Neuer Alpina B3 Facelift (2022): Erste Testfahrt
Alpina B3 – spitz, aber komfortabel
Der laute Auftritt war nie Alpinas Ding. Da bildet das neue Alpina B3 Facelift (2022) keine Ausnahme. Er zeigt bei der ersten Testfahrt auf dem Bilster Berg vielmehr, wie gut Dezenz und Dynamik harmonieren – auch als Touring.
Früher war alles einfacher, heißt es gerne. Da gab es keinen M3 Touring, somit fiel die Wahl natürlich auf den Alpina B3 Touring (ab 89.900 Euro, Stand: Juni 2022) – den dezent gehaltenen Edeltransporter mit ordentlich Qualm unter der Haube. Nun aber hat die M GmbH im Juni 2022 den BMW M3 Touring ins Rampenlicht gerollt und damit dem künftigen BMW Group-Mitglied ordentlich eingeheizt. Tatsächlich gehen die Markenrechte Alpinas 2026 an BMW über. Zu groß sind die Sorgen der Besitzerfamilie Bovensiepen vor der von CO2-Grenzwerten und Verbrenner-Verboten dominierte Zukunft – doch das ist eine andere Geschichte. Im Hier und Jetzt ist Alpina entspannt, im Allgemeinen wie Speziellen, nämlich den B3 betreffend: Man betrachte sich nicht als Konkurrenten für BMW, deshalb habe sich durch den neuen und erstmaligen M3 Touring auch nichts verändert – schließlich sind die Limousinen (ab 88.600 Euro, Stand: Juni 2022) schon länger parallel im Verkauf. Hierbei galt und gilt der B3 als die zurückhaltendere, elegantere, aber nicht weniger performante Alternative für jene, die jährlich viele Kilometer auf der Autobahn abspulen, entsprechend Komfort haben und trotzdem ein hohes Tempo auf Gerade wie in Kurven vorlegen wollen. Oder einfach gesagt: keinen Hang zur Selbstdarstellung haben. Ob das auch für das brandneue Alpina B3 Facelift (2022) sowie dessen Dieselableger D3 (2022) gilt, soll eine erste Testfahrt über den Bilster Berg klären, einer kleinen, verschlungenen und üppigen Höhenmetern versehenen Rennstrecke im Teutoburger Wald, also der Spielweise schlechthin. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Alpina B3 Touring im Video:
Erste Testfahrt mit dem neuen Alpina B3 Facelift (2022)
Apropos Spielwiese: Wer sich in den neuen Alpina B3 Facelift (2022) setzt, wird keine grundsätzlichen Unterschiede zum 3er-BMW feststellen können. Es sind die kleinen, aber feinen Akzente – etwa das angepasste, nun im Alpina-Design erscheinende BMW Operating System 8. Oder der herkömmliche Gangwählhebel für die Achtstufen-Automatik anstelle des neuartigen, mit dem 3er Facelift an Bord gekommene Drehrad für die Gangwahl. Letzteres hat den Vorteil, den Wahlhebel in die S-Gasse schieben und mit ihm händisch hoch- und runterschalten zu können – ein Faktor, der sich bei der ersten Testfahrt als unerheblich herausstellte. Dennoch ist dieses Detail ein schönes Symbol dafür, wie sich Alpina und seine Fahrzeuge versteht: als Sportwagen im Sonntagsanzug. Dazu passt der angesprochene Qualm unter der Haube des neuen Alpina B3 Facelift (2022): Der S58 getaufte 3,0-Liter-Reihensechszylinder leistet dank einer neuen Abgasanlage und Software nun 495 PS (364 kW), das sind 33 PS respektive 24 kW mehr als vor der Modellpflege. Auch das Drehmoment profitiert von der Überarbeitung und gipfelt bei 730 Newtonmetern. Damit ist der B3 stärker als der "Standard"-M3 mit seinen 480 PS (353 kW) und nur marginal schwächer als der M3 Competition mit 510 PS (375 kW). Äquivalent verhält es sich mit den Fahrleistungen, die besser als die des M3 und leicht schlechter als die des M3 Competition sind. Nur bei der Höchstgeschwindigkeit kriegt der B3 sie alle – rennt er doch bis zu 305 km/h schnell, während BMW bei 290 km/h den Hahn zudreht.
Alpina B3 Facelift (2022) auch als Touring erhältlich
Den sprichwörtlichen Hahn drehen wir nach allzu langen technischen Ergüssen auf und stellen fest: Die aufmerksamkeitsheischende Soundkulisse von M GmbH, AMG & Co. zum Motorstart lehnt der Sechszylinder im Bug des neuen Alpina B3 Facelift (2022) ab. Daraus Rückschlüsse auf die Leistung auf der Rundstrecke zu ziehen, wäre voreilig: Hier blüht die Mittelklasse aus Buchloe auf, brüllt den unverfälschten Klang, wie er nur in sechs hintereinander aufgereihten Brennräumen entstehen kann, durch die vier Endrohre und rammt die Gänge nur so durch. Die Stabis wie Muskeln durch den Fahrmodus Sport Plus angespannt, egalisiert der Bajuware Wank- und Aufbaubewegungen der Kurven weitestgehend, aber nicht vollständig. Selbst hier auf dem Bilster Berg entsteht keine steißbeinmalträtierende Härte, was aber nicht zulasten der Rückmeldung geht: Sowohl der Popometer in den bequemen Ledersesseln als auch die nicht zu leichtgängige und doch direkte Lenkung vermitteln einen glasklaren Eindruck über Fahrzeugzustand wie Streckenbeschaffenheit. Wo das technisch identische, aber mit breiteren Reifen ausgestattete B4 Gran Coupé sich wie ein Gentleman in Zurückhaltung übt, darf der neue Alpina B3 Facelift (2022) spürbar spitzer zu Werke gehen. Bis zu 90 Kilogramm weniger Gewicht verleihen ihm eine fein austarierte Leichtigkeit, die zu Höchstleistungen anstachelt – bis an die eigenen Grenzen, aber niemals darüber. Nein, früher war nicht alles leichter. Früher war nur alles früher. Wer also heute ob der Auswahl unsicher ist, braucht man nur einen Tipp zu beherzigen: Einsteigen und erfahren – ob Limousine oder Touring. Die Wahl ist eindeutig – so oder so, versprochen.
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Technische Daten des neuen Alpina B3 Facelift (2022)
AUTO ZEITUNG 2022 | Alpina B3 (Touring) |
Technische Daten | |
Motor | 3,0-Liter-Sechzylinder-Biturbobenziner |
Getriebe/Antrieb | 8-Gang; Automatik; Allrad |
Leistung | 364 kW/495 PS |
Max. Drehmoment | 730 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4723/1827(2068)/1440 mm (4723/1827(2068)/1438 mm |
Leergewicht/Zuladung | 1875/540 kg (1955/550 kg) |
Kofferraumvolumen | 480 l (550 bis 1510 l) |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 3,6 s (3,7 s) |
Höchstgeschwindigkeit | 305 km/h (302 km/h) |
Verbrauch auf 100 km (Werk) | 10,1 l S |
Kaufinformationen | |
Basispreis (Testwagen) | 88.600 € (89.900 €) |
Was nach der Ära Bovensiepen aus Alpina wird, ist Stand heute noch unklar. Vermutlich schlägt BMW die Luxuslinie ein. Auch Elektroautos dürften dann ein Thema werden. Für geneigte Fans ist daher wohl genau jetzt der Zeitpunkt, noch einen "echten" Alpina zu kaufen.