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Geht auch ganz einfach:

BMW i3s/Kia e-Soul/Nissan Leaf e+: Vergleichstest Kompakte E-Autos im Vergleich

Paul Englert
Inhalt
  1. Kia e-Soul, BMW i3s und Nissan Leaf e+ im Vergleichstest
  2. Fahrkomfort: Kia e-Soul punktet bei Sitzen und Federung
  3. Motor/Getriebe: Sparsamster ist der BMW i3s
  4. Fahrdynamik: Nissan Leaf e+ hat zu langen Bremsweg
  5. Umwelt/Kosten: Kia e-Soul mit sieben Jahren Garantie
  6. Fazit

Kia bringt die zweite Generation des rein elektrisch angetrieben e-Soul – Grund für einen Vergleichstest mit dem japanischen Elektro-Verkaufsschlager Nissan Leaf e+ und dem kompakten Karbon-Flitzer BMW i3s.

Gesamtbewertung
(max. Punkte)
BMW i3sKia e-Soul 204Nissan Leaf e+
Karosserie (1000)486531530
Fahrkomfort (1000)709750740
Motor/Getriebe (1000)696700689
Fahrdynamik (1000)622621532
Eigenschaftswertung (4000)251326022491
Kosten/Umwelt (1000)381387379
Gesamtwertung (5000)289429892870
Platzierung213

Reichweite, Infrastruktur und Ladezeiten: Das sind die wichtigsten Themen, wenn’s um Elektromobilität geht. Vor mehreren Jahren waren im Alltag höchstens 200 Kilometer Strecke möglich, und es gab nur wenige Stromtankstellen meist auch noch mit niedriger Ladeleistung. Heute schaffen moderne E-Autos im Alltagsbetrieb locker über 300 Kilometer und es werden immer mehr Hochleistungs-Ladesäulen installiert. Gleichzeitig stiegen in den letzten Jahren die Verkäufe von E-Fahrzeugen: Gut 31.000 rein elektrisch angetriebene PKW wurden im ersten Halbjahr 2019 neu zugelassen. Im Vorjahreszeitraum waren es rund 17.200 Stück. Besonders gefragt sind kompakte Stromer zu Preisen bis etwa 40.000 Euro – so, wie der neue Kia e-Soul, der BMW i3s und der Nissan Leaf e+ mit jeweils 204, 184 und 217 PS. Großer 5000-Punkte-Vergleichstest mit drei Batterie-Autos, die keine Sonderbehandlung bekommen, sondern dieselben Prüfungen absolvieren müssen wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.

Der Nissan Leaf Nismo im Video:

 
 

Kia e-Soul, BMW i3s und Nissan Leaf e+ im Vergleichstest

Weil der Nissan Leaf e+ die Wettbewerber aus Korea und Deutschland im Test deutlich überragt, hat er mit mindestens 420 Liter auch das größte Kofferraumvolumen. Mehr Platz für die Passagiere bietet der Japaner allerdings nicht. Besonders der BMW i3s überzeugt trotz objektiv schmalster Innenbreite subjektiv mit dem besten Raumgefühl vorn – auch bedingt durch den fehlenden Mitteltunnel zwischen den Fußräumen von Fahrer und Beifahrer. Dafür muss man beim i3s Abstriche beim Gepäckabteil machen (260 Liter), weil der Antrieb über der Hinterachse viel Platz in Anspruch nimmt. Der neue Kia e-Soul liegt genau dazwischen, mit 315 Liter Kofferraumvolumen und etwas mehr Bewegungsfreiheit vorn sowie hinten. Im Leaf gehen Bein- und Schulterfreiheit in Ordnung, doch man sitzt sehr hoch und deshalb kommen größere Personen schnell in Kontakt mit dem Dachhimmel. Der 1342 kg leichte, weil aus Karbon gefertigte BMW bietet in der Höhe zwar etwas mehr Platz, hat aber einen engeren Einstieg. Was am stylischen Bayern im Alltag außerdem stört: Man kann die gegenläufig angeschlagenen Fondtüren nur dann entriegeln, wenn die vorderen Türen geöffnet sind. Und hinten dürfen nur zwei Personen Platz nehmen – Kia und Nissan hingegen bieten drei Sicherheitsgurte. Dazu passt die mögliche Zuladung der Asiaten. Anhängerkupplungen gibt es übrigens weder für den Kia e-Soul noch für den BMW i3s und den Nissan Leaf e+. Bei der Sicherheitsausstattung offenbaren Leaf und Soul das Alter des 2013 eingeführten i3. Der Nissan wurde 2017 komplett erneuert, hat als einziger eine aktive Verkehrszeichenerkennung und mit dem starken e+-Motor Dinge wie Abstandsregler, Spurhalte- und Spurwechsel-Assistent sowie Rundumsichtkameras serienmäßig an Bord. In der Qualitätsanmutung fährt der BMW i3s allerdings vorneweg, holt auch mit der reduzierten, schnell verständlichen und übersichtlichen Bedienung die meisten Punkte im Vergleichstest.

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Fahrkomfort: Kia e-Soul punktet bei Sitzen und Federung

Große Räder, Karbon-Karosserie und ein für die Fahrsicherheit relevantes straffes Fahrwerk sind Grund für den im Vergleich weniger guten Abrollkomfort des BMW i3s, der andererseits mit bequemen Sitzen vorn, guter Ergonomie am Fahrerplatz und dem niedrigsten Geräuschpegel besticht. Subjektiv allerdings ist der i3-Antrieb präsenter, brummt der Kühler bei höheren Außentemperaturen. Das kann der effizienter gedämmte Nissan Leaf besser. Punkte verliert der Nissan allerdings mit etwas wenig konturierten Sitzen vorn. Und weil die Rückbank etwas zu flach und zu kurz ausfällt, sitzt man mit stark angewinkelten Beinen. Außerdem kann man das Lenkrad nur in der Höhe einstellen. Die Fahrwerksabstimmung des Nissan fällt deutlich softer aus als die des BMW, was erst einmal angenehmer ist. Allerdings bewegt sich der Aufbau des Leaf stärker, was auf Bodenwellen ein Nachschwingen zur Folge hat. Auch die Bewegungen der e-Soul-Karosserie spürt man stärker, dennoch liegt der Kia deutlich satter und straffer als sein asiatischer Kontrahent. Außerdem bietet er die bessere Ergonomie mit vielen praktischen Ablagen und Fächern sowie gut erreichbaren Einstellmöglichkeiten. Sehr gut: Klimaanlagen mit Automatikfunktion sind in Kia e-Soul, BMW i3s und Nissan Leaf e+ Standard, eine Sitzheizung vorn kostet allerdings Aufpreis.

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Motor/Getriebe: Sparsamster ist der BMW i3s

Elektromobilität mache keinen Spaß, sagen oft diejenigen, die noch nie ein Elektroauto gefahren sind. Da ist natürlich Unsinn, denn allein das – fast lautlose – Beschleunigungserlebnis bereitet große Freude, weil das maximale Drehmoment bei BEV (Battery Electric Vehicle) sofort und immer anliegt. Mit Höchstgeschwindigkeiten von über 150 km/h sind Kia e-Soul, BMW i3s und Nissan Leaf e+ selbst auf der Autobahn kein Verkehrshindernis. Große Unterschiede gibt es also in diesem Kapitel nicht – bis auf das Management der Bremsenegie-Rückgewinnung (Rekuperation) und den Stromverbrauch bei verschiedenen Fahrprofilen. So rekuperiert der BMW i3s in allen Fahrmodi (Sport, Comfort, Ecopro, Ecopro+) gleich stark, sodass man mit etwas Übung allein mit dem Fahrpedal arbeiten kann und nur in Ausnahmefällen das Bremspedal benutzen muss. Das geht auch mit dem Nissan Leaf e+, wenn man das sogenannte e-Pedal aktiviert hat. Dann rekuperiert die E-Maschine an der Vorderachse so stark, dass man – wie im BMW – selbst vor einer Ampel das Bremspedal nicht betätigen muss. Wem das zu viel ist, kann den Eco-Modus aktivieren, in dem das System weniger stark rekuperiert. Im Kia e-Soul kann man die Rekuperationsstärke vierstufig via Schaltwippe hinterm Lenkrad steuern oder das System einfach auf Automatik stellen, wobei es sich zum Beispiel mittels Abstandserkennung am vorausfahrenden Verkehr orientiert. Auch der e-Soul kann besonders stark rekuperieren, allerdings muss man zum endgültigen Anhalten immer auch die Bremse betätigen. Dafür kann der Kia aber segeln. Soll heißen: Deaktiviert man die Rekuperation komplett, entkoppelt der kastige Koreaner alle Systeme und rollt eine lange Strecke, ohne dass man das Fahrpedal betätigen muss. Das ist besonders effizient und gelingt mit etwas Übung sowie vorausschauendem Fahren besonders gut. Und obwohl der Kia e-Soul beim Testverbrauch mit 18,7 kWh/100 km (gefahren bei Temperaturen von über 30 Grad sowie mit Klimaanlage) am meisten Strom benötigt, erfreut er besonders auf längeren Autobahnetappen mit besonders großer Reichweite. Der Nissan Leaf e+ braucht im Vergleichstest weniger Energie (17,9 kWh/100 km), profitiert dabei von den Stadt- und Überlandfahrten mit niedrigem Tempo und vielen Rekuperationsphasen. Bei Autobahntempo hingegen schrumpft die Reichweite bei ihm schneller als beim Kia. Mit 16,6 kWh/100 km Sparsamster im Test ist der leichte BMW i3s, der wegen des kleinen Akkus (42,2 kWh) allerdings nur 254 Kilometer ohne Nachladen erreicht. Kia und Nissan können dagegen über 340 Kilometer Strecke ohne Ladestopp zurücklegen. Wer besonders sparsam unterwegs ist, schafft weit über 400 Kilometer.

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Fahrdynamik: Nissan Leaf e+ hat zu langen Bremsweg

Der BMW i3s ist der Agilste, mit kleinem Wendekreis, spontanem Einlenkverhalten, hoher Fahrsicherheit und bester Traktion. Ebenfalls fahraktiv ist der Kia e-Soul, mit sicherer und satter Straßenlage, ausreichend guter Rückmeldung über die Lenkung und weniger Bewegung als im Leaf. Dessen K.o. in diesem Kapitel und auch im gesamten Vergleichstest zwiaschen Kia e-Soul, BMW i3s und Nissan Leaf e+ sind über 38 Meter Bremsweg und das beim Spurwechsel-Test reproduzierbar auftretende, starke Übersteuern (trotz aktivem ESP).

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Umwelt/Kosten: Kia e-Soul mit sieben Jahren Garantie

37.790 Euro kostet der neue Kia e-Soul mit großer 64-kWh-Batterie und 204 PS – allerdings gibt’s den Koreaner auch mit 136 PS und 39,2 kWh ab rund 34.000 Euro. In diesem Vergleichstest müssen wir 5400 Euro für die höhere Ausstattung „Spirit“ dazurechnen, weil es nur so die testrelevanten, elektrisch einstellbaren Sitze mit justierbarer Lendenwirbelstütze (590 Euro) gibt. Der BMW i3 startet bei 38.000 Euro, in der hier getesteten Version BMW i3s mit 42,2 kWh sind 3600 Euro mehr fällig. Ein Nissan Leaf ist bereits ab 36.800 Euro zu haben, dann allerdings nur mit 40-kWh-Batterie statt der hier getesteten, ab Werk bereits sehr gut ausgestatteten Variante (siehe Connectivity) mit 62 kWh für mindestens 44.700 Euro. Weil Kia sieben Jahre Garantie auf die Technik des e-Soul gibt, bekommt der Koreaner hier die meisten Punkte im Vergleichstest, zudem verzeichnet er den geringsten Wertverlust. Steuerbefreit sind Kia e-Soul, BMW i3s und Nissan Leaf e+ für die nächsten zehn Jahre, wenn man sie bis spätestens zum 31.12.2020 neu zulässt.

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AUTO ZEITUNG 18/2019BMW i3sKia e-Soul 204Nissan Leaf e+
Technik
E-MotorSynchron-ElektromotorSynchron-ElektromotorSynchron-Elektromotor
BatterieLithium-Ionen-Batterie/42,2 kWhLithium-Ionen-Polymer-Batterie/64,0 kWhLithium-Ionen-Batterie/62,0 kWh
Leistung135 kW/184 PS150 kW/204 PS160 kW/217 PS
Max. Gesamtdrehmoment270 Nm395 Nm340 Nm
Getriebe/AntriebKonstant-übersetzung/
Hinterrad
Konstant-übersetzung/
Vorderrad
Konstant-übersetzung/
Vorderrad
Messwerte
Leergewicht (Test/Werk)1290/1342 kg1682/1739 kg1630/1716 kg
Beschleunigung (Test)   
0 - 100 km/h6,6 s6,8 s7,2 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)160 km/h167 km/h157 km/h
Bremsweg
aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
35,9/35,9 m34,5/35,1 m38,9/38,1 m
Verbrauch (Test/EU)16,6/14,3 kWh18,7/15,7 kWh17,9/18,5 kWh*
Reichweite (Test/WLTP)254/270 km342/452 km346/385 km
CO2-Ausstoß (Test**/EU)78,7/0 g/km88,6/0 g/km84,9/0 g/km
Preise
Grundpreis41.600 Euro37.790 Euro44.700 Euro
Testwagenpreis41.600 Euro43.780 Euro44.700 Euro
*WLTP **474 g CO2/km im Strommix; Quelle: Umweltbundesamt

 
Paul Englert Paul Englert
Unser Fazit

Mit großem Vorsprung holt sich der neue Kia e-Soul 204 den Sieg im Vergleichstest mit dem BMW i3s und Nissan Leaf e+. Raumkonzept, Komforteigenschaften, der intelligente Antrieb mit hoher Reichweite und die sicheren Fahreigenschaften sprechen für das modernste und kompletteste Elektro-Auto in diesem Test. Zweiter wird der immer noch futuristisch aussehende, aber eben nicht mehr ganz so moderne BMW i3s mit e­ffizientem Antrieb, hoher Agilität, aber kleinem Akku. Rang drei geht an den Nissan Leaf e+, der mit reichhaltiger Ausstattung, gutem Komfort und modernem Antrieb punktet. Die viel zu langen Bremswege verhageln ihm aber die Bilanz.

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