Neuer Mercedes GLC (2022): Erste Testfahrt
Unterwegs im perfektionierten GLC
Mit dem neuen Mercedes GLC (2022) bringen die Stuttgarter:innen eine neue Generation ihres Bestsellers an den Start. Wie sich das neue SUV fährt und was es kann, verrät die erste Testfahrt.
Für Stuttgart ist der Mercedes GLC (2022) – der zur ersten Testfahrt bereitsteht – wie der Golf für Wolfsburg. Kein Auto ist für die Marke mit Stern wichtiger als der GLC. 2,6 Millionen Exemplare hat Mercedes davon verkauft. Damit steht er in Europa ebenso wie in China und in den USA an der Spitze der Statistik. Und trotzdem will er nicht mehr so recht in eine Zeit passen, in der Mobilitätswende und Emissionswerte im Vordergrund stehen. Da ist es dann vorbei mit den Parallelen zwischen Stuttgart und Wolfsburg. Während VW bei der Neuauflage des Golfs auf den MEB und den ID3 fixiert war, hat Mercedes beim Generationswechsel für seinen stillen Star noch einmal geklotzt, statt nur zu kleckern: Nach dem Motto "das beste zum Schluss“ hat das Team um Projektleiter Peter Kolb nachgelegt, haben Effizienz und Intelligenz gesteigert, mehr Platz geschaffen und das Einsatzspektrum noch einmal erweitert. "Wo der alte GLC schon gut war, haben wir noch einmal nachgelegt, während wir die wenigen Kritikpunkte am Vorgänger adressiert und abgeschafft haben", so Kolb. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Mercedes EQS (2021) im Fahrbericht (Video):
Erste Testfahrt im neuen Mercedes GLC (2022)
Noch vor der ersten Testfahrt fällt am neuen Mercedes GLC (2022) auf: Er wirkt einerseits glatter und konturloser als bisher, was sich in einem weiter reduzierten Luftwiderstand und vor allem in einem gedämmteren Geräuschniveau niederschlägt. Zugleich tritt er aber auch kerniger und stattlicher auf, weil der Bug weiter aufragt und die Motorhaube entsprechend angehoben wurde. Ein Eindruck, der sich innen festigt, weil auch das Cockpit, das zwar digital ist, aber ohne den Hyperscreen der EQ-Modelle auskommen muss, ein paar Fingerbreit nach oben gewandert ist. Wer das Maßband anlegt, der:die findet nun sechs Zentimeter mehr, um die Mercedes den GLC vor allem zugunsten des Kofferraums gestreckt hat. Hinter die neuerdings immer elektrische Klappe passen künftig bis zu 600 Liter. Und weil zugleich der Radstand um 1,5 Zentimeter gewachsen ist, gibt’s auch einen Hauch mehr Platz für die Hinterbänkler:innen. Mehr zum Thema: Das ist der Mercedes-AMG GLC 43
Handliches Fahrgefühl im neuen Mercedes GLC (2022)
Technisch nach wie vor eng verwandt mit der C-Klasse, bietet der neue Mercedes GLC (2022) auf der ersten Testfahrt ein völlig anderes Fahrgefühl: Er ist nicht nur souverän und erhaben, wie man es bei einem SUV erwartet. Mit einer neuen Vierlenker-Vorderachse und einer verbesserten Luftfederung reist man in ihm noch komfortabler und wähnt sich mindestens eine Klasse höher – erst recht, wenn die rundum installierte Isolierverglasung den Fahrtwind gar vollends schluckt und die Insass:innen wie in Watte packt. Doch hat der GLC auch eine andere Seite: Nicht nur, dass der er überraschend viel Bodenhaftung bietet und sich Fahrer:innen bei aller Distanz eng mit der Straße verbunden fühlen. Er wirkt auch überraschend handlich und kreuzt durch enge Altstädte, als wolle er ein GLA sein. Kein Wunder, schließlich baut Mercedes zum ersten Mal auch in dieser Klasse eine Hinterachslenkung ein. Anders als in S-Klasse & Co schlagen die Hinterräder keine zehn, sondern nur gute vier Grad ein, reduzieren damit den Wendekreis dennoch um fast einen Meter. Weiterentwickelt haben Stuttgarter:innen zudem die Abenteuerlust des GLC. So bekommt er im neuen Offroad-Fahrprogramm ein zweites Geländeniveau für die Luftfederung und bietet damit dann bis zu 65 Millimetern mehr Bodenfreiheit. Auf Knopfdruck wird die Motorhaube transparent und auf dem Bildschirm sieht man den Kameras sei Dank durch den Bug direkt auf die Straße. Das erleichtert schwere Kletterpartien auf unwegsamem Terrain und schützt zugleich die Felgen beim Rangieren in der Stadt.
Motoren: neuer Mercedes GLC (2022) immer als (Mild-)Hybrid
Dass der neue Mercedes GLC (2022) viel mehr sein will als eine aufgebockte C-Klasse, merkt man nicht nur auf der ersten Testfahrt, sondern auch am Portfolio der Motoren, die allesamt elektrifiziert sind – zumeist mit einem 48 Volt-System und einem Startergenerator, der immerhin 17 kW (23 PS) und 250 Newtonmeter ins Rennen wirft. Wo sich die C-Klasse beim Basis-Benziner mit 1,5 Litern Hubraum begnügen muss, setzt Mercedes beim GLC auf einen 2,0-Liter. Für Dieselfahrer:innen gibt es sogar einen Reihen-Sechszylinder, der mit weit über 300 PS (221 kW) die Motorpalette bis zum Debüt des fest eingeplanten AMG-Modells anführen wird. Los geht es allerdings für die Otto-Fraktion mit einem GLC 200 mit 204 PS (150 kW) oder einem GLC 300 mit 258 PS (190 kW). Die Selbstzünder starten mit dem 197 PS (145 kW) starken 220d oder dem zweistufig aufgeladenen 300d mit 265 PS (195 kW). Trotz Reihen-Sechszylinder liegt das Augenmerk vor allem auf den Plug-in-Hybriden, von denen es im GLC gleich drei Spielarten geben wird: zwei Benziner und ein Diesel, mit Systemleistungen von 313 bis 381 PS (230 bis 280 kW), einer 100 kW (136 PS) starken E-Maschine und einem Akku von jetzt 31,2 kWh. Über 100 Kilometer mit bis zu 140 km/h fährt der GLC damit rein elektrisch und stimmt auch Zweifler:innen auf die neue Zeit ein. Gegen Aufpreis ist erstmals auch ein Ladegerät mit 60 statt bislang nur 11 kW erhältlich. "Wer zu Hause oder an der Arbeit laden kann, der fährt mit dem Verbrenner allenfalls noch beim Wochenendausflug", sagt Kolb. Allerdings gibt es all das natürlich nicht zum Nulltarif: Mit dem Generationswechsel steigen auch die Preise und beginnen nun bei 57.632 Euro (Stand: September 2022) – fast 10.000 Euro mehr als bislang.
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Überraschungen bleiben auf der ersten Testfahrt aus – und im Fall des neuen Mercedes GLC (2022) ist das eine ausdrücklich gute Nachricht. Mercedes greift auf das erfolgreiche Rezept des Vorgängers zurück und schärft es an den wichtigen Stellen spürbar nach.