Zahnriemen: Intervalle, Kosten und Tipps zum Zahnriemenwechsel
Richtiger Zeitpunkt für Zahnriemenwechsel
Der Zahnriemen wird oft mit der Metapher einer tickenden Zeitbombe verglichen, da es schnell in einem Motorschaden enden kann, wird das richtige Intervall zum Wechseln versäumt. Wir erklären alles zu der Funktion und zu den Kosten des Zahnriemenwechsels.
Die Funktion des Zahnriemens
Jede Person, die ein Auto mit Zahnriemen (auch Steuerriemen genannt) fährt, sollte ein Auge auf das Intervall für den Wechsel haben. Denn auch wenn ein Zahnriemenwechsel oft mit hohen Kosten verbunden ist: Wenn der Zahnriemen reißt, wird es noch teurer. Gerade bei älteren Autos bedeutet ein kaputter Zahnriemen oft einen wirtschaftlichen Totalschaden.
Das ergibt sich aus seiner Funktion: Der Steuerriemen verbindet Kurbelwelle und Nockenwelle miteinander. Er überträgt die Bewegung der Kurbelwelle auf die Nockenwelle, die so Ein- und Auslassventile des Motors steuert. Die Ventile versorgen den Motor mit dem Luft-Kraftstoffgemisch, durch dessen Verbrennung die Kolben angetrieben werden. Wenn der Zahnriemen reißt, ist der korrekte Öffnen-Schließen-Rhythmus nicht mehr gegeben. Ventile können geöffnet zur Ruhe kommen und mit dem Kolbenboden kollidieren. Das kann einen schwerwiegenden Motorschaden zur Folge haben. Neben der Nockenwelle treiben Zahnriemen oft auch Wasser- oder Einspritzpumpen oder die Servolenkung an.
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Fakten zum Zahnriemen im Video:
Kosten und Intervalle für den Zahnriemenwechsel
Die hohen Kosten für den Zahnriemenwechsel ergeben sich zum einen aus der Komplikation des Motors und zum anderen aus der Position des Zahnriemens. Meist befindet er sich nah am Motor, was bei einigen Modellen sogar den Ausbau des ganzen Motors notwendig macht. Dass das nicht billig wird, kann man sich schon denken. Mit etwas über 300 Euro (Stand: Juli 2024) muss man bei einem Zahnriemenwechsel in der Regel immer rechnen. Dabei bietet es sich an, weitere Teile wie die Wasserpumpe, die in der Nähe des Steuerriemens liegen, gleich mit auszutauschen.
Das Intervall für einen Zahnriemenwechsel fällt je nach Hersteller und Modell unterschiedlich aus. Es richtet sich zum einen nach der Laufleistung des Wagens und zum anderen nach seinem Alter. Die Laufleistung, nach der ein Austausch fällig wird, liegt in der Regel zwischen 60.000 und 180.000 km. Bei älteren Autos ist die Kilometerleistung eines Zahnriemens oft geringer, da der Zahnriemen hier oft auch die Wasserpumpe und andere Bauteile antreibt und so stärkeren Belastungen ausgesetzt ist. Bei moderneren Autos treibt er in der Regel nur noch die Nockenwelle an und ist so deutlich weniger belastet. Daher ist das Wechselintervall hier meist größer.
Wenn der Wagen die maximale Laufleistung des Steuerriemens noch nicht erreicht hat, kann auch das Alter einen Zahnriemenwechsel erfordern, da das Material mit der Zeit spröde und porös wird. Als Faustregel wird oft ein Intervall von sechs Jahren angegeben, das lässt sich jedoch nicht pauschal sagen. Je nach Marke und Modell können moderne Autos teilweise bis zu zehn Jahre mit dem gleichen Zahnriemen fahren. Manche erfordern einen Austausch jedoch schon nach vier oder fünf Jahren.
Zahnriemenwechsel bei verschiedenen Modellen
Das Intervall für den Zahnriemenwechsel bei einem VW Tiguan (2.0 TDI bis Baujahr 2009) beträgt beispielsweise 180.000 km. Da in der Regel die Wasserpumpe mit ausgewechselt wird, betragen die Kosten ungefähr 700 bis 800 Euro. Das gleiche Wechselintervall hat zum Beispiel ein Audi A4 der Generation B8 (2.0 TDI), die Kosten liegen hier bei rund 650 Euro. Beim Ford Fiesta (1.25), der nach August 2008 gebaut wurde, gilt ein Zeitraum von acht Jahren oder 160.000 km für den ersten Wechsel. Hier muss man mit rund 450 Euro rechnen. Der Opel Astra J (1.6) ist mit knapp 300 Euro wesentlich günstiger und erfordert alle 150.000 km beziehungsweise alle zehn Jahre einen Zahnriemenwechsel. Wie lang das Wechselintervall genau beträgt, steht im Handbuch des jeweiligen Fahrzeugs. Die Kosten für das Wechseln des Riemens variieren je nach Werkstattwahl, daher lohnt es sich, vorher Informationen zum Preis einzuholen (Alle Preise: Stand Juli 2024).
Wie oft muss der Zahnriemen überprüft werden?
Für jedes Automodell mit Zahnriemen schreibt der Hersteller ein Intervall für den Wechsel vor. Das ist abhängig von Laufleistung und Alter des Autos – je nachdem, welcher Faktor zuerst überschritten wird. Spätestens alle 30.000 km wird jedoch eine Überprüfung des Steuerriemens empfohlen. Die niedrigen Temperaturen im Winter und starke Hitze im Sommer können das Material angreifen und porös machen, daher sollte man den Zahnriemen zwischendurch immer mal wieder checken lassen. Außerdem können Mechaniker:innen so den richtigen Sitz des Zahnriemens überprüfen und ihn gegebenenfalls nachspannen. Eine regelmäßige Kontrolle kann den Wechsel zum vorgeschriebenen Zeitpunkt jedoch nicht aufschieben.
Kann jede Werkstatt einen Zahnriemen wechseln?
Um die Kosten für den Zahnriemenwechsel möglichst gering zu halten, sollte man sich vorher in verschiedenen Werkstätten darüber informieren. Beim Hersteller lässt sich außerdem die Vorgabezeit für den Austausch des Zahnriemens erfragen, sodass sich die Arbeitskosten besser einschätzen lassen. Dabei sollte man sich jedoch im Klaren sein, dass der Wechsel bei einer freien Werkstatt möglicherweise länger dauert. Aufgrund der hohen Zahl verschiedener Modelle auf dem Markt fehlt hier gegebenenfalls die Erfahrung.
Was passiert, wenn der Zahnriemen reißt?
Da der Zahnriemen die Ein- und Auslassventile steuert, würden die Ventile bei einem gerissenen Zahnriemen im falschen Rhythmus öffnen und auf die Kolben prallen. Wer Glück hat, muss bei einem gerissenen Zahnriemen nur Ventile und Zylinderkopf erneuern. In vielen Fällen ist der Motorschaden jedoch so schwerwiegend, dass er nicht behoben werden kann. Gerade bei älteren Autos bedeutet ein gerissener Zahnriemen daher oft einen wirtschaftlichen Totalschaden. Eine Ausnahme bilden sogenannte Freiläufer-Motoren, die sich beispielsweise im Volvo 240 finden. Reißt hier der Zahnriemen, prallen die Ventile nicht mit den Kolben zusammen.
Worauf ist beim Zahnriemenwechsel zu achten?
Der Zahnriemenwechsel in Eigenregie ist eine heikle Angelegenheit und sollte deshalb nur von erfahrenen Schrauber:innen mit entsprechendem Werkzeug durchgeführt werden. Die folgende Anleitung darf nur als generelle Veranschaulichung verstanden werden, da je nach Motortyp andere Vorgehensweisen und anderes Spezialwerkzeug benötigt werden. Wer den Zahnriemen selbst wechselt, muss mit dem Risiko rechnen, bei falscher Montage einen Motorschaden zu verursachen.
Zahnriemen freilegen: Zunächst muss der Zahnriemen freigelegt werden. Dazu müssen je nach Fahrzeug verschiedene Bauteile wie Verkleidungen, Kabel und Leitungen demontiert werden. Ein nicht minder aufwendiger Teil ist je nach Fahrzeug die Demontage des Keilrippenriemens. Hier unbedingt die Führung des Riemens um Lichtmaschine, Klimakompressor, Servopumpe und Spannrollen merken!
Kühlwasser ablassen: In der Regel wird bei einem Zahnriemenwechsel ebenfalls die von ihm angetriebene Wasserpumpe ausgetauscht. Um größere Putzarbeiten zu vermeiden, kann vorher beispielsweise an einer speziellen Ablassschraube am Kühler das Kühlwasser abgelassen werden.
Kurbelwellenrad freilegen: Das ist nötig, um zunächst Kurbelwelle und Nockenwellen mit einer Knarre in die benötigte Position zu drehen.
Markierungen einstellen: Auf dem Kurbelwellenrad, den Nockenwellenrädern, am Motorblock oder bestimmten Verkleidungen finden sich Markierungen, die vorgeben, wie die Kurbelwelle und Nockenwellen gedreht werden müssen. Diese müssen an jeder Welle fluchten.
Bauteile fixieren: Mithilfe von Spezialwerkzeug werden anschließend je nach Motor die Nockenwellen, manchmal auch die Kurbelwelle, blockiert. Das verhindert, dass sich beim Auflegen des neuen Zahnriemens die beiden Wellen gegeneinander verdrehen und nicht mehr synchron laufen. Ist das der Fall, schlagen bei einem Motorstart Kolben und Ventile aufeinander.
Zahnriemen abnehmen: Abschließend kann die Spannrolle des Zahnriemens gelöst und demontiert werden. Beim Lösen springt der Riemen meist auch direkt schon von den Rädern und kann demontiert werden.
Wasserpumpe ausbauen: Wird sie vom Zahnriemen angetrieben, kann die Wasserpumpe nun ebenfalls ausgetauscht werden. Vor dem Einsetzen der neuen Pumpe sollten die Auflageflächen am Motorblock gesäubert werden, damit die neue Dichtung komplett aufliegt. Beim Einsetzen der neuen Wasserpumpe darauf achten, dass die Dichtung sich nicht verdreht.
Zahnriemen auflegen: Ist eine neue Spannrolle eingebaut, kann der Zahnriemen aufgelegt werden. Ist das geschehen, kann die Spannrolle gespannt werden. Der Zahnriemen sitzt nun fest auf den Wellenrädern.
Steuerzeiten kontrollieren: Um zu prüfen, ob die Wellen synchronisiert laufen, werden anschließend die Steuerzeiten kontrolliert. Dazu wird der Motor am Kurbelwellenrad gedreht. Für eine vollständige Umdrehung muss die Kurbelwelle um 720 Grad im Uhrzeigersinn gedreht werden. Blockiert der Antrieb hier, wurden bei der Demontage oder Montage die Steuerzeiten verstellt und die Ventile liegen auf dem Kolben auf. Auf keinen Fall darf der Motor so starten! Der Zahnriemen muss erneut abgenommen und die Steuerzeiten korrigiert werden. Sind die Steuerzeiten korrekt, müssen die bereits angesprochenen Markierungen fluchten.
Zusammenbau: Ist alles korrekt eingestellt, können die Bauteile in umgekehrter Reihenfolge wieder montiert werden. Kühlwasser nicht vergessen! Anschließend sollte der Motor zur Probe laufen gelassen werden, damit sich das Kühlwassersystem entlüften kann und die Wasserpumpe sowie alle anderen neuen Bauteile auf eine ordnungsgemäße Funktion gecheckt werden können.
Welche Alternativen gibt es zum Zahnriemen?
Als Alternative zum Zahnriemen ist die Steuerkette in vielen Autos zu finden. Sie sollen deutlich länger halten als Zahnriemen, deswegen werden für sie keine Wechselintervalle angegeben. Etwas seltener sind auch Stirnräder oder Königswellen verbaut. Eine Zeitlang stiegen viele Hersteller auf Steuerketten um, da diese als weniger anfällig galten. Mittlerweile setzen die meisten jedoch wieder auf Zahnriemen, da diese günstiger und einfacher auszutauschen sind.