EU-Reifenlabel: Das steht auf dem Etikett
Diese Informationen verrät die Reifenkennzeichnung
Das EU-Reifenlabel ist seit 2012 Pflicht und wurde 2021 durch neue Vorgaben ergänzt. Wir erklären, wie Rollwiderstand, Nasshaftung und Außenfahrgeräusch gelesen werden und welche Symbole die Wintertauglichkeit des Reifens bescheinigen.
Was sich bereits bei Elektrogeräten durchgesetzt hat, sollte auch bei Autoreifen die Vergleichbarkeit verschiedener Produkte durch ein genormtes Label vereinfachen. Daher wurde bereits 2012 das verpflichtende EU-Reifenlabel für Neureifen eingeführt. Mit dem Etikett auf dem Reifen sollen Verbraucher:innen Informationen über die wichtigsten Parameter erhalten: Rollwiderstand, Nasshaftungsklasse, externes Rollgeräusch und Schnee- und Eisgriffigkeit. Das legte die Verordnung zur Kennzeichnung von Pkw-Reifen (Klassen C1, C2 und C3) in Bezug auf die Kraftstoffeffizienz und andere wesentliche Parameter der Europäischen Union fest. Seit dem 1. Mai 2021 sind die Vorgaben zur Reifenkennzeichnung jedoch noch genauer.
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Das passiert beim Reifentest (Video):
Neues EU-Reifenlabel seit Mai 2021
Mit dem genaueren Label, das für alle Reifen seit dem Produktionsdatum mit DOT-Nummer 1821 (18. Kalenderwoche 2021) gilt, sollen Verbraucher:innen mehr Informationen erhalten, um beim Reifenkauf leichter energiesparende Modelle auswählen zu können. Darüber hinaus können seither weitere Informationen zu den jeweiligen Reifen über einen QR-Code am oberen rechten Rand des Reifenlabels angesehen werden. Durch Scannen des Codes mit dem Smartphone gelangt man auf die Seite der Europäischen Produktdatenbank für Energiekennzeichnung (EPREL), auf der weitere Details zum Reifen abgefragt werden können. Ebenfalls neu: Der Hinweis auf die Schnee- und Eisgriffigkeit ist bei Winter- und Ganzjahresreifen nun durch das Alpine-Symbol fester Bestandteil der Reifenkennzeichnung. Reifen für den nordeuropäischen Markt werden zusätzlich mit einem dreieckigen Symbol, das eine Bergsilhouette beinhaltet, gekennzeichnet.
Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:
Ziel der neuen Regeln ist ein geringerer Spritverbrauch, was gleichzeitig das Klima und den Geldbeutel entlasten soll. Gleichzeitig soll die Neuerung aktiv dabei helfen, den CO2-Ausstoß im Verkehrssektor zu senken. Mit der überarbeiteten EU-Verordnung 220/740 zum Standardetikett für Autoreifen sollen die Informationen, die mit dem ersten EU-Reifenlabel schon gegeben waren, besser sichtbar und genauer sein. Optisch ist die Kennzeichnung dem geläufigen EU-Energielabel mit einer Farbabstufung von grün bis rot nachempfunden.
Der finnischen Berichterstatterin Henna Virkkunen (EVP) zufolge stelle die Verordnung sicher, dass auch Reifen, die wenig Abrieb haben, durch die Änderungen besser gekennzeichnet werden sollen. Zum Hintergrund: Partikel aus dem Abrieb verursachten einen Großteil des Mikroplastiks in der Umwelt.
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Die Parameter des Reifenlabels
Rollwiderstand
Der Rollwiderstand ist die Kraft, die aufgebracht werden muss, um den Reifen am Laufen zu halten. Die Kennzeichnung für den Rollwiderstand befindet sich links oben auf der Plakette des EU-Reifenlabels und wird durch einen Reifen mit einer Zapfsäule dargestellt. Bei Pkw ist es möglich durch die Bereifung eine Verbrauchsminderung von bis zu 7,5 Prozent zu erzielen. Das ist bei den meisten Pkw in etwa ein Unterschied von 0,5 l auf 100 km. Um die Reifen je nach Kraftstoffeffizienz zu kategorisieren, wurden wie beim Energielabel auch, Kategorien von A (größte Effizienz) bis E (geringste Effizienz) angelegt.
Nasshaftungsklasse
Bei der Nasshaftung wird der Grip des Reifens auf nasser Fahrbahn bewertet. Die entsprechende Kennzeichnung ist rechts oben auf dem EU-Reifenlabel zu finden und ist durch einen Reifen mit Regenwolke und Wassertropfen gekennzeichnet. Die Eigenschaften der Reifen werden auch hier in Kategorien von A bis E eingeteilt, wobei A für die besten Nasseigenschaften und E für die schlechtesten steht. Durch eine effiziente Nassbremseigenschaft ist es möglich bei einer Vollbremsung mit einem Pkw, ausgehend von einer Geschwindigkeit von 80 km/h, den Bremsweg bis zu 18 m zu verkürzen. Wer auf sicheres Fahren viel Wert legt, sollte auf eine bessere Reifenklasse zurückgreifen.
Externes Rollgeräusch
Die Stärke des Außengeräusches des Reifens wird, anders als bei Rollwiderstand und Nasshaftungsklasse, durch das Symbol eines Reifens und eines Lautsprechersymbols auf dem EU-Reifenlabel dargestellt. Beim neuen Label wird auch hier eine Einteilung in Buchstaben vorgenommen. Folgendes gilt:
A: unterschreiten den Grenzwert um drei dB(A) oder mehr
B: unterschreiten den Grenzwert um bis zu drei dB(A)
C: überschreitet den Grenzwert und wird daher nie angegeben, da die Reifen nicht zulassungsfähig wären
Da der exakte Schallpegel bei jedem Reifen unterschiedlich ist, wird dieser separat zur symbolischen Darstellung mit dem exakten dB(A) Wert (Messwert) angegeben.
Der Grenzwert unterscheidet sich übrigens abhängig von der jeweiligen Klassifizierung (C1 bis C3) der Pneus. Auch die Reifenbreite und Reifenart (Sommer, Winter, Ganzjahres) spielt beim erlaubten dB-Wert eine Rolle.
Schnee- und Eisgriffigkeit
Das EU-Reifenlabel gibt zudem auch einen Hinweis über die Schnee- und Eisgriffigkeit des Reifens. Enthält das Etikett das Alpine-Symbol, ist der Reifen für winterliche Verhältnisse mit festgelegtem Brems- und Traktionsvermögen auf einer verfestigten Schneedecke im Vergleich zu einem Referenzreifen getestet.
Ein weiteres Symbol (Dreieck mit Bergsilhouette) ist dagegen nur für Nordeuropa bestimmt. Hier geht es um eine spezielle Gummimischung, sogenannte Soft Compounds, für den Einsatz auf vereisten Straßen. Die Pneus sind in der Regel nicht für Mittel- oder Südeuropa vorgesehen und werden hier auch nicht verkauft.
EU-Reifenlabel in der Kritik
Das EU-Reifenlabel informiert Verbraucher:innen über die wichtigsten Parameter des Reifens. Kritisiert wird jedoch, dass bei der Reifenkennzeichnung ebenfalls wichtige Leistungsfaktoren wie beispielsweise Trockenhaftung, Lebensdauer oder Fahrstabilität gar nicht berücksichtigt werden.
Ebenfalls in der Kritik steht die Durchführung der Tests für die EU-Reifenlabels. Die Tests nicht im Auftrag der EU durchführt, sondern von den Herstellern selbst. Durch nicht einheitliche Tests könnten die Messwerte verschiedener Reifen unterschiedlich ausfallen. Kritiker:innen behaupten, dass die Reifenkennzeichnung so maßgeblich an Verlässlichkeit einbüße, da sich Verbraucher:innen nicht in vollem Umfang auf die vom Herstellersteller gemachten Angaben verlassen könne.