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Kia Ceed/Opel Astra/VW Golf: Test Kampf in der Kompaktklasse

Carsten van Zanten

Im Test trifft der neue Kia Ceed auf den etablierten Opel Astra und den VW Golf. Wir klären, was der Südkoreaner den Alteingesessenen entgegen hält und ob er das Zeug zum relevanten Konkurenzprodukt hat.

Inhalt
  1. Karosserie: Ceed mit dem größten Kofferaum
  2. Fahrkomfort: Der VW Golf federt am besten
  3. Motor/Getriebe: Opel Astra am schnellsten auf 100 km/h
  4. Fahrdynamik: Bermerkenswerte Verbesserungen im Kia Ceed
  5. Umwelt/Kosten: Höchster Preis beim VW Golf
  6. Technische Daten Kia Ceed, Opel Astra & VW Golf
  7. Fazit

 

Die Kleinschreibung und das Apostroph im Modellnamen hat der neue Kia Ceed eingebüßt. Im Vergleich mit seinem Vorgänger tritt er zudem mit einer weniger markanten, dafür aber äußerst gefälligen und vom Oberklasse-Modell Stinger inspirierten Optik an. Dieses "erwachsenere" Auftreten der dritten Generation soll helfen, die bisherige Erfolgsgeschichte fortzuschreiben und dem Koreaner zusätzliche Marktanteile in der hart umkämpften Kompaktklasse zu sichern. Die erste Bewährungsprobe nimmt der neue Kia Ceed mit dem 120 PS starken 1,0-Liter-Turbo- Dreizylinder in Angriff. Er rangiert damit leistungsmäßig zwischen dem Opel Astra 1.4 Direct Injection Turbo mit 125 PS starkem Vierzylinder und dem VW Golf 1.0 TSI, der aus drei Zylindern 110 PS schöpft. Bühne frei für das Kräftemessen dieser drei Kompaktklasse-Schwergewichte.

Der Kia Ceed im Video:

 
 

Karosserie: Ceed mit dem größten Kofferaum

Der Begriff "Schwergewichte" ist in diesem Zusammenhang eher metaphorisch gemeint, denn mit Leergewichten von etwas über (Kia Ceed) bzw. knapp unter 1,3 Tonnen (Opel Astra und VW Golf) sind die Kontrahenten sicher nicht als adipös zu bezeichnen. Obwohl zwei Zentimeter flacher als das bisherige Modell, genießen Fahrer und Beifahrer im Ceed dank im Vergleich zum Vorgänger rund zwei Zentimeter mehr Innenbreite und drei Zentimeter mehr Innenhöhe ein fast so gutes Raumangebot wie im Golf. Dafür geht es im Fond des Koreaners spürbar beengter zu als in den beiden deutschen Wettbewerbern. Dazu trägt neben der niedrigsten Innenhöhe vor allem die tief heruntergezogene und nah am Kopf verlaufende Dachkante bei, die das subjektive Raumempfinden zusätzlich einschränkt. Mit 395 bis 1291 Litern bietet der Kia dafür zwar ein etwas größeres Kofferraumvolumen als Opel (370 bis 1210 Liter) und VW (380 bis 1270 Liter), darf allerdings als Einziger weniger als 500 Kilogramm zuladen und mit 1,2 Tonnen auch das geringste Gewicht an die Anhängerkupplung nehmen. Bei der Sicherheitsausstattung kommt der Ceed nahe an das Niveau des Astra heran. Unter anderem bietet nur der Koreaner serienmäßig einen Spurhalteassistenten, einen Lichtsensor sowie einen Fernlichtassistenten. Dafür lässt er sich aber beispielsweise im Gegensatz zu seinen beiden Rivalen nicht mit Kurven- oder gar Matrixlicht ausrüsten. Das mit Abstand umfangreichste Angebot an sicherheitsrelevanten Details bietet der Golf. So verfügt der Wolfsburger serienmäßig unter anderem über eine Multikollisionsbremse, die das Auto nach einem Crash automatisch festbremst, und lässt sich optional beispielsweise mit einem Anhängerrangierassistenten (525 Euro) ausrüsten. Auch in puncto Bedienung sowie Material- und Verarbeitungsqualität setzt der VW Golf in der Kompaktklasse nach wie vor Maßstäbe – wobei sich der Kia Ceed und Opel Astra in diesen Bereichen ebenfalls keine substanzielle Kritik gefallen lassen müssen.

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Fahrkomfort: Der VW Golf federt am besten

Um im Kia Ceed das Ein- und Aussteigen zu erleichtern, fährt der elektrisch einstellbare Sitz der Ausstattung Spirit (4600 Euro) mit dem Öffnen der Tür um einige Zentimeter nach hinten und nimmt mit dem Einschalten der Zündung wieder seine vorherige Position ein. Auch während der Fahrt erweisen sich die Vordersitze als angenehm komfortabel. Sie bieten viel Seitenhalt, weisen allerdings eine etwas zu kurze Sitzfläche auf. Der vielfach einstellbare ergonomische Aktivsitz (390 Euro) des Astra und der groß dimensionierte Komfortsitz des Golf (Ausstattung Comfortline: 2100 Euro) sind daher noch etwas bequemer. In Summe ist der Wolfsburger das mit Abstand komfortabelste Auto in diesem Trio. Dazu trägt neben dem niedrigsten Geräuschniveau und der besten Ergonomie vor allem auch der überzeugende Federungskomfort bei – auch ohne die erst für die stärkeren Motorisierungen verfügbare adaptive Fahrwerksregelung. Der Golf spricht dennoch sehr sensibel auf Fahrbahnunebenheiten an und absorbiert diese dank des sehr gut entkoppelten Aufbaus, ohne dass die Passagiere davon allzu viel mitbekommen. Der Opel und vor allem der noch straffere Kia lassen bei den Insassen hingegen wenig Zweifel über die Beschaffenheit der Straßenoberfläche aufkommen.

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Motor/Getriebe: Opel Astra am schnellsten auf 100 km/h

Der Dreizylinder-Turbomotor des neuen Kia Ceed ist ein guter Bekannter. So erwies beziehungsweise erweist sich das 120-PS-Aggregat im bisherigen Kia Ceed, im Kleinwagen Rio und im City-SUV Stonic als unterhaltsamer und weitgehend effizienter Antrieb. Diesen Ruf kann der 1,0-Liter-Motor beim Einsatz in der neuen Ceed-Generation nicht bestätigen. Beschleunigte der Vorgänger cee’d noch in 10,5 Sekunden von null auf 100 km/h, benötigt der Neue für die gleiche Übung 11,6 Sekunden – und damit deutlich länger als Golf (10,0 s) und Astra (9,4 s). Auch bei der Höchstgeschwindigkeit belegt der Kia nur den dritten Rang. Dabei untermalt der wenig kultiviert arbeitende Ceed-Motor sein Wirken über den gesamten Drehzahlbereich mit deutlich vernehmbarem typischen Dreizylinder- Knurren. Besser gefällt in dieser Beziehung der gleich große Golf-Motor, der vibrationsarm agiert und nur unter Volllast seine dreizylindrige Konstruktion auch akustisch verrät. An die Laufkultur des Astra-Vierzylinders kommt er allerdings ebenfalls nicht heran. Auf unserer AUTO ZEITUNG-Verbrauchsrunde genehmigt sich der Kia Ceed mit 7,8 Litern pro 100 Kilometer 1,2 bzw. 1,4 Liter mehr als Astra und Golf. Die beiden Deutschen teilen sich letztlich den Kapitelsieg, wobei der VW die etwas besseren Fahrleistungen des kultivierten Opel mit einem niedrigeren Verbrauch und seinem gut abgestuften, schnell und sanft schaltenden Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (2100 Euro) wieder wettmacht.  

 

Fahrdynamik: Bermerkenswerte Verbesserungen im Kia Ceed

Im Vergleich zur bisherigen Modellgeneration hat der neue Kia Ceed fahrdynamisch einen großen Schritt nach vorn gemacht. Für diese Feststellung reichen bereits wenige Meter auf der Handlingstrecke. Zwar ist die Lenkung um die Mittellage etwas indirekt, setzt dafür ab einem gewissen Lenkwinkel Richtungsänderungen aber umso zackiger um. Hinzu kommt ein ausgeprägtes Eigenlenkverhalten der Hinterachse, was den Kia äußerst agil erscheinen lässt. Der ganz große Fahrspaß will trotz dieser sehr guten Voraussetzungen allerdings nicht aufkommen, dafür fehlt es an Motorleistung. Es reicht immerhin, um eine bessere Rundenzeit als der Golf zu markieren. Der VW durcheilt das Kurvengeschlängel mit direkter, mitteilsamer Lenkung, fein regelndem ESP und guter Balance, wird allerdings neben seinem nominellen Leistungsdefizit vor allem durch das optionale Doppelkupplungsgetriebe eingebremst. Beim kräftigen Herausbeschleunigen aus Kurven stört es mit nicht immer perfekt passenden Drehzahl-Anschlüssen zwischen den Gängen. Die mit Abstand schnellste Rundenzeit markiert der Astra. Er überquert die Ziellinie 1,2 Sekunden eher als der Ceed und sogar 1,7 Sekunden früher als der Golf – und das trotz einer gegenüber den Konkurrenten etwas ausgeprägteren Untersteuertendenz und seines spürbar energischer regelnden Stabilitätsprogramms. Sein durchweg hohes Maß an Fahrsicherheit unterstreicht das Trio bei den Bremsprüfungen: Aus 100 km/h stehen alle drei Kandidaten mit kalter Verzögerungsanlage nach nur rund 33 Metern, mit betriebswarmen Scheiben und Belägen im Schnitt nach gut 34 Metern aus Tempo 100.  

VW Golf  im Video: 

 
 

Umwelt/Kosten: Höchster Preis beim VW Golf

In der Basisausstattung steht der neue Kia Ceed 1.0 T-GDI bereits für unter 20.000 Euro in der Preisliste und ist damit das bei Weitem günstigste Angebot des Trios. Durch die von uns getestete Modellvariante Spirit inklusive 17-Zoll-Bereifung und Vordersitze mit Lordosenstütze erhöhen sich die Anschaffungskosten um 4600 Euro. Das in bewertungsrelevanter Ausstattung beste Angebot ist somit der Opel Astra, zu dessen vergleichsweise hohem Einstiegspreis von 21.845 Euro verhältnismäßig geringe Ausgaben für die Reifen und Sitze unseres Testwagens hinzugerechnet werden müssen. Weitere Punkte sammelt der Rüsselsheimer mit dem umfangreichsten Angebot an Multimediaoptionen. Im Gegenzug gilt für ihn die ungünstigste Wertverlustprognose. Auch in puncto Garantie und Gewährleistung verliert der Astra an Boden, vor allem wegen der herstellerseitig nur einjährigen Mobilitätsgarantie. Das andere Extrem in dieser Beziehung ist der Kia, dessen siebenjährige Neuwagengarantie nach wie vor unerreicht ist. Den letzten Platz im Kostenkapitel belegt der VW Golf, der den Nachteil des höchsten bewerteten Preises bei gleichzeitig geringstem Ausstattungsumfang und Multimediaangebot weder mit den niedrigsten Kraftstoff- und Werkstattkosten noch mit den günstigen Versicherungseinstufungen wieder ausgleichen kann.

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Technische Daten Kia Ceed, Opel Astra & VW Golf

 

 
Carsten van Zanten Carsten van Zanten
Unser Fazit

Trotz seines inzwischen hohen Alters kann der 2012 vorgestellte VW Golf der siebten Generation immer noch beeindrucken. Der hochwertig verarbeitete Wolfsburger bietet neben einem hohen Komfortniveau auch eine ordentliche Portion Fahrdynamik. Gleichzeitig leistet er sich keine wirklichen Schwächen. Ganz anders die dritte Generation des Kia Ceed, zumindest als 1.0 T-GDI: Dem Dreizylinder fehlt es an Effizienz und Elan, was die vorhandenen dynamischen Qualitäten konterkariert. Hinzu kommen das vergleichsweise knappe Raumangebot und der überschaubare Fahrkomfort. Für den Koreaner bleibt daher nur Rang drei hinter dem flinken und ausgewogenen Opel Astra, der zudem viel Auto fürs Geld bietet.

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