Hyundai i10/Renault Twingo/Smart Forfour/VW Up: Test Up-Date im City-Car-Vergleich
Mit neuem Turbo-Motor tritt der VW Up 1.0 TSI zum Vergleichstest gegen Hyundai i10, Renault Twingo und Smart Forfour an. Kann der Wolfsburger die City-Cars der Konkurrenz hinter sich lassen?
Nein, für den Jahrmarkt der Eitelkeiten taugen moderne City-Cars wie Hyundai i10, Renault Twingo, Smart Forfour und VW Up nun wirklich nicht. Sie pfeifen auf Status und Prestige und sind eher praktisch veranlagt, aber die Kleinstwagen stellen nicht nur im Stadtverkehr die Farbtupfer im mitunter recht grauen Verkehrsalltag dar. Ordentlich motorisiert werden sie auch nicht zum Verkehrshindernis, strapazieren aber auch die Haushaltskasse nicht über Gebühr. Aktueller Neuzugang im Klein-Quartett: Der VW Up 1.0 TSI, der facegeliftet den Zulassungsturbo zünden soll. Fesch fährt er vor: mit geschärfter Front und überarbeitetem Heck sowie neuem 90-PS-Turbo-Motor. Grund genug also, die Konkurrenz zu einem "Up-Date" zu bitten. Autos mit einer Länge um die dreieinhalb Meter gehören bei der innerstädtischen Parkplatzsuche meist zu den Gewinnern. Doch bieten die Auto-Zwerge auch ihren Insassen ordentliche Plätze? Renault und Smart wirken mit ihrer hohen Sitzposition und der relativ weit vom Fahrer entfernten Windschutzscheibe vorn luftiger als der Hyundai. Am geräumigsten fühlt sich der Up an, der spürbar mehr Ellenbogenfreiheit als seine Konkurrenten aufweist. Im Fond gibt sich dagegen der kleine Koreaner dank seines vergleichsweise üppigen Knieraumes am großzügigsten. Die Kofferraum-Volumina erfordern dagegen Kompromissbereitschaft: So haben die Heckmotor-Zwillinge Twingo und Forfour jeweils einen relativ hohen Ladeboden, was dazu führt, dass das Standard-Kofferraumvolumen nur 185 Liter (Smart) respektive 219 Liter (Renault) beträgt. Die beiden konventionell konstruierten Hyundai i10 und VW Up bieten hier mit 252 und 251 Litern deutlich mehr. Immerhin können die Hecktriebler in der Variabilität mit serienmäßig klappbaren Beifahrersitzlehnen punkten. Bei der maximalen Zuladung liegt der i10 mit 436 kg einsam an der Spitze des Test-Quartetts.
Smart Brabus im Video:
Test: VW Up tritt mit neuem Turbo-Motor an
Ansonsten geben sich vor allem der Hyundai i10 und der VW Up im Alltag infolge ihrer selbsterklärenden Bedienung recht unprätenziös. Der Smart Forfour nervt mit einer fummeligen Sitzlehnenverstellung. Wie der Renault Twingo erkennt auch er ein gekoppeltes Smartphone nicht auf Anhieb als Musik-Medium. Auch dass Fahrzeuge, die mit extrem spitzem Bleistift kalkuliert wurden, einige Zugeständnisse an die Ausstattungsumfänge erfordern, beweist ein Blick auf die Sicherheits-Features. Einen Abstandswarner liefert nur Smart (250 Euro), einen Notbremsassistenten lediglich VW. Immerhin warnen Renault und Smart optional beim Verlassen der markierten Fahrspur. Ebenso erwähnenswert wie kritikwürdig: Bis auf den Hyundai gibt es Kopfairbags nur für die Frontpassagiere. Zwar verlangt in dieser Fahrzeugklasse niemand hochwertige Leder oder edle Stoffe und Hölzer – eine anständige Verarbeitung darf es dennoch sein. Den Anspruch daran erfüllen Hyundai, Smart und VW recht ordentlich. Der Renault Twingo zeigt beispielsweise beim Zuschlagen der Fondtüren mit Scheppergeräuschen sowie mit teilweise großen Spaltmaßen Verbesserungspotenzial. Schon nach wenigen Kilometern wird klar, dass die straffen Polster der Sitzfläche und -lehne im Hyundai sehr körpergerecht ausgeformt sind. Da kommen weder der VW noch der Renault und der Smart mit. In den beiden letztgenannten Autos trägt der hohe Fahrzeugboden dazu bei, dass den Passagieren vorne nur wenig Oberschenkelauflage zur Verfügung steht. Im Fond zeigt sich in Twingo und Forfour ein ähnliches Bild, wobei der Smart im Gegensatz zum Renault auf Aussparungen in den Vordersitzlehnen verzichtet, was permanenten Kniekontakt mit denselben garantiert. Entspannter sitzt man in der koreanischen und deutschen Konkurrenz.
Wenig Ausstattung in den City-Cars
Der Rotstift schimmert beim Test-Quartett auch im Ergonomie-Kapitel durch: Allen Kandidaten fehlt eine Axialverstellung für das Lenkrad. Immerhin besitzt der Hyundai i10 vier elektrische Fensterheber, die auch vom Fahrer bedienbar sind, während die übrigen Testkandidaten lediglich manuell zu öffnende Ausstellfenster in den Fondtüren aufweisen. Des weiteren punktet der Hyundai als einziger mit einer serienmäßigen Klimaanlage. Er ist es auch, der den langstreckentauglichsten Federungskomfort zu bieten hat. Seine Federelemente halten wacker dagegen, wenn brüchiger Asphalt unter die Räder kommt, brauchen allerdings an der Zuladungsgrenze speziell an der Hinterachse ihren Federweg rasch auf. Diese Eigenschaft ist beim VW Up, der übrigens mit dem Facelift subjektiv komfortabler unterwegs ist, etwas geringer ausgeprägt. Dafür gerät seine Karosserie auf Bodenwellen etwas stärker in Bewegung als der Aufbau des i10. Renault Twingo und Smart Forfour kennzeichnet zwar ebenfalls ein sensibles Anfedern, derbe Asphaltschäden können beide allerdings nicht so gut von den Insassen fernhalten wie ihre Konkurrenten in diesem Vergleichstest.
Turbo-Up ist sparsam und flott unterwegs
Auf den ersten Metern im VW Up (2016) scheint es so, als wäre der 1,0-Liter-Dreizylinder aus dem Dornröschen-Schlaf geweckt worden. Statt wie vorher als Sauger 75 PS stark (diese Version gibt es nach wie vor), pusht ihn ein Turbolader in der TSI-Version auf 90 PS und maximal 160 Newtonmeter, die mit den nur 993 Kilogramm Leergewicht leichtes Spiel haben. Nur gut zehn Sekunden vergehen bis zur 100-km/h-Marke und maximal sind 185 km/h drin. Dabei hängt das kleine, drehfreudige Motörchen gut am Gas, liefert spürbar satten Durchzug und bringt einen Hauch GTI-Feeling ins Kleinstwagen-Segment. Bei der Elastizitätsprüfung fällt er aber zwischen 60 und 100 km/h im vierten Gang leicht hinter den Renault Twingo zurück, was auch mit der Getriebeübersetzung zusammenhängt. Apropos Getriebe: Wer sich wundert, dass der Rückwärtsgang nicht mehr hinten rechts, sondern vorne links liegt, wundert sich zu recht, denn VW setzt beim 90 PS starken Up auf das bestens schaltbare Fünfgang-Getriebe aus dem VW Polo (Werkskürzel: MQ 200) statt auf die ursprünglich für den Up entwickelte Schaltbox. Die beiden 0,9-Liter-Turbos aus Renault und Smart gehen verhaltener zu Werke, insbesondere die Leistungsentfaltung des Twingo krankt zuweilen an einer trägen Gasannahme sowie spürbaren vereinzelten Einbrüchen im Drehmomentverlauf. Die Unterschiede in der Beschleunigung sind marginal, in der Elastizität etwas ausgeprägter. Die Hyundai-Ingenieure gingen bei der Motorisierung des i10 einen anderen Weg und setzten auf einen 1,2 Liter großen Vierzylinder-Sauger mit 87 PS. Er läuft recht kultiviert, offeriert aber deutlich weniger Zugkraft im Drehzahlkeller als die Konkurrenz. Um Schub zu generieren, braucht er Drehzahl und Sprit: Ein Testverbrauch von 6,2 Litern Super auf 100 Kilometer macht ihn zum Durstigsten. Wider Erwarten schneidet der temperamentvolle Up mit nur 5,5 Liter als Sparsamster ab.
Twingo und Smart enttäuschen beim Handling
Fahrzeuge dieser Kategorie werden der günstigen Preise wegen oftmals von Fahranfängern gekauft. Die in diesem Zusammenhang aufkommende Frage nach der Fahrsicherheit verursacht allerdings keinerlei Stirnrunzeln, denn aufmerksame ESP-Systeme sorgen dafür, dass selbst mutwillig produzierte Fahrfehler im Rahmen der physikalischen Grenzen bei den Testkandidaten folgenlos bleiben. Doch zeigen sich recht unterschiedliche fahrdynamische Charaktere. Die beiden technisch eng verwandten Hecktriebler Renault Twingo und Smart Forfour neigen schon sehr früh zum Untersteuern und werden dann radikal vom ESP eingebremst. Ihre Lenkungen agieren recht gefühllos. Der Hyundai hinterlässt einen deutlich dynamischeren Eindruck: Der i10 erreicht spürbar höhere Kurvengeschwindigkeiten als die Hecktriebler, bevor er leicht über die Vorderräder zum Kurvenaußenrand zu schieben beginnt. Seine Lenkung erfordert höherer Haltekräfte, vermittelt abergleichzeitig mehr Fahrbahnkontakt. Wer im Grenzbereich das Gas lupft, spürt ein leicht und gut kontrollierbar eindrehendes Heck. Noch einmal dynamischer geht der Up zu Werke. Seine aufpreispflichtige 17-Zoll-Bereifung krallt sich förmlich in den Asphalt und sichert dem VW die beste Traktion im Feld. Mit der feinfühligsten und präzisesten Lenkung im Testfeld ist er auf dem Handling-Parcours nicht nur das handlichste, sondern auch das flinkeste Stadtauto. Auch hat der Up aus 100 km/h den kürzesten Bremsweg bei warmer Bremsanlage.
Twingo gut für Sparfüchse
Sparfüchse sollten einen Blick auf den Renault Twingo werfen. Er hat nicht nur den niedrigsten Anschaffungspreis, sondern schneidet auch beim Wertverlust am besten ab. Da hilft es nichts, wenn der Smart Forfour mit niedrigeren Versicherungs- und Werkstattkosten dagegenhält. Der Kapitelsieg geht hier an den Renault. Der Hyundai i10 weiß mit fünf Jahren Voll-Garantie zu überzeugen, was der Konkurrenz zur Nachahmung empfohlen sei. Die Werkstattkosten sind dagegen nach ADAC-Schätzung beim Hyundai die höchsten des Test-Quartetts, ebenso ist es der Wertverlust. Aufgrund des größten Hubraums zahlen i10-Besitzer auch höhere Kfz-Steuern als die Konkurrenz. Der VW Up bildet bei den Kosten das Schlusslicht. Zwar verbraucht er am wenigsten, patzt aber mit dem höchsten Testwagenpreis, wobei hier selbst vier Türen noch extra kosten. Bei den übrigen Kosten-Posten schneidet er nicht besonders gut ab. Unser Gesamtfazit lesen Sie unterhalb der Tabelle mit technischen Daten und Messwerten.
Technische Daten | Hyundai i10 1.2 | Renault Twingo Energy TCe 90 | Smart Forfour | VW Up 1.0 TSI |
Motor | R4/4 | R3/4; Turbo | R3/4; Turbo | R3/4; Turbo |
Nockenwellen- Antrieb | Kette | Kette | Kette | Zahnriemen |
Hubraum | 1248 cm³ | 898 cm³ | 898 cm³ | 999 cm³ |
Leistung bei | 67 kW/87 PS 6000 /min | 66 kW/90 PS 5500 /min | 66 kW/90 PS 5500 /min | 66 kW/90 PS 5000–5500/min |
Max. Drehmoment bei | 121 Nm 4000 /min | 135 Nm 2500 /min | 135 Nm 2500 /min | 160 Nm 1500–3500/min |
Getriebe | 5-Gang, manuell | 5-Gang, manuell | 5-Gang, manuell | 5-Gang, manuell |
Antrieb | Vorderrad | Vorderrad | Vorderrad | Vorderrad |
L/B/H in cm | 367/166/150 | 360/165/156 | 350/167/155 | 360/165/150 |
Gepäckraum | 252 – 1046 l | 219 – 980 l | 185 – 975 l | 251 – 959 l |
0-100 km/h | 11,9 s | 11,7 s | 11,3 s | 10,3 s |
Höchstgeschw. | 175 km/h | 165 km/h | 165 km/h | 185 km/h |
100-0 km/h kalt/warm | 36,7 / 36,4 m | 36,3 / 36,2 m | 36,2 / 37,8 m | 36,3 / 35,4 m |
Handling | 1:56,4 min | 2:01,4 min | 2:01,4 min | 1:53,4 min |
Testverbrauch | 6,2 l S/100 km | 5,9 l S/100 km | 6,1 l S/100 km | 5,5 l S/100 km |
Grundpreis | 12.570 Euro | 11.990 Euro | 12.600 Euro | 12.830 Euro |
Platzierung | 2 | 3 | 4 | 1 |
Mit dem Facelift kämpft sich der VW Up dank des neuen Antriebs zurück an die Spitze des Kleinstwagen-Segments. Der Motor entpuppt sich nicht nur als besonders kräftig, sondern auch als besonders sparsam. In Kauf nehmen muss man dafür, dass der Up nicht gerade günstig ist. Der Zweitplatzierte Hyundai i10 gefällt mit einem für diese Wagenklasse recht hohen Komfort und dem umfangreichsten Garantiepaket im Test. Aber auch fahrdynamisch ist er vorne mit dabei. Die Kostenkarte des Vergleichs spielt der Renault Twingo. Günstige Anschaffungs- und Unterhaltskosten sowie gute Bremsen verhelfen ihm auf den dritten Platz. Sein Heckmotorkonzept erfordert beim Thema Karosserie jedoch Kompromisse. Das gilt in gleichem Maße auch für den Smart Forfour, der auf dem vierten Platz landet, weil er in einigen Punkten (Warmbremswert, Kosten etc.) schlechter abschneidet als der technisch verwandte Twingo.