Lamborghini Urus Performante (2022): Testfahrt
Der Urus ist der wildeste Stier im Stall
Der neue Lamborghini Urus Performante (2022) ist mehr als ein Facelift: Spürbar angeschärft lädt das 666 PS (490 kW) starke Power-SUV zur ersten Testfahrt in Italien ein.
Den wilderen der zwei Stiere im SUV-Line-up der Sportwagenmanufaktur, den neuen Lamborghini Urus Performante (2022), hält man für die erste Testfahrt noch hinter Gittern: Wir dürfen den Allradler zunächst nur auf abgesperrter Strecke bewegen. Das "nur" relativiert sich allerdings angesichts zahlreicher Runden auf der Rennstrecke von Vallelunga nahe Rom samt (geplantem) Ausflug auf loses Terrain. Doch dazu später mehr. Los geht es mit dem Herzstück des Performante – zumindest aus Sicht des Ingenieursteams: ein neues Fahrwerk mit Stahlfedern, das die bekannte Luftfederung ersetzt. Das Team rund um Technikchef Rouven Mohr verspricht sich davon ein verbindlicheres, nochmals dynamischeres Fahrverhalten als ohnehin schon. Die neue Technik rückt den Urus zwei Zentimeter näher an den Asphalt, die Spurweite wächst an beiden Achsen jeweils um 1,6 Zentimeter. Im Verbund mit den nochmals aggressiver gestalteten Schürzen, zig Karbon-Anbauteilen und der markanter herausgearbeiteten "Sharknose" macht der Über-Urus schon im Stand deutlich, auf welcher fahrdynamischen Mission er ist. Im Innenraum ist der neue Lamborghini Urus Performante (2022) hingegen ganz der alte – von neu gestalteten Infotainment-Oberflächen abgesehen. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Lamborghini Huracán Sterrato (2022) im Video:
Erste Testfahrt mit dem neuen Lamborghini Urus Performante (2022)
Die erste Testfahrt mit dem neuen Lamborghini Urus Performante (2022) startet mit dem erwarteten Donnergrollen, das der gewichtsreduzierten Titan-Abgasanlage von Akrapovič entweicht. Taktgeber ist der bekannte 4,0-Liter-V8-Biturbo, der auf 666 PS (490 kW) erstarkt und weiterhin 850 Newtonmeter maximales Drehmoment erzeugt. Dank 47 Kilogramm Gewichtsverlust sorgt das für ein Leistungsgewicht von 3,2 Kilogramm pro PS. Wie beeindruckend es ist, die immer noch üppigen 2150 Kilogramm Leergewicht in Bewegung zu versetzen, deutet die kommunizierte Zeit für den Standardsprint an: Mit 3,3 Sekunden von null auf 100 km/h distanziert er seinen Vorgänger um deutliche 0,3 Sekunden. Längsdynamisch liefert der Performante also – natürlich vorgewärmt – vom Start weg ab. Ebenso über alle Zweifel erhaben: die Negativbeschleunigung. Die Karbon-Keramik-Stopper mit 440 Millimeter großen Scheiben vorne und 370 Millimeter messenden Scheiben hinten sind fein dosierbar und ankern wenn nötig wie der Teufel. Ihr Sparringspartner sind die extra für den Performante angemischten, optionalen Pirelli P Zero Trofeo R-Reifen – Semislicks, die auf dem Track von Vallelunga ihre volle und äußerst klebrige Wirkung entfalten. Auf dem Handlingparcours von Nardò macht die neue Bereifung den Urus um 1,5 Sekunden schneller – das sind Welten. Mit jeder Runde wird das Tempo nun angezogen. Während wir unserem Limit so stetig näher kommen, liefert der neue Lamborghini Urus Performante (2022) unbeeindruckt und wie am Fließband ab.
Fahrmodi: Urus auch für unbefestigte Wege
Es grenzt an ein Wunder, wie gut der neue Lamborghini Urus Performante (2022) die Verbindung zur Straße vermittelt – trotz der Sitzposition im Obergeschoss. Dank der feinfühligen Lenkung, die die Hinterachse fast unbemerkt mit nutzt und dem neutralen, aber keinesfalls unspaßigen Fahrverhalten, kann mit dem Performante fast jeder schnell und vor allem sicher unterwegs sein. Auch ein Verdienst der gut abgestimmten Regelsysteme, deren Eingriff man schlicht nicht merkt. Doch das Beste hebt sich der Urus Performante für den Ausflug abseits des Asphalts auf: den neuen Rally-Modus. Hier wird Übersteuern und Fahrspaß maximal großgeschrieben. Wie zügig sich der Urus mit seiner Standard-Straßenbereifung und trotz auskeilendem Heck herrlich kontrollierbar durch den Dreck wühlt, wird so ziemlich jeder Person hinter dem Lenkrad ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern. Doch spätestens beim Blick in die Preisliste dürften die Mundwinkel dann wieder nach unten sacken: So erfolgreich der Urus für Lamborghini auch ist, wird er mit einem Einstiegspreis von 218.487 Euro (Performante, Stand: Oktober 2022) ein Spielzeug der Superreichen bleiben. Dass es davon mehr gibt, als man gemeinhin glaubt, zeigen fast 4400 ausgelieferte Lambo-SUV allein im dritten Quartal 2022. Die Auftragsbücher sind derart voll, dass man mit der Produktion kaum nachkommt, teilt die Sportwagenmarke nicht ohne Stolz mit. Wer die Komforteinbußen durch den Wegfall der Luftfederung nicht hinnehmen will, findet sie übrigens weiterhin im Urus S, der parallel zum Performante angeboten wird.
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Technische Daten des neuen Lamborghini Urus Performante (2022)
AUTO ZEITUNG 2022 | Lamborghini Urus Performante |
Technische Daten | |
Motor | 4,0-Liter-V8-Biturbobenziner |
Getriebe/Antrieb | 8-Gang; Automatik; Allrad |
Leistung | 490 kW/666 PS |
Max. Drehmoment | 850 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 5137/2026(2181)/1618 mm |
Leergewicht | 2150 kg |
Kofferraumvolumen | 616 l |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 3,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 306 km/h |
Verbrauch auf 100 km (Werk) | k.A. |
Kaufinformationen | |
Basispreis (Testwagen) | 218.487 Euro |
Sobald Lamborghini den Urus Performante aus dem Käfig lässt, dürfte er verstärkt auf den automobilen Flaniermeilen dieser Welt auftauchen – definitiv keine artgerechte Haltung, wie die erste Testfahrt auf und abseits der Rennstrecke bewiesen hat.