Kärcher VC 6 OurFamily Car: Staubsauger im Test
Lohnt sich der Kärcher-Staubsauger für Auto und Haus?
Das Auto aussaugen ist natürlich auch an der Waschstraße möglich – ohne Frage aber zu Hause deutlich bequemer. Vor allem, wenn die richtigen Düsen zur Verfügung stehen. Der Kärcher VC 6 OurFamily Car soll sowohl im Haushalt als auch im Innenraum des Autos punkten. Ob das Multitalent den Spagat schafft, klärt die AUTO ZEITUNG im Test.
Kärcher ist bekannt für DEN Kärcher. Gemeint sind selbstverständlich die Hochdruckreiniger, mit denen Auto, Einfahrt, Terrasse, Fassade, und, und, und wieder strahlend sauber werden – und mittlerweile sogar als Verb "kärchern" im Duden für ihre Leistung honoriert werden. Es gibt jedoch auch Ecken im Auto, bei denen ein scharfer Wasserstrahl für die Innenreinigung eher ungeeignet ist. Auftritt: Kärcher VC 6 Cordless OurFamily, den wir im Staubsauger-Test in der "Car"-Ausführung auf Herz und Nieren prüfen.
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Kärcher-Autostaubsauger: Das ist der VC 6
Beim Kärcher VC 6 Cordless OurFamily handelt es sich selbstverständlich nicht nur um ein reines Auto-Reinigungsutensil. Vielmehr ist es ein herkömmlicher Akkustaubsauger, der in der "Car"-Edition mit einem speziellen Düsenset geliefert wird, dass sich für unterschiedlichste Oberflächen und Ecken in Auto und Haushalt eignet. Zur Wahl stehen dafür neben einer motorisierten Bürste auch insgesamt vier Düsen, die für die Reinigung von Polstermöbeln, in Ecken oder Staubwischen geeignet sind. Auch zwei Verlängerungen, einmal als robustes Rohr und als flexibler Schlauch, werden mitgeliefert. Dazu gibt es natürlich noch ein Ladekabel samt Wandhalterung mit induktiver Lademöglichkeit.
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Verarbeitung und Bedienung: Keine Rätsel offen
Mit einem großen Namen wie Kärcher erwartet man natürlich Exzellenz. Uns enttäuscht der Staubsauger beim Entpacken zumindest nicht. Alles, was nach und nach den Versandkarton verlässt, wirkt auf den ersten Blick solide, sauber verarbeitet und hochwertig.
Der weiße Hochglanz-Kunststoff mit gelben Akzenten mag gegenüber der durchdesignten Konkurrenz etwas einfach wirken, fasst sich aber gut an. Störende Kanten sucht man vergebens, Verletzungsgefahr ist dadurch also keine gegeben. Auch bei der Bedienung gibt sich der Akkustaubsauger von Kärcher keine Blößen. Viel zu bedienen gibt es jedoch auch nicht. Neben dem Revolver-artigen "Abzug" zum Ein- und Ausschalten des Staubsaugers, der mit einer Arretierung auch eingerastet werden kann, gibt es an am oberen Ende des Staubsaugers einen "Boost"-Knopf, mit dem die vollen 250 W Leistung des Elektromotors erweckt werden können.
Die Aufsteckdüsen werden mit einem sauber geführten Klick-System auf das Saugmodul gesetzt. Je nach Düse wird dabei auch über zwei Stromkontakte Elektrizität zu LED-Lichtern oder der motorisierten Elektrobürste geleitet.
Handhabung: Die Leistung genügt – meistens
Beim Staubsaugen selbst fällt zunächst auf: Der Kärcher VC 6 Akkusauger ist im Test recht leise. Zumindest, solange der Boost-Modus ausgeschaltet bleibt. Dieser ist ohnehin nicht immer nötig, Parkettböden und Fliesen werden auch mit weniger Saugleistung sauber. Wer dagegen Teppiche, Polstermöbel und insbesondere hartnäckigen Schmutz aus Autoteppichen im Fuß- und Kofferraum entfernen möchte, kommt um den "Boost" nicht umher. Mit 250 W ist das Akkugerät zwar bei weitem kein Kraftpaket, wird mit den gut geformten Düsen jedoch nahezu jeder Verschmutzung fertig – übrigens nur trocken! Beim VC 6 handelt es sich nicht um einen Nasssauger, Flüssigkeiten und Matsch sind also tabu. Festgesetzter Schmutz in einem groben Kofferraumteppich, etwa Sand, ist dagegen nur mit der richtigen Düse und voller Leistung wegzusaugen. Mit der Polsterdüse lassen sich dagegen Hundehaare mit Leichtigkeit entfernen – auch wenn die meisten Haare in der Bürste hängenbleiben.
Die Düsen lassen sich mit den Verlängerungen (Rohr und flexibler Schlauch) oder auch direkt am Sauger selbst befestigen, was im Alltag nahezu jede Ecke in Haus und Auto erreichen lässt. Aber wer den Stausauger zu Hause mit Motorbürste und Saugrohr normal nutzt, findet schnell zwei Dinge heraus: Erstens stößt die nicht sonderlich flache Bürsten-Rohr-Kombi unter niedrigen Sofas, Betten und Regalen schnell an ihre Grenzen, zweitens wird diese Kombi auch schnell schwer. Zwar wiegt der VC 6 nur knapp über zwei Kilogramm, wirkt in der Hand jedoch auf Dauer ermüdend. Hinzu kommt, dass sich der Staubsauger kaum von allein auf den Rollen der Bürste hält. Ein Abstellen an der Wand ist durch die leichtgängigen Rollen nicht möglich – die mitgelieferte Wandhalterung zur aufgebauten Lagerung des Staubsaugers also Pflicht.
Im Auto zeigt sich im Test vor allem die flexible Fugendüse als große Hilfe. Sie erreicht jeden noch so versteckten Winkel im Interieur und gelangt auch mit Leichtigkeit in den Spalt zwischen Mittelkonsole und Frontsitzen. Da sie aus Hartgummi besteht, ist sie zudem leicht biegsam und verursacht auf Kunststoffteilen im Innenraum keine Kratzer. Auch in der Wohnung ist die Düse eine große Hilfe. Ebenfalls praktisch: die LED-Fugendüse. Sie zeigt auch im dunklen Fußraum, wo sich noch Schmutz versteckt.
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Akku: Reichten 2,5 Ah für eine ausgiebige Reinigung?
Die Antwort gleich vorweg: Der 2,5 Ah Lithium-Ionen-Akku des Kärcher VC 6 OurFamily genügt im Alltagstest aus. Zwar reicht eine Ladung nur entweder für das Auto oder die Wohnung, dafür aber jeweils für eine ausgiebige Tour. Kärcher verspricht 50 min im Normalbetrieb und bis zu elf Minuten im Boost-Modus. Das lässt sich im Test auch reproduzieren. Im Mischbetrieb, der im Alltag wohl realistisch ist, sind 35 bis 40 min ein guter Richtwert. Für 90 m2 mit Parkett- und Fliesenböden genügte das – inklusive einiger Teppiche und Polstermöbel. Bei mehr Fläche und Teppichböden könnte dagegen Zwischenladen nötig sein.
Wie viele Prozent am Ende des Tests, wenn die Wohnung sauber ist, im Akku steckten? Unmöglich zu sagen. Der Kärcher VC 6 verzichtet auf Displays und zeigt den Akkustand in vier Stufen über drei LEDs an. Leuchten alle drei, sind noch über 70 Prozent der Energiereserven verfügbar, bei zweien sind es noch über 40, eine durchgehend leuchtende LED bedeutet 7,5 bis 39 Prozent. Fängt sie an zu blinken, ist der Akku nur noch zu 7,5 Prozent und weniger gefüllt. Im Test blinkt die LED nach 35 min Dauereinsatz und einer sauberen Wohnung. Im Auto mit Teppichboden und Polsterbezügen kommen wir im Test mit dem Kärcher VC 6 OurFamily auf eine ähnliche Zeitspanne.
Ein Vorteil ist der austauschbare Akku. Leider ist das Paket nur für die Staubsaugermodelle von Kärcher konzipiert, lässt sich aber mit einem Handgriff schnell aus dem Gehäuse lösen. Theoretisch lässt sich so auch ein Zweitakku vollgeladen auf Vorrat lagern, in der Praxis sollte das aber selten der Fall sein – es sein denn, es muss ein Haus oder eine Wohnung größer als 100 m2 mit Teppichböden gesaugt werden. Laden dauert – wie bei vielen Akkustaubsaugern – lange. Um die 220 min müssen bei leerem Akku eingeplant werden, bis das Gerät wieder auf 100 Prozent geladen ist.
Staubbehälter und Filter: Reicht das Volumen?
Zum Auffangen von Schmutz und Staub steht ein Staubbehälter mit 0,8 l zur Verfügung. Klingt erst einmal nach ordentlich viel Unrat, den die Kammer aufnehmen kann. Im Alltag genügt dies auch. Zwar muss sie nach jedem Saugdurchgang durch die Wohnung (im Test 90 m2 mit zwei Hunden im Haushalt) geleert werden, dafür entfällt das fummelige und lästige Wechseln eines Beutels. Der große Vorteil ist auch gleich ein Nachteil: Das Staubfach ist fest im Gerät eingebaut und lässt sich durch eine Klappe im Boden leeren. Das funktioniert auch gut, Haare wickeln sich jedoch um die Filtereinheit. Diese lässt sich ebenfalls mit einer Drehung ausbauen. Der Nachteil: Der Staubbehälter lässt sich so nur schwer selbst reinigen. Durch Sicken und Kanten sammeln sich in mehreren Ecken des transparenten Behältnisses Staub und Schmutz – gut von außen sichtlich. Nicht schön, ändert aber nichts an der Funktionalität.
Die Filter sind dagegen sehr einfach zugänglich. Tatsächlich ist die Sprache von einer Mehrzahl, denn neben dem Zyklon-Luftfluss mit grobem Filter und einem Lufteinlass-Filter für etwas kleineres Stückgut im Staubbehälter (übrigens auch ohne Filtereinheit entnehmbar) verbirgt sich unter dem herausnehmbaren Boost-Knopf noch ein HEPA-Filter, der die ausströmende Luft nochmals von Kleinstpartikeln befreit – daher eine Empfehlung für Allergiker:innen. Die ausströmende Luft wirkt zumindest sehr geruchsneutral und sauber – selbst bei Kaffeepulver im Staubbehälter. Der HEPA-Filter muss jedoch in regelmäßigen Abständen (laut Kärcher mindestens einmal jährlich) gegen ein passgenaues Ersatzteil getauscht werden – dieses kostet etwa zehn Euro. Der Hauptfilter kann indes einfach unter fließendem Wasser gereinigt werden und muss danach bis zu 24 h lang trocknen. Das sollte jedoch zwingend regelmäßig getan werden. Ist er voll, nimmt die Saugleistung rapide ab.
Empfehlenswerte Alternativen
Dyson Gen5detect
Zwar hat Dyson mittlerweile das Portfolio um Styling-Produkten erweitert, das Kerngeschäft bilden allerdings nach wie vor Staubsauger. Der kabellose und 3,5 kg schwere Sauger Dyson Gen5detect kommt mit Gimmicks wie einer sich automatisch anpassenden Saugkraft und bei einer regulären Verwendung als Haus-Staubsauger mit einer Bodendüse mit Stauberkennung. Der stärkste Staubsauger des Herstellers soll über 70 Minuten konstant starke Saugkraft ermöglichen und dank Zubehör wie der LED-Fugendüse und der Kombi-Zubehördüse Schmutz sowie Tierhaare entfernen können.
Tineco Pure one S15 Pro
Auch der Tineco Pure S15 Pro kommt mit einer automatischen Saugkraft-Erkennung. Im Vergleich zum Dyson bringt er nur drei Kilogramm auf die Waage und sollte sich so im Auto noch etwas handlicher bewegen lassen. Im Lieferumfang des Staubsaugers sind neben der Hauptdüse ebenfalls eine Fügendüse, eine Staubdüse sowie eine Teppichdüse enthalten. Die sogenannte PureCyclone-Technik soll den Filter bis zu neun Monate ohne Verlust der Saugleistung nutzbar machen.
So haben wir getestet
Ein Akkustaubsauger soll vor allem zwei Dinge können: Gut saugen und ausreichend Laufleistung mitbringen. Hierfür musste der Kärcher VC 6 OurFamily Car im Test unterschiedliche Schmutzpartikel im Boost-Modus mit unterschiedlichen Aufsätzen aus einem Autokofferraum mit Teppichboden saugen. Im Test wurden Hundehaare, Sand und trockenes Laub gewählt, um möglichst realistische Szenarien abzubilden. Ob das Volumen von 0,8 l stimmt, haben wir mit abgestandenem Kaffeepulver getestet – und konnten bestätigen, dass 0,8 l tatsächlich stimmen, aber den Maximum-Anzeigenstrich deutlich übersteigen und den Filter zusetzen. Das merkt der Staubsauger mit rotem Blinken an.
Die Akkulaufleistung wurde mit Alltagstests in einem Auto (Toyota Auris Hybrid) und in einer Wohnung (90 m2 Wohnfläche) getestet. In beiden Fällen wurden möglichst alltägliche Bedingungen geschaffen. Dabei wurde auch der Staubsauger bei Bedarf mit Boost-Modus betrieben. Gestartet wurden die Tests jeweils mit 100 Prozent Ladestand, um auch hier ein möglichst vergleichbares Feld zu haben.
Wer regelmäßig das Auto vor der eigenen Haustüre reinigen möchte, freut sich über einen leistungsstarken Allround-Staubsauger. Im Test zeigt der Kärcher VC 6 OurFamily Car, dass er durchaus das Zeug dazu hat, an beiden Fronten zu punkten. Während zu Hause die einfache Handhabung und die geringe Lautstärke gefallen, bewähren sich im Auto die vielen Düsenaufsätze. Kleine Detailpatzer lassen sich so verzeihen. Wer jedoch viel Fläche saugen muss oder Teppichböden in Haus oder Wohnung hat, könnte von der recht kurzen Laufzeit des vollgeladenen Akkusaugers genervt sein.