 34,5/33,1 m | 34,4/34,0 m |
Verbrauch (Test/WLTP) | 11,3/9,8 l SP/100 km | 12,0/10,5 l SP/100 km | 12,0/10,7 l SP/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 227/261 g/km | 239/261 g/km | 244/286 g/km |
Preise | |||
Grundpreis | 89.000 Euro | 93.400 Euro | 95.176 Euro |
Testwagenpreis | 100.400 Euro | 95.850 Euro | 104.548 Euro |
BMW und Mercedes liefern sich mit X3 und GLC immer ein packendes Duell in unseren Vergleichstests. Mal gewinnt der Bayer, ein anderes Mal der Schwabe. Bei den Top-Modellen ist aber der Mercedes-AMG GLC 63 S 4Matic+ die klare Nummer eins. Die AMG-Handschrift steht dem GLC: Er gefällt mit sicherem, unglaublich präzisem Handling, präsentiert seinen V8 mit fülligem Punch von unten heraus und opfert zudem nicht zu viel Komfort. Der BMW X3 M Competition ist vor allem zu hart gefedert, um als Gewinner vom Platz zu gehen. Sein Antritt ist eine Wucht, sein Grenzbereich eine besondere Erfahrung – Platz zwei. Der Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio Q4 überzeugt mit seinem spielerischen Handling, patzt aber bei der Sicherheitsausstattung und bei der Anhängelast.