Defender/G-Klasse: Vergleichstest
G-Klasse und Defender im Duell
- Land Rover Defender und Mercedes G-Klasse im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Luftfederung sorgt für Komfort im Land Rover Defender
- Motor/Getriebe: Kultivierteres Aggregat in der Mercedes G-Klasse
- Fahrdynamik: Bremsen und Wendekreis sprechen für den Land Rover Defender
- Umwelt/Kosten: Höhere Anschaffungskosten bei Mercedes G-Klasse
- Messwerte & technische Daten Land Rover Defender 110 D300 AWD und Mercedes G 350 d 4Matic
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Mercedes G-Klasse und Land Rover Defender sind seit jeher kernige Offroader, die lieber richtig zupacken, als den SUV-Lifestyle zu kultivieren. Sie messen sich im Vergleichstest der Allrad-Ikonen!
Mit der Mercedes G-Klasse und dem Land Rover Defender treffen im Vergleichstest zwei traditionsreiche Gelände-Klassiker aufeinander. Seit über 40 Jahren rollt der Mercedes G nun schon vom Band und zeigt sich nach dem letzten Update im Jahr 2018 so zeitgemäß wie nie. Zudem ist er begehrter denn je: Die Produktion ist bis auf Weiteres ausverkauft, es gibt nur noch Restbestände im Handel. Die Historie des Land Rover Defender reicht noch weiter zurück: Von 1948 bis 2016 eroberte der britische Kult-Kasten in seiner Urform die Straßen und Pisten der Welt. Nach vierjähriger Pause tritt er seit 2020 als komplette Neukonstruktion an, hält aber am kernigen Charakter des Urahns fest, erweitert um Komfort und Dynamik. Kann der neue Landy dem ewigen G damit den Status als Offroad-Referenz streitig machen? Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Land Rover Defender im Video:
Land Rover Defender und Mercedes G-Klasse im Vergleichstest
Seine Karosserie ist Hardcore-Fans des Land Rover Defenders zwar zu rundlich geraten, doch dafür verhilft ihm die Alu-Monocoque-Konstruktion mit Stahlhilfsrahmen zu mehr Crash-Sicherheit, Platz und Solidität. Selbst in extremen Verschränkungspassagen oder auf üblen Rüttelpisten bleibt der Aufbau völlig unbeeindruckt. Lediglich die Bodenplatte im Laderaum klappert dann und wann leise. Die Mercedes G-Klasse baut seit der letzten Modellpflege auf einem neuen Leiterrahmen, was ihre sprichwörtliche Robustheit weiter verbessert hat. Dennoch offenbart er auf ruppigen Belägen etwas mehr Knistern – aber nur in den Verkleidungen. Auch seine Torsionssteifigkeit ist erstklassig. Und das charakteristische Türschließgeräusch erinnert noch heute an die Solidität eines Tresors. Allerdings muss man auch nach wie vor mehr Kraft aufbringen, sonst fallen die Türen nicht richtig ins Schloss. Was den Qualitätseindruck des Mercedes G weiter aufwertet, sind die durchgehend feinen Materialien. Der Land Rover Defender betont mit teils unverkleidetem Blech, sichtbaren Schrauben und abwaschbarem Kunststoff sein robustes Naturell. Im Innenraum bietet der G eine außergewöhnlich gute Kopffreiheit, ist aber merklich schmaler als sein Widersacher. Der Defender bietet rundum mehr Bewegungsfreiheit und Variabilität: Die Rückbank ist dreiteilig klappbar und verschiebbar. Optional gibt es eine dritte Sitzreihe oder einen Notsitz ("Jumpseat") zwischen Fahrer:in und Beifahrer:in, wo ansonsten eine riesige Mittelkonsole thront. Die kantige Form macht den Mercedes G extrem übersichtlich, doch auch der Land Rover Defender ist sehr gut einzuschätzen und wartet überdies mit einem 360-Grad-Kamerasystem auf. So lässt sich jede Ecke des Fahrzeugs perfekt im Auge behalten, und selbst uneinsehbare Stellen wie das Areal unter der Motorhaube werden von der Kameratechnik erfasst – im Offroad-Einsatz eine echte Hilfe. Auch bei Zuladung, Stauraum und Dachlast ist der Brite in diesem Vergleichstest im Vorteil. Je nach Bereifung darf er 100 bis 168 Kilogramm auf dem Dach transportieren, statisch sind sogar 300 Kilogramm zulässig – genug für ein großes Dachzelt mit drei bis vier Personen. Doch auch der in Graz produzierte Schwabe schleppt gewaltig und zieht mühelos bis zu 3,5 Tonnen schwere Anhänger.
Fahrkomfort: Luftfederung sorgt für Komfort im Land Rover Defender
Während eine wirksame Klimatisierung des Innenraums zu den größeren Komfort-Errungenschaften des Ur-Landys zählte, trumpft der neue Land Rover Defender mit einer Vielzahl an Annehmlichkeiten auf: Außer mit einer nahezu perfekt ins Auto integrierten Sitzposition und uneingeschränkt Langstrecken-tauglichen Polstern punktet der Landy im Vergleichstest mit einer leichten Bedienbarkeit sowie niedrigen Innengeräuschen. Die optionale Luftfederung sorgt offroad für ein Maximum an Bodenfreiheit und sichert auf der Straße ein straffes, aber schluckfreudiges Set-up. Der Mercedes G muss mit konventionellen Stahlfedern auskommen, doch deren sehr feinfühliges Ansprechverhalten und die eher sanfte Abstimmung der (optionalen) adaptiven Dämpfer lassen ihn noch geschmeidiger über Straßenschäden hinwegrollen. Jedoch sorgt diese Auslegung auch dafür, dass der Aufbau sich stark zur Seite neigt und stets in leichter Unruhe bleibt. Geschmacksache. Die formidablen Multikontursitze indes sind absolut erstklassig. Die kantigen Konturen der Mercedes G-Klasse lassen den Fahrtwind trotz Verbund-Verglasung der vorderen Fenster ab rund 100 km/h hörbar um die steile Frontscheibe strömen, während die windschlüpfige Form des Defender für Ruhe sorgt.
Motor/Getriebe: Kultivierteres Aggregat in der Mercedes G-Klasse
Dafür ist das überraschend sportliche Arbeitsgeräusch des D300-Sechszylinders im Land Rover Defender stets präsent. Zwar tönt der Biturbo-Diesel nie lästig oder laut, doch der ebenfalls als Reihensechszylinder aufgebaute Motor des Mercedes G 350 d 4Matic schnurrt dezenter und kultivierter. Bei der Kraftentfaltung wiederum setzt sich der Brite besser in Szene: Er tritt in diesem Vergleichstest noch kraftvoller und spontaner an, dreht willig hoch und marschiert munter durch bis zur Höchstgeschwindigkeit von 209 km/h (mit 22-Zoll-Bereifung, sonst 191 km/h). Nur bei etwa 2200 Touren im Teillastbetrieb agiert er beim Umschalten vom Primär- zum Sekundärlader für einen Augenblick zögerlich. Der Mercedes G stemmt sich im niedrigen Drehzahlbereich mit Bärenkräften gegen jegliche Fahrwiderstände, wirkt ab Erreichen der Nenndrehzahl von 3400 aber zäh. Für die Spitze von 199 km/h benötigt er reichlich Anlauf. Entscheidender als die Fahrleistungen sind jedoch die Test-Verbräuche: Hier schneidet der Land Rover Defender 110 D300 AWD mit 8,8 Litern auf 100 Kilometern klar besser ab als die Mercedes G-Klasse, die 10,9 Liter verfeuert.
Fahrdynamik: Bremsen und Wendekreis sprechen für den Land Rover Defender
Abseits der Straße kraxeln beide Geländewagen so kompetent, wie es kaum besser geht. Auf der Straße fordert diese Perfektion aber Kompromisse. Trotz der Umstellung auf Einzelradaufhängung mit Doppelquerlenkern vorn und eine elektro-mechanische Servolenkung wirkt der Mercedes G 350 d 4Matic bei flotter Fahrt taumelig und unpräzise – aber nie unsicher. Etwas besser macht das der Land Rover Defender, der im Vergleichstest dank Einzelradaufhängung rundum mit mehr Agilität und Präzision aufwartet, sich aber auch eher für eine gelassene Gangart eignet. Seine Vorteile bei Bremswegen, Geradeauslauf und Wendekreis spielen im Alltag die größere Rolle als das etwas höhere Kurventempo.
Umwelt/Kosten: Höhere Anschaffungskosten bei Mercedes G-Klasse
Eine Mercedes G-Klasse ist sündhaft teuer, aber eine Anschaffung fürs Leben. Dass sie ausverkauft ist, lässt die Preise für junge Gebrauchte aktuell durch die Decke schießen. Auch kein Schnäppchen, aber deutlich erschwinglicher ist der Land Rover Defender. Er verzeichnet im Vergleichstest nicht nur den erheblich niedrigeren Kaufpreis, sondern spart auch bei sämtlichen Unterhalts- und Betriebskosten und verursacht zudem weniger CO2-Emissionen.
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Messwerte & technische Daten Land Rover Defender 110 D300 AWD und Mercedes G 350 d 4Matic
Ergebnis in Punkten
Nie in ihrer Geschichte war die Mercedes G-Klasse begehrenswerter: Der bärige Dieselmotor passt perfekt zu ihrem souveränen Wesen, Offroad- und Onroad-Fähigkeiten sind besser denn je – kein Wunder, dass der kultige Kasten ausverkauft ist. Zumal die jüngste Modellpflege den Charakter nicht verwässert, sondern gefestigt hat. Den Sieg fährt jedoch der Land Rover Defender 110 D300 AWD ein. Die Neuauflage hat mit dem schrullig-kauzigen Urgestein von einst nichts mehr zu tun, was von manchem Fan beklagt wird. Doch dafür kann der moderne Defender alles, aber auch wirklich alles besser als das Original, ohne an pragmatisch-robustem Charme einzubüßen. Der neue Landy ist vielseitiger, nützlicher, solider und geländegängiger, bietet mehr Platz, Komfort und einen fantastischen Motor sowie moderne Technik – und definiert so die neue Referenz im Segment. Sieg im Vergleichstest!