Mazda RX-8 (2006): Test im Rückspiegel
Kurzes Vergnügen mit dem Wankelsportler
Beim Test im Rückspiegel widmen wir uns vergangenen Exoten und Ikonen, welche die AUTO ZEITUNG durch die knallharte Testmangel genommen hat. Dieses Mal: der Mazda RX-8 von 2006.
Zu den harten Realitäten eines Dauertests gehört mitunter auch ein Totalschaden. So geschehen mit unserem Mazda RX-8, der uns bis zu seinem Crash bei Kilometerstand 30.365 viel Freude bereitet hat. Er ist der Letzte und Einzige seiner Zunft. Natürlich, Autos mit Kreiskolbenmotor waren schon immer Exoten. Doch dass sie nicht ausgestorben sind, ist allein dem Engagement von Mazda zu verdanken. Die Wankelhistorie der Japaner reicht bis in die 60er-Jahre zurück. Fest steht: Der RX-8 ist ein Exot in der bunten Autowelt - nicht nur wegen seines Motors. Wir wollten der Frage nachgehen, wie sich das einzigartige Antriebskonzept im harten Alltag bewährt, und baten den RX-8 in der 231 PS (170 kW) starken Topversion Revolution zum 100.000-Kilometer-Test. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Ein Dauertest bildet nun mal die Fährnisse des Alltags im Zeitraffer ab, und zu diesen gehörte im Falle des RX-8 ein Unfall, den zwar die Personen an Bord unbeschadet überstanden, das Auto aber nicht – Totalschaden nach gut 30.000 Kilometern.
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Der Mazda MX-5 (2024) im Fahrbericht (Video):
Test im Rückspiegel: Der wankelmütige Mazda RX-8 ist quirlig-agil
Bis dahin verdiente sich das wohlgeformte Wankelcoupé jedoch reichlich Lob. Das etwas skurril anmutende Konzept mit den beiden nach hinten öffnenden Fondtüren hat sich in der Praxis bestens bewährt – sei es, um gelegentlich Mitreisenden den Zugang nach hinten zu erleichtern, sei es, um etwas sperrige Güter oder einen Isofix-Kindersitz im Fond zu verstauen. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Der RX-8 ist kein Familienauto. Dazu bieten die beiden Plätze im Fond zu wenig Knieraum, und auch das nicht erweiterbare Kofferraumvolumen von 290 l ist eher ein Fall für Zwei. Für den Spaß allein oder zu zweit ist der Wankelsportler gut gerüstet, was sich bei der ersten Sitzprobe herausstellt und mit jedem Kilometer bestätigt. Die bequemen Sportsitze bieten viel Seitenhalt und eine rückenschonende Unterstützung selbst auf Marathon-Etappen - allerdings nicht für jeden, denn zum einen fehlt dem RX-8 eine Gurthöhenverstellung, zum anderen eine Einstellmöglichkeit des Lenkrads in axialer Richtung.
Über die 30.000-Kilometer-Distanz zeigte sich der Mazda grundsätzlich von seiner bedienungsfreundlichen Seite, mit ein paar wenigen Ausnahmen. So liegt das Tastenfeld für das Navigationssystem (2300 Euro) etwas abseits auf dem Mitteltunnel, und die Instrumentenbeleuchtung muss je nach Lichtverhältnissen schon mal von Hand nachjustiert werden. Über den quirlig-agilen Charakter des RX-8 haben wir bereits hinreichend berichtet, er erfreut aber jeden Tag aufs Neue. Wer die 231 PS (170 kW) spüren will, muss zwar den kehlig röhrenden Zweischeiben-Wankel schon mal bis über 8000 Touren hochjubeln und die sechs bis zum Testende stets präzise einrastenden Gänge fleißig durchschalten.
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Dafür begeistert das relativ leichte, aber sehr steif und solide wirkende Coupé mit seiner bis zum Schluss nicht nachlassenden Lenk- und Fahrpräzision, die erfreulicherweise nicht durch eine zu harte Federung erkauft wird. An die bevorzugt hochtourige, dennoch vibrationsarme Arbeitsweise des Motors gewöhnt man sich schnell und lernt sogar das turbinenhafte Klangbild schätzen. Mit dem zu hohen Verbrauch (im Schnitt 14,8 l/100 km über die Dauertestdistanz) mag sich jedoch keiner abfinden. Bei gemäßigter Gangart sind zwar auch elf bis zwölf Liter drin, bei hohem Vollgasanteil genehmigt sich der Kreisläufer dafür aber auch schon mal 17 bis 18 l.
Der Ölstand sollte regelmäßig geprüft werden
Auch auf den Ölkonsum sollte man ein Auge haben. Zwar verfügt der Mazda über eine Öldruckanzeige und warnt bei zu niedrigem Ölstand, Kontrolle ist aber besser - und umständlich. Denn dazu muss die Motorabdeckung entfernt werden. Nahe der Spritzwand findet man dann auch einen Peilstab. Hat man den Ölstand kontrolliert, steht man zumindest bei schummrigen Lichtverhältnissen etwas hilflos da, denn die in den Tiefen des Motorraums liegende Peilstaböffnung ist nur mit viel Glück zu treffen. Auch die Lage des Öleinfüllstutzens – weit hinten im Motorraum direkt neben der offenen Lichtmaschine – ist nicht glücklich gewählt. Und ums Nachfüllen zwischen den fälligen Ölwechseln (alle 20.000 km) kommt man nicht herum, denn je nach Fahrweise verbraucht der RX-8 etwa 0,3 l Motoröl pro 1000 km.
Bleibt am Ende ein zwiespältiges Bild. Zwar bietet der RX-8 in der Topausstattung Revolution für 35.200 Euro eine gute Ausstattung (Hi-Fi-Anlage, Xenonlicht, Klimaautomatik), jede Menge Fahrspaß und viel Exklusivität. Zudem glänzte unser Testexemplar mit uneingeschränkter Zuverlässigkeit. Allerdings muss man sich auf happige Folgekosten einstellen, was in erster Linie am hohen Verbrauch, aber auch am beträchtlichen Wertverlust liegt. Ein knapp ein Jahr alter RX-8 mit 30.000 Kilometern auf dem Tacho erzielt laut DAT im Händlereinkauf nur noch 59 Prozent seines Neupreises.
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Technische Daten des Mazda RX-8
AUTO ZEITUNG 18/2006 | Mazda RX-8 |
Motor | 2-Scheiben-Kreiskolben |
Kammervolumen | 2 x 654 cm³ |
Leistung | 170 kW/231 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 211 Nm 5500/min |
Getriebe/Antrieb | 6-Gang-Getriebe/Hinterrad |
L/B/H | 4430/1770/1340 mm |
Leergewicht | 1315 kg |
Bauzeit | 2003-2012 |
Stückzahl | 192.094 |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 6,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 235 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 11,2 l S |
Grundpreis (Jahr) | 35.200 Euro (2006) |
Gern hätten wir den Mazda RX-8 noch länger unter die Lupe genommen, denn bis zu seinem vorzeitigen Ausscheiden nach 30.000 gefahrenen Kilometern hat der Japaner bewiesen, dass ein sportliches Coupé der exotischen Art zuverlässig und in hohem Maße alltagstauglich sein kann. Besonders die beiden hinteren Türen sind sehr nützlich. Außerdem bereitet der RX-8 mit seinem agilen Naturell viel Fahrfreude. Dabei erfordert die relativ schwache Drehmoment-Entwicklung im unteren Drehzahlbereich jedoch viel Schaltarbeit. Die Exklusivität, einen Wankel zu fahren, bezahlt der Besitzer allerdings bei jeder der häufig fälligen Betankungen aufs Neue – und das schmerzt.