BMW bleibt sich auch beim neuen E-Vorzeigeprodukt treu. Der neue BMW iX xDrive50 (2021) gleitet bei der ersten Testfahrt elegant elektrisch übers Land und gibt sich dabei erfreulich leichtfüßig. Noch sportlicher ist das Topmodell, der neue BMW iX M60 (2022)!
Erste Testfahrt im neuen BMW iX xDrive50 (2021)
Bei der ersten Testfahrt mit dem neuen BMW iX (2021) wird uns klar: Die E-Mobilität ist da. Die Politik hat sie gefordert, die Hersteller liefern nun ab. Staatliche Förderungen dienen als notwendige Anschubfinanzierung. So kommt langsam Spannung in die neue Form der Fortbewegung. Auch bei BMW ist jetzt Hochspannung im System. Der Elektro-Pionier i3 übergibt an seine Nachfolger. Der iX3 stromert bereits durchs Land, und der i4 elektrifiziert in Kürze die Mittelklasse. Vorher darf aber noch der iX ein technologisches Ausrufezeichen setzen. Mit dem ihm zeigt BMW eine andere Seite, eine ausgesprochen elegante wie komfortable. Das luxuriöse SUV gleitet auf erster Testfahrt, und das trifft auf ihn wirklich zu, geräuschlos dahin. Erst wenn er sich mit 200 km/h über die Autobahn zoomt, säuselt der Fahrtwind sanft um die Außenspiegel. Aber das hört man nur, wenn das Radio stumm geschaltet ist und alle Insass:innen kurz die Luft anhalten. Seine optionale Luftfederung mit adaptiven Dämpfern agiert extrem souverän auf jede Art von Unebenheit und überzeugt trotz riesiger 22-Zoll-Räder mit einem ausgesprochen feinfühligem Ansprechverhalten – maximaler Komfort steht auch dem neuen BMW iX XDrive50 (2021). Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie & Cars fährt den BMW i5 (2023) im Video:
Viel Platz im Innenraum
Was es bei der ersten Testfahrt noch über den neuen BMW iX (2021) zu sagen gibt? Er bietet Platz, viel Platz. Hinten lümmelt man so entspannt wie in der schicken Feierabendlounge. Er ist bis auf die an den Seiten sehr dünnhäutige Hartplastikmittelkonsole gut verarbeitet. Im iX verrennt man sich mit dem neuen Bediensystem in zu verschachtelte und komplexe Menüpfade, die das Auffinden einfacher Menüpunkte wie die Assistenzsysteme erschweren. Weniger wäre hier mehr gewesen. Zumindest lassen sich die wichtigsten Funktionen über eine nette Konversation mit dem Sprachassistenten problemlos auffinden. Ein gelungenes Feature ist der Reichweitenhorizont. Er zeigt je nach Fahrstil die aktuell mögliche Reichweite. Das schafft bei der ersten Testfahrt Vertrauen in die Langstreckenperformance. Sie ist dank 105 kWh (netto) großem Akku ausgesprochen gut. 300 Kilometer sind selbst bei schneller Fahrt immer drin. Hält man sich an Tempo 130, surrt der iX mit knapp über 21 kWh pro 100 Kilometer durchs Land. Das ermöglicht eine Reichweite von 500 Kilometern. Geladen wird im neuen BMW iX xDrive50 (2021) mit maximal 369 Volt und bis zu 195 kW an einer Schnellladesäule.
Trotz des Gewichts eine hohe Fahrdynamik
Ob die Münchner:innen beim neuen BMW iX (2021) dabei den Fahrspaß vergessen haben? Keinesfalls. BMW spendiert ihm einen komplexen Materialmix. Dach und Seitenrahmen sind in karbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) ausgeführt. Das schwere Akku-Pack liegt tief im Fahrzeugboden. Zusammen ergibt das einen sehr niedrigen Schwerpunkt – im Vergleich zum BMW X5 sind das neun Zentimeter tiefer. Das macht sich direkt in der Fahrdynamik bemerkbar. Von den 2,5 Tonnen Leergewicht ist während der Fahrt nicht viel zu spüren. Der Ausnahme-Stromer sticht extrem stabil in jeden Radius, bietet eine unglaubliche Traktion und findet spielerisch jeden Scheitelpunkt. Der Allradlenkung wurde die anfängliche Hektik bei den X5-Modellen abtrainiert. Der iX wirkt jetzt extrem wendig in der City und protzt auf der Autobahn mit stoischer Ruhe. Die beiden Synchronmaschinen lassen den iX laut BMW in 4,6 Sekunden auf Tempo 100 schnalzen. Dabei ist es gelungen, viel Gefühl ins Fahrpedal zu programmieren. Nur der lästige Spurassistent stört zumindest auf kurvigen Landstraßen mit zu viel ungewollter Kurskorrektur – Empfehlung: abschalten. Und der iX ist natürlich auch teuer: Der Grundpreis von 91.695 Euro (Stand: Mai 2022) beinhaltet zum Marktstart zumindest die Luftfederung und die Allradlenkung. Die emissionslose Zukunft im neuen BMW iX xDrive50 (2021) hat eben ihren Preis.
Von Michael Godde
Erste Testfahrt im neuen BMW iX M60 (2022)
Der stärkste Elektro-BMW – der Preis startet bei 135.500 Euro (Stand: Mai 2022) – trägt unverkennbar die Gene der Garchinger Dynamik-Schmiede M GmbH in sich. Beim neuen BMW iX M60 (2022), der wir zur ersten Testfahrt ausführen dürfen, geht es um Performance pur. Und das bekommen seine Insass:innen ab dem ersten Tritt aufs Fahrpedal – je nach Wunsch – konsequent oder wohldosiert zu spüren. Das sachte Losrollen wird übergangslos zum Sprint. Wer es richtig wissen will, wird dermaßen ins sportlich-bequeme Gestühl gepresst, dass selbst Hartgesottene ihren Magen spüren. Schon das Zahlenwerk betört: In nur 3,8 Sekunden wischt die digitale Tachonadel an der 100er-Marke vorbei. Ohnehin stehen 1015 Newtonmeter bereit. Mit freigegebener Sport Launch-Control liegen kurzzeitig bis zu 1100 Newtonmeter an. Die 455 kW/619 PS aus zwei Synchronmaschinen werden über den Allradantrieb und die 21-Zoll-Räder so souverän auf den Asphalt gebracht, dass der iX M60 ohne zu schwänzeln davonschießt. Möglich wird das durch technische Unterstützung. BMW verspricht bei durchgetretenem Fahrpedal ein traktionsoptimiertes Beschleunigungsmanöver. Dabei werden zum Start die vollständige Systemleistung und das maximale Drehmoment abgerufen, wobei sich die Fahrwerkregelsysteme auf die extreme Kraftentfaltung konzentrieren. Während diese Übung auf trockener Straße zum emotionsstarken Power-Sport-Erlebnis wird, dient das gleiche System im Alltag als durchaus nützlicher Assistent: Auf rutschiger Fahrbahn sorgt das Zusammenspiel von Antriebssteuerung und Fahrwerksregelung für eine optimierte Traktion und einen perfekten Geradeauslauf. Es ist damit also zugleich ein Sicherheitsfeature, das bei so viel Antriebsleistung nicht unangebracht ist. Das faszinierende Fahrerlebnis wird im neuen BMW iX M60 (2022) von einer emotionsstarken Sound-Inszenierung untermalt. Ein sattes Fauchen quittiert den Druck auf den Startknopf – das soll ein wenig Vorfreude auf die Löwenstärke des BMW-Antriebs aufkommen lassen. Und das funktioniert. Unterwegs wird das flüsterleise Dahingleiten bei Bewegungen des Fahrpedals mit Sound-Gimmicks durchaus melodisch untermalt. Je nach gewählter Einstellung des Fahrerlebnisschalters ertönt die Sound-Ausprägung mit mehr oder weniger energiegeladener Klangentfaltung. Alles Spielerei? Nein, eher ein Ersatz für das fehlende Säuseln von acht, zehn oder zwölf Zylindern. Und es trägt dazu bei, die Performance-Eigenschaften des BMW iX M60 noch intensiver zu erleben.
Stärkster Elektro-BMW dynamisch, druck- & gefühlvoll
Für die satte Straßenlage des neuen BMW iX M60 (2022) sorgt außerdem das hohe Leergewicht von immerhin 2659 Kilo. Einen beträchtlichen Anteil daran haben die im Boden verlegten, fingerdicken Kupferleitungen und die 111,5-kWh-Hochvoltbatterie. Netto steht immerhin die Energie von 105,2 kWh bereit. In Kombination mit einer ausgeklügelten adaptiven Rekuperation, bei der Energie unter Berücksichtigung von Antriebs- und Navi-Daten in Schub- und Bremsphasen "gewonnen" wird, soll der iX M60 eine WLTP-Norm-Reichweite von 502 bis 561 Kilometern erreichen. Bei unserer ersten Testfahrt kamen wir unter Alltagsbedingungen auf eine Reichweite von 489 Kilometern – kein schlechter Wert, wenn man berücksichtigt, dass die enorme Spurtkraft gerade beim Kennenlernen eines solchen Muskelprotzes ein paar mal mehr als nötig abgerufen wird. Zusätzlich enthielt die Ausfahrt auch eine Autobahnpassage unter Volllast mit Tempo 250. Für das Nachladen der großen Lithium-Ionen-Batterie bieten sich am besten DC-Schnellladesäulen mit hoher Ladeleistung an. Der neue BMW iX M60 (2022) unterstützt bis zu 195 kW. In zehn Minuten kann er beim Highpower-Charging Energie für eine Reichweite von 150 Kilometern speichern. Für das Nachladen unterwegs sollte man 35 Minuten einplanen, um den Akku von zehn auf 80 Prozent zu befüllen. An der Wallbox (Wechselstrom) lässt sich nur eine Ladeleistung von elf kW realisieren. Eine Vollladung dauert dann knapp elf Stunden. Im Interieur dominieren Komfort und Luxus. Die Ledersitze mit integrierten Kopfstützen sind fein abgesteppt, das Curved Display ist sehr gut ablesbar, die Bedienung mit Sprach-, Touch- und iDrive-Steuerung gelingt perfekt. Nur der Kristall-Look für Wählhebel, Dreh-Drück-Steller und Sitz-Einstellung ist sicher nicht jedermanns Sache.
Von Holger Ippen
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Technische Daten des neuen BMW iX xDrive50 (2021) & BMW iX M60 (2022)
BMW iX xDrive50 | BMW iX M60 | |
Technische Daten | ||
Motor | 2 fremderregte Synchronmaschinen | |
Getriebe | Konstantübersetzung, Allrad | |
Gesamtleistung | 385 kW/523 PS | 455 kW/619 PS |
Max. Drehmoment | 765 Nm | 1015 Nm |
Batterie-Kapazität (brutto) | 111,5 kWh | |
Karosserie | ||
Außenmaße (L/B/H) | 4953/2203/1696 mm | |
Leergewicht/Zuladung | 2510/635 kg | 2659/576 kg |
Kofferraumvolumen | 500 - 1750 l | |
Fahrleistung | ||
Beschleunigung (0-100 km/h) | 4,6 s | 3,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 200 km/h | 250 km/h |
Verbrauch auf 100 km (WLTP) | 19,8 kWh | 24,5 – 21,9 kWh |
Reichweite elektrisch (WLTP) | 631 km | 502 – 561 km |
Kaufinformationen | ||
Basispreis (Testwagen) | 98.000 Euro | 135.500 € |
Mit dem neuen BMW iX xDrive50 begann 2021 in München nach dem i3 die zweite Epoche der E-Mobilität. Der Stromer ist komfortabel, mit lässiger Kraft ausgestattet und weckt dank guter Reichweite eine neue Neugier auf das emissionsfreie Reisen – der iX macht Lust auf Strom. Und die neue Top-Variante M60 des Elektro-SUV iX ist ein echter Muskelprotz, der von der M GmbH mit so viel Feinschliff versehen wurde, dass er trotz gigantischer Antrittskraft und top Fahrleistungen gut zu händeln ist. Zudem erreicht er dank großer Batterie und cleverer Antriebstechnik eine praxistaugliche Reichweite.