Cabrio-Test: Audi A5 , BMW 3er, Infiniti G37 und Mercedes E-Klasse im Vergleich Audi A5, BMW 3er, Infiniti G37, Mercedes E
Nun tragen die Cabrios wieder öfter oben ohne. Für den Infiniti G37 und die E-Klasse ist 2010 die erste Freiluft-Saison. Sie treffen auf den Audi A5 und den 3er-BMW
Während der Wintermonate strich die Hand öfters mal gedankenverloren über die Verdeck-Taste, vor wenigen Tagen kam dann für viele Cabriofahrer das Frühlingserwachen: Runter mit dem Dach – Luft ins Auto! Mit grenzenloser Kopffreiheit schnüren sie nun wieder übers Land in dem Wissen, ein Stück Lebensqualität zurückzuhaben, das Monsieur Winter ihnen lange verwehrte.
Während der Audi A5 und das unlängst leicht geliftete BMW 3er Cabriolet zu den alten Bekannten im Straßenbild zählen, starten das Cabriolet der Mercedes-E-Klasse und der Fahrbericht Infiniti G37 Cabriolet des Nissan-Luxus-Labels Infiniti in diesen Tagen ihre Karriere als Frühlingsbote.
Gemein haben die vier Autos dieses Vergleichstests Grundpreise deutlich jenseits der 50 000 Euro sowie Sechszylindermotoren mit genügend Kraft für gelassenes Cruisen oder Spitzentempi von 250 km/h. Gänzlich andere Philosophien vertreten sie bei der Gretchenfrage nach der Konstruktion des Verdecks. Audi und Mercedes repräsentieren die klassische Linie der textilen Mütze, BMW und Infiniti setzen auf das blecherne Klappdach – eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen.
Karosserie
Eine davon zeigt sich, wenn die vier Viersitzer sich in natürlicher Schönheit, also oben ohne zeigen. Mit 320 respektive 300 Liter Stauraum bleibt im Audi und im Mercedes noch genügend Platz fürs kleine Urlaubsgepäck, während die sperrigen Klappdächer des BMW und des Infiniti sich wie Grabplatten über den Kofferraum legen: 210 Liter schluckt der offene BMW, geradezu lächerliche 55 Liter der Infiniti.
Erschwerend hinzu kommen die schlechte Zugänglichkeit der Stauräume und – Stichwort Qualitätseindruck – die weitgehend offen liegende und dadurch bei nachlässiger Beladung schnell verwundbare Klappmechanik. Bei geschlossenem Dach nivellieren sich die Unterschiede zwar, doch auch dann bieten das Audi A5 und das E-Klasse Cabrio am meisten Stauraum.
Mit mehr Platz für Fahrer und Beifahrer bauen der Audi und der Mercedes ihren Vorsprung weiter aus, wobei speziell beim Infi niti der weit hinten liegende Windschutzscheibenrahmen das Raumgefühl beeinträchtigt. Das wird besonders im Vier-Personen-Betrieb zur Belastungsprobe, weil dann die Vornsitzenden weit nach vorn rücken müssen, um den Hintermännern ein Leben ohne schmerzhaft angezogene Knie zu ermöglichen.
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Mehr Platz auf der Rückbank bieten die deutschen Konkurrenten, wobei auch bei ihnen die Kopffreiheit nicht eben üppig ist und im Mercedes – wie im Infiniti – unter den Vordersitzen nahezu kein Platz für die Füße der Mitfahrer bleibt.
Durch Lücken in der Sicherheitsausstattung fällt der Infiniti weiter zurück im Karosseriekapitel. Ungleichmäßige Fugenverläufe und einige sehr schlicht geratene Schalter trüben zudem den in der Summe sehr ordentlichen Qualitätseindruck. Wie es sein kann, demonstriert – wieder einmal – der Audi, an dessen hohes Niveau auch die aktuellen Testwagen von Mercedes und BMW nicht heranreichen.
Bei der Rundumsicht reihen sich die Stoff-Traditionalisten von Audi und Mercedes hinter der Blechdach-Fraktion von BMW und Infi niti ein, denn deren hintere Dachsäulen fallen deutlich schlanker aus.
Karosserie | Max. Punkte | Mercedes E 350 CGI BlueEfficiency Cabrio | Audi A5 Cabrio 3.2 FSI quattro S-tronic | BMW 335i Cabrio | Infiniti G37 Cabrio |
---|---|---|---|---|---|
Raumangebot vorn | 100 | 77 | 79 | 72 | 69 |
Raumangebot hinten | 100 | 24 | 28 | 26 | 20 |
Übersichtlichkeit | 70 | 41 | 41 | 45 | 44 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 84 | 85 | 82 | 80 |
Kofferraumvolumen | 100 | 28 | 27 | 23 | 16 |
Variabilität | 100 | 5 | 10 | 10 | 5 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 32 | 31 | 26 | 18 |
Sicherheit | 150 | 118 | 99 | 99 | 89 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 176 | 180 | 176 | 172 |
Kapitelbewertung | 1000 | 585 | 580 | 559 | 513 |
Fahrkomfort
Das ist aber auch das einzige Zugeständnis, das die klassische Verdeckbauart fordert. Denn beim Geräuschkomfort spielen Audi und Mercedes in einer Liga mit den Stahldach-Trägern. Erhöhtes Windrauschen ist in der Tat nicht messbar. Und emotional betrachtet ist der textile Wetterschutz einfach die bessere Wahl: Audi A5 (mit Akustikverdeck, 295 Euro) und Mercedes E klingen im Ohr wie extraleise Cabrios – heimeliges Regentropfen-Prasseln inklusive. BMW und Infiniti dagegen wirken eher wie nicht ganz flüsterleise Coupés.
Ansonsten Komfort-Offensive auf breiter Front mit großen, konturierten Vordersitzen, ausgefeilten Klimaanlagen und wirkungsvoll gedämmten Motorgeräuschen. Bis auf die des BMW lassen sich die Vordersitze gegen Aufpreis auch kühlen; Audi und Mercedes bieten zur Verlängerung der Open Air-Saison auch Heizungsdüsen im Kopfbereich der Vordersitze an. Mercedes geht noch einen Schritt weiter und offeriert für 821 Euro das Aircap (Luftmütze).
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Es besteht aus einem ästhetisch bedenklichen Spoiler am oberen Windschutzscheibenrahmen und einem Windschott zwischen den hinteren Kopfstützen. Beide fahren auf Knopfdruck aus und lenken den Wind in der Tat so gekonnt über das Auto, dass Passagiere in der zweiten Reihe bis etwa 100 km/h den Cabrio-Ausflug genießen können, ohne daheim Haare entknoten und steife Nacken massieren zu müssen.
Dazu passt der Federungskomfort des Mercedes: durchaus straff in der Grundnote und damit auf einer Linie mit der Konkurrenz, aber geschmeidig im Anfedern, souverän im Wellen-Ausbügeln und frei von Stößigkeit, wie sie der mit großer 19-Zoll-Mischbereifung (1320 Euro Aufpreis) ausgestattete Test-BMW und der ebenfalls breit besohlte Infi niti an den Tag legen. Ähnlich gut ist nur die Vorstellung des Audi, der mit dem 1100 Euro teuren Sportfahrwerk samt adaptiver Dämpferregelung zum Test antrat.
Fahrkomfort | Max. Punkte | Mercedes E 350 CGI BlueEfficiency Cabrio | Audi A5 Cabrio 3.2 FSI quattro S-tronic | BMW 335i Cabrio | Infiniti G37 Cabrio |
---|---|---|---|---|---|
Sitzkomfort vorn | 150 | 132 | 135 | 135 | 130 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 30 | 31 | 28 | 25 |
Ergonomie | 150 | 118 | 121 | 115 | 105 |
Innengeräusche | 50 | 32 | 40 | 31 | 32 |
Geräuscheindruck | 100 | 82 | 84 | 80 | 78 |
Klimatisierung | 50 | 42 | 40 | 36 | 40 |
Federung leer | 200 | 136 | 134 | 132 | 128 |
Federung beladen | 200 | 134 | 132 | 129 | 125 |
Kapitelbewertung | 1000 | 706 | 717 | 686 | 663 |
Motor und Getriebe
Als einziges der vier Cabrios sitzt im BMW 335i ein Sechszylinder- Reihenmotor, den ein intelligent angesteuerter Turbolader anfeuert. Mit 400 Newtonmetern im weiten Bereich zwischen 1200 und 5000 Umdrehungen legt er nicht nur eine wahre Dampflok-Charakteristik an den Tag, er dreht darüber hinaus auch so unbeschwert in 7000er-Regionen, wie es den V6-Zylindern der Konkurrenz nicht gegeben ist.
Großes Kino bei jeder Bewegung des Gaspedals, zumal dieses 306-PS-Juwel sehr gut mit dem schnell schaltenden Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe harmoniert. Gekrönt wird diese Vorstellung ganz beiläufig mit den besten Fahrleistungen (null bis 100 km/h in 6,0 Sekunden) und mit dem niedrigsten Testverbrauch.
Auch im Audi A5 3.2 FSI quattro sitzt ein Siebengang-Doppelkupplungstriebe, das allerdings nicht immer ruckfrei hochschaltet und manuelle Befehle zum Zurückschalten nicht so konsequent befolgt. Dass der Audi mit nur 265 PS weniger gute Fahrleistungen liefert als seine Konkurrenten, ist kein Wunder. Es ist aber auch kein Drama, zumal das etwas mildere Wesen des A5 nur im direkten Vergleich auffällt.
Mercedes und Infiniti setzen auf großvolumige Sauger und Siebenstufen- Wandlerautomatik. Unterm Strich ist der Antriebsstrang des Mercedes in allen Belangen gelungener, da die Automatik besser auf die Leistungscharakteristik des geschmeidigen Direkteinspritzers abgestimmt ist.
Hin und wieder lässt sich der Mercedes zwar auch viel Zeit, ehe er beim Beschleunigen zurückschaltet. Doch das kann der Fahrer ja mit den Schaltpaddeln beeinfl ussen. Der Infiniti dagegen legt übertrieben oft einen kleinen Gang ein. Denn meistens käme die gewünschte Beschleunigung auch zustande, wenn der nicht eben sparsame 3,7-Liter sein beachtliches Drehmoment im großen Gang ausspielen würde.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | Mercedes E 350 CGI BlueEfficiency Cabrio | Audi A5 Cabrio 3.2 FSI quattro S-tronic | BMW 335i Cabrio | Infiniti G37 Cabrio |
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Beschleunigung | 150 | 126 | 124 | 131 | 129 |
Elastizität | 100 | ||||
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 90 | 90 | 90 | 90 |
Getriebeabstufung | 100 | 85 | 87 | 95 | 80 |
Kraftentfaltung | 50 | 42 | 35 | 48 | 40 |
Laufkultur | 100 | 85 | 86 | 88 | 82 |
Verbrauch | 325 | 173 | 171 | 178 | 152 |
Reichweite | 25 | 10 | 9 | 10 | 11 |
Kapitelbewertung | 1000 | 611 | 602 | 640 | 584 |
Fahrdynamik
Fahrdynamik – stets Paradedisziplin des 3er-BMW. Auch diesmal besticht er mit präzisem Handling selbst im Grenzbereich. Doch Überraschung: Der Mercedes mit Sport-Paket AMG (u. a. geschärfte Lenkung, Sportfahrwerk mit adaptiven Dämpfern und 18-Zoll-Mischbereifung) stanzt exakt dieselbe Zeit auf die Handlingstrecke, fährt sich fantastisch mit gutem Lenkungs-Feedback und gutmütiger Neutralität selbst bei Lastwechseln.
Der Infiniti mit wenig mechanischem Grip an Vorder- und Hinterachse und der motorisch unterlegene, aber dank quattro traktionsstarke Audi verfehlen dieses hohe Niveau klar, irritieren im Extrem auch mit Wechseln zwischen Unter- und Übersteuern. Durch die Bank verzögern alle vier auch bei heißer Bremse gut, einsame Spitze ist aber die E-Klasse.
Fahrdynamik | Max. Punkte | Mercedes E 350 CGI BlueEfficiency Cabrio | Audi A5 Cabrio 3.2 FSI quattro S-tronic | BMW 335i Cabrio | Infiniti G37 Cabrio |
---|---|---|---|---|---|
Handling | 150 | 90 | 75 | 90 | 81 |
Slalom | 100 | 68 | 60 | 74 | 67 |
Lenkung | 100 | 86 | 86 | 90 | 86 |
Geradeauslauf | 50 | 39 | 41 | 31 | 37 |
Bremsdosierung | 30 | 17 | 16 | 21 | 14 |
Bremsweg kalt | 150 | 93 | 89 | 87 | 88 |
Bremsweg warm | 150 | 104 | 85 | 89 | 89 |
Traktion | 100 | 52 | 85 | 48 | 42 |
Fahrsicherheit | 150 | 135 | 125 | 130 | 110 |
Wendekreis | 20 | 14 | 10 | 14 | 8 |
Kapitelbewertung | 1000 | 698 | 672 | 674 | 622 |
Umwelt und Kosten
Ein Wertverlust jenseits der 30 000 Euro und Preise über der 50 000-Euro-Schwelle zeigen es: Jedes der vier Cabrios ist Luxus, wobei der Infiniti am meisten Ausstattung fürs Geld bietet. Für ihn gibt es noch keine Werkstattkosten-Berechnung. Dieser Punkt wurde daher nicht gewertet.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | Mercedes E 350 CGI BlueEfficiency Cabrio | Audi A5 Cabrio 3.2 FSI quattro S-tronic | BMW 335i Cabrio | Infiniti G37 Cabrio |
---|---|---|---|---|---|
Bewerteter Preis | 675 | 100 | 109 | 104 | 108 |
Wertverlust | 50 | 10 | 11 | 10 | 10 |
Ausstattung | 25 | 15 | 17 | 17 | 17 |
Multimedia | 50 | ||||
Garantie/Gewährleistung | 50 | 27 | 28 | 23 | 25 |
Werkstattkosten | 20 | ||||
Steuer | 10 | 8 | 7 | 8 | 6 |
Versicherung | 40 | 26 | 29 | 28 | 20 |
Kraftstoff | 55 | 29 | 29 | 30 | 26 |
Emissionswerte | 25 | 86 | 83 | 84 | 86 |
Kapitelbewertung | 1000 | 301 | 313 | 304 | 298 |
Fazit
Einstand nach Maß für das Mercedes E-Klasse Cabriolet: Mit dem Sport-Paket ist es fahrdynamisch auf der Höhe, ohne deshalb beim Komfort Federn zu lassen. Der Audi A5 landet trotz Leistungsdefizit auf Platz zwei. Eine starke Vorstellung im Karosserie- und im Komfortkapitel sowie der Allradantrieb sind seine größten Stärken. Der BMW erweist sich wieder einmal als Fahrerauto par excellence. Der Infiniti ist zu unausgewogen, um das deutsche Trio gefährden zu können.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | Mercedes E 350 CGI BlueEfficiency Cabrio | Audi A5 Cabrio 3.2 FSI quattro S-tronic | BMW 335i Cabrio | Infiniti G37 Cabrio | |
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Summe | 5000 | 2901 | 2884 | 2863 | 2680 |
Platzierung | 1 | 2 | 3 | 4 |