Keilriemen wechseln: Kosten, Dauer und Anleitung
Das ist bei quietschendem Keilriemen zu tun
Er ist schwarz, aus Gummi und bis zu 160 cm lang: der Keilriemen. Er gehört zu den wichtigsten Bestandteilen des Fahrzeugs. Trotzdem erhält er erst Aufmerksamkeit, wenn er Probleme macht – genauer gesagt: wenn er quietscht.
Sein eigentümliches Quietschen, wenn er verrutscht, macht den Keilriemen zu einem der bekannteren Bauteile im Motor. Dennoch wissen viele Autofahrer:innen nicht, welche Funktion er erfüllt, geschweige denn, wie oft der Riemen gewechselt werden sollte – und was das dann auch noch kosten soll. Dabei ist der Keilriemen ein wichtiger Bestandteil eines Autos mit Verbrennungsmotor. Denn: Ohne den Keilriemen kommt das Auto nicht aus.
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Die wichtigsten Fakten zum Zahnriemen im Video:
Was ist die Funktion eines Keilriemens?
Der Keilriemen macht sich die Rotation der Kurbelwelle zunutze und überträgt sie auf die Nebenaggregate, wozu die Lichtmaschine, die Hydraulikpumpe, die Wasserpumpe und – bei den meisten modernen Modellen – auch die Servolenkung, die Lüftung und die Klimaanlage zählen. Ist der Keilriemen verrutscht, gerissen oder weist anderweitige Funktionsstörungen auf, kann es auch passieren, dass die Batteriekontrollleuchte im Cockpit aufleuchtet und die Batterie nicht mehr geladen wird. Reißt der Keilriemen, ist oft ein lauter Knall aus dem Motorraum zu vermerken.
In manchen Fällen ist der Keilriemen auch für die Servolenkung zuständig. Hier kann es schnell gefährlich werden, denn reißt der Riemen, lässt sich das Auto plötzlich nur noch unter Anstrengung lenken. Der schlimmste Fall: Der Keilriemen treibt zusätzlich auch die Wasserpumpe an. Fällt diese aus, kann das Kühlwasser nicht mehr zirkulieren und der Motor überhitzt. Ist das der Fall, sollte das Auto schnellstmöglich abgestellt werden – hier hilft nur noch die Fahrt auf dem Abschleppwagen zur Werkstatt, um teure Folgeschäden zu vermeiden.
Keilriemenwechsel: Intervall und Dauer
Sobald erste Verschleißspuren – wie etwa kleine Einrisse – auftreten, oder die Warnleuchte auf dem Armaturenbrett das Batteriezeichen anzeigt, wird es Zeit für einen Wechsel. Bei ausgeleierten Keilriemen reicht es manchmal auch, diesen nachziehen zu lassen. Als Dauerlösung gilt diese Lösung jedoch nicht.
Wie auch der Zahnriemen schreiben die Hersteller beim Keilriemen ein Wechselintervall vor. Wann er ausgetauscht werden muss, ist abhängig von Hersteller, Modell und Antrieb. Genauere Informationen finden sich im Handbuch des jeweiligen Fahrzeuges. Im Durchschnitt liegt dieser Wert zwischen 60.000 und 100.000 km. Bei normalem Gebrauch entspricht das einer Dauer von rund acht Jahren, Vielfahrer:innen müssen dagegen früher in die Werkstatt. Einige Hersteller geben das Wechselintervall neben den gefahrenen Kilometern auch nach dem Alter des Riemens vor. Bereits ab fünf Jahren kann ein Wechsel sinnvoll sein, da das Material mit der Zeit versprödet und somit rissiger wird.
Der Wechsel des Keilriemens in der Werkstatt dauert in vielen Fällen rund eine halbe Stunde. Dies gilt jedoch nur für Autos mit leicht zugänglichem Riemen. Ist der Riemen dagegen tief im Motorraum verborgen und nicht gut zugängig, kann der Wechsel bis zu einer Stunde dauern.
Das kostet der Wechsel des Keilriemens
Das Ersatzteil an sich ist nicht teuer. Je nach Länge und Modell sind Keilriemen bereits ab acht Euro erhältlich. Beim Wechsel des Keilriemens in der Werkstatt muss man – je nach Stundensatz sowie Arbeitsaufwand – mit 60 bis zu 250 Euro rechnen (Stand: Sommer 2024). Hier empfiehlt es sich, Angebote von verschiedenen Betrieben einzuholen und zu vergleichen. Den Wechsel selbst durchzuführen lohnt sich dagegen für technisch versierte (Hobby-)Schrauber:innen bei älteren Fahrzeugen. Bei modernen Pkws befinden sich viele Komponenten auf engstem Raum, teilweise sogar so eng aneinander, dass sich der Riemen nur von unten – also mit Hilfe einer Hebebühne – austauschen lässt.
Keilriemen selbst wechseln
Der Keilriemenwechsel in Eigenregie ist nur dann zu empfehlen, wenn technisches Fachwissen sowie entsprechendes Werkzeug vorhanden sind. Bei neueren Fahrzeugen gestaltet sich der Austausch oftmals schwieriger, da der Keilriemen nicht immer einfach zu erreichen ist. Oftmals befindet sich viel Technik im Motorraum und man benötigt eine Hebebühne sowie Spezialwerkzeug. Deshalb lohnt sich in solchen Fällen meist der Besuch in einer Fachwerkstatt. Wer technisch begabt ist, kann den Keilriemen selbst wechseln.
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
Um den Keilriemen abzuziehen, zunächst die Verschraubung der Lichtmaschine lösen.
Den alten Riemen lösen und abnehmen. Hilfreich ist es, ein Foto vom Riemenverlauf zu machen, um den neuen Keilriemen richtig zu positionieren.
Den neuen Keilriemen auflegen und durch das Zurückdrücken des Generators festziehen. Vorsicht: Hier sollte man den Grad der Spannung richtig einschätzen und diesen nicht zu stark oder viel zu schwach spannen.
Wenn nach dem Wechsel keine Warnleuchte mehr blinkt, und der Keilriemen sich weder optisch noch akustisch bemerkbar macht, ist alles richtig gemacht worden.
Keilriemen pflegen: So geht das
Damit es gar nicht erst zu einem defekten Keilriemen kommt, empfiehlt es sich schon im Voraus das Bauteil regelmäßig zu kontrollieren. Ob der Keilriemen noch in Ordnung ist, lässt sich daran erkennen, dass er beim Fingertest (bei ausgestelltem Motor!) nur ein bis maximal zwei Zentimeter nachgibt. Dabei zieht man den Keilriemen mit dem Zeigefinger zu sich heran. Gibt er mehr nach, sollte der Riemen ausgetauscht werden. Weitere Indizien: Verschleiß-Spuren, wie poröse und ausgefranste Stellen oder Einlaufstellen wie verhärtete Außenränder.
Ein Spray hält den Keilriemen zusätzlich in Schuss. Im Handel gibt es spezielle Pflegesprays für den Keilriemen, die die Lebensdauer des Bauteils verlängern sollen. Die Sprays sorgen dafür, dass die Gummimischung des Riemens weiterhin geschmeidig bleibt und beugen somit Verschleißerscheinungen vor. Auch Schmutz und Wasser sollen nicht so einfach am Riemen haften.
Was tun, wenn der Keilriemen quietscht?
Quietscht der Keilriemen, herrscht Handlungsbedarf. Das auffällige Geräusch entsteht, wenn der Riemen verrutscht ist. Das kann zwei Ursachen haben: Bei Nässe rutscht der Riemen gerne kurzerhand mal von der Scheibe, positioniert sich dann wieder von selbst an die richtige Stelle zurück. Handelt es sich also nur um ein kurzes Aufheulen, kann Entwarnung gegeben werden. Hält das quietschende Geräusch an, kann es sein, dass der Keilriemen aufgrund von Verschleiß ausgeleiert ist und zu locker auf der Keilriemenscheibe liegt. Dann sollte der nächste Weg in die Werkstatt führen. Alternativ lässt sich der Keilriemen auch selbst austauschen: Dafür benötigt man jedoch etwas Feingefühl und das richtige Werkzeug. Wie es geht? Eine Kurzanleitung geben wir weiter unten.
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Keilriemen mit einer Strumpfhose reparieren?
Der Volksmund behauptet, dass ein Keilriemen einfach durch eine Damenstrumpfhose ersetzbar wäre. Aber stimmt das auch? Der Mythos vom Damenstrumpf ist gar nicht mal so weit hergeholt. Bis in die 60er Jahre hinein war der temporäre (!) Wechsel des Keilriemens durch einen Seidenstrumpf sogar möglich. Bei Modellen, die nach den 1950er-Jahren gebaut wurden, ist jedoch stark davon abzuraten. Der Grund dafür ist, dass moderne Autos anstelle des klassischen "Keilriemens" einen Treibriemen haben, der viel länger ist, als ein Keilriemen, wie man ihn aus älteren Autos kennt. Das liegt daran, dass da er mit Servolenkung, Klimaanlage und Co. wesentlich mehr Funktionen antreiben muss als dies früher der Fall war.