Mazda3/Peugeot 308/VW Golf: Vergleichstest
Junger Löwe 308 auf der Jagd nach Mazda3 und Golf
- Mazda3, Peugeot 308 & VW Golf im Vergleichstest
- Fahrkomfort: VW Golf besonders komfortabel
- Motor/Getriebe: Peugeot 308 verbraucht am meisten
- Fahrdynamik: Hoher Fahrspaß im Mazda3
- Umwelt/Kosten: Mazda3 punktet mit Einstiegspreis
- Messwerte & technische Daten Mazda3 e-Skyactiv G 2.0 M Hybrid, Peugeot 308 PureTech 130 EAT8 und VW Golf 1.5 TSI
- Ergebnisse nach Punkten
- Fazit
Das Kompakt-Segment ist das Revier weltbekannter Topstars. König ist hier schon lange der VW Golf. Doch wie gut kann er sich noch gegen die Angriffe vom Nachwuchs wie dem Peugeot 308 wehren? Ein Vergleichstest mit dem Mazda3 gibt die Antwort.
Der VW Golf bekommt es in diesem Vergleichstest mit dem Mazda3 und dem neuen Peugeot 308 zu tun. Sind alle drei Kontrahenten klassische Vertreter des Kompakt-Segments, so unterscheiden sie sich trotzdem deutlich, auch in der Preisgestaltung. Schließlich wird ja alles wird immer teurer! Dieses scheinbar absolut gefällte Urteil hört man häufig. Doch so einfach wollen wir es nicht stehen lassen und deshalb prüfen, ob es auch in der Welt der Automobile zutrifft. Was könnte sich da besser eignen als ein Vergleichstest der Kompaktklasse. Denn genau hier werden in Europa immer noch die größten Volumina verkauft. Und genau hier wird auch der innere Preiskompass eingestellt, von dem aus man die günstigeren und teureren Segmente einordnet. Für viele – und auch für uns – dient als Referenz wie so oft der VW Golf. Seine Preisliste startet im Dezember 2021 bei 27.615 Euro – mit 130 S starkem 1,5-Liter-Turbobenziner. Jetzt der Vergleich: 2019 gab es einen Golf 7 schon ab 18.250 Euro (85 PS). Die Variante mit 130 PS kostete aber mindestens 23.825 Euro, zwar als Zweitürer (vier Türen standen mit 900 Euro extra in der Preisliste), dafür aber in der gehobenen Ausstattungsvariante Comfortline. Großzügig gerundet ergibt sich also ein Preisanstieg von 3000 Euro. Das sind mehr als zwölf Prozent Zuwachs innerhalb von drei Jahren. Dass es bei anderen Modellen wie dem Peugeot 308 nicht besser aussieht, ist nur ein kleiner Trost. Immerhin gibt es noch einige Lichtblicke wie den Mazda3. Er ist üppig ausgestattet bereits ab 23.990 Euro zu haben. Was die drei Kompakten noch unterscheidet, klärt der Vergleichstest. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Golf 8 (2019) im Video:
Mazda3, Peugeot 308 & VW Golf im Vergleichstest
Dass der Peugeot 308 deutlich gewachsen ist, sieht man ihm sofort an. Vor allem der im Vergleich zum Vorgänger um fast sechs Zentimeter längere Radstand streckt das Kompaktmodell optisch deutlich. Insgesamt wächst die Außenlänge sogar um elf Zentimeter, was man im Innenraum vor allem auf der Rückbank merkt. Hier bietet keiner der Konkurrenten im Vergleichstest mehr Bewegungsfreiheit vor den Knien. Die flache Dachlinie lässt den Stoffhimmel aber näher kommen als beispielsweise im Fond des VW Golf. Der wirkt sowohl vorn als auch hinten luftiger. Und die steilen Flanken mit den großen Fenstern schaffen auch eine bessere Übersicht – vor allem nach hinten. Im Mazda3 versperren die breiten C-Säulen einen großen Teil des Sichtfelds nach hinten. Sein eigenwilliges Design kostet ihn auch beim Platzangebot Punkte. Gerade wegen der eingeschränkten Kopffreiheit im Fond müssen große Erwachsene ihr Haupt einziehen, um nicht an den Dachhimmel zu stoßen. Enge herrscht auch im Kofferraum des Japaners. Gerade einmal 358 Liter Gepäck passen in den Fünfsitzer. Klappt man die Rückbank um, werden daraus immerhin 1026 Liter. Da bietet der Peugeot 308 mit 412 bis 1323 Litern deutlich mehr Raum im Heck. Allerdings sorgt bei umgelegten Rücksitzen eine ungewöhnlich hohe Kante für zwei unterschiedliche Niveaus im Laderaumboden. Nahezu eben präsentiert sich der Kofferraum im VW Golf (381 bis 1237 Liter). Der VW setzt übrigens den Maßstab bei der Sicherheitsausstattung – auch wenn viele Features extra bezahlt werden müssen. Doch verschiedene proaktive Insassenschutzsysteme oder Seiten-Airbags für die hinteren Passagier:innen gibt es eben nur im VW. Diese mühsam verdienten Punkte verliert der Wolfsburger bei der Bedienbarkeit. Das Infotainment-System, das hauptsächlich auf den zentralen Touchscreen und nicht auf haptische Schalter setzt, ist langsam, unübersichtlich und nicht zeitgemäß. Da gefallen die traditionellen und übersichtlichen Knöpfe im Mazda deutlich besser. Zumal der Ablenkungsfaktor für einfache Klima- oder Radiobedienungen hier während der Fahrt viel geringer ist. Auch Peugeot setzt erfreulicherweise noch auf einige konventionelle Schalter. Und über feste Touchfelder, die sich nebenbei frei konfigurieren lassen, erreicht man schnell die wichtigsten Menüpunkte. Die Verarbeitungsqualität des Franzosen geht in Ordnung. Die rund um das Cockpit verlaufene Textileinlage im Allure-Modell schafft zusammen mit der Ambiente-Beleuchtung sogar ein richtig edles Ambiente. Mazda3 und VW Golf gelingt das ebenso auf ganz unterschiedliche Art und Weise: Während der Japaner mit seiner fahrerzugewandten Cockpit-Landschaft überzeugt, schafft das der Wolfsburger mit seiner offenen und luftigen Atmosphäre.
Fahrkomfort: VW Golf besonders komfortabel
Auch wenn der französische Autobauer mit dem Modellwechsel beim Peugeot 308 vor allem den Fahrkomfort verbessern wollte, bleibt auch die Neuauflage doch eher sportlich abgestimmt. Im Vergleich zum Vorgänger drängen sich Federn und Dämpfer nun aber nicht mehr mit übertriebener Straffheit in den Vordergrund. Je nach Untergrund federt der Franzose sogar richtig sanft an. Und so lassen sich selbst lange Strecken sehr komfortabel abspulen. Querfugen und Unebenheiten sind dennoch gerade über die Hinterachse (Mehrfachlenker) deutlicher spürbar als beispielsweise im VW Golf. VW setzt bei den Modellen unterhalb von 110 kW Motorleistung weiterhin auf eine Verbundlenkerachse. Das spürt man auch im Vergleich zu Versionen mit der aufwändiger konstruierten Mehrfachlenkerachse. Kombiniert man die einfachere Konstruktion jedoch mit den adaptiven Dämpfern (DCC, 1045 Euro), so wird der VW Golf zur echten Sänfte. Allein dadurch wirkt er im Vergleichstest mit der Konkurrenz viel erwachsener, verdaut selbst schlechte Straßen mustergültig und beruhigt seinen Aufbau schnell und wirkungsvoll. Der 1,4 Tonnen schwere Mazda3 wird auf unebenen Straßen jedenfalls viel deutlicher zu Bewegungen angeregt. Über seine Vorderachse dringen harte Querfugen ungefilterter zu den Insassen durch. Ein ähnliches Gesamtbild herrscht beim Sitzvergleich. Vorn wie hinten sitzt man auf den großzügig ausgeformten Sesseln im VW Golf deutlich besser als bei den Mitstreitern. Die sind sicher auch nicht unbequem. Doch im Peugeot 308 stört nach einiger Zeit die Wulst unter den Schulterblättern. Im Mazda3 fallen die zu weiche Polsterung, die kleineren Auflageflächen und der mangelnde Seitenhalt auf.
Motor/Getriebe: Peugeot 308 verbraucht am meisten
In der Leistungsklasse zwischen 120 und 130 PS setzen diese drei Hersteller auf gänzlich unterschiedliche Benzinmotoren. Der Peugeot 308 PureTech 130 EAT8 hält dem etablierten 1,2-Liter-Turbo-Dreizylinder die Treue. Kein Wunder, liefert er doch reichlich Punch schon bei weniger als 2000 Umdrehungen und steht insgesamt gut im Saft. Mit 230 Newtonmetern stemmt er im Vergleichstest sogar das mit Abstand kräftigste Drehmoment (Mazda3:213 Nm; VW Golf: 200 Nm). Sein rauer Dreizylinderlauf lässt sich aber weder akustisch noch vibrationstechnisch verbergen. Störend oder aufdringlich wirkt das aber nicht. Im direkten Vergleich arbeitet der 1,5 Liter große Vierzylinder im VW Golf 1.5 TSI jedoch seidenweich. Überhaupt gefällt der bewährte Turbo-Motor aus dem Volkswagen-Konzern mit viel Drehfreude, guter Leistungsentfaltung und feinem Ansprechverhalten. Dass da allerdings auch ein intelligent konstruierter Saugmotor mithalten kann, beweist Mazda einmal mehr. Auch wenn der mittlerweile übliche Turbo-Punch aus niedrigen Drehzahlen fehlt, entpuppt sich der Zweiliter-Vierzylinder vor allem bei höheren Touren als Quell der Freude. Zusammen mit dem perfekt abgestimmten Schaltgetriebe und dem kurzen Schaltstock verkörpert diese Antriebskombination den klassischen Fahrspaß am besten. Als Einziger gilt hier der Mazda3 e-Skyactiv G 2.0 M Hybrid mit dem 24-Volt-Starter-Generators übrigens als Mild-Hybrid. Auch die VW-Sechsgang-Box lässt sich erfreulich gut bedienen, der Japaner gefällt mit seiner knackig sportlichen Schaltung aber besser. Der Peugeot-Testwagen gibt sich im Vergleichstest komfortabel, ist er doch mit der optionalen Achtstufen-Automatik (2000 Euro) bestückt. Im Alltag verrichtet sie vorbildlich unauffällig ihren Dienst. Erst bei dynamischer Fahrweise verliert sie etwas an Souveränität. Obendrein verbraucht der Peugeot 308 PureTech 130 EAT8 mit durchschnittlich 7,2 Litern Superbenzin auf 100 Kilometer am meisten. Der Mazda3 e-Skyactiv G 2.0 M Hybrid, der als einziger ohne Otto-Partikelfilter auskommt, pendelt sich auf der Verbrauchsrunde bei genau sieben Litern/100 Kilometer ein. Dem VW Golf 1.5 TSI reichen dagegen 6,3 Liter Sprit auf 100 Kilometer.
Fahrdynamik: Hoher Fahrspaß im Mazda3
Obwohl die Auslegung des Peugeot 308 grundsätzlich dynamisch ist, kann der Franzose in diesem Kapitel des Vergleichstests nicht punkten. Das liegt zunächst am rigorosen ESP, das sich nach einem Eingriff noch eine Gedenksekunde lässt, bevor es wieder Motorleistung bis zu den Vorderrädern durchlässt. Doch auch das Feedback vom kleinen, immer noch tief stehenden Lenkrad ist nicht gerade für sportliche Fahrten gemacht. Hinzu kommen eine deutliche Untersteuertendenz in Kurven und die nicht gerade bissigsten Bremsen. Da können sich VW Golf und Mazda3 deutlich besser auf der abgesperrten Strecke in Szene setzen. Der Wolfsburger absolviert die Dynamikprüfungen mit akribischer Gelassenheit, der Japaner dagegen etwas spektakulärer und mit mehr Fahrspaß. Durch das gute Lenkgefühl und sein hohes Gripniveau in Kurven lässt er sich sehr präzise über verwinkelte Strecken jagen. Hinzu kommen sehr gute Bremsleistungen, die ihm weitere Punkte bringen.
Umwelt/Kosten: Mazda3 punktet mit Einstiegspreis
Wie anfangs erwähnt, glänzt der Mazda3 vor allem in diesem Kapitel des Vergleichstests. Mit 23.990 Euro ist er nicht nur in der Basisausstattung deutlich günstiger als die beiden europäischen Konkurrenten, sondern bleibt auch in testrelevanter Ausstattung mit 25.790 Euro erschwinglich. Dabei sind sogar ein Navigationssystem, Apple CarPlay und Android Auto und das Head-up-Display an Bord – serienmäßig. Der Peugeot 308 und der VW Golf haben mit solchen Schmankerln längst die 30.000-Euro-Marke durchbrochen. Dabei können sie in Sachen Ausstattung oder Multimedia-Bestückung am Ende nicht viel mehr aufweisen als der Mazda3. Immerhin senkt der VW Golf die Unterhaltskosten durch seinen niedrigen Verbrauch und günstige Versicherungsprämien. Doch das reicht am Ende nicht für den Kapitelsieg.
Messwerte & technische Daten Mazda3 e-Skyactiv G 2.0 M Hybrid, Peugeot 308 PureTech 130 EAT8 und VW Golf 1.5 TSI
AUTO ZEITUNG 01/2022 | Mazda3 e-Skyactiv G 2.0 M Hybrid | Peugeot 308 PureTech 130 EAT8 | VW Golf 1.5 TSI |
Technik | |||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Starter-Generator | 3/4; Turbolader | 4/4; Turbolader |
Hubraum | 1998 cm³ | 1199 cm³ | 1498 cm³ |
Leistung | 90 kW/122 PS 6000 /min | 96 kW/130 PS 5500 /min | 96 kW/130 PS 5000 /min |
Max. Drehmoment | 213 Nm, 4000 /min | 230 Nm, 1750 /min | 200 Nm, 1400 - 4000 /min |
Getriebe/Antrieb | 6-Gang, manuell / Vorderrad | 8-Stufen-Automatik / Vorderrad | 6-Gang, manuell / Vorderrad |
Messwerte | |||
Leergewicht (Werk/Test) | 1274/1394 kg | 1258/1344 kg | 1231/1302 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 8,7 s | 9,4 s | 9,4 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 206 km/h | 210 km/h | 214 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,1/33,7 m | 34,8/35,1 m | 34,7/34,1 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 7,0/5,4 l S | 7,2/5,4 l S | 6,3/5,4 l S |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 167/128 g/km | 171/129 g/km | 148/128 g/km |
Preise | |||
Grundpreis | 23.990 € | 27.100 € | 27.615 € |
Testwagenpreis | 25.790 € | 30.340 € | 31.015 € |
Ergebnisse nach Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Mazda3 e-Skyactiv G 2.0 M Hybrid | Peugeot 308 PureTech 130 EAT8 | VW Golf 1.5 TSI |
Karosserie (1000) | 550 | 574 | 604 |
Fahrkomfort (1000) | 654 | 671 | 707 |
Motor/Getriebe (1000) | 647 | 633 | 666 |
Fahrdynamik (1000) | 714 | 674 | 713 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2565 | 2552 | 2690 |
Kosten/Umwelt (1000) | 446 | 372 | 379 |
Gesamtwertung (5000) | 3011 | 2959 | 3106 |
Platzierung | 2 | 3 | 1 |
Die Neuauflage des Peugeot 308 präsentiert sich eindrucksvoll. Der Franzose ist komfortabler geworden, geräumiger und schicker. Allerdings rangieren auch seine Preise auf hohem Niveau, und seine fahrdynamischen Qualitäten werden von einem sehr groben ESP ausgebremst. Platz drei. Sowohl beim Preis als auch bei der fahrdynamischen Vorstellung liefert vor allem der Mazda3 eine bessere, wenn nicht sogar mustergültige Vorstellung ab. Obendrein begeistert der Japaner durch seine Antriebseinheit aus klassisch hochdrehendem Vierzylinder-Sauger und knackiger Sechsgangschaltung. Zweiter Platz. Sieger des Vergleichstests wird aber der VW Golf, weil er den zur Verfügung stehenden Bauraum am besten nutzt und beim Fahrkomfort in einer eigenen Liga fährt. Auch seine Antriebseinheit gefällt auf ganzer Linie – sogar beim Verbrauch.