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Geht auch ganz einfach:

Mazda CX-60/Mercedes GLC: Vergleichstest

Mazda fordert die Oberklasse heraus

Michael Godde Leitung Test & Sonderaufgaben
Inhalt
  1. Mazda CX-60 und Mercedes GLC im Vergleichstest
  2. Motor/Getriebe: Mazda CX-60 mit stolzen 57 PS mehr
  3. Fahrkomfort: Mercedes GLC überzeugt mit deutlich sensibleren Federungskomfort 
  4. Fahrdynamik: Uninspiriert abgestimmtes Fahrwerk im Mazda CX-60
  5. Karosserie: Mercedes bietet deutlich mehr Platz für alle
  6. Umwelt/Kosten: Mercedes stolze 8888 Euro Teurer
  7. Technische Daten und Messwerte von Mazda CX-60 und Mercedes GLC
  8. Ergebnis in Punkten
  9. Fazit

Während Mercedes den Sechszylinder-Turbodiesel aus dem GLC verbannt hat, führt ihn Mazda erstmals ein. Erster Vergleich des neuen Mazda CX-60 e-Skyaktiv D254 mit dem Mercedes GLC 220 d 4Matic.

 

Mazda CX-60 und Mercedes GLC im Vergleichstest

Mazda hat einen Plan für die Zukunft: Der Autobauer verfolgt sein Ziel auf einem vollkommen anderen Weg als die meisten Hersteller. Dass die japanische Marke allerdings ausgerechnet in der automobilen Transformations-Epoche mit klassischen Konzepten in neue Segmente drängen, überrascht schon. Denn während das Umschichten vom Verbrenner hin zum E-Antrieb bei allen Autobauern an Intensität zunimmt, betreibt das Ingenieursteam von Mazda so etwas wie Right-Sizing. Im Fall eines neuen Mazda bedeutet das, dass ein großes SUV auch einen großen Motor bekommt. 3,3 Liter Hubraum sind es beim Mazda CX-60, die sich auf sechs in Reihe angeordnete Zylinder verteilen. In der Top-Motorisierung kommen 254 PS (187 kW) zusammen, die von einem 48-Volt-Mild-Hybrid-System unterstützt werden. Da Mazda mit dem CX-60 auch auf den Premiummarkt zielt, wagt man zudem den Griff nach den Sternen: In diesem Vergleichstest fordert er den etablierten Mercedes GLC heraus. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

Der Mazda CX-60 Im Test (Video):

 
 

Motor/Getriebe: Mazda CX-60 mit stolzen 57 PS mehr

Fangen wir den Vergleichstest beim Motor an: Das Herzstück des Automobils ist in Verruf geraten, insbesondere der Diesel. Allerdings nicht überall: In Japan denkt man weiter ohne Scheuklappen im Verbrennungstakt – egal ob bei frei saugenden Benzinern, bei quirligen Rotationskolbenmotoren oder bei aufgeladenen Selbstzündern mit intelligenter elektrischer Unterstützung. Und die neueste Kreation ist eben ein 3,3-Liter-Reihensechszylinder-Turbodiesel mit 254 PS (187 kW), der von einer ins Getriebe integrierten 12-kW-E-Maschine verstärkt wird. Mercedes hat den großen Diesel mit sechs Brennräumen beim GLC aus dem Angebot gestrichen. Als Basis für alle GLC Diesel-Varianten dient nun der Zweiliter-Vierzylinder-Turbo, der im Mercedes GLC 220 d 4Matic 197 PS (145 kW) leistet, dem wie beim Mazda CX-60 e-Skyaktiv D254  eine in das Getriebe integrierte 17-kW-E-Maschine assistiert.

Was die beiden gemeinsam haben? Den Verbrauch: Zumindest bei den WLTP-Angaben weisen Mazda und Mercedes 5,2 Liter auf 100 Kilometern aus. Auf der Testrunde begnügt sich der Schwabe mit 6,4 Litern, während der Japaner trotz des großen Motors mit 6,3 Litern sogar noch etwas sparsamer ist. Der Sechszylinder nutzt dazu sein Drehmoment perfekt aus und füllt die Lücken, die der aufgeladene Selbstzünder konzeptionsbedingt beim Ansprechverhalten aufweist, mit seinem elektrischen Boost gekonnt auf. Das konsequente frühe Abschalten des Reihensechsers beim Heranrollen an Ampeln oder beim Segeln ohne Lastanforderung im fließenden Verkehr reduziert den Verbrauch vor allem im innerstädtischen Raum zusätzlich. Auch wenn die Automatik des Mazda CX-60 mit ihrer gekoppelten E-Maschine ihren Job bei höherem Tempo grundsätzlich sehr ordentlich verrichtet, fällt sie beim Segeln ohne aktiven Antrieb, dem Zuführen elektrischer Unterstützung oder dem Zu- oder Abschalten des Verbrenners mit teilweise harschen Übergängen und mechanischen Stößen bei niedrigem Tempo unangenehm auf.

Der Antrieb des Mercedes GLC beherrscht das deutlich souveräner. Der kräftige E-Motor sorgt im Zusammenspiel mit der Neunstufen-Automatik im Gegensatz zum Achtstufen-Automaten für eine wundervoll weiche Überblendung der einzelnen Fahrstufen – auch bei niedrigen Geschwindigkeiten. Was dem schwäbischen Antriebskonstrukt fehlt, ist die Kraft des Mazda. Der GLC kommt zwar dank seines traktionsstarken Allradantriebs spritzig aus den Startlöchern, mit steigendem Tempo merkt man ihm aber die rund zwei Tonnen Leergewicht, die er zu wuchten hat, stärker an. Der trotz Sechszylinder 17 killogramm leichtere Mazda geht, wenn sich sein Allradantrieb organisiert hat, deutlich wuchtiger nach vorn, nimmt dem GLC bis Tempo 150 locker 2,3 Sekunden ab und wirkt bei jedem Zwischenspurt sowie hohen Drehzahlen spürbar leichtfüßiger. In der Endabrechnung verhindert dann doch die unausgereifte Abstimmung zwischen Getriebe, Start-Stopp-Funktion und Mild-Hybrid-System den Kapitelsieg des Japaners, den sich der Schwabe mit seiner gelungenen Gesamtabstimmung knapp erarbeitet.

 

Fahrkomfort: Mercedes GLC überzeugt mit deutlich sensibleren Federungskomfort 

Gerade auf langen Reisen mit höherem Tempo zeigt sich im Vergleichstest der sonor vor sich hin arbeitende Motor aber von seiner besten – da angenehm kultiviert und entspannt – Seite. Beim eigentlichen Geräusch- und Federungskomfort präsentiert sich der CX-60 dann nicht mehr ganz so souverän. Solange die Straßen gut gepflegt sind und sich nur in saften Wellen übers Land winden, gefällt er mit einem akzeptablen Abrollverhalten und leicht wogender Feder-Dämpfer-Abstimmung. Kürzere Stöße oder tiefe Furchen bringen ihn allerdings ins Straucheln. Dann wirkt er ausgesprochen ungelenk, taumelt ohne nennenswerte Dämpfung der Hinterachse über gröbere Verwerfungen und versteift unangenehm bockig auf Kanten. Die dabei in die Karosserie eingeleiteten Schläge machen dem Mazda CX-60 e-Skyactiv D 254 zudem in der Heckstruktur zu schaffen, was er den Insassen über deutlich zu vernehmende Karosseriegeräusche mitteilt.

Der Mercedes GLC 220 d 4Matic präsentiert sich im Vergleich dazu mit einer steiferen Struktur und einem deutlich sensibleren Federungskomfort. Dabei kommt ihm sein optionales Fahrwerk mit Luftfederung und adaptiven Dämpfern zugute. Auch wenn dafür 3320 Euro notwendig werden, sind diese eine lohnende Investition. Es hält den Aufbau des GLC selbst auf derben Verwerfungen ruhig auf einem Niveau, unterbindet lästige Wankbewegungen und filtert Stöße nahezu vollständig heraus. Das lässt den Mercedes GLC nicht nur im Vergleich zum Mazda CX-60 gut dastehen, sondern macht ihn auch zu einem der komfortabelsten SUV in seiner Klasse. Dass er obendrein besser anliegende Sitze mit mehr Seitenhalt bietet und leiser dahingleitet, summiert sich am Ende des Kapitels zu einem beeindruckenden Punktevorsprung.

 

Fahrdynamik: Uninspiriert abgestimmtes Fahrwerk im Mazda CX-60

Das uninspiriert abgestimmte Fahrwerk des Japaners hat natürlich im Vergleichstest Auswirkungen auf die Fahrdynamik. Auch wenn die angenehme Trennschärfe der Lenkung und die gut geführte Vorderachse einen sportlichen Bezug zum Mazda CX-60 e-Skyactiv D 254 herstellen, sorgt die auf Lastwechsel lebhaft reagierende, unterdämpfte Hinterachse im Verbund mit der ruppig einschreitenden ESP-Regelung für wenig Fahrfreude. Obwohl bei Mittelklasse-SUV das Ausloten des Grenzbereichs nicht unbedingt auf der Tagesordnung steht, beeinflusst das unvorhersehbare starke Übersteuern in Grenzsituation – etwa bei einem plötzlichen Ausweichen vor einem Hindernis wie einem Stauende in einer Kurve – eben auch die Fahrsicherheit. Wie man ein SUV fahrsicher abstimmt, ohne die Fahrfreude zu ersticken, zeigt der Mercedes GLC 220 d 4Matic. Er ist frei von jeder Tücke. Das ESP agiert aufmerksam im Hintergrund, und Gefahrensituationen meistert der Mercedes GLC mit narrensicherer Spurtreue – nicht zuletzt dank seiner aufpreispflichtigen Allradlenkung. Top beim Mazda: Die Verzögerungsleistung der Bremse, auch wenn die Dosierbarkeit gefühlvoller sein könnte.

 

Karosserie: Mercedes bietet deutlich mehr Platz für alle

Der Mazda CX-60 e-Skyactiv D 254 dokumentiert sein Antriebs-Layout auch in seiner Karosserieform. Der längs eingebaute Sechszylinder bekommt viel Raum – das Passagierabteil rückt dadurch weit nach hinten. Alle Mitfahrer:innen profitieren noch von der üppigeren Breite und dem schmalen, tiefen Mitteltunnel im Vergleich zum Schwaben mit seiner wuchtigen Cockpit-Architektur. Im Fond wird es dann für Knie und Kopf aber spürbar knapper als im Mercedes GLC 220 d 4Matic. Selbst die von Mazda beworbene hohe Anhängelast von 2500 Kilogramm weist auch der Kfz-Schein des Mercedes GLC aus. Den größten Unterschied findet man in der Qualität der Verarbeitung. Während man sich bei der Materialauswahl noch streiten kann, fällt die Güte der Fertigung beim Schwaben im Vergleichstest durchweg positiv auf, was man vom Mazda CX-60 nicht behaupten kann.

 

Umwelt/Kosten: Mercedes stolze 8888 Euro Teurer

Unschlagbar im Vergleichstest ist dagegen der Preis des Mazda CX-60 e-Skyactiv D 254. In der Basis kostet er gerade einmal 51.350 Euro und ist damit 8888 Euro günstiger als Mercedes GLC 220 d 4Matic. Die guten Garantiebedingungen und die günstigeren Versicherungskosten vervollständigen seine attraktive Gesamtbilanz, der der Mercedes GLC nichts entgegensetzen kann – außer der niedrigeren Kfz-Steuern

 

Technische Daten und Messwerte von Mazda CX-60 und Mercedes GLC

AUTO ZEITUNG 11/2023Mazda CX-60 e-Skyactiv D 254Mercedes GLC 220 d 4Matic
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.R6/4; TurbodieselR4/4; Turbodiesel
Hubraum3283 cm³1993 cm³
Leistung187 kW/254 PS
bei 3750 /min + 12 kW/17 PS (48-V-Mild-Hybrid)
145 kW/197 PS
bei 4000 /min + 17 kW/23 PS (48-V-Mild-Hybrid)
Max. Drehmoment550 Nm bei 1500 – 2400 /min440 Nm bei 1800 – 2800 /min
Getriebe/Antrieb8-Stufen-Automatik/Allrad, permanent9-Stufen-Automatik/Allrad, permanent
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1874/1992 kg1925/2009 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)7,1 s 7,7 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)219 km/h219 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
34,7/34,1 m36,5/35,7 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)6,3/5,2 l D6,4/5,2 l D
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)167/137 g/km170/136 g/km
Preise
Grundpreis51.350 € 60.238 €
Testwagenpreis54.250 €63.915 €
 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)Mazda CX-60 e-Skyactiv D 254Mercedes GLC 220 d 4Matic
Karosserie (1000)705725
Fahrkomfort (1000)683776
Motor/Getriebe (1000)704709
Fahrdynamik (1000)654674
Eigenschaftswertung (4000)27462884
Kosten/Umwelt (1000)321278
Gesamtwertung (5000)30673162
Platzierung21

 
Michael Godde Michael Godde
Unser Fazit

Noch reicht es für den neuen Mazda CX-60 e-Skyactiv D 254 nicht, um nach den Premium-Sternen zu greifen. Auch wenn der neue Reihensechszylinder-Turbodiesel ein ausgesprochen charismatischer und sehr effizienter Motor ist, verlangt die Peripherie des CX-60 – vom holprig agierenden Start-Stopp-System bis hin zur diffizilen Fahrsicherheit – noch viel Abstimmungsarbeit. Der Mercedes GLC 220 d 4Matic ist zwar deutlich teurer, aber eben auch in nahezu allen Punkten wesentlich besser und gewinnt damit diesen Vergleichstest verdient.

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