Jaguar XF Sportbrake/Volvo V90 T5: Test Wikinger-V90 trifft auf XF-Raubkatze
- Jaguar XF Sportbrake & Volvo V90 T5 im Test
- Karosserie: Jaguar gut bei Transportaufgaben
- Fahrkomfort: Luftfederung bei Volvo gegen Aufpreis
- Motor/Getriebe: V90 mit Benzin-Partikel-Filter
- Fahrdynamik: XT versprüht mehr Fahrspaß
- Umwelt/Kosten: Umfangreiche Garantieleistungen bei Volvo
- Technische Daten Jaguar XF Sportbrake & Volvo V90 T5
- Fazit
Im Test trifft Volvo V90 auf den brandneue Jaguar XF Sportbrake. Die schwedische Coolness und der britische Charme setzen mit ihrer Andersartigkeit starke Statements in der Oberklasse. Ein erster Vergleich der beiden Design-Kombis mit Vierzylinder-Turbobenzinern.
Backpacken in Peru statt Wandern im Allgäu? Einfach mal Sneaker beim Businesstermin tragen? Oder am Wochenende spontan zum Musikfestival fahren? Von bestehenden Gewohnheiten abweichen und Neues wagen, kann reizvoll sein – auch bei der Dienstwagenbestellung. Genau das verkörpern unsere beiden Testkandidaten und zeigen, dass es nicht immer ein deutscher Oberklasse-Kombi sein muss. Mit dem überaus aufregend designten V90 hat Volvo bereits seit 2016 eine echte Alternative im Portfolio. Und Jaguar schickt sich mit der Sportbrake genannten Kombiversion des dynamischen XF jetzt ebenfalls an, Fuhrparkmanager zum Umbestellen zu bewegen. Im Vergleichstest der zwei Individualisten trifft der britische Newcomer mit 250-PS-Vierzylinder-Turbobenziner auf den 254 PS starken Schweden.
Der Volvo V90 (2017) im Video:
Jaguar XF Sportbrake & Volvo V90 T5 im Test
Mit einer Länge von über 4,95 Metern ist der neue XF Sportbrake eine wahrlich imposante Erscheinung – allerdings auch nicht der beste Partner bei der Parkplatzsuche. Das Raumangebot für Mensch und Gepäck kann sich jedenfalls sehen lassen: Fahrer und Copilot sitzen recht mittig im Fahrzeug, was für eine vorzügliche seitliche Bewegungsfreiheit sorgt. Einschränkungen beim Beinraum notieren wir jedoch aufgrund der relativ breiten Mittelkonsole. Der Volvo ist insgesamt noch luftiger geschnitten, auch wenn man relativ dicht an den Türen sitzt. Fondpassagieren lässt der Jaguar etwas mehr Luft über dem Scheitel, allerdings bietet der 4,94 Meter lange V90 mit maximal 47 Zentimetern schon fast verschwenderisch viel Knieraum. Form follows function: Mit 560 bis 1526 Litern fällt das Laderaumvolumen des elegant gezeichneten V90 markenuntypisch bescheiden aus, und auch eine maximale Testwagen-Zuladung von 471 kg ist für einen Oberklasse-Frachter kein Ruhmesblatt. Mehr zu bieten hat da der Jaguar mit 565 bis 1700 Liter Gepäckvolumen, einer Zuladung von 539 kg und der etwas höheren Anhängelast.
Karosserie: Jaguar gut bei Transportaufgaben
Praktisch bei anspruchsvolleren Transportaufgaben: Die Rückbank des Briten lässt sich dreiteilig umklappen, während es für den V90 eine Durchlade-Luke in der asymmetrisch geteilt umklappbaren Lehne gibt. Seine Trümpfe spielt der Schwede bei Qualitätsanmutung und Sicherheitsausstattung aus. Das V90-Interieur mit seinem feinen Materialmix und der vorzüglichen Verarbeitung versprüht echtes Oberklasse-Flair. Im Jaguar finden sich etwa im unteren Bereich der Türverkleidungen recht rustikale Kunststoffe, zudem kommen aus der Mittelkonsole unseres Testwagens unschöne Knarzgeräusche. Und während beim V90 unter anderem Spurhalteassistent, Toter-Winkel-Warner oder Abstandsregeltempomat Serienstandard und optional Sicherheitsfeatures wie eine Heckaufprallabschwächung erhältlich sind, müssen Jaguar-Fahrer mit deutlich weniger Assistenzsystemen auskommen.
Fahrkomfort: Luftfederung bei Volvo gegen Aufpreis
Apropos weniger: Obwohl der getestete XF über die optionalen Sportsitze der R-Sport-Ausstattung (Aufpreis: 5000 Euro) verfügt, hat er in puncto Sitzkomfort das Nachsehen. Die Polsterung fällt zwar sehr kommod aus, der Seitenhalt könnte jedoch nachdrücklicher und die Sitzfläche länger sein. Beim Volvo lassen sich die Seitenwangen der Vordersitze einstellen und die Schenkelauflagen erweitern – so findet garantiert jeder Körpertyp die passende Sitzposition. Längere Reiseetappen kann man dagegen auf den gut konturierten Rückbänken bei der Testkandidaten komfortabel abspulen. Gerade bei höheren Autobahntempi verwöhnt der Schwede seine Passagieren mit einer subjektiv deutlich wirkungsvolleren Abschottung gegen Wind- und Abrollgeräusche, und auch laut Dezibel-Messgerät geht es an Bord des Skandinaviers leiser zu. Während der XF auf herkömmliche Stahlfedern mit optionalen adaptiven Dämpfern setzt, arbeitet im Volvo gegen Aufpreis eine Hinterachse mit Luftfederung und Adaptivdämpfern. Insgesamt liegt der V90 auf welliger Fahrbahn nicht so ruhig wie der straffer abgestimmte XF, bei dem wir nur leichte Ausfederbewegungen an der Hinterachse registrieren. Auf Frostaufbrüchen, Kanten oder Querfugen federt der Brite zudem feinfühliger an und hält selbst gröbere Unebenheiten von den Insassen fern. Nachlässig geflickte Landstraßen mit regelmäßiger Schlagloch-Abfolge sorgen beim Volvo für ausgeprägte Nickbewegungen. Dafür präsentiert sich der Schwede spurtreuer als sein britischer Kontrahent.
Motor/Getriebe: V90 mit Benzin-Partikel-Filter
Um es vorwegzunehmen: Mit den aufgeladenen Vierzylinder-Turbobenzinern sind die zwei Konkurrenten nur bedingt für Vielfahrer zu empfehlen. Testverbräuche von 9,1 (Jaguar) und 9,6 Litern pro 100 Kilometer (Volvo) gehen zwar angesichts der Leergewichte von jeweils rund 1800 Kilogramm in Ordnung, bei forcierter Gangart steigt der Kraftstoffkonsum jedoch exorbitant an. Während der XF über einen 74 Liter großen Tank verfügt, kann der V90 nur mit maximal 55 Liter Sprit befüllt werden – häufige Tankstopps bleiben da nicht aus. Vorteil Volvo: Seit Ende 2017 verfügen die Ottomotoren bereits über einen Benzin-Partikel-Filter. Jaguar bietet diese Technik derzeit nicht an. Bis auf ihre wenig emotionalen Klangbilder kann man den Zweiliter-Triebwerken ansonsten jedoch wenig vorwerfen. Beide Kombis sprinten in 7,3 Sekunden auf Tempo 100, wobei der Ingenium-Benziner des Jaguar in höheren Geschwindigkeitsbereichen eine Ecke spritziger wirkt und der XF auch beim Topspeed einen leichten Vorteil verbuchen kann. Die Automatik-Getriebe verfügen hier wie dort über acht Fahrstufen und verrichten ihre Arbeit in den meisten Situationen angenehm unaufgeregt. Das ZF-Getriebe des Briten schaltet teilweise jedoch beim gemächlichen Zurollen auf Ampeln mit spürbarem Rucken herunter.
Fahrdynamik: XT versprüht mehr Fahrspaß
So viele Gemeinsamkeiten diese Oberklasse-Kombis in puncto Antriebstechnik aufweisen, so unterschiedlich präsentieren sie sichbei den Dynamikprüfungen: Der Volvo kann auf der Handlingstrecke Größe und Gewicht nicht verbergen, durchfährt Kurven mit deutlicher Seitenneigung und wird bei zu viel Übermut sehr nachdrücklich von den Regelsystemeneingebremst. Eine Klasse für sich sind die exzellenten Verzögerungswerte des V90, der aus 100 km/h mit kalter Anlage nach 32,2 Metern und warm sogar nach nur 31,4 Meter zum Stehen kommt. Etwas weniger Biss zeigt der Jaguar bei den Bremstests (32,9 und 33,5 Meter), ist dafür aber deutlich kurvengieriger, weil Fahrwerk und Reifen Lenkbefehle direkt und sehr präzise umsetzen. Selbst mit deaktiviertem ESP gibt sich die Raubkatze sehr umgänglich, neigt nicht zum Übersteuern und versprüht mehr Fahrspaß.
Umwelt/Kosten: Umfangreiche Garantieleistungen bei Volvo
In der testrelevanten Ausstattung kosten die Kontrahenten knapp 60.000 Euro. Und wer sich bei der Fahrzeug-Konfiguration nicht zügelt, durchbricht schnell die 70.000-Euro-Grenze. Hinzu kommen – typisch Oberklasse – recht hohe Versicherungs- und Kraftstoffkosten. Für den Volvo sprechen jedoch die umfangreicheren Garantieleistungen.
Technische Daten Jaguar XF Sportbrake & Volvo V90 T5
JAGUAR XF Sportbrake 25t | VOLVO V90 T5 | |
---|---|---|
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4, Turbo | 4/4, Turbo |
Hubraum | 1997 ccm | 1969 ccm |
Leistung | 250 PS | 254 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 365 Newtonmeter | 350 Newtonmeter |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik /Hinterrad | 8-Stufen-Automatik/Vorderrad |
Beschleunigung | ||
0 - 100 km/h | 7,3 s | 7,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 241 km/h | 230 km/h |
Leergewicht (Werk) | 1760 kg | 1832 kg |
Bremsweg aus 100 km/h warm | 33,5 m | 31,4 m |
Verbrauch (Test/EU) | 9,1/6,8 l S/100 km | 9,6/6,8 l S/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/EU) | 216/154 g/km | 228/154 g/km |
Grundpreis | 51.060 Euro | 53.500 Euro |
Testwagenpreis | 58.871 Euro | 57.860 Euro |
Punktzahl (max. 5000 Punkte) | 3094 Punkte | 3132 Punkte |
Platzierung | 2 | 1 |
Der Mut zur Andersartigkeit zahlt sich beim Jaguar XF Sportbrake aus: Das feine Außen- und Innendesign ist ein deutliches Statement in Richtung der etablierten Oberklasse-Konkurrenz. Mit seinem großen und variablen Laderaum sowie der hohen Zuladung empfiehlt sich der Brite gleichzeitig für anspruchsvolle Transportaufgaben, und das Fahrwerk schafft den Spagat zwischen Komfort und Dynamik. Nachbessern sollte Jaguar bei Interieurqualität und Sicherheitsausstattung. Letztere zählt zu den Vorzügen des Testsiegers Volvo V90 . Der Schwede sticht ebenfalls aus dem Kombi-Allerlei heraus und ist fein eingerichtet. Weitere Stärken: bequeme Sitze, gute Geräuschdämmung. Dafür ist er kein Dynamiker und bietet beim Federungskomfort noch Luft nach oben.