Mercedes S124 kaufen: Die besten Tipps zum Kauf des T-Modells
Der S124 ist ein vielseitiger Begleiter
Eine große Auswahl, viel Platz und sechs Zylinder – die T-Modelle (sprich: Kombis) der Mercedes-Baureihe S124 haben viel zu bieten. Wie fit sind sie im Alter? Das klären wir in unserer Kaufberatung!
Mit dem T-Modell der 123-Baureihe hatte Mercedes bereits gut vorgelegt. Doch die Konkurrenz in München und Ingolstadt schlief nicht. Die Zeit der "Edelkombis" war angebrochen, als die Stuttgarter:innen auf der IAA im September 1985 wenige Monate nach der Limousine nun auch das T-Modell der neuen Generation vorstellten. Der Kombi Mercedes S124 basierte technisch auf der jeweiligen Limousine, wurde aber serienmäßig mit einer Niveauregulierung an der Hinterachse ausgeliefert. Denn im Gegensatz zu anderen moderneren Kombis war das S124 T-Modell noch ein echter Lastesel. Und so schloss der Mercedes mit der großen Klappe quasi die Lücke vom Repräsentationsfahrzeug zum Transporter.
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Ratgeber zum Mercedes S124-Kauf: Vierzylinder meist als Lastesel genutzt
Mit den von Beginn an lieferbaren Sechszylindermotoren bot der Kombi durchaus veritable Fahrleistungen, während etwa die 200-Vergaser oder Dieselvarianten eher mit ihrer unerschütterlichen Zuverlässigkeit glänzten. Das galt bis ins fortgeschrittene Alter – mit einem Unterschied: Die Vierzylindermodelle des Mercedes S124 wurden oft heruntergeritten, der Kofferraum mit Baumaterialien und Farbeimern malträtiert, während die stärkeren Versionen oft gehegt und gepflegt und somit über die Jahre gerettet wurden. Hier machte es sich eher der geliebte Familienhund im Heck gemütlich.
Dem von Beginn an erhältlichen 3,0-l-Benziner mit 188 PS (138 kW) folgte 1986 ein gleich großer Selbstzünder mit erst 109 PS (80 kW), später 113 PS (83 kW). Ein drei Liter großer Turbodiesel wurde zunächst nur für die USA gefertigt, war ab 1987 aber auch in Deutschland (als 300 TD Turbo) zu haben. Das Angebot an Sechszylindern umfasste im Lauf der 124-Bauzeit die Dieselmodelle 300 TD (ab 1986), 300 TD Turbo (ab 1986/87) sowie die Benziner 280 TE (ab 1992), 300 TE (ab 1985), 300 TE-24 (ab 1989) und 320 TE (ab 1992). Als Fahrgestell für Sonderaufbauten (Krankenwagen) gab es zudem Versionen mit 2,6 sowie 2,8 l Hubraum. Ab 1993 folgte mit der Modellpflege 2 die Umbenennung in "E-Klasse", die Motorisierungen blieben im Wesentlichen erhalten – wenn auch mit modernerer Technik. Ab April 1987 gab es neben dem hinterradgetriebenen 300 TE optional auch eine Allrad-Variante mit dem Namenszusatz 4Matic. 300 T bzw. 300 TD Turbo folgten kurz darauf. Fast 12.000 Mark Aufpreis hatte die Käuferschaft damals für das komplexe System zahlen müssen. Heute wirkt sich der Allradantrieb eher wertmindernd aus: Die Angst vor teuren Schäden schreckt ab.
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Verschlissene Fahrwerksteile sind keine Seltenheit
Dabei gilt auch hier: Es kommt darauf an, wie die Vorbesitzer:innen in den vergangenen rund 30 Jahren mit dem Auto umgegangen sind. Wurde der Wagen im Wald und auf Feldwegen genutzt, ist der Verschleiß ein anderer als bei einem Langstreckenfahrzeug, das seinen Allradvorteil maximal im Anhängerbetrieb ausspielte. Hinzu kommt die obligatorische Wartungsfrage. Dazu gehört die Kontrolle des Ölstands im Verteilergetriebe: Liegt er über dem Maximum, hat sich wahrscheinlich Hydrauliköl durch eine verschlissene Dichtung gedrückt. Außerdem arbeitet das System mit dem ABS zusammen: Sind die Sensoren verschmutzt, sendet die 4Matic eine Fehlermeldung. Fakt ist: Ist das Verteilergetriebe defekt, wird es teuer.
Bei allen Mercedes S124 kann es altersbedingt zu ausgeschlagenen Lagern oder verschlissenen Gummis kommen. Das ist vor allem beim 320 TE ärgerlich, da unter Umständen der gesamte Querlenker ausgetauscht werden muss. Das Hinterachsdifferenzial ist häufig feucht, dramatischer ist ein Ölverlust an der Zylinderkopfdichtung (Motorrückseite) oder zwischen Block und Ölfiltergehäuse. Doch auch hier hängt viel vom Umgang und von der Wartung ab. Laufleistungen von 300.000 km und mehr sind bei entsprechender Zuwendung kein Problem. Schlechter Motorlauf muss deswegen gar nicht auf die Laufleistung zurückzuführen sein, sondern kann von Schäden im Kabelbaum herrühren. Die Isolierung wird mit der Zeit porös, es kann zu Kurzschlüssen kommen. Hiervon sind insbesondere die Modelle ab 1991 betroffen.
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Wagenheberaufnahmen als typische Roststelle
Ausgeschlagene Führungen oder eine defekte Synchronisation nerven mitunter beim Getriebe. Ein regelmäßiger Wechsel des Getriebeöls samt Hydraulikfilter kann hier auf Dauer Wunder wirken. Verweigert die Fünfstufenautomatik die fünfte Fahrstufe, liegt das meist an einem kaputten Magnetschalter oder einem Problem mit der Elektrik. Die Motoren selber bereiten wenig Probleme. Wer bei einem frühen Modell auf Nummer sicher gehen will, tauscht vorsorglich die Steuerkette aus. Ab 1988 wurde ohnehin die robustere Duplexkette verwendet.
Zum Problem könnte der Rostbefall werden: Nicht immer sind die schadhaften Stellen so gut zu erkennen wie an den vorderen Kotflügelkanten oder an den als Schwachpunkt bekannten Wagenheberaufnahmen. Typisch sind beim Kombi Roststellen am hinteren Scheibenrahmen, die sich von innen nach außen durchfressen. Aber auch die Längsträger können unter dem Wischwasserbehälter oder Batterieträger gammeln, ebenso wie die Reserveradmulde und der Spritzwasserbereich hinter der Kunststoffabdeckung im vorderen Radhaus. Die typischen Abnutzungserscheinungen im Innenraum hingegen sucht man meist vergebens: Aufgrund der guten Qualität tauchen sie erst bei entsprechend hohen Kilometerständen – oder lausigem Umgang – auf.
Technische Daten des Mercedes S124
Classic Cars 11/2020 | Mercedes 280 TE | Mercedes 320 TE | Mercedes 300 TD Turbo |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 6/4 | 6/4 | 6/2; Turbo |
Hubraum | 2799 cm³ | 3199 cm³ | 2996 cm³ |
Leistung | 145 kW/197 PS | 162 kW/220 PS | 105 kW/143 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 270 Nm 3750/min | 310 Nm 3750/min | 267 Nm 2400/min |
Getriebe/Antrieb | 5-Gang-Getriebe/Hinterrad | 5-Gang-Getriebe/Hinterrad | 4-Stufen-Automatik/Hinterrad |
L/B/H | 4465/1740/1490 mm | 4465/1740/1490 mm | 4465/1740/1490 mm |
Leergewicht | 1590 kg | 1590 kg | 1560 kg |
Bauzeit | 1992-1996 | 1992-1996 | 1986-1996 |
Stückzahl | 12.177 | 18.368 | 14.844 |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 9,1 s | 8,3 s | 10,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 218 km/h | 222 km/h | 195 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 10,3 l S | 10,9 l S | 8,9 l S |
Grundpreis (Jahr) | 67.659 Mark (1992) | 76.323 Mark (1992) | 61.446 Mark (1987) |
Er hat Yachten, Wohnwagen oder Pferdeanhänger gezogen, war als geräumiges Taxi allgegenwärtig und als Handwerks- oder Servicefahrzeug beliebt: Jeder Mercedes S124 hat in irgendeiner Form einen bewegten ersten Teil seines Lebens hinter sich – und sich somit sein Oldtimerdasein verdient. Das Gute daran: Die Laufleistung spielt nur eine untergeordnete Rolle, wenn die regelmäßige Wartung durchgeführt wurde und das Blech noch gut in Schuss ist. Und so locken diverse Sechszylindermodelle in den einschlägigen Fahrzeugbörsen – zu recht unterschiedlichen Preisen. Vom arg strapazierten Lastenesel bis zum gepflegten Klassiker ist alles dabei – wer Interesse hat, sollte sich das Auto in aller Ruhe ansehen und sich nicht von den Eckdaten oder dem äußeren Anschein blenden lassen. Gibt es zum inspizierten Auto auch noch eine glaubhafte Vorgeschichte, steht dem Kombivergnügen mit dem Stern auf der Haube nichts mehr im Weg.