Der GLC ist das beliebteste Modell im Mercedes-Angebot. Unser ausführlicher Test des neuen Mercedes GLC 300 d 4Matic zeigt, dass sich auch die Neuauflage in die Erfolgsspur einfädelt – vor allem mit Diesel.
Positiv | Kräftiger Diesel, sparsam, gute Sicherheitsausstattung, guter Komfort |
Negativ | Sehr hoher Preis und reduzierter Beinraum für Fahrer:in sowie Beifahrer:in |
Der Mercedes GLC 300 d 4Matic aus unserem Test tritt in große Fußstapfen. Denn mit dem GLC Typ X 253 debütierte 2015 ein Superstar im Mercedes-Programm. Das SUV ist seitdem auf der Überholspur: Weltweit ist es der bestverkaufte Mercedes. Auch in Deutschland führt der GLC die Verkaufsstatistik der Stuttgarter vor allen anderen hauseigenen Produkten an. 2021 gingen 33.719 Exemplare an die Kund:innen – Audi und BMW waren mit Q5 (17.841 Stück) und X3 (24.175 Stück) nicht so erfolgreich. Auch die zweite GLC-Generation X 254 ordnet sich in diesem Jahr auf der Erfolgspur ein und zieht in der Zulassungsstatik erneut an Q5 und X3 vorbei.
Der große Erfolg hat Gründe, die der Test des GLC 300 d 4Matic deutlich zutage fördert. Der Schwabe ist vor allem mit Diesel eine unschlagbare Kombination. Noch immer wählen Käufer:innen in großer Zahl diese sparsame und kraftvolle Antriebsvariante. Und eine Version macht dabei ihre Sache besonders gut: der GLC 300 d 4Matic. Die noch im Vorgänger aktiven Sechszylinder (350 d und 400 d) sind Vergangenheit – in der neuen Generation ist der Vierzylinder das Maß der Dinge. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Mercedes AMG GLC 63 S 4MATIC im Nürburgring-Rekord (Video):
Der Mercedes GLC 300 d 4Matic im Test
Der intern OM 654 M genannte Biturbodiesel dient als Basis für alle Diesel-Varianten im GLC-Portfolio. So auch für den Mercedes GLC 300 d 4Matic. Zu der in den Verbrennungskammern erzeugten bulligen Kraft von 269 PS (198 kW) und 550 Newtonmeter gesellt sich die feine Energie der in das Getriebe integrierten, als Starter-Generator und Boost fungierenden E-Maschine mit 23 PS (17 kW) und 200 Newtonmeter. Die direkt anliegende elektrische Leistung überblendet vor allem das von Natur aus etwas verzögerte Ansprechverhalten des aufgeladenen Verbrenners ausgesprochen wirkungsvoll. Da der Vierzylinder zudem angenehm kultiviert und auch bei starker Leistungsabfrage unangestrengt für Vortrieb sorgt, ist der Verlust von zwei Zylindern schnell verschmerzt.
Das harmonische Zusammenspiel der beiden Antriebsquellen wirkt sich auch positiv auf die Arbeit der Neunstufen-Automatik aus. Hektische Übersetzungswechsel bleiben in unserem Test aus. Die Steuerung verzichtet auf die Flucht in höhere Drehzahlen und nutzt souverän das füllige und gut zu dosierende Drehmoment. Genau darauf scheint die in anderen Antriebskonfigurationen hier und da mit unnötigen Gangwechseln nicht optimal zuarbeitende Automatik gewartet zu haben – im mild elektrifizierten GLC 300 d ist sie jedenfalls in ihrem Element. Getriebe und E-Maschine verblenden Übersetzungswech-sel äußerst sanft miteinander und finden stets die richtige Antwort auf jeden Wunsch, den der/die Fahrer:in über das Gaspedal in den Antrieb sendet. Die lockere Kraftentfaltung und die sehr lang übersetzten oberen Gänge führen überdies dazu, dass man mit dem Mercedes GLC 300 d 4Matic stets sparsam unterwegs ist. Auf unserer Test-Runde mit langem Vollgastanteil sind es auf 100 km genügsame 6,8 Liter Diesel.
Gelungener Gesamtkomfort im Mercedes GLC 300 d 4Matic
Aber der gelungene Antrieb allein ist es natürlich nicht, er rundet aber das Gesamtpaket des Mercedes GLC 300 d 4Matic optimal ab. Der Softroader aus unserem Test hat selbstverständlich noch mehr zu bieten – darunter einen sehr gelungenen Gesamtkomfort. Das Häkchen in der Konfiguration sollte dazu allerdings immer beim zwar teuren, aber lohnenden Technik-Paket gesetzt werden. Die Investition von 3320 Euro und der zusätzlichen AMG-Line umfasst dann nicht nur die Hinterachslenkung, sondern vor allem die Airmatic-Luftfederung mit adaptiven Dämpfern. Damit bestückt, bietet der GLC eine enorme Spreizung bei Federung und Dämpfung, sodass das Fahrwerk auf alle individuellen Vorlieben des Fahrers oder der Fahrerin stets entsprechend reagiert. Im Comfort-Modus gibt sich das SUV wogend sanft. Die Vorderachse zeigt dabei ein sehr feinfühliges Ansprechverhalten und beruhigt den Vorderwagen nach jeglicher Anregung effizient und schnell.
Die Hinterachse dagegen findet nach Unebenheiten nicht ganz so schnell zurück zur Ruhe. Ein kleines Nachwippen und horizontales Wogen bleibt. Der Wechsel in den Sport-Modus reduziert aber das leichte Rollen um die Längsachse des Fahrzeugs erfolgreich, ohne dass die Dämpfung nachlässt. Die mit dem Technik-Paket verbundene Hinterachslenkung macht den immerhin fast zwei Tonnen schweren Daimler mit seinem rund 2,90 Meter langen Radstand zudem erfreulich handlich. Er liegt leicht in der Hand und folgt mit guter Rückmeldung und Präzision der vorgegebenen Linie. Der Innenraum bietet reichlich Platz, auch wenn er im direkten Vergleich mit denen der Rivalen vor allem vorn wegen des massiven Armaturenträgers den Beinen von Fahrer:in und Beifahrer:in nicht so viel seitliche Bewegungsfreiheit gewährt. Die serienmäßigen, gut konturierten Sitze geben dafür im Test den notwendigen Halt, um auch lange Strecken im Mercedes GLC 300 d 4Matic entspannt zu bewältigen.
Der Grundpreis liegt bei üppigen 70.680 Euro
Der Laderaum des Mercedes GLC 300 d 4Matic gehört vor allem bei voll besetztem Innenraum mit 620 Litern zu den größten und auch variabelsten seiner Klasse. Der GLC 300 d zeigt im Test zudem eine tadellose Verarbeitungsqualität, die sich nicht zuletzt in den – auch dank der grundsoliden Karosseriestruktur – niedrigen Fahrgeräuschen widerspiegelt. Die mittlerweile großflächige Verarbeitung von Hartplastik im unteren Bereich von Türen, A- und B-Säulen sowie Mitteltunnel trübt zwar den Premium-Anspruch der Marke, ist aber auch bei der Konkurrenz probates Mittel zur Kostenreduzierung und damit kein Manko im Wettbewerbsumfeld. Allerdings dürfte bei Mercedes der Druck, die Kosten zu senken, nicht so groß sein wie bei den Mitbewerber:innen, denn die Schwaben sind den anderen Premiummarken bei der Preisgestaltung bereits davongeeilt: Das Basismodell des GLC 330 d 4Matic kostet mit 70.680 Euro (Stand: Dezember 2022) deutlich mehr als ein Audi Q5 50 TDI quattro (60.250 Euro) oder ein BMW X3 30d xDrive (62.950 Euro). Addiert man die Extras des Testfahrzeugs hinzu, kommen 87.355 Euro zusammen – ein sehr stolzer Preis, der dem Erfolg aber wohl trotzdem nicht im Weg stehen dürfte.
Der Mercedes GLC 300 d 4Matic im Connectivity-Test
Die serienmäßige Konnektivität im Mercedes GLC 300 d 4Matic lässt keine Wünsche offen. Der GLC ist digital vollumfänglich up to date. Ein zentrales, 11,9 Zoll große Touchdisplay dient dabei – mit seiner in der neuen Generation besser sortierten Menüstruktur – zur Bedienung fast aller Funktionen. Große Touchflächen erleichtern die schnelle Anwahl einzelner Parameter auch während der Fahrt. Der sehr aufmerksame Sprachassistent reagiert auf gesprochene Befehle zudem sehr zielsicher. Die fummeligen und recht kleinen Touchflächen auf den Lenkradspangen sind daher weitgehend überflüssig. Ob man über das integrierte Navisystem oder Google-Maps per Apple CarPlay/Android Auto sein Ziel ansteuert, ist Geschmacksache – serienmäßig ist beides im GLC vorhanden. Das gilt auch für die etwas unpraktisch vor den Cupholdern positionierte induktive Ladefläche. Individuelle Extras im Mercedes GLC 300 d 4Matic: etwa das Burmester-3D-Surround-Soundsystem für 1202 Euro.
Technik im Mercedes GLC 300 d 4Matic
Egal für welchen Antrieb man sich entscheidet, der Mercedes GLC 300 d 4Matic ist immer ein Hybrid. Der wie bei allen Dieselmodellen verwendete, intern OM 654 M genannte Vierzylinder-Biturbodiesel wird von einer 23 PS (17 kW) und 200 Newtonmeter starken und ins Getriebegehäuse integrierten E-Maschine unterstützt, die sowohl als Starter-Generator als auch als E-Boost fungiert. Der Vierzylinder wird von zwei Turboladern mit variabler Turbinengeometrie aufgeladen. Die neue Motorengeneration verfügt zudem über einen von 92,3 auf 94,3 Millimeter erhöhten Hub, einen Einspritzdruck von 2700 bar (bisher 2500) und neue, mit Natrium gekühlte Kolben. Damit arbeitet der Motor nicht nur ausgesprochen kraftvoll, sondern obendrein sehr effizient. Und sauber ist er dank eines motornahen NOx-Speicherkatalysators, eines Dieselpartikelfilters sowie gleich zweier SCR-Katalysatoren ebenfalls.
Messwerte & technische Daten des Mercedes GLC 300 d 4Matic
AUTO ZEITUNG 01/2023 | Mercedes GLC 300 d 4Matic |
Technik | |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4-Zylinder, 4-Ventiler |
Hubraum | 1993 cm³ |
Leistung Verbrenner + E-Motor | 198+17 kW/269 + 23 PS bei 4200 U/min |
Max. Gesamtdrehmoment | 550 + 200 Nm |
Getriebe/Antrieb | 9-Stufen-Automatik/ Allrad |
Messwerte | |
Leergewicht (Werk/Test) | 1950/1995 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 6,2 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 243 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 30,4/28,2 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 6,8/5,6l |
CO2-Ausstoß (WLTP) | 146 g/km |
Preise | |
Grundpreis | 70.680 € |
Der GLC ist als 300d 4Matic eine rundum gelungene Kombination. Der mild elektrifizierte Vierzylinder-Biturbodiesel gefällt mit seiner sehr fülligen Leistungsabgabe und ist zudem sehr sparsam. Hinzu kommt der gediegene Gesamtkomfort, den der GLC mit optionaler Luftfederung bietet.