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Alle Tests zum Renault Rafale

Neuer Renault Rafale (2024): Unser Fazit der ersten Testfahrt

Leidenschaftlich vernünftig

Guntram Fiala Produkttest-Redakteur
Inhalt
  1. Testfahrt mit dem neuen Renault Rafale (2024): Ein neuer Angriff aufs Premium-Segment
  2. Der Rafale zeigt Mut zur Kante
  3. Platz gibt es zur Genüge
  4. Zum Marktstart gibt es nur den 200-PS-Vollhybriden
  5. Mit der Vierradlenkung ist der Rafale extrem souverän 
  6. Technische Daten des neuen Renault Rafale (2024)
  7. Fazit

Mit seinem gepflegten Äußeren, viel Platz und sparsamen Hybrid-Antrieb will der neue Renault Rafale (2024) bei der ersten Testfahrt nicht nur gefallen, sondern auch überzeugen. 

 

Testfahrt mit dem neuen Renault Rafale (2024): Ein neuer Angriff aufs Premium-Segment

Safrane, Vel Satis, Avantime, Talisman: Renault hat oft versucht, einen Reifen in die Tür zum Premium-Segment zu stellen. Ohne Ergebnis. Nun wagt die Marke einen neuen Versuch, in einer Nische, die immer größer wird und satte Rendite verspricht: Ein SUV-Coupé gibt es von Renault in Form des Arkana zwar schon, aber nicht in der Mittelklasse-Liga, in der Audi Q5 Sportback, BMW X4 und Mercedes GLC Coupé den Ton angeben. Klangvolle Namen, denen die französische Marke bisher nichts entgegenzusetzen hatte, die aber jetzt der brandneue Renault Rafale (2024) ins Visier nimmt, den wir zur ersten Testfahrt ausführen. Er hat gute Argumente, einen deutlich niedrigeren Preis und einen modischen Auftritt. Das dicke Ende kommt allerdings erst noch.
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Der Fahrbericht zum Renault Rafale (2024) im Video:

 
 

Der Rafale zeigt Mut zur Kante

Man sieht es ihm nur bedingt an, aber der neue Renault Rafale (2024) ist technisch gesehen ein direkter Abkömmling des Espace und des kleineren Austral. Mit seinem abfallenden Heck spielt der Rafale die Lifestyle-Karte, verzichtet auf die dritte Sitzreihe des Espace. Seine Abmessungen sind dabei fast identisch mit dem zum SUV mutierten Familienfreund: In der Länge fehlt dem Rafale nur ein Zentimeter auf den Espace. Er streckt sich also auf 4,71 m, ist dabei 1,61 m hoch. Das sind vier Zentimeter weniger als beim Espace, die vor allem auf das Konto der fehlenden Dachreling gehen.

Von vorne erinnert der Rafale uns bei der ersten Testfahrt ein bisschen an die aktuellen Peugeot-Modelle. Und das kommt nicht von ungefähr: Der Chef-Designer von Renault, Gilles Vidal, hat zuvor bei dem französischen Konkurrenten gearbeitet. Die flachen und sehr breiten LED-Scheinwerfer des Rafale könnten auch ein Löwenlogo einrahmen. Die Front zeigt Mut zur Kante und für einen Renault schaut der Rafale ungewohnt grimmig drein. Auch am Heck bemerkt man den Einfluss des Rivalen. Vor allem der profilierte Heckspoiler erinnert an den Peugeot 408. Unter der Klappe, die elektrisch auf- und zuschwingt, verbirgt sich ein Gepäckraum mit 530 l (VDA-Norm) Volumen. Ein guter Wert. Doch die Ladekante ist mit 82 cm hoch und es ist nicht möglich, die zu 40/20/40 Prozent geteilte Sitzlehne vom Kofferraum aus umzuklappen. Die Rückbank ist zudem nicht in der Länge verschiebbar, ein beim Espace und Austral überzeugendes Feature. Das ist schade, zumal der Beinraum im Rafale so groß ausfällt, dass man durchaus näher an die Vordersitze heranrücken könnte, wenn die Gepäckmenge es verlangt.

 

Platz gibt es zur Genüge

Renault Rafale (2024): Rückbank
Foto: Renault

Dafür lässt es sich auf der gut geformten und breiten Bank bestens aushalten. Der Einstieg gelingt leicht, und trotz des abfallenden Dachs passt die Sitzhöhe auch großen Passagier:innen. Sogar der mittlere Platz ist leidlich komfortabel, da der niedrige Mitteltunnel den Fußraum nur wenig einschränkt. Um wie in einer Lounge zu lümmeln, bleiben zwei Leute hinten jedoch am besten unter sich, profitieren dabei von einer Mittelarmlehne, die sich auch als Halter für Handy oder Tablet nutzen lässt und zwei USB-C-Stecker beherbergt. In der zweiten Sitzreihe genießt man auch am besten das Solarbay genannte, optionale Glasdach (1500 Euro), das den Innenraum mit Licht durchflutet. Auf ein Verdunkelungsrollo verzichtet der neue Renault Rafale (2024) dabei, zugunsten seiner elektrisch regelbaren Transparenz, die das Dach in Gänze oder zu Teilen milchig erscheinen lässt, aber nie komplett blickdicht macht.

Das Cockpit ist weitgehend bekannt aus Espace und Austral, mit integrierten Google-Diensten und großem 12-Zoll-Touch-Display. Die Grafik wurde jedoch für den Rafale noch einmal aufgefrischt und die jüngste Version von Android Automotive aufgespielt. Google Maps sieht damit praktisch aus wie auf dem Smartphone, die Bedienung klappt flüssig und die kabellose Einbindung von Android-Smartphones und iPhones lässt nichts zu wünschen übrig. Gegen Aufpreis ist zudem ein empfehlenswertes Head-up-Display an Bord. Die Fahrmodi lassen sich im Lenkrad über eine spezielle Taste anwählen, sind zudem an individuelle Bedürfnisse anpassbar. Schön auch, dass bis zu 32 Fahrassistenten über die Sicherheit wachen… und eine zusätzliche Taste es erlaubt, einige davon ohne Ausflug in die Untiefen des Bedienmenüs auszuschalten. Auch die Regelung des Klimas an Bord vertraut auf physische Tasten.

Das Interieur des neuen Renault Rafale (2024) ist je nach Ausstattungslinie mit schwarzem Kork oder Schiefer ausgeschlagen. Das ist nicht nur originell, sondern auch dem Tierwohl zuträglich. Logischerweise gibt es für die Sitze kein Leder, sondern Alcantara oder Stoff mit hohem Recyclinganteil. Der Qualitätseindruck bei der ersten Testfahrt ist dabei überzeugend. Nichts rappelt oder wackelt im Rafale. Die Karrosserie wirkt auch auf vernarbter Asphalthaut sehr steif und die Windgeräusche liegen auf extrem niedrigen Niveau. Trotz dieses Quantensprungs in puncto Qualität zeigt der Rafale einen Hang zur Verspieltheit: Das Begrüßungsjingle, von der französischen Elektro-Legende Jean-Michel Jarre komponiert, geht noch als nette Schrulle durch. Doch das hinterleuchtete Alpine-Logo in den Lehnen der Vordersitze ist ein sinnloses Gimmick. Eine Sitzbelüftung wäre nützlicher, ist aber auch für Geld und gute Worte nicht zu haben. 

 

Zum Marktstart gibt es nur den 200-PS-Vollhybriden

Technisch gibt es bislang keine Qual bei der Wahl. Der neue Renault Rafale (2024) wird zunächst ausschließlich mit einem Vollhybrid-Benziner angeboten, der 200 PS (147 kW) auf die Vorderräder loslässt. Dieser Antrieb ist eine ziemlich originelle Kombination aus einem vergleichsweise winzigen Dreizylinder-Turbo mit nur 1,2 l Hubraum und zwei E-Motoren. Der elektrische Primärmotor kümmert sich um den Vortrieb. Der Sekundärmotor fungiert als Starter-Generator, sortiert zudem die Gänge im Getriebe, das ohne Kupplung auskommt. Mangels Kupplung fährt der Rafale rein elektrisch an. Dabei geht er energisch zur Sache, wird anschließend beim Anspringen des Verbrenners kräftig unterstützt. Bis rund 100 km/h fühlt sich auch der Durchzug bei der ersten Testfahrt gut an. Mit entferntem Sirren klingt der Verbrenner dabei manierlich, dreht nahezu vibrationsfrei hoch. Man könnte zunächst meinen, viel mehr Hubraum unter der Haube zu haben.

Die Konkurrenten:

Bei Vollgas oder auf der Autobahn stößt das System aber an Grenzen. Der Dreizylinder legt sich ins Zeug, hat auf diesem Terrain aber nicht die Souveränität eines großvolumigen Verbrenners. Und der nur zwei kWh großen Batterie geht schnell die Puste aus. Die offiziellen Werte zeigen schon: Der neue Renault Rafale (2024) lässt es längsdynamisch am liebsten sachte angehen. Landstraßentempo ist aus dem Stand nach 8,9 s erreicht. Auf der Autobahn regelt er bei spätestens 180 km/h ab. Dafür entschädigt der Vollhybrid mit einem niedrigen Verbrauch. Als Normwert gibt Renault 4,7 l Bleifreies an. In der Realität ist es durchaus möglich, mit rund sechs Litern auszukommen, in der Stadt auch weniger.

Das Fahrwerk lässt dabei nichts anbrennen. Der Rafale federt bei der ersten Testfahrt komfortabel, aber nicht übertrieben weich und liebt Kurven aller Art. Die in der Version Esprit Alpine serienmäßig verbaute Vierradlenkung 4Control Advanced (1500 € für die Variante techno) ist teuflisch effizient und mit den 200 PS heillos unterfordert. Ihr Funktionsprinzip ist intelligent: Bei niedrigen Geschwindigkeiten lenken die Hinterräder gegenläufig zu ihren vorderen Pendants, mit nun bis zu fünf Winkelgraden. Das verkürzt den Wendekreis und macht den Rafale handlicher, als es seine Größe vermuten lässt. Bei höheren Geschwindigkeiten führt die Elektronik die Hinterräder in die gleiche Richtung wie die Vorderräder. Das verringert das kritische Giermoment beim Kurvenfahren oder Spurwechsel, mindert somit die Gefahr des Ausbrechens und auch die Seitenneigung. Im Rafale lässt sich der Spaß sogar in bis zu 13 Schritten konfigurieren.

 

Mit der Vierradlenkung ist der Rafale extrem souverän 

Renault Rafale (2024): Cockpit dynamisch
Foto: Renault

So gerüstet ist der neue Renault Rafale (2024) extrem souverän und sicher unterwegs. Die Bridgestone Turanza im Format 20 Zoll verkrallen sich im Asphalt wie mit Superkleber angerührter Kaugummi. Mit zunehmender Geschwindigkeit scheint sich der immerhin 1600 kg schwere Brocken immer besser mit der Straße zu verzahnen. Zumindest auf trockener Strecke muss man es sehr doll treiben, bis die feinfühlige Lenkung den Gipfel der Haftungsschwelle meldet. Bei diesen Tempi wird das Flensburger Punktekonto zur Risiko-Anlage. Aber nicht nur die STVO setzt dem Vergnügen Grenzen. Die Paletten am Lenkrad dienen allein zum Regeln der Bremsrekuperation, nicht zum manuellen Gangwechsel. Schon einmal runterschalten und den Antrieb vorspannen, bevor man zum Überholen ansetzt, ist somit nicht möglich (im Normalfall allerdings auch nicht nötig). Und auch die Bremsdosierung gerät ausgerechnet im Sport-Modus, der vor allem die Gaspedalkennung beeinflusst, bisweilen ein bisschen ruckelig,

Leidenschaft lässt der neue Renault Rafale (2024) bei der ersten Testfahrt also zu, bleibt dabei doch vernünftig. Vor allem preislich bewegt er sich im Rahmen: Renault berechnet 43.800 Euro (Preise Stand: Mai 2024) für den Rafale techno, 48.300 Euro für den von uns gefahrenen Esprit Alpine. Dafür gibt es bei den deutschen Marken nur erheblich kleinere SUV-Coupés. Dabei ist der Rafale auch weitgehend komplett ausgestattet und mit seinem Vollhybrid-Antrieb in seiner Nische praktisch ohne Konkurrenz. Die vergleichbaren Benzinerversionen von Audi, BMW und Mercedes schlucken erheblich mehr Bleifreies und kosten mindestens 11.500 Euro mehr, ausstattungsbereinigt sogar noch mehr. Bei Toyota und Lexus gibt es zwar eine verwandte Motorkonfiguration und Frontantrieb, aber eben nicht im modischen Coupé-Kleid. Das ist eine Ansage.

Und es wird nicht die letzte sein: Bereits Ende 2024 kommt eine zusätzliche Rafale-Version mit mehr Mumm. Diese ergänzt die bekannte Hybrid-Kombo um einen unter dem Kofferraum installierten, zusätzlichen Elektromotor, der die Hinterräder antreibt, und eine auf 22 kWh vergrößerte Batterie. Das heißt also Allradantrieb, eine Systemleistung von 300 PS (220 kW), und eine elektrische Reichweite von rund 100 km. Wer diesen Plug-in-Hybriden fleißig lädt, soll damit auf einen Benzinverbrauch von nur 0,7 l kommen. Serienmäßig wird dieser Über-Rafale die Vierradlenkung 4Control Advanced mitbringen. Zusätzlich wird er auch ein neues Dämpfersystem anbieten, das mithilfe einer Kamera die Straße liest und das Fahrwerk entsprechend auf kommende Unebenheiten voreinstellt. Klingt spannend.

 

Technische Daten des neuen Renault Rafale (2024)

 Renault Rafale E-Tech 200 Esprit Alpine
Technische Daten
MotorenDreizylinder-Benziner 1.2/2 Elektromotoren
AntriebFrontantrieb; Multi-Mode Automatikgetriebe
Systemleistung147 kW/200 PS
Drehmoment205 Nm
Kapazität/Spannung2 kWh (netto)/400 V
Karosserie
Außenmaße (L/B/H)471/187*/161 cm
Leergewicht/Zuladung1653/n.n. kg
Kofferraumvolumen (nach VDA)530 l
Fahrleistungen
Beschleunigung (0-100 km/h)8,9 s
Höchstgeschwindigkeit180 km/h
Verbrauch auf 100 km4,7 Liter
Tankinhalt55 l
Kaufinformationen
Grundpreis43.800 €
MarktstartMai 2024
Alle Daten Werksangaben; *Breite mit Außenspiegel

 
Guntram Fiala Guntram Fiala
Unser Fazit

Renault hat quasi seine gesamte Modellpalette S-U-V-isiert und krönt sie mit dem Rafale, einem begabten Allrounder mit fließendem Heck und gepflegtem Auftreten. Auf der ersten Testfahrt überzeugt der Renault Rafale mit seinem tollen Handling und niedrigen Verbrauch. Ob seine Linie gefällt, wird sich weisen.

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